30. November 2005

Alles halb so schlimm!

Trendanalyse: Wie werden sich die digitale Medienszene und der
klassische Journalismus entwickeln?


Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer
FH-Darmstadt

Die Journalisten ... sollten sich über die neu entstandene „Echo Chamber“ freuen, statt in Panik zu verfallen. Sie sollten die Blogosphäre ... umarmen. Kaum etwas besseres kann ihnen passieren als eine artikulierte, kritische Öffentlichkeit, die dafür sorgt, dass nicht mehr die Frage nach Anzeigenmärkten und Verlagsstrategien die Diskussion um den Journalismus bestimmt, sondern eine Auseinandersetzung mit den Inhalten. Wenn dabei die von den Verlagscontrollern wegrationalisierte Qualitätskontrolle ins Nachfeld der Veröffentlichung verlegt wird, so ist das oft peinlich. Aber es wird auf lange Sicht der Qualität unserer Medien eher nützen als schaden.
...

Zu viele Hotels verschrecken den Gast

Bilderbuchregion wird verhökert,
lautete die interessante Schlagzeile über einem Beitrag in der Ribnitzer Zeitung. Allerdings ist es ein Leserbrief aus dem Ostseebad Prerow:
... Ein Ferienort am Nationalpark muss sich Einmaligkeit, Ursprünglichkeit und Charme erhalten! Darum kommt der Gast! Wo bleiben die Bauvorschriften? Abstand zum Nachbarn, Größe und Höhe des Objekts! Grundstücke werden überbaut. Ferienwohnungsmieter können sich gegenseitig in die Suppe spucken, der Lärmpegel wird nicht unerheblich sein. Eine Bilderbuchregion wird aus Geldgier verhökert, ohne an die Folgen zu denken. Beamte, die solche Monsterferienhausobjekte genehmigen in einer Zwei-Familienhaus-Gegend gehörten entlassen oder bestraft! ...
Wenn auch nur wenige Aussagen zutreffend sind, ergeben sich daraus Artikel, die so interessant wären, dass die OZ auf dem Darß ausverkauft wäre.
Ich vermute, solche Verhältnisse könnten in allen Seebadern beschrieben werden. Nur müssten sich die Redakteure oder freien Mitarbeiter auf die Suche machen, um Fakten zu finden.

Armutszeugnis ausgestellt

In diesem Eintrag wunderte ich mich unter anderem darüber, dass die Rügener Redaktion nicht sicher herausfand, nach wem die Merkelstraße in Sassnitz benannt wurde. Nun erschien ein Leserbrief zu dem Bericht in der Rügener Zeitung. Darin heißt es unter anderem:
... Die Merkelstraße ... ist weder eine „Kanzlerinnenstraße“, noch hat sie etwas mit der Person der Bundeskanzlerin zu tun. Mir ist leider nur bekannt, dass der Namensgeber ein antifaschistischer Eisenbahner war. Vielleicht kann ein alteingesessener Sassnitzer Bürger oder eine Bürgerin etwas zu dem Namensgeber schreiben. ...
Wie wenig traut dieser Leser seiner Zeitung zu, dass er die Sassnitzer aufruft, jene Arbeit zu erledigen, für die Redakteure bezahlt werden, für die Recherche.

Hellhöriger Redakteur

Timo Richter ist ein aufmerksamer Beobachter, denn er schrieb für die Rügener Zeitung:
... Jetzt wartet der alte Bootskörper auf einen neuen Anstrich mit besonderer Lackfarbe. Klassisch blau wird der Bootsrumpf ab der kommenden Saison durchs Wasser zwischen Rügen und dem Festland pflügen. ...
Vielleicht hörte Herr Richter sogar, wie ungeduldig der Bootskörper war: "Wie lange soll das noch dauern? Erst die Versprechungen, es soll etwas ganz Besonders werden. Bisher ist nichts passiert. Und immer kälter wird es auch noch. Da friere ich mich blau, ehe ich blau angestrichen werde."

29. November 2005

Das ganze Jahr im Weihnachtstaumel

Die Doberaner Zeitung will ihren Lesern weismachen:
Nicht nur zur Weihnachtszeit dreht sich bei Inge Niemann aus Neubukow alles um Adventskränze und weihnachtliche Gestecke....
Vorsicht, Schwindelgefahr!

Auf Nummer Sicher gehen

Die Greifswalder Zeitung meldete:
Am kommenden Sonntag findet in Lühmannsdorf der 2. Lühmannsdorfer Weihnachtsmarkt statt.
An welchem Sonntag sollte sonst Markttag sein, am vergangenen?

Das Nebenbei der Märkte

Trubel bei Adventsmärkten,
titelte die Grimmener Zeitung. Da mich nicht interessiert, was in der Nähe der Märkte passierte, sondern auf den Märkten, las ich den Artikel nicht.

Satz in den Sand gesetzt

Peter Schlag berichtete in der Grimmener Zeitung:
Mike T. (Name von der Redaktion geändert) sitzt auf der Anklagebank, als könne er kein Wässerchen trüben. Dabei hat der 35-jährige Süderholzer geschäftlich schon viel in den Sand gesetzt. Auch diesmal war er wegen Betruges vor Gericht zitiert worden. ...
Der Lokalchef schreibt damit, dass jener, der geschäftlich etwas in den Sand setzt, ein Betrüger ist. Dann haben ich und vielleicht auch andere Leser ein falsche Vorstellung von dem Begriff "etwas in den Sand setzen".
Wer die Umstände beim Namen nennt und Umschreibungen meidet, schreibt verständlicher.

Warum heißt Werner Peschi?

Elke Erdmann schrieb in der Ribnitzer Zeitung:
... Dort betreibt Werner Neumann seit 1983 einen Fahrradverleih. ... Die Einheimischen nennen ihn Peschi. ...
Warum? Das bleibt das Geheimnis Peschis und jener, die ihn so nennen. Wenn das die Leser nichts angeht, hätte die Autorin auf den Spitznamen verzichten sollen.

Bericht nicht vollständig

Über die Hälfte des Abschussplans bereits erfüllt,
titelte Chris-Marco Herold einen Text in der Rügener Zeitung.
Was passiert, wenn die Jäger den Plan nicht erfüllen? Ist das nicht des Berichtens wert?

Harte Arbeit für Leser

Timo Richter schrieb in der Rügener Zeitung über
Handel will Rügenmanager
... Bei Befragungen von Kunden und Händlern mit verdeckten Einkäufen wurden seitens der Gesellschaft für Service und Marketing, einem Tochterunternehmen des Einzelhandelsverbandes, ein 15 Punkte umfassender Katalog mit Vorschlägen erarbeitet, wie die Rügener Händler und Dienstleister ihre Angebote den Inselbewohnern und ihren Gästen besser präsentieren können.
Am Ende des Satzes angekommen, fragte ich mich: "Wie war das noch gleich bei Befragungen? Ist mit "bei" vielleicht "während" oder "nach" oder was gemeint?"
... Kammann verhehlte nicht, dass bestehende Kooperationen nicht ausgespielt würden.

... wie einen Trumpf?
... Die Anregung der Projektbetreuer, auch auf Rügen eine Einkaufsnacht zu organisieren, hätten die Händler aufgegriffen. Auch Kammann wertete das als „spannend“.

Was wertete er als spannend (für mich ein Unwort), die Einkaufsnacht oder den Umstand, dass die Händler solch eine Nacht wollen?
... In der Formulierung von Qualitätsstandards sah Rolf Kammann einen zukunftsträchtigen Aspekt. ... schrieb der Bürokrat.

...Überrascht zeigte sich der Amtleiter, dass sowohl das Internet als Hilfsmittel als auch ein Regionalkatalog für Rügen keine Akzeptanz bei den anwesenden Händlern fanden. Auch ein Treuemarken-System sahen die Händler nicht als geeignet an, Kunden an sich zu binden oder neue Kundschaft zu erschließen.
Warum billigten die Händler die Vorschläge nicht? Darüber erfahren die Leser nichts.

Was ist ein Bericht?

