14. Juli 2009

Besser kann ein Redakteur seinen Egoismus nicht zur Schau stellen.

Etwas Dümmeres und Entlarvenderes als diese Schlagzeile habe ich schon lange nicht mehr gelesen:
Abgaben: Euro ist weniger als die Hälfte wert
Warum das so sein soll, erklärt die OZ:
Die Belastungen der Bundesbürger durch Steuern und Sozialabgaben sind in diesem Jahr nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler so hoch wie seit 2003 nicht. Von jedem verdienten Euro bleiben nur 46,7 Cent - in diesem Jahr müssen die Arbeitnehmer 53,3 Prozent ihrer Brutto-Einkünfte an den Fiskus und die Sozialkassen zahlen. ...
Das heißt also - der Schlagzeile entsprechend - Steuern und Sozialabgaben sind hinausgeworfenes Geld, bringen nichts, aber auch gar nichts ein. Wer so denkt, muss gewaltige Scheuklappen tragen und will die Leser manipulieren.

Gesetzt den Fall, es stimmte, was die Schlagzeile Glauben machen soll, gäbe es keine Straßen, keine Autobahnen, keine Universitäten, keine Polizei und Gerichte, keine staatlichen Museen (z.T. Ländersache, ich weiß, dennoch steuerfinanziert), aber auch keine Bundeswehr am Hindukusch und auch sonstwo nicht, keine direkten und indirekten Subventionen an die Wirtschaft. Ohne die Steuerzahler wäre im Herbst das Wirtschaftssystem zusammengebrochen.

Ohne Sozialabgaben gäbe es keine gesetzlichen Krankenkassen, keine gesetzliche Renten usw. Wer das alles in Abrede stellt und vom halben Euro schwafelt, sollte einmal überlegen, was er den Lesern für ihre 80 Cent pro Zeitung bietet.

Viele Leute zahlen Steuern und Abgaben, weil sie dafür etwas zurückerhalten und sie in einer Gemeinschaft leben, statt jeder auf einem anderen Planeten. Sie zahlen andererseits auch ungern, weil so viel von dem Geld verschwendet wird. Es wäre eine lohnende Aufgabe der OZ, dieser Verschwendung nachzugehen, statt über einen halben Euro zu lamentieren und so die Leser zu verblöden.

Warum aber sollte ich für die OZ auch nur einen Cent ausgeben, so lange die Zeitung bleiben will wie sie ist?

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