18. Juli 2009

Impfpropaganda: Anzeige als journalistische Leistung verkauft

Schweinegrippe: 200 Probanden für Impftests gesucht
Ein Impfstoff gegen die sogenannte Schweinegrippe scheint gefunden. Voraussichtlich in der ersten Augustwoche beginnen am Universitätsklinikum Rostock erste Erprobungen des Mittels. ...
Darüber hätte die OZ wahrscheinlich nichts erfahren, wenn nicht dies der wirkliche Inhalt der Meldung gewesen wäre:
"Wir benötigen nun etwa 200 Probanden, Kinder wie Erwachsene." Die würden im Abstand von drei Wochen in der Rostocker Uniklinik für Innere Medizin zweimal geimpft, ihnen würde Blut zu Untersuchungszwecken abgenommen und sie hätten bei Erfolg der Testserie natürlich einen Impfschutz gegen die neue Grippe. Die Testpersonen erhalten eine Aufwandsentschädigung. Der Impfstoff wurde auf Basis bereits zugelassener Grippeimpfstoffe entwickelt. ...
Impfschutz(?), eventuelle Nebenwirkungen oder gar Impfschäden inklusive! Wenn das kein Grund ist, sich impfen zu lassen und dafür auch noch bezahlt zu bekommen!
Damit Unkundige sich auch garantiert zur Verfügung stellen:
Probanden für die Impfstudie können sich in eine Warteliste eintragen lassen unter tropen@med.uni-rostock.de oder Tel. 0381 494 7511.
Das ist eine Anzeige, indirekt eine der Pharmaindustrie.

Dass sich die OZ jedoch dafür hergibt, die Anzeige als redaktionellen Beitrag zu veröffentlichen, obwohl sie andererseits bejammert, dass sie den Abopreis erhöhen muss, ist völlig normal, denn die OZ ist ein Hochwert-Kampfblatt für Impfpropaganda.

Ich warne dringend davor, sich als Testperson impfen zu lassen. Wenn das so wichtig und völlig risikofrei ist, soll sich doch das Personal der Uni-Kliniken impfen lassen. Hat die OZ gefragt, wer sich von den Professoren und Dozenten als Versuchskaninchen hergibt? Nicht einmal das!

Zur Grippeschutzimpfung habe ich mehrfach Lesehinweise gegeben, zur Erinnerung diesen:

Grippeimpfung - Wirksamkeit überschätzt?!

und diesen:

Alle Jahre wieder - die Grippeimpfung

Neu ist dies:

Experte warnt vor Viren-Hysterie

Der britische Forscher Tom Jefferson hält die Gefahr durch Grippeviren für "systematisch überschätzt". Er hat zahlreiche Studien zum Thema Influenza ausgewertet - und beklagt im Gespräch mit dem SPIEGEL, dass mit der Grippe-Angst nicht zuletzt Geld verdient werden soll. ...

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), so kritisierte Jefferson, habe Anfang Mai eigens ihre Definition geändert, um die Schweinegrippe zur Pandemie erklären zu können. Das Kriterium, demzufolge es sich bei einer Pandemie um eine Krankheit mit hoher Sterblichkeit handeln müsse, sei dazu einfach gestrichen worden. "Ich finde es verrückt, welche Katastrophen uns Jahr für Jahr von den Grippe-Experten vorausgesagt werden", so Jefferson, der sich bereits in der Vergangenheit ähnlich kritisch geäußert hatte.

"Bislang ist keine von ihnen jemals eingetroffen", sagte der Forscher. Er verwies darauf, dass WHO, Gesundheitsbehörden, Pharmaindustrie und Virologen im Laufe der Jahre eine ganze Maschinerie um die Idee einer drohenden Influenza-Pandemie aufgebaut hätten. "Alles, was es jetzt noch brauchte, um diese Maschinerie in Gang zu bringen, war ein kleines, mutiertes Virus." ...

Eine Kritik speziell zum Umgang mit der sog. Schweinegrippe finden Sie hier:

Die Widersprüche einer "Seuche"

Schlampigkeiten des Tages

Hier teilte die Usedom-Peene-Zeitung über die XVI. Usedomer Kunstauktion mit:
... Bereits zum 26. Juli soll der größte Teil der Exponate im Kunstpavillon zu besichtigen sein, bevor sie am 1.August unter den Hammel kommen werden.
Das arme Tier, die armen Exponate!

Im selben Blatt:
Tag der Bäderpolizei: Beamte zum Anfassen
Wo durften sie angefasst werden?
... Die Polizei gab es zum Anfassen. Die deutschen und polnischen Beamten beantworteten viele Fragen. So konnte man seinen Bruder einmal im Gefangenentransporter einschließen, zivile Radarwagen bestaunen oder in ein Schlauchboot der Wasserschutzpolizei steigen. Beim Quiz um das richtige Verhalten im Straßenverkehr war Wissen als Radfahrer gefragt. Polizeihauptkommissarin Ortrud Schwarz konnte mit ihrem Team viele Preise für perfekte Antworten ausgeben. Lucas und Anne Lene (beide 7) aus Güsten staunten mit Oma und Opa, wie ein Fahrrad codiert wird. Dazu war extra die Bereitschaftspolizei aus Schwerin angerückt. Vorführungen der Hundestaffel und eine Seenotübung an der Seebrücke komplettierten das Programm.
Einmal abgesehen vom Inhalt und der Art der Schilderung in einem Hochwertblatt: Wer hat nun welchen Beamten wo angefasst?

Zu schlechter Letzt, wieder im selben Blatt und Wiederholung eines Dauerfehlers im vorigen Jahr:

Mit so einem Quark kann sich eine Lokalzeitung auch nur zeitweilig über das Sommerloch retten.

Der Duden widerspricht dem OZ-Hochwert-Duden mit dieser Schreibweise:

Shoo|ting|star [':... ] der; -s, -s : Person od. Sache, die schnell an die Spitze gelangt; Senkrechtstarter(in) Duden - Das Fremdwörterbuch, 9. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

Wort zum Sonnabend

Axel Meyer, Sie wissen schon, der Axel Meyer, kann es nicht fassen:
Nazi wird Vize-Bürgermeister
Unglaublich
Die Neonazis setzen sich an der Basis fest. Nach den Kommunalwahlen zogen Rechtsextremisten in etliche kommunale Parlamente des Landes ein. In dem Dorf Bargischow bei Anklam stellen sie jetzt sogar den stellvertretenden Bürgermeister. ...
Und dann schrieb er:
Auch etablierte Demokraten scheinen Lernbedarf zu haben, wie sie mit Hitlers Erben umgehen sollen. Aber vor allem in ländlichen Regionen zeigt der Schulterschluss mit Neonazis, wie sehr diese dort im Alltag verankert sind. Menschen, die in neonazistischen Hochburgen vor der braunen Gefahr warnen, sehen sich massiven Drohungen ausgesetzt. Die breite Unterstützung dieser Menschen wäre hingegen ein Zeichen, dass auch demokratische Parteien diese Gegenden nicht kampflos aufgeben wollen.
Nicht nur etablierte Demokraten haben, auch die OZ hat enormen Lernbedarf. Ich finde unglaublich, dass der Kommentator das nicht erkannt hat. Die breite Unterstützung der Neonazi-Gegner wäre ein Zeichen? Richtig, nur dürfen die Gegner nicht erwarten, dass die Unterstützung von der OZ kommt, so breit ist die Unterstützung nun auch wieder nicht.

Wenn die OZ den Aufschwung der Neonazis im Land und auf dem Land weitgehend totschweigt, statt ihn journalistisch aufzuarbeiten, ist das weder eine breite noch eine schmale Unterstützung der Nazigegner. In der Hochwert-OZ gibt es keine Auseinandersetzung mit dem Neonazismus im Land. Deshalb ist der bildliche Aufschrei scheinheilig.

Was den Lernbedarf von Landes- und Ortspolitikern betrifft, müssen sie zuerst lernen, die Bedürfnisse der Bürger zu kennen und sich nach ihnen zu richten. Wenn immer mehr Bürger merken, wie sie von Politikern verscheißert werden, wenn sie merken, dass sie nicht viel mehr sind als Stimmvieh und Steuerzahler, deren Steuern eben diese Politiker verteilen, wenn die Wähler erkennen, dass sich zu wenige Politiker um die tatsächlichen Sorgen und Nöte der Wähler kümmern, wie sie auch zu wenig von vielen Medien aufgegriffen werden, die noch nicht einmal nachweisen, wie wenig Bonzen um das Wahlvolk bemüht sind, sind sie erst einmal gewählt - dann ist es nur normal, dass sich immer mehr Bürger von den Parteien abwenden. Leider passiert es dann auch, dass Unkundige voller Wut und Verzweiflung die Neonazis wählen (wofür ich jedoch kein Verständnis habe). Nur, das haben die Bonzen und deren Sprachrohre indirekt mitverursacht, statt umfassend zu informieren.

Ich halte es weiterhin für eine Langeweile-Übung, in der OZ die Wahlergebnisse zu verkünden, bevorstehende Wahlen als spannend darzustellen und das tatsächliche Leben links oder recht liegen zu lassen. Auch in dieser Hinsicht entziehen sich solche Medien immer mehr ihre Existenzberechtigung.

Ruhe bleibt die erste Bürgerpflicht

Den OZ-Lesern in Vorpommern soll es wohl egal sein, was da bald im Endlager
sog. Atommüll-Zwischenlager Lubmin ankommen wird. Jedenfalls fand ich nichts dazu in der OZ:

Verglasung der Karlsruher Atomsuppe verzögert sich

Die Verglasung der hochradioaktiven Atomsuppe in Karlsruhe verzögert sich erneut. Wie das baden- württembergische Umweltministerium am Freitag in Stuttgart mitteilte, verlangen Gutachter noch weitere Detail-Nachweise zur Sicherheit im Fall eines Flugzeugabsturzes. Erst wenn diese da seien, könne die Verglasung beginnen. Die Umwandlung von rund 60 000 Litern radioaktiver Plutonium-Giftbrühe in eine Glasschmelze für den Transport ins Zwischenlager Greifswald dürfte sich damit um weitere Wochen verzögern.

... Die hochradioaktive Atomsuppe (im Fachjargon: Highly Active Waste Concentrate/HAWC) stammt aus der Versuchsanlage zur Wiederaufarbeitung abgebrannter Atom-Brennelemente aus deutschen Kernkraftwerken. Die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) ging 1971 in Betrieb und wurde 1991 stillgelegt.

Nach jetzigem Stand soll bis 2020 der WAK-Rückbau beendet und damit keine Radioaktivität mehr auf dem Gelände sein; für das Jahr 2023 ist die grüne Wiese geplant - ursprünglich war die schon für 2010 angepeilt worden. Auch der ursprüngliche Kostenplan ist längst gesprengt: Statt etwa einer Milliarde Euro dürfte das Projekt am Ende rund 2,6 Milliarden Euro kosten.