Lubminer Künstler geben Einblick in ihr Schaffen
berichtete I.K. in der Usedom-Peene-Zeitung.
Nach dem erfolgreichen Debüt Lubminer Freizeitkünstler mit einer Gemeinschaftsausstellung im Rahmen der Aktion „KUNST offen“, gibt es derzeit eine beachtenswerte Neuauflage.
Der Satz am Anfang des Artikels ist doch in Ordnung, werden Sie denken. Das denke ich auch. Jedoch musste ich mich erst durch diesen Absatz lesen, um zu erfahren, warum der Text in einer Tageszeitung erscheinen durfte:
Was ist Kunst? Allein in einem einzigen Taschenbuch des Dumont-Verlages listet sein Herausgeber Andreas Mäckler 1080 Zitate mit 1080 Antworten zu diesem Thema auf. Etwas Eigenes soll sie sein, Deutung ebenso wie Urteil. Wohl gibt es Unterschiede zwischen „großer“ Kunst und jener, die von Laienhand entsteht. Gemeinsam jedoch ist ihr Ziel, etwas in ihrem Gegenüber auszulösen.

Behauptung ohne Beleg

H. Nadler berichtete in der Usedom-Peene-Zeitung:
... Wo gibt es das schon, dass eine Villa (Kulturzentrums „Villa Irmgard", Heringsdorf) in dieser Größenordnung mit einer so einmaligen, im Original erhaltenen Gedenkstätte des weltberühmten Dichters Maxim Gorki, mit einem vielfältigen Kulturprogramm so stark angenommen wird und bei Urlaubern wie Einheimischen nicht mehr wegzudenken ist. Hier würde man bei negativer Entscheidung den Ast absägen auf dem man sitzt. Das bestätigen viele Kunstfreunde.
Ich vermisse einen Beleg dafür, wie viele Kunstfreunde das bestätigten. Wem teilten sie das mit?

28. November 2005

Wozu taugen Weihnachtsmarkt-Berichte?

Bevor die Weihnachtsmarkt-Berichterstattung sozusagen ausbricht, wollte ich sie nicht schlechtreden. Es hätten interessante Texte werden können und ich wäre blamiert. Doch ich las unter anderem das in der Grevesmühlener Zeitung:
Brooker Adventsmarkt zog tausende Gäste an
Wie viele Besucher hatte der Markt, zweitausend oder neuntausend. Scheinbar kam es auf ein paar tausend Besucher nicht an. A. Schwarz begnügte sich im Wesentlichen mit einer Aufzählung dessen, was auf dem Markt zu kaufen gibt:
... „Der Renner sind dabei die Drei-Kilo-Abpackungen mit kleinen Grünkohlkartoffeln“, berichtete Mitarbeiter Roland Warnemünde ...

In der Greifswalder Zeitung war es nicht viel anders:
Weihnachtsmarkt ist eröffnet
Erst musste der Hut einer Senatorin der Stadtverwaltung für die Einleitung herhalten. Franziska Amler schrieb weiter:
... „Wenn sich die Jugend auf dem Markt tummelt, können sich die Erwachsenen bei mir einen Glühwein genehmigen", hat Geschäftsmann Liebenow gleich einen Vorschlag parat. ...
Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt; was es nicht alles Neues gibt!

Es gibt mindestens einen Bericht über eine Weihnachtsmarkteröffnung, aus dem Neues zu erfahren ist, nicht in der OZ, sondern
hier:

Schöne Bilder gehen um die Welt
Auch internationale Fernsehteams kommen zur Eröffnung des Christkindlesmarktes

Alberto Lati hat es gerade noch geschafft. Schwer atmend nehmen er und sein Kameramann Guillermo Cabrera die letzten Stufen zur Pressetribüne und zwängen sich kurz vor dem Prolog des Christkindes im Rücken zahlreicher Kollegen ins allerletzte freie Plätzchen. „Die Stadt war so voll. Wir sind kaum durchgekommen. Aber diese Atmosphäre ist großartig“, sagt er. Und wahrscheinlich ist ihm selbst gar nicht klar, dass er der Star unter den Medienvertretern ist. ...

Ich lasse nicht gelten, dass kein Journalist aus dem Ausland über die Weihnachtsmärkte in Mecklenburg-Vorpommern berichtet. Es geht allein darum, das zu finden, was der Marktbesucher nicht sieht und darüber zu berichten. Findet sich nichts, sollten die Leser nur mit einer Meldung statt mit langen Berichten gelangweilt werden.

Gutes Thema wird Langweiler

Lese ich
Unternehmer geben Erfahrungen weiter,
interessiert mich, wie das passiert. Doch davon erfuhr ich nichts im Bericht von Michael Wind für die Grevesmühlener Zeitung.
Stattdessen las ich im Vorspann diese Binsenweisheit:
„Ohne (gute) Beziehungen geht gar nichts“ lautete das Motto des ersten Senior-Junior-Unternehmertreffens in Grevesmühlen.
Herr Wind zählte dann junge Unternehmer auf, beschreibt deren Geschäfte und nennt die sechs Berater, angefangen beim Landrat. Aber ich wollte nicht aufgeben.
„Wir geben gern unsere Erfahrungen und Ideen weiter. Diese Kontakte und Beziehungen, die natürlich längerfristig wirken sollen, helfen den Gründungswilligen sehr, Risiken einzuschätzen.
Ein typisches Beispiel, wie ein gutes Thema zum Langweiler geschrieben wird.

Innen drin und drum herum

Süßer Duft umweht Schulhaus,
behauptete die Ribnitzer Zeitung. Doch davon las ich nicht in dem Artikel von Christiane Lüdtke, sondern:
Ein süßer Duft zog am Freitag durch das Haus der Vollen Halbtagsschule in Gresenhorst, denn beim siebten Weihnachtsmarkt in dem kleinen Marlower Ortsteil gab es an allen Ecken Leckereien zu erhaschen. ...
Doch wenn wieder einmal die Pforten offen standen, war es ein Leichtes für den Duft, nach draußen zu dringen.

Türme zum Träumen

Mit Elke Erdmann geraten ich und vielleicht andere Leser der Ribnitzer Zeitung bisweilen ins Träumen, so wie hier:
Traumhäuser im Atelier am Grenzgraben
... „Beeindruckend ist ihre künstlerische Vielfalt. Sie scheut sich nicht, ihre eigenen Grenzen zu sprengen“, sagte Laudator Michael Goll. ...
Hätte es nicht gereicht, die Grenzen zu überschreiten? Warum Sprengstoff einsetzen? Oder waren die Grenzen in Wirklichkeit Fesseln?
... Alles Unikate. Jedes Haus hat ein anderes Gesicht.

Das will ich hoffen, sonst könnte das Anschauen der Häuser schnell langweilig werden.
Sie gleichen Rapunzeltürmen (Was ist der Unterschied zwischen einem Turm und einem Rapunzelturm?), Schlössern und Burgen. Die Formen sind bewegt und voller Energie. „Ich war immer angetan, wenn bei einem Schüler ein innerer Wille dahinter steckte.“ ...
Mein Diskussionsangebot: Gibt es einen äußeren Willen? Dann wäre es jedoch nicht der der Künstlerin.

Spezieller Nutzen

Was erwarten Sie unter der Schlagzeile
Händler bereiten Weihnachtsmarkt vor
zu lesen? Doch bestimmt nicht dies:
Zur Vorbereitung des Ribnitz-Damgartener Weihnachtsmarktes, der in diesem Jahr in der Zeit vom 2. bis zum 4. Dezember stattfinden wird, treffen sich die beteiligten Händler der Stadt heute abend um 19 Uhr im Ribnitzer Sportpalast. Alle Kaufleute, die sich bereits dafür entschieden haben, einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu betreiben, werden gebeten, die Standgebühren dafür bei dieser Zusammenkunft zu entrichten, teilte die Ribnitz-Damgartener Handwerker- und Kaufmannschaft 1861 jetzt mit.
Ist das so interessant, dass es alle Leser der Ribnitzer Zeitung erfahren mussten?
Auf jeden Fall sparte die Handwerker- und Kaufmannschaft eine Menge Porto für die Einladungen.

Endlich ein Thema erkannt!

