12. März 2007

Märchenhafte Scheuklappen

Gute-Laune-Zeit
Deutschland, ein Dauermärchen: Die Arbeitslosenzahlen sinken seit Monaten, die Exporte steigen seit Jahren, die Konjunktur kann nicht einmal von der verpönten Mehrwertsteuer-Erhöhung gebremst werden, und jetzt meldet auch das Rückgrat der deutschen Wirtschaft Gute-Laune-Zeiten: der Mittelstand. ...
Wer Deutschland für ein Dauermärchen hält, sollte sich vorsehen, damit er nicht zur Märchentante der OZ ernannt wird.

Der OZ-Spezialist für Wirtschaft, Thomas Pult hält das, was in der deutschen Wirtschaft nach Angaben von Ernst & Young passiert, für ein Dauermärchen.
Wie will er denn das nennen, was in der Vergangenheit passierte, als ein jährliches Wirtschaftswachstum von vier oder für Prozent ermittelt wurde?
Und wie will er jene Menschen mit guter Laune versorgen, die vom Aufholen der Wirtschaft noch immer nichts im eigenen Portemonnaie gemerkt haben?

Was um alle Welt versetzt den Wirtschaftsspezialisten in gute Laune, wenn 25 Prozent der befragten Unternehmen in M-V mehr Leute einstellen, 43 Prozent ihre Personal beibehalten, jedoch 32 Prozent der Unternehmen die Zahl ihrer Mitarbeiter verringern wollen?
Was findet der Redakteur so märchenhaft daran, wenn jedes fünfte der befragten Unternehmen seine Investitionen verringern will?


Ob auch die Rentner nach dem Lesen der Schönschreibübung gut gelaunt zur Kenntnis nehmen werden, dass sich ihre Rentenhöhe seit Jahren real verringert?
Was sagen die Arbeitnehmer, die seit Jahren reale Lohnkürzungen hinnahmen?
Pult beendet seinen Kommentar so:


Vielleicht ... werden dann aus einst fünf und jetzt vier Millionen Arbeitslosen ganz schnell drei Millionen. Oder weniger.
(Das ist natürlich kein Satz. Aber wozu brauchen die Leser ganze Sätze, wenn sie mit der ganzen guten Laune aus einem Märchen verwöhnt werden?)

Ich gebe zu, wenn die Bundesagentur so märchenhaft weiterrechnet wie bisher und auf diese Weise weitere hunderttausende Erwerbslose versteckt, könnte Pult sogar Recht bekommen.

Ich gebe jedoch dies zu bedenken:

Mit dem Petitionsausschuß zu korrekteren Arbeitslosenzahlen: 11,2 Millionen ohne einen richtigen Job

Ob der Gute-Laune-Spezialist auch all diese Menschen in gute Laune versetzen würde, könnten sie seinen Kommentar lesen?

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