Schön für die Leute rund um die Anlage Karlsruhe, dass dort nichts Radioaktives bleibt. Dafür erhalten es die Vorpommern. Die können das ab, wie sie schon den eingelagerten Atommüll bei Lubmin ertragen, auch eine Giftschleuder vertragen sollen, obwohl sie die zu erzeugende Elektroenergie nicht benötigen und der Bodden auch so im Sommer warm genug ist, sollen die Gülle und den Gestank aus riesigen Schweinemastanlagen, den Gestank von Ölmühlen verkraften - im Gesundheitsland MV.
Nur so nebenbei: Was ist aus der geplanten Ölförderung in Heringsdorf geworden? Wem gehört das Gelände mit den Bohrlöchern?

Offene Fragen

Für Bunkerbewohner zwar interessant, doch die gehen nicht hin, sind ja Bunkerbewohner:
Sonne, Strand und mehr . . .
An der Ostseeküste gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich im Urlaub aktiv zu erholen. Die OZ gibt zehn Tipps für die Sommerferien. ...
Gab die Landesredaktion diese Tipps etwa den Urlaubern unter den OZ-Käufern? Lohnt sich das für etwa 5000 zusätzlich verkaufte Exemplare? Oder soll der Eindruck erweckt werden, Zehntausende Urlauber lesen die OZ?
Zur Vergrößerung auf Tabelle klicken. Es geht um den EV-Verkauf.

"Generation Upload kommt ohne Verlage und Autoren aus"

Der unbekannte User: Generation Upload oder Generation Cyborg?

So rätselhaft wie das Internet sind seine User. Undifferenzierte Kritik an ihnen ist heute keine Seltenheit. ...

Die OZ macht es anders, sie schweigt weitgehend tot; wird ihr auf Dauer nichts nützen.

Ein oft nicht gesehenes bzw. unterschätztes Merkmal dieser neuen Generation ist auch die Tatsache, dass sie im Internet fast simultan Informationen aufnimmt bzw. recherchiert, Kontakte knüpft und pflegt (Social Networking) sowie publiziert. ...

Damit sind die modernen Internetuser vor allem schnell und effizient. Zudem lassen sie alle möglichen Gatekeeper traditioneller Art einfach hinter sich. Nicht mehr Herausgeber oder Verleger bestimmen im Social Web, was gut und wichtig ist, sondern Aufmerksamkeit und Online-Reputation. Vor diesem Hintergrund lässt sich auch der Heidelberger Appell (Appell
PDF-Datei) "Für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte") wie ein Abgesang auf eine im Untergang begriffene Ordnung lesen, weil sich ihre Protagonisten im neuen, digitalen Zeitalter erst verorten und damit abfinden müssen, dass sie künftig kleinere Brötchen backen werden.

Aber wie auch immer Autoren und Verlage ihre Werke durch Leistungsschutz- und Urheberrechte werden schützen wollen, die Generation Upload kommt im Zweifel ohne sie aus: Ihre Überlegenheit beruht nicht nur auf dem schon frei zugänglichen Wissen im Internet, sondern auch auf der Vernetzung untereinander, über die sich rasch und unkompliziert offene Fragen klären und wichtige Hinweise weiterleiten lassen. Wer so vernetzt ist, fühlt sich wie ein Teil eines gigantischen Gehirns. ...

Fragt sich, wozu für diese Leute Tageszeitungen taugen.

Hochwertiges aus der Wirtschaft

Seit Mitte 2007 hatte ich auf die Übungen der OZ hingewiesen, die Wirtschaftsentwicklung schönzuschreiben. Noch im Herbst 2008 verdummte die OZ ihre Leser mit solchem Quark - inklusive der Kaffeesatzlesereien sog. Wirtschaftsweiser, die nie eintrafen - eine Unsitte der OZ, die sie nach kurzer Pause der Besinnung unverdrossen fortsetzte. Für das alles haben Sie Geld ausgegeben.

Dass die OZ-Wirtschaftsweisen als Nachplapperer von Bonzengewäsch nicht merkten oder merken wollten, dass die Krise längst da war, als sie sich noch immer als Gute-Laune-Vervielfacher abmühten, haben die zahlenden Leser der Redaktion vielleicht schon verziehen oder die Konsequenz gezogen, für so etwas kein Geld mehr auszugeben. Dass aber die meisten sog. Wirtschaftsweisen im weiteren Sinne ahnungslos waren und es noch sind, sie die Bonzen, die die Journalisten und die wiederum die Leser ahnungslos hielten, dafür gibt es einen weiteren Beleg. Es zeigt sich, wie überflüssig die Wirtschaftsweisen sind:

Ahnungslose Ökonomen

... Die BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) hatte schon seit Jahren vor den Gefahren der "Great Moderation" gewarnt und darauf hingewiesen, dass sich kreditgetriebene Blasen an den Märkten für Aktien, Immobilien, Unternehmensanleihen und Rohstoffe gerade dann bilden, wenn alles hervorragend läuft, wenn also die Wachstumsraten relativ stabil und hoch, die Inflation niedrig und die Staatshaushalte im Gleichgewicht sind. Da alle Blasen irgendwann platzen, dürfen sie nicht zu groß werden. Je größer sie sind, desto höher sind die Folgekosten. Die Politik sollte frühzeitig etwas gegen überhitzte Märkte tun - "leaning against the wind".

Nicht nur das, sie hatte auch vorhergesagt, dass es lange dauern und viel an verlorenem Output kosten würde, bis die Haushalte und Unternehmen ihre Schulden wieder auf ein Normalmaß reduziert hätten. Während der Übergangszeit sei vor allem Sparen angesagt. Das heißt aber nichts anderes, als dass die Nachfrage - und damit das Wirtschaftswachstum - auf Jahre hinaus schwach bleiben könnte. Große Probleme hätten auch die Banken: Da der Wert ihrer Aktiva durch den Kurseinbruch bei Aktien, Unternehmensanleihen und die konjunkturbedingten Risiken bei den Krediten schrumpfen würde, vermindere sich ihre Kapitalbasis - erst wenn sie wieder hergestellt sei, könne an eine neue Expansion der Kredite gedacht werden.

Der BIZ war klar, wie es zu der Depression der dreißiger Jahre und zu dem "verlorenen Jahrzehnt" in Japan gekommen war. Sie hatte offenbar auch die wegweisenden Arbeiten von [3] Irving Fisher und [4] Hyman Minsky zur Krisenanfälligkeit der Wirtschaft gründlich studiert. Die globale Boomphase der vergangenen zwei Jahrzehnte wies für sie frappierende Parallelen zu den beiden früheren Episoden auf, und wer eins und eins addieren konnte, wusste, was folgen würde. Die BIZ gehörte, anders als die euphorisierten Marktteilnehmer und Politiker, zu denen, die zählen konnten. ...

Kaum jemand hat auf die Warnungen der Bank gehört. Hoffentlich hören die Beteiligten jetzt auf sie und tun etwas.

Die OZ verbrauchte heute zwei Seiten, damit Redakteure ihren Lesern Bücher für den Urlaub empfehlen konnten, wie schon 2007, wiederum ohne den Tipp, regelmäßig z.B. im Perlentaucher zu lesen, wo es täglich neue Hinweise auf Bücher kostenlos gibt, oder auch hier. Zahlende OZ-Leser sollten die OZ-Wirtschaftsweisen auffordern, im Urlaub den Bericht der BIZ zu lesen.

17. Juli 2009

Familienministerin muss weiteres Märchen eingestehen

Die Familienministerin hat mehrfach gelogen. Die OZ und andere hochwertige Blätter fielen darauf herein. Nun hat es den Anschein, lieber berichten sie gar nicht mehr über die Ministerin. Im Blog habe ich mehrfach auf die unmögliche Ministerin hingewiesen, zuletzt hier, als sie zu ihrem Gesetz über Internetsperren äußerte:

Das oberste Ziel muss sein, die Täter zu stellen. Das ist Polizeiarbeit. Und das zweite entscheidende Ziel muss sein, die Quelle zu löschen auf dem Server, wo sie sind. Aber da stößt man Grenzen, wenn der Server z.B in Indien steht. Ein Land, das keinerlei Ächtung von Kinderpornografie hat. Da können sie nicht mehr löschen.

Vor allem Blogger und andere Internetnutzer haben daraufhin die indische Regierung über deren Botschaft um Aufklärung gebeten.

Hochinteressant ist auch, wie schlampig in dem Leyen-Ministerium gearbeitet wird - alles keine Thema für eine Hochwertzeitung, für die taz schon:

Kinderpornografie-Vorwürfe
Von der Leyen brüskiert Indien


Familienministerin von der Leyen warf Indien vor, Kinderpornografie nicht zu verfolgen. Indiens Botschaft reagiert empört, die Piratenpartei wittert leichte Beute - und die Ministerin macht einen Rückzieher. ...

Wie so oft nicht in der Hochwert-OZ sondern hier, erhalten Sie umfassend Hintergrund, natürlich kostenlos:

Zensursula, Indien, Microsoft und die Lüge in der Politik

Internetsperren sind nicht nur eine Möglichkeit, unliebsame Meinungen zu unterdrücken, sie können auch ein sehr profitables Geschäft sein. Wenn ein Unternehmen beispielsweise die Infrastruktur zur Bekämpfung der Kinderpornographie im Internet stellt, so ist dies nicht nur ein einmaliger Auftrag – für Servicedienstleistungen, und vor allem die Schulung der Mitarbeiter in den Strafverfolgungsbehörden, winken lukrative Folgeaufträge. Das große Geld lässt sich dann in der Zukunft verdienen – Zertifikate, die Zertifizierungsinfrastruktur und die damit zusammenhängende Netzwerktechnik sind ein Milliardengeschäft. Da kann es nicht schaden, den Fuß bereits in der Tür zu haben und das Problem größer erscheinen zu lassen, als es eigentlich ist. Microsoft hat seinen Fuß bereits in der Tür. ...

Über Beitragsbemessung

Ich stutzte, als ich diesen Leserbrief las:
... Wann endlich kommen die Damen und Herren Politiker auf die Idee, dass ... die Beitragsbemessungsgrenze aufgehoben wird. Damit wäre ein erster Schritt getan, aber diesen Schritt wird man nicht machen, weil es dann die Damen und Herren Politiker selbst beträfe.
Fragt sich, warum nicht in Berichten und Kommentaren sog. hochwertiger Tageszeitungen dieses wichtige Thema behandelt wird.