Unter der unverfänglichen Schlagzeile
Privathotel-Trio kooperiert
schrieb Udo Burwitz endlich, worauf ich schon seit Monaten wartete:
... „Rügen ist auf dem besten Weg zum absoluten Massentourismus.“ Der Ansicht ist Stefan von Heyne und darüber wenig begeistert (Was ist er wirklich?). Auch Uwe Hermerschmidt nicht: „Wir können uns einen Verfall der Qualität und der Zimmerpreise nicht leisten.“ „Da nimmt die ganze Insel Schaden“, fügt Ulla Jürgens hinzu. ...
Und im Kommentar las ich:
... Ein Grund, warum die Insel ein Flaggschiff im Tourismusland MV ist und so viele Gäste lockt. Von denen mancher die Insel enttäuscht verlässt. Nicht nur mit dem Gefühl der Abzocke. Eine einmalige Landschaft allein erfüllt Erwartungshaltungen nicht. Dazu gehört mehr. Der Umgang mit den Gästen, Service und dessen Qualität. ...
Schade, dass der Redakteur nicht das Thema Massentourismus allein aber dafür umfassend bearbeitete.
Die Usedom-Peene-Zeitung sollte sich an dem Artikel ein Beispiel nehmen und es besser machen, statt jede Hoteleröffnung mit einem Mehrspalter zu feiern.
Swinemünder Polizei bringt Trunkenbolde an den Pranger,
behauptet die Usedom-Peene-Zeitung in einem Bericht, der so ähnlich in der Tageszeitung „Glos Szczecinski“ erschienen war.
Stimmt das? Die Zeitung soll
brandmarken, ächten, verfemen, verpönen, in Acht und Bann tun, verfluchen, verwünschen, verdammen, verurteilen, etwas / das Kind beim [rechten (oder:) richtigen] Namen nennen, den Stab brechen über, geißeln?
K.D. übersetzte jedoch:
... Dabei will die Polizei im Zusammenwirken mit dem zuständigen Amtsgericht den Namen, das für den Alkoholsünder verkündete Urteil, sowie die Umstände der Verkehrsgefährdung, zur Veröffentlichung zur Verfügung stellen. ...
Doch das nur nebenbei. Viel wichtiger wäre, in dem Artikel eine journalistische Leistung zu erkennen. Doch die vermisse ich. Wo bleibt zum Beispiel die Antwort auf die Frage, ob so etwas auch in der OZ möglich wäre?

Wer kennt Mohamed Rachad Bouhlal?

Damit auch der letzte Leser der Usedom-Peene-Zeitung es mitbekommt, teilte Angelika Gutsche ihnen gleich drei Mal mit:
Marokkos Botschafter bei Generationen-Ball
Vorspann:
200 Unternehmer Vorpommerns feierten am Sonnabend in Bansin den 1. Ball der Generationen mit einem prominenten Gast; dem marokkanischen Botschafter.
Text:
... Prominenter Gast war neben Tilo Braune (SPD), Präsident des Deutschen Tourismusverbandes, auch Mohamed Rachad Bouhlal, seit 10. Januar 2005 akkreditierter Botschafter des Königreichs Marokko in Deutschland. ...
Ist der Mann wirklich prominent und der andere auch?
prominent : a) hervorragend, bedeutend, maßgebend; b) weithin bekannt, berühmt

27. November 2005

So macht es eine andere Lokalredaktion

Weil ich noch ein Nachwort zu diesem Eintrag schreiben wollte, las ich, dass die Lokalredaktion der Nürnberger Nachrichten in der Wochenendausgabe gleich zwei Beiträge und einen Kommentar zum Fleischskandal veröffentlichte. Wie sie es schon mit anderen Themen taten, nutzten die Redakteure das Thema für die lokale Berichterstattung.
Das erste Beispiel ist hier und komplett hier zu finden.
Hinzu kam dieses Feature:

Lückenloser Lebenslauf
Spanferkel mit Stempeln — Ekel über „Gammelfleisch“

Es stinkt zum Himmel, was Kontrolleure zurzeit aus nordrhein-westfälischen Kühlhäusern holen. Während das Unwort „Gammelfleisch“ in Mode kommt, ducken sich die Verbraucher wieder mal unter unappetitlichen Nachrichten weg. Die Resignation ist riesig.


Vielleicht wird man automatisch ein wenig pingelig in dieser Branche. Reiner Freyberger, Metzger in der Sperberstraße, würde woanders kein Hackfleisch kaufen. „Dem seine Fingernägel kenne ich nicht“, sagt der Mann, der aussieht wie ein Chirurg. Weiße Kluft, Gesundheitsschuhe, ein paar dezente Blutflecken. Bei ihm werde jedes Stück umgedreht und angeschaut, sagt er. Mit sauberen Händen. ...

Den Kommentar empfehle ich besonders Herrn Schlag aus der Grimmener Redaktion.

Verdrängen und genießen?
Gute Fleischqualität muss gut bezahlt werden

Es ist fast schon ein Ritual, das sich seit Jahren mit widerlicher Regelmäßigkeit wiederholt: Der Lebensmittelskandal, das öffentliche Entsetzen darüber, der Ruf nach mehr Kontrolle — und dann das unweigerliche Versinken der schlechten Nachrichten im Unterbewusstsein der Konsumenten. Bis zum nächsten Mal, wenn ein anderer Leckerbissen die Schlagzeilen füllt. (Berichte S. 11)...

26. November 2005

Heimtückische Betrachtung

Der Greifswalder Lokalchef Reinhard Amler leistet sich in
Die Betrachtung zum Wochenende
diesen Satz:

... So lange sich die Universitäts- und Hansestadt noch Ämter leisten kann, bei denen man sich fragt, was deren einzelne Mitarbeiter eigentlich täglich effizient für die Kommune leisten, ist die Frage nach einem arbeitsfähigen Öffentlichkeits- und Presseamt überhaupt nicht daneben und der OB in seinem Ansinnen zu unterstützen. ...
Es ist so unglaublich, was der Lokalchef schrieb, dass ich es zwei Mal lesen musste.
1. Man unterstellt ganzen Ämtern der Stadtverwaltung, dass deren Mitarbeiter nicht leistungsfähig sind.
2. R. Amler bringt es nicht zustande, die Man-Frage zu beantworten. Genau das aber ist seine Aufgabe als Journalist, wenn er an der Leistungsfähigkeit dieser Leute zweifelt. Die Antworten werden viel Leser interessieren.
Wäre ich Chef der Stadtverwaltung, würde ich den Lokalchef ins Rathaus bestellen, um diesen heimtückischen Vorwurf aus der Welt zu schaffen.

Für wen lassen wir spenden?

Noch eine Weihnachtsaktion:
Hilfe für Helfer: Ohne Spenden kann die Tafel nicht arbeiten,
las ich in der Grimmener Zeitung und fragte mich, ob irgendjemand daran zweifeln könnte. Mir fiel niemand ein. Wozu dient dann solch eine Schlagzeile? Zu nichts.
Schlimm finde ich, dass die Redaktion nicht einmal weiß, für wen sie die Weihnachtsaktion begann, denn:
... Die Mehrzahl (der Tafelhelfer) selbst Hartz-IV-Empfänger. ...
Ich habe keine Lust mehr, ständig auf diesen Eintrag zu verweisen.

Bestaunenswert

Auf der Seite "Barth und Umgebung" der Ribnitzer Zeitung wird heute gleich doppelt gestaunt:
Alte Technik in der Zuckerfabrik wurde bestaunt

Modelleisenbahnen können am ersten Adventswochenende bestaunt werden

Schlagzeile des Tages

Die Rügener Zeitung berichtete zum Auftakt ihrer Weihnachtsaktion:
Spenden kamen vor allem Menschen zugute
Das Geld hätte auch der Aktion "Rettet das Polareis!" oder "Weg mit den Alpen! Freie Sicht zum Mittelmeer!" zugute kommen können. Selbst daraus hätten Menschen Nutzen ziehen können.

Das soll bestimmt originell sein!

„Vielleicht wird ja jetzt der Gehweg repariert“
titelten Chris-Marco Herold und Dieter Lindemann einen Artikel in der Rügener Zeitung.
Angela Merkel ist am Ziel ihrer Wünsche angekommen. Als Bundeskanzlerin ist sie nun auch das Ziel der Wünsche der Bewohner Merkelstraße in Sassnitz. ... wirklich aller?
Jedoch wurde die Straße nicht nach der Kanzlerin benannt, sondern:

Dieser Herr Merkel, weiß Wulf Krentzien zu berichten, war als leitender Bauingenieur mit den Bauarbeiten für die Eisenbahnfähranlage im Sassnitzer Stadthafen befasst. „Das war in den Jahren 1907, 1908 und 1909“, sagt Krentzien, Kenner der Rügener Verkehrsgeschichte. Eine ältere Sassnitzerin dagegen erzählt, dass Herr Merkel der Bauherr der Häuser gewesen sei. ...
Ja, nach wem wurde die Straße denn nun benannt und warum? Soll der Leser es doch selbst herausfinden. Mit solchen Kleinigkeiten geben sich die Autoren nicht ab. Sie haben diese bedeutenden Botschaften zu vermitteln:
„Ich hoffe, dass die neue Regierung auch etwas Positives für die Handwerker unternimmt.“ Und an die Kommunalpolitiker gerichtet, sagt Zillmer: „Vielleicht wird jetzt auch die zweite Seite des Bürgersteiges in dieser Straße instand gesetzt.“
... „Trotzdem hoffe ich, dass es mit dem Handwerk etwas aufwärts geht“, ...

