31. März 2009

Die OZ und unsere Schiffbauer

Bevor es losgeht, erinnere ich an diesen Eintrag, in dem ich auf diese OZ-Wirtschaftsweisheit vom 15. Oktober hinwies:
Während die Forschungsinstitute ihre Wachstumserwartungen gegen null abgesenkt haben, blicken die Unternehmer in MV weniger pessimistisch in die Zukunft. Und das ist kein Widerspruch. ...

In MV sind die Auftragsbücher im prägenden Schiffbau und im verarbeitenden Gewerbe auf Jahre gefüllt. Entsprechend unaufgeregt reagieren die Unternehmer hier auf das weltweite Finanzdesaster. Sie machen keine Geschäfte mit "Luftblasen", sie schöpfen produktiv Werte. ...
Heute Aufmacher auf der Titelseite:
Merkel macht unseren Schiffbauern Mut
Gestern endete in Rostock die 6. Nationale Maritime Konferenz. Die Bundeskanzlerin appellierte angesichts der Krise an Werften und Reeder, auf die eigenen Stärken zu vertrauen.
Erinnert Sie das auch an das Bonzengeschwafel, das auch vor 20 Jahren schon Mode war und nachgeplappert wurde? Mich schon.

Die Schlagzeile habe ich nicht verstanden, nicht, weil keine Nachricht in ihr zu finden ist, sondern weil von unseren Schiffbauern die Schreibe ist.

Wie darf ich das verstehen?
Gehört mir ein Schiffbauer?
Wenn ja, welcher?
Gehören uns allen alle Schiffbauer und warum?
Oder hat die OZ Schiffbauer gekauft auf dem Sklavenmarkt?
Also, was soll das besitzergreifende Fürwort "unsere"?
Und warum machte die Kanzlerin nur unserern Schiffbauern Mut?
Was ist mit den anderen Berufsgruppen, deren Vertreter auf den Werften arbeiten?
Stehen die nun weiterhin ängstlich in dunklen Ecken herum, während unsere Schiffbauer mutig in die Zukuft blicken, weil Merkel ihnen Mut machte?

Oder handelt es sich mit unseren Schiffbauern um plumpe Anbiederei (Ich vermute, es ist so.): "Wir sitzen alle in einem Boot und wir tun, was wir für euch Schiffbauer tun können. Wir schreiben uns für euch die Finger wund."

Steht zwar nicht viel drin in den zwei Berichten und einem Kommentar, anscheinend soll es hier die Masse machen. Womöglich sind viele Schiffbauer OZ-Leser.

Höhepunkt der wiedergegebenem Schwafelei war dies:
"Neue Aufträge sind der zentrale Punkt", sagte Schwerins Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU).
Wahnsinn, was dieser Mann, der Rumsteher, drauf hat! Darauf wäre sonst niemand gekommen! Alle Achtung! Welch ein Zitat! Wenn es jetzt nicht vorangeht, wo doch der Rumsteher endlich gesagt hat, worauf es ankommt!

So werden die Zeilen mit Binsenweisheiten und Bonzengewäsch gefüllt für unsere Schiffbauer und alle anderen Leser bezahlen dafür.

Was die Konferenz brachte? Viel nicht:

- ein Versprechen der Kanzlerin
- und:
Die Konferenzteilnehmer sprachen eine Empfehlung aus, Beschäftigungsgesellschaften für von Arbeitslosigkeit bedrohte Werftarbeiter zu gründen, sogenannte Pool-GmbHs. Weitere Forderungen der Konferenz betreffen einen Ausbau der Häfen und eine vorgezogene Auftragsvergabe der öffentlichen Hand. ...
Auswege aus der Krise bieten nach Ansicht der Konferenzteilnehmer die Stromerzeugung auf See mit Offshore-Windparks und die maritime Meerestechnik. Für den Bau der Offshore-Windparks müssten aber die Stromnetze ausgebaut werden. Die Teilnehmer forderten die Bundesnetzagentur auf, unverzüglich ein entsprechendes Konzept vorzulegen. ...
Eines wurde noch bekannt, etwas, was in der OZ bisher nicht so benannt worden war:
Ein wichtiger Auftraggeber in diesem Segment ist die Marine. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verkündete den Bau eines Truppenversorgers für 400 Millionen Euro, der zum Teil auch in Wolgast entstehen soll, als Maßnahme der Bundesregierung gegen die Krise. Dieser Auftrag war aber schon im vergangenen Herbst bekannt.
Endlich wurde in der OZ direkt zugegeben, dass dieser Auftrag reine Wirtschaftsförderung ist und indirekt zugegeben, dass jene Recht hatten, die das schon vor Monaten schrieben.

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