Hier eine Idee:
Auch journalistische Führungskräfte in Tageszeitungsverlagen Ost verdienen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze Ost (4550Euro), mindestens 5100 Euro monatlich. Hier erfahren Sie alle Details.
Selbst Redakteure ohne Leitungsaufgabe mit langjähriger Erfahrung liegen etwas oberhalb der Bemessungsgrenze. Warum also sollten sie das Thema hochschreiben? Wäre ja noch schöner!

Wertloses über Hahnenkampf

Seit vorgestern, 19 Uhr, ist bekannt, dass in Schleswig-Holstein zwei Hähne öffentlich gegeneinander kämpfen. Heute erfuhren es auch die Bunkerbewohner unter den OZ-Lesern:
Sturm an der Kieler Förde - Stille in Berlin
Für die CDU in Schleswig-Holstein steht endgültig fest: Die Koalition mit der SPD ist beendet. Das machte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) gestern noch einmal unmissverständlich deutlich. ...
usw.
Ich fand nichts Neues in dem Bericht und frage mich, warum Leser, denen es wie mir ergeht, gezwungen werden, für längst Bekanntes zu bezahlen. Was über den Hahnenkampf berichtet wurde, war nicht hochwertig, sondern wertlos.

Möglichkeit in Wirklichkeit verwandelt

Die Geschichte geht mir zwar am Arm vorbei, aber seis drum:
Opposition lehnt Kreisreform ab
Zwei Jahre nach dem gerichtlichen Scheitern einer radikalen Verwaltungsreform in MV startet der Landtag in Schwerin einen neuen Anlauf zum Umbau der Verwaltung. Auf ihrer letzten Sitzung vor der parlamentarischen Sommerpause eröffneten die Abgeordneten gestern die Beratungen zum größten Reformvorhaben der seit 2006 regierenden SPD/CDU-Koalition mit einer Generaldebatte. ... Die drei Gesetzentwürfe wurden mit Koalitionsmehrheit zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse überwiesen. ...
Heißt also: Entschieden ist nichts. Das hindert die OZ aber nicht daran, so zu tun, als sei die Kreisgebeitsreform beschlossen, denn es hätte stehen müssen: Das ist im Gesetzentwurf vorgesehen; stand aber nicht, sondern es wurde statt in der Möglichkeitsform in der Wirklichkeitsform geschrieben:
INFO
Die drei Säulen
Kreisstruktur: Zum September 2011 werden aus bislang zwölf sechs neue Landkreise gebildet. ...
Oder auch nicht.
Aufgabenzuordnung: Das Land verlagert Aufgaben auf die Kommunalebene. ...
Oder auch nicht.
Finanzausgleich: Die Kommunen erhalten vom Land jährlich Zuweisungen in Höhe von etwa 1,3 Milliarden Euro, die in der Perspektive aber sinken. ...
Oder auch nicht.

Zeitdiebstahl mittels Herumeierei

Die Usedom-Peene-Zeitung nervt mit diesem journalistisch unmöglichen Anfang:
Hoppach: Wollen jedem 80 Prozent Nettoentgelt sichern
Und worum geht es?
Die Auftragsflaute im Schiffbau geht auch an der Wolgaster Peene-Werft nicht spurlos vorbei.
Wenn sie nicht spurlos vorbei geht, dann hinterlässt sie Spuren. Warum schrieb der Autor das nicht, sondern verniedlicht die Angelegenheit, eine weit verbreitete Unsitte, für eine Zeitung jedoch eine peinliche, journalistisch unhaltbare Herumeierei. Vor allem, warum schrieb der Autor nicht endlich, um welche Spuren es sich handelt?
Am Mittwoch hatte Betriebsratschef Manfred Hoppach den etwa 500 Kollegen des Neubau-Bereiches der Werft bei einer Versammlung reinen Wein eingeschenkt.
Reiner Wein, meinetwegen; doch auch das ist immer noch Herumeierei. Warum schrieb der Autor nicht endlich, woraus der Wein, der reine, besteht?
"Es gab lange Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung über die arbeitsmarktpolitische Maßnahme Kurzarbeit", so Hoppach gestern.
Aha, zumindest nennt der Autor endlichendlich das böse Wort: Kurzarbeit. Doch müssen Werftler nun kurzarbeiten oder nicht?
"Wenn sich der Auftragsbestand nicht festigt, gehen wir ab September im Bereich Neubau in die Unterbeschäftigung." Das bedeute Kurzarbeit für die ersten Kollegen dieser Abteilung ...
Geschafft! Der Kern der Meldung ist nun endlich genannt. Diese zwei Sätze wären ein sehr guter Einstieg in den Text gewesen. Doch so ist es eine Unverschämtheit, die Leser so lange zu nerven, für den Autor günstig, füllte er doch wenigstens die Spalte - mit Füllstoff, als Nachricht wertlos, dennoch von Ihnen bezahlt. Das soll hochwertig sein?

USA: Banken mit Milliardengewinn - und sonst so?

Was gibt es Neues über die Wirtschaft in den USA zu berichten? Die OZ berichtet, was alle mir bekannten Medien bereits berichtet haben:
J.P. Morgan mit unerwartet hohem Milliardengewinn
Wie ist das möglich?
Und sonst so? Nichts.

Anderswo gibt es Interessantes und Hochwertiges, das bildlich ein völlig anderes Licht auf die Wirtschaft und das, was noch bevorsteht, wirft:

"US-Industrieproduktion - weiter abwärts"

... Die US-Industrieproduktion fällt im Juni um -0,4% zum Vormonat. Zum Vormonat fällt die Industrieproduktion bereits den 8. Monat in Folge, nimmt man den einzig positiven Monat Oktober 2008 raus, fällt der Output sogar unglaubliche 17 Monate in Folge....

Während Billionen Dollar an Verlusten aus dem spekulativen Finanzsystem sozialisiert wurden und damit der Casinobetrieb bis heute unangetastet blieb, schrumpft der wertschöpfende Bereich immer weiter, einhergehend mit immensen Arbeitsplatzverlusten und den Einkommen daraus. Eine nachhaltige Wende oder gar ein Aufschwung der Realwirtschaft ist nicht in Sicht, auch wenn die Geld aus Geld-Macher vorübergehend wieder Oberwasser bekommen. In Wirklichkeit wird mit dem Aufbäumen des Finanzsystems, befördert durch die Unsummen der Notenbank und des Staates, nur der Grundstein für die nächste Stufe der Krise gelegt. ...

Oder:

"US-Zwangsversteigerungen mit +33,2% zum Vorjahresmonat"


... Die Hauptursache für die weiter hohe Anzahl von Anträgen auf Zwangsversteigerungen ist die hohe Arbeitlosigkeit. Der Stellenabbau in den USA kumulierte sich in den letzten 18 Monaten auf unfassbare 6,460 Millionen verlorene Jobs! ...

Werftenkrise: Nichts Neues, dafür Trost

Auf einer Sonderseite für Bunkerbewohner, und nur für sie, berichtete die OZ:
Tag der Wahrheit für Wadan
Gestern, kurz nach sechs Uhr früh (damit ihr wisst, dass wir früh aufstehen mussten) vor der Wadan-Werft in Wismar: Am Werkstor hängen Transparente, in Eisenschalen lodern Feuer, aus Lautsprechern tönt Musik. Werftarbeiter sitzen auf Bänken und packen ihre Stullen aus, obwohl die Frühstückspause noch lange nicht begonnen hat. Sicherheitsleute verfolgen mit entspannter Miene das Geschehen. "Die Werft ist besetzt", steht auf einem Schild am Tor. Man wolle ein Zeichen setzen, sagt die Betriebsratsvorsitzende Ines Scheel. "Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, dass wir weiter um den Erhalt des Standortes und der Arbeitsplätze kämpfen." ...
Hier habe ich das Lesen des Textes beendet, um nicht einzuschlafen.
Welchen Sinn hat es, eine Werft zu besetzen, auf der es bald nichts mehr zu tun gibt? Ein Zeichen setzen? Für wen, wozu?

Wäre es nicht einen Kommentar wert zu zeigen, wie die Vereinzelung - jeder kämpft für sich allein - verhindert, dass vor allem im Interesse der Werftarbeiter gehandelt wird? Gäbe es Solidarität unter den Arbeitenden/Arbeitslosen, die in fast 20 Jahren Gesamtdeutschland aberzogen wurde, würde mit Generalstreiks etwas zu erreichen sein. Streiks auf den betroffenen Werften sind natürlich albern, da es bald nichts mehr zu tun gibt. Und was mit Großdemonstrationen zu erreichen ist, wissen zumindest jene, die vor 20 Jahren dabei waren.

Wer wie die OZ nicht mehr weiß als die Werftarbeiter, spendet per Kommentar wenigstens verständnisvoll Trost:
Das Bangen der Wadan-Arbeiter
Die Hoffnung stirbt zuletzt
... Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Dass die Werftarbeiter ihr Unternehmen besetzten, beweist: Sie werden so schnell nicht aufgeben. Weil sie wissen, was ihre Arbeit wert ist. Weil sie ihre Jobs wollen, weil sie ihre Jobs brauchen. Immerhin sind ihre Werften jetzt auf der Agenda der politischen Spitzen in Moskau und Berlin. Auch das ist ein Verdienst der hartnäckigen Schiffbauer. Vielleicht geht ja doch noch was . . . ...

Premiere: Lokalzeitung zitiert aus Internetportal - mit Verspätung

Warum eine Tageszeitung Tageszeitung genannt wird? Vielleicht, weil manche Nachrichten erst am Tag nach dem Tag, an dem etwas geschah, verkauft werden, so wie heute in der Greifswalder Zeitung oder wie auf der Politikseite der Hahnenkampf in Schleswig-Holstein.

Vorgestern Nachmittag war im bösenbösen Internet kostenlos zu lesen gewesen, was die OZ gestern hätte melden können, es aber erst heute tat:
Illegaler Abriss? Petruswerk angezeigt
Neuer Ärger um das denkmalgeschützte ehemalige Uni-Haus in der Stralsunder Straße. Anfang dieser Woche rückte plötzlich eine Abrissfirma an und machte sich auf dem Hof des Hauses zu schaffen. ...
Interessant für Internetnutzer war diese Passage:
Ursula Schamberg, Leiterin der technischen Abteilung des Petruswerkes, wehrt die Vorwürfe ebenfalls ab. Dem Online-Portal Webmoritz sagte Schamberg: "Uns ist bekannt, was unter Denkmalschutz steht." Obwohl der Abriss nicht anzeigepflichtig gewesen sei, habe man die Behörden zuvor kurz darüber informiert. Steiger bestreitet dies.
Meines Wissens ist es das erste Mal, dass die Greifswalder Zeitung Lokalgeschehen außerhalb der Universität aus dem Internet zitiert. Alle Achtung dafür!