Was ist Hoffnung? Es ist Mangel an Information.
...
„Täglich gehe ich mindestens an einem dieser Straßenschilder vorbei. Meine Gedanken: Angela Merkel, wann habe ich wieder einen Arbeitsplatz?“

Aller Anfang ist schwer

Die Redaktion der Usedom-Peene-Zeitung hat kürzlich den Vorspann für die Wellnes-Hotel-Vorstellung gestrichen, da ein Signet zeigt, worum es in den Artikeln geht. Doch nun hat A. Pietras die schwierige Aufgabe, die Artikel zu beginnen. Das kam dabei heraus:
Am Strand ist es mittlerweile wirklich ungemütlich geworden. Es sei denn, man greift bei der Auswahl der Garderobe auf sehr wetterfester Kleidung zurück. Eigentlich möchte man aber lieber drin bleiben.
Wer ist "man" um warum will man "eigentlich" drin bleiben?
Hier hätte der Text ballastfrei beginnen können:
Wenn Sie in diesen Tagen eines der Wellness-Arrangements im Heringsdorfer Hotel Ostseeblick gebucht haben, ...

Dreispalter ohne Nachricht

Holter sieht in alternder Gesellschaft Chancen fürs Land
ist ein Dreispalter auf der Mecklenburg-Vorpommern-Seite überschrieben: darin hießt es:
Rostock (dpa) ... Die alternde Gesellschaft biete durch Veränderungen im Dienstleistungsbereich oder Wohnungsbau Chancen, sagte (der Arbeitsminister) ... Durch neue Ansprüche an Freizeiteinrichtungen, Betreuung oder Pflege eröffne sich ein Beschäftigungsmarkt. ...
Noch habe die Gesellschaft keine Strategien, um auf diese Entwicklung zu reagieren, kritisierte Holter. „Wir brauchen viel mehr kinderfreundliche Maßnahmen.“ Es müsse die Frage gestellt werden, warum Kinder die Karriere behindern sollten.

Die Frage muss nicht gestellt, sondern beantwortet werden.
Jedoch muss die Frage gestellt werden, worin der Nachrichtenwert dieses Artikels besteht. Ich meine, er ist wertlos, es sei denn, die Mantelredaktion hätte einen Kommentar dazu geschrieben, in dem auf die Hilflosigkeit des Arbeitsministers hingewiesen wird.

25. November 2005

Schlagzeile ist nur Schmuckzeile

Staatsschützer werfen Schatten auf „Rugia“,
lautete eine Schlagzeile in der Greifswalder Zeitung, die ich nicht verstehe. Vielleicht ist gemeint, dass die Studentenverbindung beschattet wird.
Doch was schrieb Martin Behrens?
... In Schwerin verfüge man über keine Informationen zur Rugia, so eine Sprecherin der hiesigen Behörde (Verfassungsschutz). Aus Mönchengladbach wurde hingegen bestätigt, dass auch die Rugia „dem Staatsschutz als dem rechten Spektrum zurechenbar bekannt ist, aber daher nicht zwangsläufig unter Beobachtung" stehe. ...

Hilfeersuchen

Welcher Leser der Grevesmühlener Zeitung kann mir den Inhalt dieser Meldung erklären?
Gegenanzeige wurde erstattet
Ende Oktober kam es vor dem Amtsgericht zu einer Körperverletzung (OZ berichtete). Die Tatverdächtigen hatten sich aus dem Staub gemacht, als die alarmierten Beamten eintrafen. Die Polizisten nahmen am Ereignisort eine Anzeige „gegen Bekannt“ auf. Gleiches taten sie jetzt noch einmal. Denn nach Auskunft des Reviers wurde in diesem Fall eine Gegenanzeige erstattet.

Man könnte es auch lassen

Unter der seltsamen Schlagzeile
Unterrock wandelt sich zum Pullover
schrieb Christine Borgwald für die Grimmener Zeitung diesen ersten Satz:
Man könnte sagen, dass Ursula Hesse das Talent zur Handarbeit schon in die Wiege gelegt worden ist. ...
Warum wurde das unnötige "Man könnte sagen, dass" nicht gestrichen? Ist die Frau auf das Honorar für jede noch so überflüssige Zeile angewiesen?

Ist das schon Folter?

Für Angela Merkel Buch aus dem Schrank geholt,
berichtete K. Schnurrer in der Ribnitzer Zeitung.
Ich warne Sie vor dem Text, den ich hierher kopierte. Doch Sie erfahren, was Leser dieser Zeitung ertragen müssen und dafür auch noch Geld bezahlen.
An dem Abend, an dem Angela Merkel zur Kanzlerin gewählt wird, sitzt Olaf Micheel an einem Tisch in der Kegelbahn seiner Gaststätte „Zu den Linden“ und ist zufrieden und „auch ein bisschen stolz.“ Denn mit Frau Merkel hat der CDU-Mann Micheel schon „über Gott und die Welt geredet“, zwanzig Minuten lang, am Neujahrsempfang des Landrats. „Frau Doktor Merkel hat damals gesagt: ,Herr Micheel, wir sehen uns bald wieder'.“ So war's dann auch. Für ein paar Tage im Juni war Trinwillershagen wieder präsent in der Republik, denn in Micheels Kulturhaus wurde Merkel zur Direktkandidatin des Wahlkreises gekürt. Für Micheel war das der Anlass, das lederne Gästebuch, das vorher fünf Jahre unbeachtet im Schrank lag, einzuweihen. Nun steht auf der ersten Seite „Herzlichen Dank für einen unvergesslichen Abend im Kulturhaus Trinwillershagen. Alles Gute Olaf Micheel und seiner Mannschaft. Angela Merkel.“ ...

Verkaufstrick nicht durchschaut

Leider konnte ich nicht erfahren, ob der Text
Clever lehren mit elektronischen Wörterbüchern
in der Usedom-Peene-Zeitung ein Leserbrief ist, denn die Seiten waren im PDF-Format nicht aufrufbar.
Selbst wenn es ein Leserbrief ist, hätte der verantwortliche Redakteur die rot gekennzeichnete Wörter streichen können, ohne dass der Text an Sinn eingebüßt hätte.
„Sharp Electronics“ (Ein Unternehmen) stellte der Schule dafür für drei Wochen einen Leihkoffer mit 26 elektronischen Wörterbüchern kostenlos zu Verfügung. Während des Unterrichts konnten die Schüler das prall gefüllte Electronic Dictionary genial nutzen ...
Er hätte sogar in einem Kommentar hinzufügen könnne, dass es sich bei der Aktion unter anderem um einen Verkaufstrick handelt.

Tanne in stolze Fichte verwandelt

Timo Richter berichtete in der Rügener Zeitung:
Jetzt hat auch die Kreisstadt eine Weihnachtstanne auf dem Marktplatz. 18,50 Meter misst die stolze Fichte. ...
Der Autor verwandelte die Tanne schon im nächsten Satz in eine Fichte, die auch noch stolz sein soll. Welch ein Unsinn!

Wieder eine Gelegenheit verpasst

Agentur will Leuten ab 50 helfen,
berichtet wieder einmal die Usedom-Peene-Zeitung, ohne Neues vermelden zu können.
Tom Schröter schrieb:

Aus dem Projekt „Beschäftigungspakete für Ältere in den Regionen“ stehen dem Kreis bis Ende September 2007 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. Im Hauptdomizil der Sozialagentur im früheren Kreishaus auf der Wolgaster Schlossinsel werden sich laut Agenturchef Kurt Rabe in der dritten Etage ab Ende November (Das ist neu.) 15 Mitarbeiter um die Koordinierung dieses Projektes kümmern....Nutzer des Projektes können in den Genuss finanzieller Starthilfen in Höhe von mehreren tausend Euro kommen. ...
War es dem Redakteur zu mühsam zu fragen, wie viel von dem Geld für das Verwalten des Projektes benötigt wird, vor allem für Gehaltszahlungen an die 15 Beschäftigten. Dann könnte der Autor sogar in einem Kommentar schreiben, ob er das Projekt für sinnvoll hält. Ohne die Zahlen ist eine Wertung weder für den Redakteur noch für den Steuer zahlenden Leser möglich. Die Steuerzahler haben jedoch ein Recht darauf zu erfahren, ob ihr Geld für Nützliches ausgegeben wird. Die Zeitung sollte ihnen dabei helfen.

Sind kommunale Einrichtungen unantastbar?

Über eine
Einbruchserie im Krösliner Gemeindegebiet
berichtete Tom Schröter in der Usedom-Peene-Zeitung.
Eine Einbruchserie sorgt in der Gemeinde Kröslin für Ärger und Angst. Die Täter machen auch vor kommunalen Einrichtungen nicht halt. ...
Warum sollten die Täter/sollte der Täter nicht in Gebäude öffentlicher Einrichtungen einbrechen? Verstieße ein Täter bei solch einem Bruch gegen die Einbrecherehre?
Die Leser erfahren darüber nichts.

24. November 2005

Wichtige Nachricht verpasst?

Diese Nachricht war der OZ-Mantelredaktion so wichtig, dass sie gestern auf der Titelseite erschien:
Hiddensee mit Rekord bei Sonnenschein

Vergeblich suchte ich gestern und heute in der OZ nach dieser Meldung:
EuGH: Hartz I diskriminiert Ältere ab 52
Die im Dezember 2002 durch das so genannte Hartz-I-Gesetz eingeführte Bestimmung, dass der Abschluss befristeter Arbeitsverträge mit Arbeitnehmern ab 52 Jahren uneingeschränkt zulässig ist, verstößt gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf sowie das Verbot der Diskriminierung wegen Alters und damit gegen EU-Gemeinschaftsrecht. ...
Die bis Ende 2006 befristete Regelung stehe insbesondere im Gegensatz zu Bestimmungen der Rahmenrichtlinie 2000/78/EG zur Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf. Mit deren Umsetzung ist Deutschland seit knapp zwei Jahren in Verzug und nimmt eine dreijährige Zusatzfrist in Anspruch. Von großer Tragweite für die Rechtslage in Deutschland ist jene Passage des Urteils, dass es dem nationalen Gericht obliegt, »die volle Wirksamkeit des allgemeinen Verbotes der Diskriminierung wegen des Alters zu gewährleisten, indem es jede entgegenstehende Bestimmung des nationalen Rechts unangewendet lässt, auch wenn die Frist für die Umsetzung der Richtlinie noch nicht abgelaufen ist«.
Das war mein Service an die OZ-Leser. Falls ich die Meldung in der OZ übersehen haben sollte, bitte ich um Nachricht darüber.

Nun mein Service für die Mantelredaktion:
Die Meldung stand im Zusammenhang mit dem Hartz-1-Gesetz. Interessant wäre jetzt nachzuforschen, wie diese und andere Regelungen gewirkt haben, die es erleichtern sollten, ältere Arbeitnehmer einzustellen.
Hier eine Hilfestellung:

Kurzbericht IAB
aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit
Ausgabe Nr. 16 / 5.10.2005
Arbeitsmarktpolitik für Ältere
Die Weichen führen noch nicht
in die gewünschte Richtung

Insbesondere mit dem JobAqtiv-Gesetz und den Hartz-Reformen wurden einige innovative Instrumente der Beschäftigungsförderung eingeführt, wie die Entgeltsicherung, der Beitragsbonus oder die Förderung der Weiterbildung beschäftigter Personen. Allerdings konnten diese Instrumente bislang noch keine nennenswerte Wirkung entfalten.

Binsenweisheit nicht zum Nulltarif

Weihnachtliche Lichterkette gibt es nicht zum Nulltarif
Darauf wäre ich ohne die Berichterstattung der Greifswalder Zeitung nie gekommen. Danke! Dafür gebe ich gern ein paar Cent aus.
Redaktionschef R. Amler unterstellte:
... Kaum einer macht sich aber Gedanken darüber, dass dieser Lichterschmuck auch Geld kostet.

Schlagzeilen, die keine sind

Rostocker Zeitung:
Tanzen und Experimentieren

Der Langweiler des Tages

Pfingsten läuten neue Glocken,
berichtete Stefan Brümmer in der Greifswalder Zeitung. Hier sein Vorspann:
Am Dienstagabend hat der Glockenverein sein diesjähriges Resümee gezogen. Vorstandsvorsitzender Prof. Bernd Kordaß zog eine positive Bilanz. ...
Und schon war ich fertig mit dem Lesen, denn langweiliger kann kaum jemand einen Bericht beginnen.

Recherchefrei

Über einen
Ärger mit dem Alg II-Bescheid
berichtete P. Hase in der Greifswalder Zeitung:
... „Man pochte darauf, dass der Bescheid rechtens sei“, berichtete Jutta Hageböck, die jedoch glaubte, den Fehler gefunden zu haben: „Die Arge hat die Betriebskosten nicht mit eingerechnet“, so die einstige Küchenfrau ...
Dietmar Brader, stellvertretender Geschäftsführer der Arge ... versprach sich zu kümmern. Und tatsächlich bekam OZ kurze Zeit später eine Antwort. „Die getroffene Entscheidung ist falsch, sie wird deshalb in Kürze korrigiert ...
Die OZ erweckt den Eindruck, die falsche Berechnung sei ein Einzelfall. Das stimmt nicht.
Wo bleibt die Frage, wie viele Bescheide in diesem Jahr korrigiert werden mussten? Wo bleibt die Frage, wie viele Widersprüche noch nicht bearbeitet wurden? Ist es so widersinnig zu fragen, wie viele Verfahren noch nicht von Sozialgerichten entschieden wurden?

Der Minister war da. Wie interessant!

Rügener Zeitung, erster Satz eines Vorspanns:
Beim 7. Existenzgründertag im Rügenhaus in Zirkow war gestern auch Landesarbeitsminister Helmut Holter zu Gast. ...
Wenn das die wichtigste Nachricht war, schenke ich mir den Rest.

Versteckte Nachricht

Kaiserbäder halten an Heringsdorf goes Fashion fest,
las ich in der Usedom-Peene-Zeitung. Die Nachricht war im mitten Text versteckt:
...Die Rahmenvereinbarung zum Event sei zuvor fristgemäß gekündigt worden, weil die Erwartungen bei der touristischen Vermarktung der Kombination Bäderarchitektur und Mode nicht erfüllt worden seien, so Gutsche....
Nach der Fühjahresshow soll entschieden werden, ob es eine weitere Zusammenarbeit zwischen von der Ahé (Er organisiert die Modenschau.) und Eigenbetrieb gibt.
Die Kaiserbäder halten also keineswegs an der Modenschau so fest, wie die Schlagzeile es vermuten lässt. Ich nehme an, die Frühjahrsschau wird die letzte sein.

Beruhigt der Meerblick jeden?

Die Usedom-Peene-Zeitung stellt unverdrossen sogenannte Wellness-Hotels vor, heute unter der Schlagzeile, die keine ist:
Meditation mit Seeblick
A. Pietras schrieb:Also bitte keine
Eine wirkliche Attraktion ist der halbrunde Ruheraum mit Blick auf das Meer. ...
und behauptete im nächsten Satz:
Hier kann man gut entspannen und die beruhigende Wirkung der großen Wasserfläche genießen. ...
Ist das so? Wer machte diese Erfahrung? Ist sie allgemein gültig?
Wie geht es einem Oberbayern, der an die ihn umgebenden Berge gewöhnt ist und der nun die Wasserfläche erblickt? Könnte er durch den Blick einem Sehrausch verfallen und dadurch höchst angespannt sein statt beruhigt?
Also bedarf eine Aussage mitunter der Einschränkung.

Lesen nicht nötig?

Vorspann in der Usedom-Peene-Zeitung:
Der Zweckverband kann keine Beitragsbescheide mehr ausstellen, weil er keine zulässige Satzung hat. Das soll sich bald ändern.
Wer hätte das gedacht! Den Artikel brauchte ich nicht zu lesen. Oder wurde die Nachricht im Text versteckt?