Nur hat die Sache einen bildlichen Haken: Verfährt die Greifswalder Zeitung öfter so, könnten deren Leser merken, dass Lokalnachrichten kostenlos im Internet gelesen werden können, obwohl kein Internetportal für Greifswalder Lokalnachrichten existiert, denn webMoritz ist ein "studentisches Onlineportal der Universität Greifswald".
Ganz schön peinlich für eine sich selbst als hochwertig bezeichnende Tageszeitung, dann solch eine Nachricht mit tagelanger Verspätung zu verkaufen.

Ganz nebenbei war dieser Satz eine OZ-typische Kostbarkeit:
Bei den Arbeiten wurde ruckzuck ein kleines zweistöckiges Fachwerkhaus hinter dem Hauptgebäude plattgemacht.
Zu Beginn ein Anfall von Beibei-Seuche,
dann das falsch geschriebene ruck, zuck
und schließlich das Plattmachen.

Wie wäre es mit solch einem oder ähnlichen Satz gewesen?:
Innerhalb von X Stunden wurde ein kleines, zweistöckiges Fachwerkhaus hinter dem Hauptgebäude abgerissen.
Ich weiß nicht, ob es auf dem Gelände mehrere kleine, zweistöckige Fachwerkhäuser gibt. Wenn nicht, müsste es "das kleine ..." heißen.

Das alles und noch viel mehr im bösenbösen Internet

Ein Lokalredakteur begrüßte die Leser der Greifswalder Zeitung mit diesen Erkenntnissen:
Guten Tag, liebe Leser!
... Als die Bundeskanzlerin heute vor 55 Jahren in Hamburg zur Welt kam, wurde sie Angela Dorothea genannt. ... Auch Beatle Ringo Starr tat an einem 17. Juli seinen ersten Schrei. Milva, die italienische Sängerin, wird heute 70. Und Lyonel Feininger, dessen Bilder dem Pommerschen Landesmuseum vor gar nicht langer Zeit Tausende Besucher bescherten, wäre heute 138 geworden. ... Hätten Sie's gewusst?
Ihr Sven Jeske
Als ich die Frage gelesen hatte, war mir klar, was deren Zweck sein könnte. Die OZ wollte herausfinden, wie viele Bunkerbewohner sie unter ihren Lesern hat. Der Lokalredakteur muss eine ganze Menge solcher Leute vermutet haben, sonst hätte er nicht alle Leser mit der Geburtstagsaufzählung belästigt, denn das alles und viel mehr können Sie hier kostenlos nachlesen - falls es Sie interessiert.

16. Juli 2009

Was schlimmer als Schwarzarbeit ist

Ich habe mir gestern diesen Film angesehen. Meine Schlussfolgerung: Was dort mit Arbeitslosen angestellt wird, ist schlimmer als Schwarzarbeit, denn Schwarzarbeit ist illegal. Was in dem Film veranstaltet wurde, wird vom Staat nicht nur geduldet, sondern mit Steuergeld gefördert.

Alles kein Thema für Hochwertiges in der OZ.

Was so alles kommentiert werden kann

Leitartikel zur US-Reichensteuer
Millionäre zur Kasse


Werden die Reichen höher besteuert, wächst die Wirtschaft. Das kommt allen Menschen zugute. Wer macht uns vor, wie so was geht? Ausgerechnet die Amerikaner!

Wer gestern früh beim Hören der Nachrichten noch nicht ganz wach war, meinte einen neuen Vorschlag der Linkspartei zu vernehmen. Die Einkommensmillionäre sollen satte 5,4 Prozent mehr Steuern zahlen. Ja, selbst Pärchen, die es gemeinsam auf 350 000 bringen, drohen Steuererhöhungen.

Doch als dann von Dollar und nicht Euro die Rede war, wurde klar: Hier handelt es sich um einen Vorschlag aus den USA, dem Hort des Kapitalismus in Reinform. Die Demokraten wollen so ihr wichtigstes gesellschaftspolitisches Projekt, die Gesundheitsreform, finanzieren. ...

Strahlende Hochwertigkeit

Fast nebenbei erwähnte die OZ in diesem Artikel, seltsam, auf der Politikseite:
... Der gestern ebenfalls vorgestellte Jahresbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) für 2008 weist indes 92 meldepflichtige Ereignisse in deutschen Atomanlagen aus, die niedrigste Rate in den vergangenen zehn Jahren. 88 Vorkommnisse wurden als "Normalmeldungen" eingestuft, vier in die Kategorie "Eilt". Dazu zählen zwei Fälle im stillgelegten Atomkraftwerk Lubmin bei Greifswald. Bei radiologischen Kontrollmessungen wurden im Block 1 erhöhte Belastungen festgestellt.
Zwei Vorkommnisse im KKW Lubmin? Wie hoch waren die erhöhten Belastungen? Wie lange wurde belastet? Welche Schlussfolgerungen wurden daraus gezogen? Ist wohl egal. Doch das KKW liegt im Verbreitungsgebiet der OZ, dort, wo die OZ zu Hause zu sein vorgibt.

Um der hochwertigen Berichterstattung bildlich die Krone aufzusetzen, beschwichtigt die OZ den sich fortsetzenden Skandal in Asse so:
Im Atommüll-Lager Asse in Niedersachsen ist derweil erneut radioaktiv belastete Lauge entdeckt worden. "Neue Gefahren gibt es dadurch nicht", versicherte der Präsident des (BfS) Wolfram König als Betreiber der Anlage.

Die Hartz 4-Rutsche

Wenn Sie die Schlagzeile lesen, sehen Sie dann auch diese Rutschbahn, errichtet aus Hartz 4?:
Arbeitslosenverband: Immer mehr rutschen auf Hartz IV ab
Wie kann jemand auf Hartz 4 abrutschen?

Erwähnenswert war jedoch diese Erkenntnis-Premiere:
"Wir haben nachgewiesen, dass im Land rund 210 000 Arbeitsplätze fehlen - und nicht 135 000, wie die Agentur gemeldet hat", so Köpcke. Diese Zahlen beziehen sich auf den Hartz-IV-Berichtsmonat März, der alle drei Monate aktualisiert wird. Darin tauchten laut Verband jedoch nicht diejenigen auf, die sich etwa in Umschulungen und Weiterbildungen befinden, oder die sogenannten Aufstocker, die trotz Job zur Sicherung des Lebensunterhalts staatliche Leistungen beziehen müssen. ...
Nun gehören zu den Arbeitslosen, die nicht als Arbeitslose gezählt werden, noch viel mehr Personen, z.B. die sog. Ein-Euro-Jobber. Ich habe in fast jedem Monat darauf hingewiesen.
Aber immerhin hat die OZ endlich einmal benennen lassen, dass die Statistik wertlos ist, weil sie die wahren Verhältnisse verschleiert, eine Täuschung, die die OZ monatlich hochwertig mitmacht.

Hochwertige Behördenschelte

Manche Wörter verraten die Denkweise des Aufschreibers, in einem Kommentar erwünscht, in einem Bericht ein Verstoß gegen eine journalistische Grundregel:
Gasleitung schlängelt sich 1200 Kilometer durch die Ostsee
Meinetwegen soll sie sich schlängeln, doch:
Doch erst einmal muss der Bau beginnen. Nach mehreren Verzögerungen soll es im Frühjahr 2010 endlich losgehen. ...
Wer hat die Verzögerungen zu verantworten, und wer kann es gar nicht mehr erwarten, dass endlich losgelegt wird? Doch in erster Line der Investor, der es nicht fertigbrachte, die Genehmigungsunterlagen rechtzeitig in guter Qualität vorzulegen. Der Aufschreiber erweckt so den Eindruck, Behörden seien die Trödler. Und tatsächlich sollen sie es auch sein:
Die Pipeline verläuft nämlich durch die Wirtschaftszone Schwedens. Dort machen gleich mehrere Behörden - von der Küstenwache bis zum Umweltamt - Nord Stream das Leben schwer. Schon seit knapp 18 Monaten brüten schwedische Beamte über den Akten. ...
Das erinnert fatal an das von der OZ verbreitete Märchen aus dem Frühjahr über alle nun endlich vorliegenden Unterlagen für die Genehmigung des Kohlekraftwerkes am Bodden, die der Behörde jedoch immer noch nicht vollständig vorliegen. Hätte sich der Aufschreiber doch bloß kundig gemacht statt wie ein Öffentlichkeitsarbeiter der Nord Stream AG über brütende schwedische Behörden herzuziehen.

Das soll nach Art der OZ hochwertig sein.

Lieber nachplappern statt rechtzeitig Rat geben

Das Verhältnis der OZ zu den Gasanbietern im Verbreitungsgebiet ist nach meiner Beobachtung ein gutes. Das sollte wohl nicht getrübt werden, als die OZ heute berichtete, wie wohl alle Medien es seit gestern Vormittag taten:
BGH gibt Gaskunden mehr Rechte
Der Bundesgerichtshof hat Gaskunden mehr Rechte verschafft. Der 8. Zivilsenat in Karlsruhe erklärte gestern einseitige Preiserhöhungsklauseln in Sonderverträgen kommunaler Gasversorger für unwirksam, weil sie Kunden "unangemessen benachteiligen". Gasversorgungsunternehmen dürften sich nicht das Recht einräumen, Preise regelmäßig anzuheben, ohne sich zugleich bei fallenden Gasbezugskosten ausdrücklich zur Senkung zu verpflichten. ...
Nun fragen sich wahrscheinlich zahlende Leser, was das für sie bedeutet, ob ihre Verträge mit Gasanbietern im OZ-Verbreitungsgebiet ähnlich unwirksame Klauseln enthalten. (Hat nicht wenigstens ein Redakteur einen Gasanschluss?)
Genau hier hätte die Arbeit der OZ einsetzen müssen, hat sie aber nicht, würde auch nicht zur sog. Berichterstattung in der Vergangenheit passen. Das Gemecker im Kommentar über die bösen Gasanbieter ist deshalb völlig überflüssig, weil es peinlich ist.

Hätte die OZ rechtzeitig erläutert, wie sich Gaskunden wehren können (andere taten es), würde diese Passage für Bunkerbewohner nicht wie Hohn klingen:
Zumindest Kunden, die unter Vorbehalt Preiserhöhungen gezahlt haben, "können eine Erstattung der zu viel gezahlten Gaspreise nach den Erhöhungen vom 1. Oktober 2005 und vom 1. Januar 2006 verlangen" ...

Zeitweilige Rettung vor dem Sommerloch

Der Abriss eines Nebengebäudes auf einem umstrittenen Grundstück erwähnt die Greifswalder Zeitung nicht, muss sie auch nicht, steht ja seit gestern im bösenbösen Internet. Stattdessen dramatisiert der Lokalchef mit dieser Wortwahl einen weiteren Streit am Theater Vorpommern:
Theater: Nekovar will neue Sängerinnen
Seit vier Wochen tobt wieder ein Streit am Theater. Grund: Intendant Prof. Anton Nekovar lässt die Verträge von drei langjährigen Sängerinnen auslaufen. Die drei vermuten Rache. ...
Hört sich wie ein Theaterstück an: tobender Streit und Rache. Klar, kann sich jemand daran bildlich hochziehen, bringt aber nichts, vor allem nicht den Lesern. Dabei ist die Sache ganz einfach: Können die Streitenden sich nicht einigen, wird ein Arbeitsgericht den Streit beenden. Aber bis dahin kann ihn die Greifswalder Zeitung noch ein wenig toben lassen. Das rettet für einen Moment vor dem Sommerloch.

Verdunkelter Hintergrund

Usedom-Peene-Zeitung:
HINTERGRUND
Alte Leitung überlastet
Es bestand Handlungsbedarf: Bereits vor neun Jahren stellten die Verantwortlichen bei Messungen auf Usedom fest, dass die alte Abwasserleitung mehr als ausgelastet ist. Gerade in den Urlaubsmonaten Juli und August war das Abwasservolumen kaum noch zu bewältigen. ...
Das verstehe ich nicht.
Wenn die Abwasserleitung mehr als ausgelastet war, war sie dann überlastet? Wenn nicht, was bedeutete dann mehr als ausgelastet sonst?
Wenn die Leitung schon vor neun Jahren überlastet war, wie ist es dann möglich, dass es nicht zu Rückstaus kam? Oder staute sich mehrfach das Abwasser?
Wenn sie überlastet war, konnte kaum noch aber dennoch sämtliches Abwasser abgeleitet werden? Dann war die Leitung nicht überlastet sondern ausgelastet. Oder wann spricht der Fachmann von Überlastung?
Wären die Fragen in dem sog. Hintergrundtext beantwortet worden, hätte ich darüber kein Wort verloren.

15. Juli 2009

Schon wieder wird hinterhergehinkt

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hinkt die Greifswalder Zeitung bildlich dem Geschehen in der Stadt hinterher, denn im bösenbösen Internet ist schon heute ausführlich zu lesen:

Nebengebäude in der Stralsunder Straße 10/11 wird abgerissen

Im seit November 2007 schwelenden Streit um das Haus Stralsunder Straße 10 hat es seit unserem letzten Bericht Ende Mai neue Entwicklungen gegeben. Zeitweise gab es angeblich ein Verkaufsangebot des Eigentümers, dem Berliner Petruswerk, das der Verein “Kultur- und Initiativhaus e.V.” auch annehmen wollte, das dann aber wieder zurückgezogen wurde. Jetzt sorgt der Abriss eines Nebengebäudes für Ärger.

... Dem Petruswerk gehört das Gebäude seit Januar 2008. Die Gesellschaft wollte die „Straze“ zu einem studentischen Begegnungszentrum machen. Nur vier Monate später gab Dr. Douglas Fernando, Geschäftsführer des Unternehmens, jedoch bekannt, das Gebäude abreißen zu wollen, da eine Sanierung nicht finanzierbar sei. ...

Danke für den Hinweis.

Hintergrund: schöne Welt der privaten Altersvorsorge

Haben Sie es auch gemerkt? Die Versicherungskonzerne sind ganz still, jedenfalls nach außen. Das ist sehr schlau, denn:

Debatte Bad-Bank-Gesetz
Erst Geld, dann Hohn


Banken und Versicherungen beuten das Gemeinwesen skrupellos aus. Dabei hilft die Selbstverachtung der Politiker. ...

Angesichts dieser Zuwendungen für Aktionäre und Manager könnte man glauben, 2008 sei ein erfolgreiches Geschäftsjahr für die Allianz gewesen. Irrtum: Kein Jahr in der Firmengeschichte war desaströser. Der offizielle Verlust lag bei 2,4 Milliarden Euro - und das ist die geschönte Version: Die Allianz taumelte am Abgrund; sie drohte mitgerissen zu werden durch eine Pleite der Dresdner Bank, die ihr damals noch komplett gehörte.
Anzeige

Wie kann es also sein, dass die Allianz dennoch riesige Dividenden zahlt? Die Antwort ist schlicht: Letztlich hat der Steuerzahler die Ausschüttungen an die Aktionäre finanziert. ...

Eigentlich hätte man erwarten können, dass sich die Allianz zumindest dankbar zeigt, dass sie ihre Verluste so erfolgreich sozialisieren konnte. Doch tatsächlich hat ihr Finanzvorstand Paul Achleitner nur Verachtung übrig für den generösen Staat. Das zeigte sich jüngst auf einer Tagung in St. Gallen, wo sich der weltweite Managernachwuchs traf. Vor der selbst ernannten Elite von morgen machte sich Achleitner lustig über die Versuche, die Finanzindustrie zu regulieren. Das seien nur nutzlose "Schönheitsoperationen" von übereifrigen Beamten. Die Botschaft war klar: Der Staat darf die Verluste zahlen, aber ansonsten hat er sich bitte heraushalten aus der angeblich so effizienten Welt der Finanzwirtschaft.

Diese Selbstgefälligkeit ist nur konsequent. Seit Jahrzehnten kann die Allianz darauf vertrauen, dass der Staat sie päppelt. Die Allianz wäre niemals zum weltgrößten Versicherer herangewachsen, wenn sie nicht systematisch durch den Gesetzgeber gefördert worden wäre. ...

Die versicherten Steuerzahler sind besonders dumm dran; sie werden gleich zwei Mal geschröpft.

Alle Steuerzahler, die eine Kapitallebensversicherung und/oder einen Riesterrenten-Vertrag abschlossen, sollten das komplett lesen, allein schon, weil sie dazu nichts aus der hochwertigen OZ erfahren werden.

Goldman Sachs: Hintergrund und Kommentare

Ein OZ-Wirtschaftsweiser fand aus den Agenturmeldungen diese heraus:
Goldman-Manager machen Kasse trotz Staatshilfe
... Die Führungsriege der US-Investmentbank Goldman Sachs hat laut Zeitungsbericht über Monate hinweg Papiere ihres Hauses für rund 700 Millionen Dollar (500 Mio. Euro) verkauft. Ein Sprecher sagte, die Goldman-Manager erhielten einen Großteil ihrer Bonuszahlungen in Aktien. In derselben Zeit hatte die Bank zehn Milliarden Dollar Steuergelder von der US-Regierung als Krisenhilfe in der Kasse. Allerdings hat sie die Staatshilfen mittlerweile zurückgezahlt. Die Großbank Goldman Sachs hat trotz der Finanzkrise den Gewinn im zweiten Quartal unerwartet kräftig auf 2,72 Milliarden Dollar gesteigert.
Was schließt der unbedarfte Leser daraus? Jetzt geht es aber wieder los mit dem Geldverdienen, bald bin auch ich dran?

Sie brauchen Hintergrund und Einschätzungen? Das alles erhalten Sie hier:

Kommentar
Goldman Sachs - Kampf dem Déjà-Vu


Selbst wenn die Resultate der US-Bank der Auftakt für eine Serie glänzender Ergebnisse sein sollten, zum Aufatmen gibt es keinen Anlass. Die Branche wird derzeit gut gedopt - und braucht dringend neue Eigenkapitalvorschriften. ...

Schon im ersten Quartal fuhren Goldman und eine Reihe von Konkurrenten mit freundlicher Unterstützung von außen wieder Gewinne ein. Schließlich müssen staatliche Bankenrekapitalisierungs- und Konjunkturprogramme finanziert werden, und so verdienen die Institute an ihrer eigenen Rettung, in dem sie die Emissionen von Staatsanleihen arrangieren. Hinzu kommen Garantien der öffentlichen Hand für Verbindlichkeiten. ...

und hier kostenlos.

Kommentar zu Goldman Sachs
Das Menetekel

So wird das nichts. Wie unwirksam alle zarten Regulierungsversuche des Kasino-Kapitalismus sind, macht Goldman Sachs klar. Der Inbegriff des Finanzkapitalisten hat erneut bombastische Zahlen vorgelegt. Ein Rekordquartal inmitten der großen Krise. ...

Und dass für die Bezahlung der Mitarbeiter samt Boni 48 Prozent der Einnahmen oder 6,4 Milliarden Dollar zurückgelegt werden, ist auch nicht gerade appetitlich. Verlieren doch gerade weltweit Millionen Menschen ihre Jobs und verarmen wegen der Krise, die auf die ungezügelte Zockerei zurückgeht.
Dazu nur dies: zur Arbeitslosgkeit in den USA, was Leser des hochwertigen Blattes OZ nichts anzugehen hat.

John Williams von Shadow Government Statistics (SGS) bereinigt die heutigen Arbeitslosenzahlen U-6 um die offiziell vorgenommenen statistischen Veränderungen bei der Datenerhebung der entmutigten Arbeitnehmer! Unfassbare 20,6% bzw. 31,91 Millionen Erwerbslose, so das Ergebnis von Williams!
Nur zur Verdeutlichung: Pro Kopf der knapp 30.000 Goldmänner sind das allein für drei Monate rund 220.000 Dollar!


Doch soll man Goldman einen Vorwurf daraus machen, dass sie das alte Spiel weiter spielen? Dass sie gierig wie eh und je jede Chance nutzen, das schnelle Geld zu machen? Das ist billig.

Der Vorwurf muss sich an die Regierungen richten, die noch immer nicht dem Übel der Krise zu Leibe gerückt sind. Solange die Gesellschaft das Zocken, das ultrakurzfristige Denken sowie die Freiheit des Kapitals toleriert, werden es die smartesten Firmen auszunutzen wissen. Da zu lasche Regulierung der Finanzmärkte der Hauptgrund für die Krise war, sind die Goldman-Zahlen das Menetekel. Greifen die Regierungen nicht endlich richtig durch, ist die nächtse Krise nicht fern.

OZ bietet zu Koch-Mehrin nur Wiedergekäutes

Schlagzeilen gibt es und darunter Texte mit nichts Neuem:
Unbeliebter FDP-Star: EU-Parlament straft Koch-Mehrin ab
Ich halte die EU-Parlamentarierin nicht für einen Star, obwohl das Ansichtssache ist. Weil es das ist, hat die Wertung in einer Schlagzeile über einer Nachricht nichts verloren.

Ich halte die gesamte Nachricht für wertlos, da ich das überall im Internet, mindestens 400 Mal kostenlos, nachlesen kann. Dieser wertlose Kram soll nach OZ-Ansicht hochwertig sein.