23. November 2005

Des Rätsels Lösung

Stefan Brümmer bleibt seinem Bürokraten-Stil treu. Hier schrieb er:
... Diesbezüglich gebe es allerdings die Hoffnung, dass die Einwohnerzahl im Verbandsgebiet sich relativ stabil halten werde.
Eine wichtige Schlussfolgerung sei das Erzielen von Spareffekten bezüglich steigender Energiekosten.

Damit ist auch
mein Rätsel gelöst.

Wie viele Hälften hat ein Leben?

Eckhard Oberdörfer hat einen Preis für schlechtes Rechnen verdient.
In seinem Bericht unter der unmöglichen Schlagzeile
Für eine Zukunft im ländlichen Raum
schrieb er
wieder einmal:
Das ist nicht unumstritten.
Doch das nur zur Einstimmung, denn dann rechnete er uns dies vor:
... Wer mit Anfang 60 in der dritten Lebenshälfte aus dem Ruhrgebiet in ein einsames Dorf zieht, der bringt Kaufkraft, braucht keinen Arbeitsplatz. In der vierten Lebenshälfte, wenn es möglicherweise mit dem Autofahren vorbei ist und häufige Arztbesuche zum Leben gehören, dann stellt sich das nicht mehr so positiv dar. ...

OZ sprach und fragte

Und wenn ich 100 Kommentare erhalte, in denen behauptet wird, es sei stilistisch völlig in Ordnung zu schreiben "OZ fragte..." u.s.w., bleibe ich dabei, dass es überflüssig ist, wie in diesen Beispielen aus der Grimmener Zeitung:

Traditionell ist Grimmen eine Hochburg der Blutspender. Kürzlich gab es bei einem der Termine allerdings Ärger. OZ fragte nach.

Welche Regelungen gibt es an Schulen in puncto Handy? OZ fragte in der Region nach.

Für OZ sprach Steffen Oldörp mit Geschäftsführerin Cornelia Hass.

OSTSEE – ZEITUNG: Was stellen Sie in Ihrem Katalog vor?
Hass: Wir sind der Fachverband für Urlaub auf dem Lande in Mecklenburg-Vorpommern und stellen mit Reiter- und Gutshöfen, Heuherbergen und Bauernhöfen Urlaubsquartiere in ländlichen Regionen vor.
OZ: Sie wollen also auch auf die schönen Orte innerhalb des Landes hinweisen.
Hass: Ja, die Urlauber sollen wissen, dass es in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur Strände, schöne Ostseebäder und Inseln gibt, sondern das es auch im Landesinneren viel interessantes zu entdecken gibt.
OZ: Wie viele touristische Angebote gibt es in dem Katalog?
Hass: 290 Angebote.


Statt dieses Interviews hätte eine Meldung mit zehn bis 15 Zeilen gereicht. Doch dann bliebe die Frage: "Wie bekommen wir die Seite voll?"

Wer muss warten?

Über einem Text von Barbara Hendrich stand in der Ribnitzer Zeitung dieser Vorspann:
Händler hoffen auf das große Geschäft kurz vor dem Fest. Auch von den vergangenen Monaten hatten sie sich einen stärkeren Umsatz versprochen. Nun müssen Investitionen noch warten.
Ich glaube nicht, dass Investitionen warten müssen. Warten müssen die Investoren.

Machtmissbrauch nicht der Frage wert

Klare Worte im Grimmener Kreis
versprach Steffen Öldorp den Lesern der Grimmener Zeitung zu Unrecht.
Unter anderem gab er diese Aussage des Landtagsabgeordneten Reinhard Thomas (CDU) wider:
... Durch zu viel Machtmissbrauch habe sich seine Partei nicht optimal entwickeln können. ...

Wahrscheinlich nickten alle Kreismitglieder, einschließlich Steffen Oldörp, dem Redner wissend zu. Doch wissen die Leser von dem Machtmissbrauch? Und was bedeutet "zu viel Machtmissbrauch"? Genehmigt Reinhard Thomas ein wenig Machtmissbrauch in seiner Partei?
Wo blieben Öldorps Fragen zu einer so unglaublichen Aussage? Er hat sie nicht gestellt. Peinlich für einen Journalisten!

Bunkerbewohner werden aufgeklärt

Als ich in der Rügener Zeitung las:
Plitsch, platsch Novembermatsch,
ahnte ich, was ich von Katharina Venz zu lesen bekomme.
Hier die Bestätigung meiner Befürchtungen:
Die Zeit, in der man von wärmenden Sonnenstrahlen aus dem Schlaf gekitzelten wurde, gehört fürs erste der Vergangenheit an: Dunkelheit beim Aufwachen. Auch der Herbst mit bunter Farbenpracht scheint vorbei. Der November grüßt jetzt mit seinem schönsten Grau. Nebelschwaden, Nieselregen und niedrige Temperaturen geleiten durch den Tag. Plitsch, platsch – und man steht mitten drin im Novembermatsch. ...
Gut zu wissen für jene, die weder vor die Haustür gehen, noch aus dem Fenster sehen und für jene, die im Bunker wohnen.

Die Geschichte vom hart trainierten Jahr

Stolper Schlossverein blickt auf ein starkes Jahr zurück,
behauptete Ingrid Nadler in der Usedom-Peene-Zeitung. Dass ein Jahr weder schwach noch stark sein kann, wusste der Vereinsvorsitzende, im Gegensatz zur Autorin:
Störr: Es war das Jahr der großen Investitionen. ...

A. Pietras' Neuigkeiten

Innere Einkehr und Erleuchtung am Balmer See,
ist natürlich keine Schlagzeile, könnte jedoch als Überschrift in einem Werbeprospekt geeignet sein. Sie steht dennoch über einem redaktionellen Beitrag von A. Pietras in der Usedom-Peene-Zeitung.
Inzwischen hat die Redaktion den Vorspann vor dem Text völlig gestrichen. Danke.
Doch dann bietet der Autor diese Neuigkeiten an:
Kalter Wind pfeift über die grünen Hügel am Golfhotel in Balm und treibt graue Wolkenfetzen vor sich her. Der November zeigt sich von seiner besten Seite. Bei dem Wetter bleibt man am besten im Haus, denn Golf ist jetzt auch nicht das Richtige. ...
Hier war der Artikel für mich zu Ende.

Klassischer Seitenfüller

Wenn eine Nachricht eine Mitteilung von öffentlichem Interesse ist, was ist dann dies in der Usedom-Peene-Zeitung?
Touristinformationen machen sich für Usedomer Gäste schlau
Am Wochenende organisierte die Usedom Tourismus GmbH zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Insel-Informationstour für Mitarbeiter der örtlichen Touristinformationen, um sie für tägliche Gästeanfragen fit zu machen. ...
Der unbenannte Autor nennt dann die Stationen der Reise, zum Beispiel:

Dann ging's nach Trassenheide – für die meisten ihr erster Besuch in der größten Schmetterlingsfarm Europas. ...
Das ist keine Nachricht, sondern ein Seitenfüller.

22. November 2005

Einen Monat arbeiten für 17,8 Gramm Gold

In ihrem Bericht
Des Bürgermeisters letzte Rettung
schrieb Ingrid Nadler für die Usedom-Peene-Zeitung diesen Vorspann:
Wie alle Kommunen, muss auch Usedom sparen. Deshalb sind vielseitig begabte Bauhof-Mitarbeiter für den Bürgermeister Gold wert.
Wie viel Gold sind die Mitarbeiter wert?
Neun bis elf Leute arbeiten im halbjährlichen Wechsel für 1,50 Euro die Stunde.
Und wie viel Gold ist das? Wahrscheinlich dachte sich die Autorin, es sei Unsinn, das zu berechnen, da der Goldpreis täglich neu festgelegt wird. Dann hätte sie es nicht schreiben sollen.
Eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold kostete heute Mittag etwa 422 Euro. Verdient der Ein-Euro-Sklave 240 Euro im Monat, so entspricht das 17,8 Gramm Gold. Das ist ganz schön wenig für die Arbeit eines vielseitig Begabten. Doch genau darauf kam es dem Bürgermeister an, denn
... Aber wenn der Bauhofchef die Wahl hätte: „Ein Jahr wäre besser. Wenn sie sich eingearbeitet haben, kommen ja schon wieder die nächsten“.
Es geht also nicht darum, den vielseitig Begabten durch die Sklavenarbeit eine bessere Chance auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu geben, sondern darum, die Leute möglichst lange für möglichst wenig Geld arbeiten zu lassen. Und was steht dazu im Hartz-4-Gesetz? Dort sollten alle Beteiligten, einschließlich OZ-Redakteure, nachlesen!