Wenn Sie unbedingt Neues erfahren wollen, lesen Sie im bösenbösen Internet nach:

Die bereinigte Liste des Europaparlamentes führt nun bei Silvana Koch-Mehrin eine Präsenzquote von 62%. Die deutsche CSU-Abgeordnete Angelika Niebler kommt – trotz Mutterschutzzeit – auf 84% und die doppelte Mutter und liberale Fraktionskollegin Livia Járóka kommt auf 79%. ...

Es mag entschuldbar sein, wenn eine junge Mutter nicht an jedem Tag ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen kann. Weniger verständlich ist es jedoch, wenn eben diese Mutter genug Zeit fand, in den Talkshows der Republik omnipräsent zu sein und im fraglichen Zeitraum stolze 81.400 Euro in Nebentätigkeiten verdienen konnte. Dagegen wirkt sich die „Anwesenheitsprämie“ von 262 Euro, die jeder Europaparlamentarier zusätzlich zu seinen sonstigen Bezügen bezieht, wenn er sich in die Anwesenheitsliste einschreibt, natürlich recht mager aus.

Interessant ist die zweite Hälfte des Textes. Dort geht es um die Art der Bonzin, Fahrten als Dienstreisen abzurechnen. Er beginnt so:

Zu Unrecht wurde in den Medien kaum (in der OZ gar nicht) auf die Frage nach Koch-Mehrins Reisekostenerstattungen eingegangen. In ihrer Zeit als Abgeordnete hat Frau Koch-Mehrin immerhin stolze 71.342,28 Euro vom Europäischen Parlament erstattet bekommen. Der Haken an der Sache ist - diese Reisekostenzuschüsse sind als Erstattung für die Reisekosten vom Heimatort zum Parlamentssitz in Brüssel bzw. Straßburg gedacht. Frau Koch-Mehrin lebt allerdings in Brüssel, womit ihr eigentlich keine Zuschüsse zustehen.

Die Schweinegrippe und so

Auf der Titelseite:
Bundeswehr-Musiker mit Schweinegrippe infiziert
Die Zahl der bestätigten Schweinegrippefälle in Mecklenburg-Vorpommern hat sich auf acht erhöht. ...

Zum Schutz der Bevölkerung kaufen die Bundesländer gemeinsam 50 Millionen Dosen Impfstoff gegen die Schweinegrippe. Diese Menge reicht bei einer zweifachen Impfung für 25 Millionen Menschen oder rund 30 Prozent der Bevölkerung. ... Nach den Planungen sollen auf jeden Fall das Gesundheitspersonal, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Schwangere geimpft werden. ...
Es gibt keinen Impfstoff gegen diese Grippe. Also kann z.Zt. niemand dagegen geimpft werden, weder ein noch zwei Mal. Es wird einen Impfstoff geben, doch was der nützt und was er anrichten könnte, wird in der OZ nicht diskutiert - Kampfblatt für Impfpropaganda.

Hier hatte ich geschrieben:

Und das Regierungsblättchen OZ steht den Behörden tapfer bei beim Verplempern von Steuergeld und bei deren Wichtigtuerei.

Falls Sie einen Text mit kritischer Aussagen lesen wollen, empfehle ich das böseböse Internet.

Noch dies:

Im Jahre 1976 kam es zu einem lokalen Ausbruch der Variante A/New Jersey/1/1976 unter US-Soldaten in Fort Dix, New Jersey.[13] Die Gesundheitsbehörden der Vereinigten Staaten schätzten die Gefahr einer Wiederkehr einer Seuche vom Ausmaß der Spanischen Grippe als so groß ein, dass sie ein Impfstoffproduktionsprogramm starteten, das jeden Bürger der Vereinigten Staaten schützen sollte. ...
Gleichzeitig wurde bekannt, dass einige Geimpfte ein Guillain-Barré-Syndrom entwickelt hatten; bis heute ist umstritten, ob es sich dabei tatsächlich um eine Nebenwirkung der Impfung handelt. Es kam zu einer Flut von Schadenersatzklagen über eine Summe von 3,5 Milliarden US-Dollar.[14] ...

Für jene, die immer noch glauben, die sog. Schweinegrippe sei etwas Neues, dies zur Erinnerung.

Das geht doch keinen (OZ-Leser) etwas an

Das geht doch keinen (OZ-Leser) etwas an:

Onlinerecht und Bürgerrechte 2.0

Netzsperren: Deutschland verstößt weiterhin gegen EU-Recht

Thomas Hoeren hat vor einiger Zeit im Beck Blog darauf hingewiesen, dass die Bundesrgierung mit ihrem Entwurf eines Gesetzes zur Sperrung kinderpornographischer Inhalte im Internet auch gegen Vorgaben des Europarechts verstößt, weil in der Transparenzrichtlinie die Verpflichtung enthalten ist, dass die Mitgliedstaaten Gesetzgebungsvorhaben, die Dienste der Informationsgesellschaft betreffen, im Entwurfsstadium notifizieren müssen. Insoweit muss der Kommission und den anderen Mitgliedstaaten Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Nach einer Notifizierung besteht deshalb eine Stillhalteverpflichtung von drei Monaten. Während dieses Zeitraums darf die Regelung national nicht endgültig verabschiedet werden. ...

Skuril an dieser Konstellation ist, dass die Stellungnahmefrist und damit die Stillhaltepflicht erst am 08.10.2009 endet. Diese Frist ist freilich Makulatur, weil das Gesetzgebungsverfahren bereits abgeschlossen ist und das Gesetz schon am 01.08.09 in Kraft treten soll.

Die Bundesrepublik Deutschland verstößt jetzt also bewusst und gezielt gegen die Vorgaben der Transparenzrichtlinie. Euraparechtlich hätte das Gesetz nicht vor dem 08.10.09 vom Bundestag beschlossen werden dürfen.

Interessant ist nun, ob die Kommission oder ein Mitgliedsstaat der EU das eurparechtswidrige Vorgehen von Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat beanstanden wird.

Da sich Medien wie die OZ nicht dafür interessieren, dass Bundesbonzen gegen EU-Recht verstoßen, ist fraglich, ob überhaupt etwas passieren wird.

14. Juli 2009

"Die Armutsindustrie"

Die OZ weigert sich standhaft, dort, wo sie zu Hause zu sein vorgibt, nachzuschauen, wie Leute zu Lasten der Steuerzahler ausgebeutet werden. Hier ein Hinweis auf einen Film, der beweist, wie schlimm die Situation inzwischen ist (hatte ich hier entdeckt, nicht in der OZ):

"Die Armutsindustrie"

Sie tauchen nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, haben aber trotzdem nichts Sinnvolles zu tun: ein ARD-Film über das lukrative Geschäft mit der Arbeitslosigkeit. ...

Tief ist die Autorin eingetaucht in diese zweite Arbeitswelt. Sie hat mit sinnlos Beschäftigten gesprochen, mit Vertretern der Fortbildungseinrichtungen, sie war bei Beratungsgesprächen in der Arbeitsagentur dabei und hat einen Firmenchef gefragt, ob das denn in Ordnung ist, wenn etwa mit öffentlichen Geldern der Bau eines Trampolins subventioniert wird.

Sie tat alles das, was die OZ ihren Lesern zum Thema verweigert.

Der Chef bleibt die Antwort schuldig und wirkt in dieser Szene sogar ein bisschen verlegen. Es ist ein schöner Moment in der halbstündigen Reportage, weil für einen Augenblick eine gut geölte Beschäftigungsmaschine ins Stocken kommt, weil es plötzlich gar nicht mehr selbstverständlich erscheint, dass Ein-Euro-Jobber Arbeiten erledigen, die auch Vollzeitangestellte hinbekämen - wenn man sie denn ließe.

Immer wieder stellt die Autorin die ganz einfache Frage nach der Gemeinnützigkeit der Beschäftigungsmaßnahmen, und immer wieder geraten die Antworten so verwaschen, dass man sich schnell einen Reim darauf machen kann. Es sind journalistische Grundtugenden, die Müller pflegt, und sie und die Zuschauer werden dafür mit jeder Menge Erkenntnis belohnt. Es wird nämlich ganz offensichtlich gut verdient am Elend jener, die keinen Job haben und unbedingt einen brauchen. ...
Hervorhebung von mir.

ARD exclusiv - Die Armutsindustrie, ARD, 15. Juli, 21.45 Uhr

"Staat und Verwaltung bekämpfen häufig die Armen statt Armut"

Die gespaltene Gesellschaft

ARMUT Die Leistungseliten igeln sich ein, Hartz-IV-Bezieher driften in hasserfüllte Paralleluniversen ab. Die Brücken scheinen abgebrochen

... In einer wohlhabenden Gesellschaft, die den Anspruch erhebt, sozial, gerecht und demokratisch zu sein, müssen Armut, sofern sie nicht auf Einzelfälle beschränkt ist und man ein persönliches Versagen der davon Betroffenen unterstellen kann, wie Reichtum, der ein vernünftiges Maß übersteigt, öffentlich gerechtfertigt werden. Dies geschieht primär über die Lehre, wonach es Leistungsträgern in der sozialen Marktwirtschaft besser geht und besser gehen soll als den weniger Leistungsfähigen oder gar den "Leistungsverweigerern", "Faulenzern" und "Sozialschmarotzern".

Dass es sich hierbei um einen Mythos handelt, merken immer mehr Bürger/innen. Ihnen bleibt nicht verborgen, dass sich die Leistungseliten auf geradezu inzestuöse Weise hauptsächlich aus ihrem eigenen Herkunftsmilieu reproduzieren und eine "geschlossene Gesellschaft" bilden. Gleichzeitig vertreten sie ihre Interessen heute auch sehr viel massiver und rücksichtsloser als in der "alten" Bundesrepublik, weil sich seither die Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit spürbar zu ihren Gunsten geändert und ideologische Deutungsmuster an Bedeutung gewonnen haben, die ihre soziale Privilegierung legitimieren. ...

Breitet sich die Armut in einem reichen Land aus, wird ein Großteil der Bevölkerung marginalisiert, die Menschenwürde gleich massenhaft verletzt und den Betroffenen "strukturelle Gewalt" (Johan Galtung) angetan. Arme und Reiche leben in einem permanenten Spannungsverhältnis, das sich zur sozialen Zeitbombe entwickeln kann, während Politik, Staat und Verwaltung nicht selten die Armen anstelle der Armut bekämpfen, statt für einen gerechten sozialen Ausgleich zu sorgen.

Die zunehmende soziale Spaltung erhöht nicht bloß das Konflikt- und Gewaltpotenzial der Gesellschaft, vielmehr auch die Wahrscheinlichkeit einer Krise der politischen Repräsentation. Wenn die Lebensverhältnisse der Mitglieder einer demokratisch verfassten Gesellschaft, d. h. Armut und Reichtum immer stärker auseinanderklaffen, kann sich eine latente Bürgerkriegsstimmung ausbreiten.

Wer die brisante Mischung von berechtigter Empörung, ohnmächtiger Wut und blankem Hass auf fast alle P(arteip)olitiker/innen unseres Landes kennt, wie sie wohl nur in Versammlungen von Hartz-IV-Bezieher(inne)n existiert (ein Trugschluss), der kommt zu dem Schluss, dass innerhalb der Bundesrepublik längst zwei Welten oder "Parallelgesellschaften" existieren und die Brücken dazwischen endgültig abgebrochen sind.

Was in den USA los ist

Falls Sie interessiert, was in den USA wirklich los ist, lesen Sie z.B. hier kostenlos nach:

"1,086 Billionen Dollar Staatshaushaltsdefizit"

Das heutige Monthly Treasury Statement, der Bericht zum US-Bundeshaushalt, zeigt auch für den Monat Juni 2009 ein explodierendes Staatshaushaltsdefizit an. Das Defizit aus Einnahmen und Ausgaben betrug im Juni -94,318 Mrd. Dollar, nach einem Überschuss von 33,547 Mrd. Dollar im Vorjahresmonat. Seit Beginn des Fiskaljahres am 1. Oktober 2008 haben sich in den ersten 9 Monaten -1,086263 Billionen Dollar Staatshaushaltsdefizit kumuliert. ...

Alle Ebenen der Gesellschaft in den USA sind hoffnungslos überschuldet! Laut den offiziellen Daten der US-Notenbank (FED) zum 1. Quartal 2009, betrug die Gesamtverschuldung von Staat (explizit), privaten Haushalten, Unternehmen inkl. Finanzsektor in den USA gewaltige 52,9039 Billionen Dollar bzw. 375,48% des Bruttoinlandsproduktes von nominalen 14,0897 Billionen Dollar in Q1 2009! Gemäß den Daten der FED ist von 2000 bis Q1 2009 die Gesamtverschuldung im Durchschnitt um 6,03 Dollar gestiegen um 1 Dollar Wirtschaftswachstum zu generieren! Von Q1 2007 bis Q1 2009 hat sich das Verhältnis noch weiter verschlechtert. Es waren 10,96 Dollar neue Schulden nötig um 1 Dollar Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Diese Ineffizienz beim Krediteinsatz ist unhaltbar und die Finanzpolitik a la "Helikopter Ben" präsentiert sich als ein aussichtsloses und dilettantisches Unterfangen. Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist eine Verschuldungskrise und sie ist durch einen Einsatz von noch mehr Schulden nicht zu lösen.

Klasse Leistung - für ein Anzeigenblatt

Wie die OZ Zeitung macht und Ihnen dafür Geld abknöpft, erfahren Sie an diesem Beispiel aus der Wochenendausgabe:
Im Land der Feenkamine
Wunderwelt Kappadokien: Die Tuffsteinlandschaft ist das Ziel einer Wanderreise.
Bizarre Felsgebilde und unterirdische Städte - die Kräfte der Natur und frühere Bewohner haben die Tuffsteinlandschaft in der Türkei geformt. Auf Schusters Rappen erleben die Teilnehmer einer Gebeco-Wanderreise das Unesco-geschützte Göreme-Tal mit seinen bis zu tausend Jahre alten Höhlenkirchen. Das Cat-Tal mit seinen Ölweiden und Pappelbäumen bildet die Kulisse für eine Wanderung zu Taubenhäusern und Feenkaminen - jenen für die Region charakteristischen Wohnkegeln. Die achttägige Wander-Erlebnisreise "Wandern im Land der Feenkamine" von Gebeco Länder erleben kostet ab 645 Euro. Im Reisepreis enthalten sind Flüge, Übernachtungen in 4- und 5-Sterne-Hotels mit Halbpension und Reiseleitng. ...
Das ist eine gekürzte Pressemitteilung, die Sie hier natürlich kostenlos nachlesen können. Vergleichen Sie selbst, nichts als wiedergekäute Öffentlichkeitsarbeit, wie es sich für ein Anzeigenblatt gehört.
Sogar ein sachlicher Fehler wurde übernommen. Tuff ist ein Gestein. Tuffstein entspricht also einem weißen Schimmel.

Bunte Mischung

So wie es in meinem Eintrag einer Ankündigung weniger um Stilistisches als um die Trennung zwischen Kommentar und Bericht ging, mache ich in diesem Eintrag darauf aufmerksam, wie der Autor, wahrscheinlich von den meisten Lesern unbemerkt, seine Meinung in die Schilderung eines Sachverhaltes mischte, was journalistisch ein großer Fehler ist:
Kreistag wählt Anklamer Lehrkamp zum Präsidenten
In der mit Spannung erwarteten Wahl um den Vorsitz der höchsten ostvorpommerschen Bürgervertretung setzte sich gestern Nachmittag in Anklam überraschend klar Karl-Dieter Lehrkamp durch. ...
Wer hatte die Wahl mit Spannung erwartet? Der Autor auf jeden Fall, doch wer noch?
Wer war von der Klarheit der Stimmverteilung überrascht? Der Autor auf jeden Fall; und sonst?
Noch bis Ende der Vorwoche hatten die Bewerber selbst mit einem engeren Rennen gerechnet. ...
Da waren es schon drei Leute (falls ich richtig gezählt habe), die die Wahl als sportlichen Wettkampf mit knapper Entscheidung ansahen, worin sie sich getäuscht sahen.
Dr. Michael Harcks gratulierte Lehrkamp fair. ...
Könnte er auch unfair gratulieren? Wie geht das?
Blumen gab es übrigens auch für Susanne Jaffke- Witt (CDU) nachträglich zum 60. Geburtstag. Bitterer Beigeschmack jedoch: Die Noch-Bundestagsabgeordnete hätte sie gern als Kreistagspräsidenten entgegengenommen. ...
Ob es einen Beigeschmack gab, kann der Leser nicht nachprüfen, schon gar nicht, dass der Beigeschmack bitter war. Der Autor schrieb einfach seine Meinung auf. Welche war die Hauptgeschmacksrichtung aus Sicht des Autors?

Offene Fragen

Über Großprojekte berichten Medien allzu gern, auch wenn hinter ihnen oft nichts oder nicht viel steckt, zuletzt ganzseitig über das Sahara-Projekt am 17. Juni, heute wieder, auf der Wirtschaftsseite:
Ökostrom aus der Sahara
Der europäische Strombedarf könnte schon in wenigen Jahren zum erheblichen Teil mit klimafreundlichem Solarstrom aus der nordafrikanischen Wüste gedeckt werden. Zwölf Großunternehmen unterzeichneten gestern in München eine Vereinbarung zum Bau großer Solarkraftwerke in der Sahara. Sie sollen die Energieversorgung Europas revolutionieren.
Aber was ist tatsächlich passiert. Das ist erst weit unten nachzulesen:
An der Unterzeichnung der Absichtserklärung nahm gestern auch eine Vertreterin der Arabischen Liga teil.
Sie bekundeten ihre Absicht, sonst nichts. Statt ausgewogen zu berichten, wurden lediglich im letzten Absatz die Bedenken eines Kritikers genannt.

Nicht zur Sprache kam, wie ökologisch es denn sein soll, die Leitungen, Isolierungen, Einspeis- und Umwandlerstationen herzustellen, zu transportieren, verlegen und zu installieren. Nichts las ich über die Leitungsverluste.
Nichts las ich darüber, ob die beteiligten Konzerne erst dann das Projekt überhaupt planen würden, wenn einigermaßen klar ist, mit wie viel Steuergeld die europäischen Staaten das Geschäft subventionieren.
Kein Wort verlor die OZ über den Gedanken, dass die Großkonzerne mit der Ankündigung eines solchen Projektes als die großartigen Klimaretter angesehen werden wollen.
Nichts schrieb die OZ zu dem Thema "Konzentration der Energieerzeugung", die sich die Konzerne mit solch einem Projekt sichern würden.
Wer würde die Spiegelflächen nach jedem Sandsturm putzen?
Im Übrigen verweise ich auf diesen und diesen Texthinweis.

Wozu brauchen die Werftarbeiter die OZ?

Einen guten Kommentar fand ich hier:
Wadan-Krise
Und Schwerin schweigt
... Noch am vergangenen Freitag ließ Insolvenzverwalter Marc Odebrecht in einer kryptischen, bewusst missverständlich formulierten Jubelmeldung - mit ausdrücklicher Billigung von Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) - die Nachricht unters Volk bringen, ein Massekredit in Höhe von 190 Millionen Euro für Wadan stehe bereit. ... Hoffnung keimte auf - leider nur für ein Wochenende.

Denn schon gestern folgte der Schlag ins Gesicht. Odebrecht musste vor den Beschäftigten einräumen, was er seit Wochen weiß: Das Geld fließt nur, wenn der letzte Auftraggeber, die schwedische Stena Line, zwei Fähren zum vollen Kaufpreis von 400 Millionen Euro abnimmt. Die Reederei denke aber gar nicht daran ...
Aufschlussreich war diese Passage:
Die Taktik von Insolvenzverwaltung und Politik ist perfide. Wider besseres Wissen billigen beide, dass tausende Arbeiter in die Irre geführt werden. Der Zweck soll offenbar selbst ein derart verwerfliches Mittel heiligen. ...

Seit Monaten verschweigt die Regierung das wahre Ausmaß der Wadan-Krise. Schwerin versäumte es bislang, einen Plan für die Betroffenen auszuarbeiten. Kostbare Zeit verstreicht. Kommt eine Transfer- und/oder Beschäftigungsgesellschaft? Kurzarbeit? Wie lange kann man die Werften künstlich beatmen? Wie viel kostet das? Fragen, die bislang unbeantwortet blieben - auf Kosten der Beschäftigten.
Das ist das Dramatische an der Sache: Die OZ weiß auch nichts, lässt sich das Verschweigen bieten. Die Verschweiger wissen, dass sie mit der OZ so umgehen können.
Fragt sich, wozu brauchen die Werftarbeiter die Zeitung?

Hintergrund zu Nabucco-Gasleitung

Fünf Sätze brachte die OZ zu diesem Thema zustande:
Gaspipeline-Projekt Nabucco unterzeichnet
Ausführlichen Hintergrund erhalten Sie u.a. hier, kostenlos natürlich.

Bahn soll heimlich teilprivatisiert werden

Versuchen Sie doch bitte, das in der OZ zu finden:

Einstieg in Bahnprivatisierung im Handstreich vor der Wahl geplant

* Einstieg in Bahnprivatisierung im Handstreich vor der Wahl geplant
* Bahn für Alle warnt vor Aktientausch mit russischer Staatsbahn RZD

Nach Bahn für Alle vorliegenden Informationen plant die DB AG einen Aktientausch mit der Russischen Staatsbahn RZD. Mit einer solchen Transaktion wäre die Bahn unwiederbringlich teilprivatisiert. Bei der deutsch-russischen Konsultation am kommenden Donnerstag soll offenbar Bundeskanzlerin Angela Merkel für den Deal gewonnen werden. ...