Rätsel des Tages

„Wir wollen diesbezüglich auch inhaltlich weiter voran kommen“, sagte Frau Hinze.
Das las ich hier.
Und hier fand ich:
Lubmins stellvertretende Bürgermeister, Matthias Lietz, zeigte sich bezüglich des Vorhabens gestern zufrieden.
Wer ist der Autor?

Lesetipp

Im übertragenen Sinne hängt mir die Berichterstattung über Stellenkürzungen an der Universität Greifswald zum Hals heraus. Daran ändert auch diese Meldung in der Greifswalder Zeitung nichts:
Rektoratsbesetzung war Thema im Deutschlandradio
Die Rektoratsbesetzung war Freitag Thema in „Campus und Karriere“ im Deutschlandradio. Die Standpunkte der Studenten und des Rektors wurden dargestellt. ...
Wann endlich schauen Universitätsangehörige und OZ-Redakteure über den sprichwörtlichen Tellerrand und berichten Neues. Hier eine Anregung:
OFFENER BRIEF AUS HARVARD
Laßt die Universitäten endlich in Ruhe!
In Amerika kann man sehen, dass Wissenschaft am besten in Freiheit und Respekt gedeiht. Ein Brief aus Harvard von Klaus Antoni.

Vergebliche Mühe

Die Rügener Zeitung berichtete:
In einem offenen Brief hat sich das „Bündnis für Rügen“ an alle im Bundestag vertretenen Parteien gewandt.
Ja, na und? Wenn das Bündnis Glück hat, bekommt es von den Parteien eine Eingangsbestätigung. Ich kann in solchen Fällen nur zitieren, was ich vor vielen Jahren an einer Mauer las:
"Deutsches Volk, du hast gewählt. Nun halt's Maul.
Deine CDU"

Schlagzeilen, die keine sind

Usedom-Peene-Zeitung:
Ohne gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen klappt nichts

21. November 2005

Nein und nochmals nein

Eckhard Oberdörfer plagte die Leser der Greifswalder Zeitung mit dieser doppelten Verneinung in einer Schlagzeile:
Neuer Strand nicht unumstritten
Was ist der Strand denn nun wirklich?

Gestaltete Verkehrsführung

Schlagzeile in der Grimmener Zeitung:
Wie soll die Verkehrsführung in der Altstadt von Grimmen gestaltet werden?
Zum Missbrauch des Wortes "gestalten" ist bereits alles geschrieben worden.

Markt der Rätsel

Waren Sie schon einmal in Griebenow? Nein? Dann können Sie mit dieser Information von Walter Scholz in der Grimmener Zeitung nichts anfangen:
Erneut zeigte sich am Wochenende, dass das Barockschloss Griebenow in der Region eine bekannte Adresse ist. Es gab kaum noch Parkmöglichkeiten.
Wie viele Autos können auf dem Platz geparkt werden? Mit wie vielen Marktbesuchern waren die Autos besetzt? Das Rätsel um die Beliebtheit des Marktes bleibt ungelöst.
Beim Handwerkermarkt wollten sich Besucher aus der Region umschauen.
Wieso beim Markt? Durften die Besucher nicht in den Markt? Mussten sie auf dem Parkplatz bleiben? Gab es deshalb so wenige Parkmöglichkeiten?

Gefragtes

Grabschmuck ist gelb oder orange,
behauptete die Rügener Zeitung. Die Schlagzeile wirkt, als wolle deren Erfinder den Lesern vorschreiben, wie ihr Grabschmuck auszusehen hat.
Doch Autor K.M. berichtete etwas anderes:
„Gelb und orange ist in diesem Jahr sehr gefragt. Dunkles ist gar nicht so sehr gefragt.“

20. November 2005

Unrecherchiertes

Mit seinem Bericht
Sozialarbeiter sollen Missbrauch aufdecken
beweist Gerald Kleine Wördemann in der Usedom-Peene-Zeitung, dass auch er schlampig recherchieren kann.
Die Sozialarbeiter in den Ämtern der Kreisverwaltung sollen künftig verstärkt zur Kontrolle von Leistungsmissbrauch eingesetzt werden. ... Laut Schönfelder werden in Ostvorpommern in vielen Fällen zu Unrecht Leistungen ausgezahlt. ...
Wie viele sind bekannt? Wie viele Fälle werden aus welchen Gründen vermutet?
Die Sozialarbeiter sollen zusammen mit dem Hausbesuchsdienst der Sozialagentur eingesetzt werden. Ziel sei es, vor allem in betreuten Familien sensibel vorzugehen. „Es wird niemand mit der Lupe durch die Haushalte gehen, so Schönfelder. ...
Wie kann sich ein Leser vorstellen, was kontrolliert wird, wenn GKW lediglich berichtet, was nicht passiert?

Werbebotschaften in Serie

Bildung und Entspannung im „Parkhotel“
Ist das eine Schlagzeile, wie aus dem Werbeprospekt!
... Die OZ stellt in loser Folge Hotels vor, die sich mit ihren Angeboten beteiligen.
Ich bin froh, dass sich die Hotels nicht mehr einklinken, wie sei es
hier noch tun mussten.
Welchen Grund gibt es, Hotels vorzustellen, die sogenanntes Wellness anbieten, wenn sich die Angebote doch sehr ähneln? Ich fand zwei Gründe:
1. Die Seite ist schneller gefüllt.
2. Die Hotels brauchen Gäste und deshalb Werbung. Doch da die Artikel in der Lokalausgabe erscheinen, wird der Effekt gering sein.
Meine Schlussfolgerung: Die Serie ist überflüssig.

Wer viel fragt, vergeudet nur Zeit

Stefan Brümmer schrieb für die Leser der Greifswalder Zeitung:
... Generelles Bestreben des ZWAB war es schon immer ... den ehemaligen Landkreis Greifswald im Bereich der Wasserver- und Abwasserentsorgung wieder zu vereinigen. Gründe für diese Zusammenführung sind die zusammenhängende territoriale Lage und das Erreichen einer wirtschaftlichen Größenordnung. ...
Welche Gründe gab es, die einheitliche Wasserver- und Abwasserentsorgung aufzuteilen und so eine unwirtschaftliche Situation zu erzeugen? Weiß das niemand mehr? Oder vergaß Herr Brümmer zu fragen? Oder macht es keinen Spaß zu fragen?

Fischer werben kostenlos

C. Meerkatz berichtete in der Greifswalder Zeitung:
„Die Kunden haben noch nicht mitbekommen, dass der Herbsthering im Angebot ist und lassen auf sich warten. Aber wir rechnen in den kommenden Tagen mit steigender Nachfrage der Greifswalder“, sagt der Genossenschaftsvorsitzende.
Nun haben es die OZ-Leser unter den Kunden mitbekommen.
Die Fischer verstehen es zu werben, ohne dass es sie etwas kostet.

Eine Nachricht, die keine ist

Gräber werden winterfest gemacht,
lautete die Schlagzeile über einem Artikel in der Greifswalder Zeitung. Weil es eine Binsenweisheit ist, dass die Gräber im November winterfest gemacht werden, las ich den Text nicht.

Wirkliche Reformen?

Die Betrachtung zum Wochenende
schrieb Eckhard Oberdörfer, Greifswalder Zeitung.
Führt wirklich kein Weg an einem drastisch reduzierten Stellenplan der Ernst-Moritz-Arndt-Universität vorbei? Müssen wir uns wirklich eine Hochschule ohne Anglistik vorstellen?
Ist der Text ohne "wirklich" zu verstehen? Ja.
... Die Wirkungen der Hartz IV-Reformen auf die kommunalen Haushalte zeigen das gerade ganz deutlich.

Wie viele Hartz-4-Reformen gab es? Es gab eine, wenn Herr Oberdörfer das Gesetz unbedingt eine Reform nennen möchte.

19. November 2005

Lieber nicht lesen

Sonnabends wurde der Hof geharkt,
lautete die Schlagzeile über einem Bericht von Jens Seemann in der Grevesmühlener Zeitung.
Mich überkam Langeweile und ich las den Text nicht, um mir nicht die Zeit stehlen zu lassen.