Über Steuern und Gerechtigkeit

Da ich gerade über Steuern schrieb, hier noch etwas:

Gedanken zur Zeit 1393 13-07-09: StaBuA als Unterbehörde des Bundesinnenministeriums unterdrückt Daten über die Steuerleistung von Superreichen

... Das Infoportal hat im Rundbrief vom 26. Februar letzten Jahres über eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung berichtet. Danach zahlen die 450 deutschen Höchstverdiener (ohne Berücksichtigung von Steuerflucht) im Durchschnitt nur 34 % ihres Bruttoeinkommens als Einkommenssteuer. Bei dem obersten Zehntel der Einkommensbezieher (4,5 Millionen) liegt der Durchschnittssatz bei knapp 22 %. Der Unterschied zwischen dem offiziellen Spitzensteuersatz von 42 % und dem tatsächlich entrichteten Steuersatz liegt daran, daß durch zahlreiche Abzugsmöglichkeiten die tatsächlich zu verteuernden Einkommen weit unter dem Bruttoeinkommen liegen. Seit 1992 sind die tatsächlichen Steuerbelastungen in Prozent der Bruttoeinkommen bei den Höchstverdiener durch zahlreiche Veränderungen in den Steuerregeln erheblich zurückgegangen, nicht dagegen im Durchschnitt aller Einkommen. ...

Und noch dies:

Schön reich
Steuern zahlen die anderen


Wer zahlt schon gerne Steuern? Schon gar nicht die Schönen und Reichen. Klaus Barski aus Königsstein im Taunus ist Millionär. Er lebt von seinem Vermögen. Das schätzt er auf fünf Millionen Euro. Sein letzter Jahressteuerbescheid aber betrug nur 2.300 Euro. Dagmar und Jürgen Drawitsch sind Arbeitnehmer. Sie haben drei Söhne. Sie zahlen im Jahr 16.000 Euro Steuern und damit sieben mal mehr als der Millionär. ...

Das sind die Themen, über die ständig berichtet werden müsste, statt über halbe Euros zu schwadronieren.

Ich handele auch gleich die Blickpunktseite der OZ zur Rentengarantie ab: Hören Sie sich lieber zehn Minuten lang an, was Volker Pispers zum Sozialstaat zu sagen hat.

Besser kann ein Redakteur seinen Egoismus nicht zur Schau stellen.

Etwas Dümmeres und Entlarvenderes als diese Schlagzeile habe ich schon lange nicht mehr gelesen:
Abgaben: Euro ist weniger als die Hälfte wert
Warum das so sein soll, erklärt die OZ:
Die Belastungen der Bundesbürger durch Steuern und Sozialabgaben sind in diesem Jahr nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler so hoch wie seit 2003 nicht. Von jedem verdienten Euro bleiben nur 46,7 Cent - in diesem Jahr müssen die Arbeitnehmer 53,3 Prozent ihrer Brutto-Einkünfte an den Fiskus und die Sozialkassen zahlen. ...
Das heißt also - der Schlagzeile entsprechend - Steuern und Sozialabgaben sind hinausgeworfenes Geld, bringen nichts, aber auch gar nichts ein. Wer so denkt, muss gewaltige Scheuklappen tragen und will die Leser manipulieren.

Gesetzt den Fall, es stimmte, was die Schlagzeile Glauben machen soll, gäbe es keine Straßen, keine Autobahnen, keine Universitäten, keine Polizei und Gerichte, keine staatlichen Museen (z.T. Ländersache, ich weiß, dennoch steuerfinanziert), aber auch keine Bundeswehr am Hindukusch und auch sonstwo nicht, keine direkten und indirekten Subventionen an die Wirtschaft. Ohne die Steuerzahler wäre im Herbst das Wirtschaftssystem zusammengebrochen.

Ohne Sozialabgaben gäbe es keine gesetzlichen Krankenkassen, keine gesetzliche Renten usw. Wer das alles in Abrede stellt und vom halben Euro schwafelt, sollte einmal überlegen, was er den Lesern für ihre 80 Cent pro Zeitung bietet.

Viele Leute zahlen Steuern und Abgaben, weil sie dafür etwas zurückerhalten und sie in einer Gemeinschaft leben, statt jeder auf einem anderen Planeten. Sie zahlen andererseits auch ungern, weil so viel von dem Geld verschwendet wird. Es wäre eine lohnende Aufgabe der OZ, dieser Verschwendung nachzugehen, statt über einen halben Euro zu lamentieren und so die Leser zu verblöden.

Warum aber sollte ich für die OZ auch nur einen Cent ausgeben, so lange die Zeitung bleiben will wie sie ist?

Verfassungsrechtliche Zweifel an Internetsperren

Ein von der OZ abgelegtes Thema:

Juristen melden schwere Bedenken gegen Web-Sperren an

Das ... vom Bundesrat bestätigte Gesetz zu Web-Sperren im Kampf gegen die Verbreitung von Kinderpornographie über das Internet hält ersten veröffentlichten juristischen Untersuchungen nicht stand. So haben Mitarbeiter des Passauer Staatsrechtlers Dirk Heckmann, der im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen vergeblich das dortige Gesetz zu heimlichen Online-Durchsuchungen vor dem Bundesverfassungsgericht zu verteidigten suchte, in einer Kurzanalyse viele verfassungsrechtliche Zweifel an dem Vorhaben angemeldet. ...

Bei den bestehenden verfassungsrechtlichen Bedenken nennen die Juristen zunächst die fehlende Entschädigung der Zugangsanbieter für die Einrichtung und Unterhaltung der Sperrinfrastrukturen. Hier lasse sich ein Vergleich zur entschädigungslosen Verpflichtung der Provider etwa zur Vorratsdatenspeicherung ziehen, die sowohl in der Rechtsprechung als auch in der Literatur als nicht vereinbar mit dem Grundgesetz angesehen werde. ...

Darüber hinaus lässt das nun beschlossene "Zugangserschwernisgesetz" laut der Studie die vielfach von Experten geäußerte Kritik an der allgemeinen Geeignetheit der vorgesehenen Sperrtechniken außer Acht. Allzu leicht ließen sich – mit etwas technischer Kenntnis – alle Zugangshürden durchbrechen. ...

Die Experten führen weiter aus, dass durch die Maßnahmen etwa aufgrund technischer oder menschlicher Versehen auch "Sperrungen" nicht-kinderpornographischer Inhalte möglich seien. ...

Ferner bestehe für die Nutzer keine ausreichende Sicherheit darüber, was mit den zu Sperrzwecken erhobenen Daten tatsächlich geschehe und ob diese nicht doch zur Strafverfolgung genutzt würden. Darüber hinaus sei nicht auszuschließen, dass es besonders bei äußerst grobmaschigen Filteransätzen zu unbeabsichtigten Mitsperrungen legaler Inhalte kommen und das Recht auf Informationsfreiheit unverhältnismäßig beeinträchtigt werden könnte. Zuletzt bleibe die Befürchtung, dass die bereits vielfach geforderte Ausdehnung der Verpflichtung auf weitere Sperrzwecke zu einer kaum mehr kontrollierbaren Einschränkung des Internetverkehrs führen könnte. ...

Thema

Gestern hörte ich einige Minuten lang im Radio, wie sog. Experten vergeblich versuchten, die Frage zu beantworten, wie viel Geld die Stilllegung und die Entsorgung eines Kernkraftwerkes kosten würden. Auf die Idee, die Energiewerke Nord zu befragen, kam niemand.

Hat sich jedoch ein OZ-Redakteur jemals die Frage beantworten lassen, wie viel (Steuer-)Geld bisher seit dem Herunterfahren des KKW am Bodden verbraucht wurde?
Dabei ist das KKW bildlich fast ausgeweidet und damit sind die Kosten absehbar. Doch niemand fragt.

13. Juli 2009

"Versorgung aus regenerativen Energiequellen bis 2050 realisierbar"

Noch so ein von der OZ ungeliebtes Thema, die Energieversorgung in der Zukunft, ungeliebt, obwohl oder weil am Bodden ein Kohlekraftwerk gebaut werden soll.

Dazu hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU), ein wissenschaftliches Beratungsgremium der Bundesregierung, im Mai ein Thesenpapier herausgegeben, das von der OZ nicht wahrgenommen wurde. Dessen Zusammenfassung beginnt so:

Eine Stromversorgung aus regenerativen Energiequellen ist für Deutschland wie für die
meisten Industrieländer bis zum Jahr 2050 realisierbar. Unter bestimmten
Bedingungen kann eine Stromversorgung auf der Basis regenerativer Energiequellen
ab 2020 sogar kostengünstiger sein als eine Stromversorgung auf der Basis fossiler
Energieträger. ...

Vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele kommen für den Zeitraum bis 2050
ernsthaft nur die Alternativen Kohle mit CCS oder erneuerbare Energien infrage. ... Die Option Kohle mit CCS ist derzeit noch mit erheblichen Unsicherheiten... verbunden. Solange diese offenen Fragen nicht geklärt sind, sollte deshalb keine politische Weichenstellung zugunsten von CCS getroffen werden. ...

Eindeutig urteilt der Rat über Kohlekraftwerke:

Aufgrund des Systemgegensatzes zwischen Kraftwerken, die technisch-ökonomisch
auf Grundlast angelegt sind, und stark fluktuierenden regenerativen Energiequellen ist
der geplante Neubau von erheblichen Kapazitäten von Kohlekraftwerken mit einer
Übergangsstrategie auf eine vollständig regenerative Energieversorgung unvereinbar.
Die derzeitigen Neubauplanungen für Kohlekraftwerke stehen daher in krassem
Gegensatz zur notwendigen Weiterentwicklung des deutschen Elektrizitätssystems hin
zu einem langfristig nachhaltigen und klimaverträglichen Energieversorgungssystem.
Die aktuelle Debatte um die „Alternative“ Kohle oder Kernenergie ist irreführend, denn
beide Optionen resultieren in einer grundlastorientierten Elektrizitätsversorgung. ...

Davon erfahren die bald mehr zahlenden Leser nichts. Stattdessen wurden den Lesern etliche Lügen von Kraftwerksbefürwortern verkauft und lang und breit über geplante Windparks berichtet, letzteres, ohne einen Zusammenhang zu dem Thesenpapier des SRU herzustellen.

Dieses Qualitätsniveau will die OZ trotz angekündigter Preiserhöhung nicht verändern, denn:
Unsere Redakteure ... sorgen dafür, dass Sie jeden Tag mit der OZ ... ein qualitativ hochwertiges und informatives Produkt in der Hand halten. Das soll auch so bleiben.
Google