Geschmunzeltes

Christine Borgwald berichtete in der Grimmener Zeitung Seltsames:
... "Wenn es richtig kalt ist, versammeln sich die Menschnen um den Ofen. Hier friert niemand“, schmunzelte der 59-Jährige.
Der 59-Jährige darf nicht sprechen, sondern muss stattdessen schmunzeln. Und Frau Borgwald weiß Geschmunzeltes zu deuten. Glückwunsch!
Doch in der Rügener Zeitung durfte jemand sogar lachen statt zu sprechen.

Der Kommentar des Wochendendes

Wir sind nicht bei „Wünsch dir was“,
titelte der Grimmener Lokalchef Peter Schlag seinen Kurzkommentar.
Damit Sie wissen, warum ich ihn für den schlechtesten Kommentarschreiber der OZ halte, hier sein neuestes Werk ungekürzt:
Kommunale Haushalte zu diskutieren, hat anno 2005 wenig mit „Wünsch dir was“ zu tun. In Grimmen werden deshalb die Stadtvertreter und sachkundigen Bürger genau abwägen müssen, was sich die Kreisstadt nächstes Jahr leisten kann. Spiegelbild einer Finanzentwicklung, die immer schlimmer wird, ihre Ursachen aber bei Bund und Land hat. Fragt sich, wann das dort endlich mal begriffen wird.

Sind OZ-Leser dumm?

Unter der Dachzeile
Das aktuelle OZ-Interview
fand ich in der Grimmener Zeitung diese sogenannte Schlagzeile, die vielleicht aus einem Parteiprogramm stammt:
Gegen Demokratieverlust
Und darunter, nur durch einen Satz getrennt, las ich:
... Für OZ befragte Almut Jaekel dazu den Sprecher (des Grimmener Kreises), Benno Rüster.
Wenn es das aktuelle OZ-Interview ist, dürfte auch dem dümmsten OZ-Leser klar sein, für wen Frau Jaekel Herrn Rüster befragte.

Lokalchef als Entwurfsblätterer

Der Grimmener Lokalchef und Glockenflüsterer Peter Schlag erdachte diesen Vorspann:
Der Ausbau der Quebbe ist eines der Vorhaben der Stadt für 2006. OZ blätterte im Entwurf des neuen Stadthaushaltes.
Herr Schlag, mich interessiert nicht, dass Sie im Entwurf blätterten. Ich hoffe jedoch, dass Sie ihn auch lasen.

Ins Schwimmen geraten

Schwimmt das Bad im richtigen Fahrwasser?
Das fragte Barbara Hendrich die Leser der Ribnitzer Zeitung.
Frau Hendrich, ich weiß es auch nicht. Allerdings versichere ich Ihnen, dass Bäder weder in falschem noch richtigem Fahrwasser schwimmen können. Doch Badbesucher sah ich schon oft in Becken von Bädern schwimmen.

Negativer Auslöser

Bergen braucht ein Marketing-Konzept,
stellten Mitglieder eines Ausschusses der Stadtvertretung fest. Statt zu fragen, warum die Abgeordneten das erst jetzt merken, schrieb Katja Müller für die Rügener Zeitung:
... Stadtmarketing würde der Stadt gut zu Gesicht stehen...
wie ein neuer Hut?
Sie schrieb diesen Unsinn:
Ein gewisser Enthusiasmus (Begeisterung) liegt im Raum.
Ich hätte mich auch fast hingelegt, vor Lachen. Doch das verging mir schon beim Lesen des nächsten Satzes:
Dabei ist der Auslöser für soviel Zielstrebigkeit kein positiver...
Ist es dann ein negativer? Und ob:
Kiesbyes Mängelliste ist lang: Die Verkehrs- und Parksituation sei chaotisch, touristische Beschilderung unzureichend, Öffnungszeiten des Einzelhandels gewöhnungsbedürftig...
Die Mängelliste ist zwei Textspalten lang. Warum nennt die Autorin dann nicht das sprichwörtliche Kind beim Namen?

OZ als Öffentlichkeitsarbeiter

Ab heute ist Eislaufbahn wieder in Betrieb,
berichtete die Usedom-Pene-Zeitung.
Der Meldungsschreiber begann mit diesem Unsatz:
Heute um 14 Uhr ist es soweit. Begleitet vom Hauch winterlicher Temperaturen öffnet die Eislaufarena an der Heringsdorfer Promenade neben dem Sportplatz ihre Pforten.

Wie viele Pforten hat die Eislaufbahn? Müssen sie nicht ab und zu geschlossen werden, auch wenn Eisläufer auf der Bahn sind?
... Erfreulich, dass die Gemeindevertreter der Dreikaiserbäder trotz offensichtlich zu erwartender roter Zahlen grünes Licht für den Aufbau des Eisovals gegeben haben.

Für wen ist das erfreulich? Wer die Eisbahn nicht nutzt, wird vielleicht verärgert sein, dass die Gemeinde dafür Geld ausgibt.
Schließlich ist sich die Redaktion nicht zu schade, auch noch Vertriebsarbeit für die Betreiber der Bahn zu leisten:
... Derzeit werden noch Sponsoren gesucht, bietet die Bandenwerbung noch genügend Möglichkeit sich zu präsentieren.
Worin unterscheidet sich die OZ hier von einem Anzeigenblatt?

OZ-Leser müssen allwissend sein

Gerhard Buchheister berichtete in der Usedom-Peene-Zeitung über eine Sportveranstaltung:
Ringen um 200 Jahre alte Buche
und zitiert seine Quelle:
... „Schon als 2002 in Heringsdorf Bäume gefällt wurden, habe ich angeregt, zukünftig mit moderneren Methoden den Zustand von Bäumen festzustellen. ... Ich empfahl die Untersuchung mit dem Picus Sonic Tomographen, weil ich gegen das Anbohren eines Baumes bin"...
Natürlich müssen die Leser sowohl die Schleichwerbung ertragen als auch wissen, was ein Sonic Tomograph ist. Für jene, die es nicht wissen, hier eine Erklärung ohne Schleichwerbung:
Das Arbotom ist ein Gerät zur "Schallimpuls-Tomographie" von Bäumen und wurde 1999 von dem Heidelberger Physiker Frank Rinn entwickelt. Es erlaubt die 2- und 3-dimensionale Darstellung des inneren Zustands von Bäumen. Dabei werden die Schallimpuls-Geschwindigkeiten von zahlreichen am Stamm befestigten Sensoren gemessen und durch einen speziellen mathematischen Algorithmus in eine farbige Grafik umgerechnet. Dieses Verfahren wird bei der Baumdiagnose eingesetzt und erlaubt die Erfassung von Lage und Umfang von Baumfäulen.

18. November 2005

Rätselhafte Kläranlage

Wie verwirre ich Leser? Eine Antwort darauf finden Sie in diesem Text von Stefan Brümmer, Greifswalder Zeitung:
Zweckverband plant neues Abwasserwerk
Der Vorspann:
Der Wasserzweckverband „Boddenküste“ will die Industrieansiedlung im Lubminer Industriepark befördern. Ein neues Abwasserwerk soll her.
Doch dann:
Der Zweckverband Wasser/Abwasser „Boddenküste“ (ZWAB) hat seine zentrale Abwasserkläranlage Lubmin in Frage gestellt. Die Rede ist von einem Neubau auf einem bereits gesicherten Grundstück nahe des jetzigen Standortes.

Hat der Zweckverband den Neubau der Kläranlage in Frage gestellt?
Nun erfahren Sie, wie Sie zwei Mal dasselbe schreiben, statt nach einem Mal Ruhe zu geben:
Verbandsleiter Dr. Michael Harcks geht davon aus, dass sich der ZWAB technisch und wirtschaftlich auf die geplante Industrieansiedlung auf dem Gelände der Energiewerke Nord (EWN) einstellen muss.

Und so ähnlich: „Damit müssen wir uns auseinandersetzen“, sagte Harcks am Mittwochabend vor den Mitgliedern der Verbandsversammlung.
Wie soll das geschehen?
Diskussionen seien bereits geführt worden, müssten aber noch intensiviert und vertieft werden. „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, so Harcks.
Klar, sonst brauchte nicht mehr diskutiert zu werden.
... Was das Jahr 2006 betrifft so wurde generell beschlossen, die bestehenden Gebührensätze für Trink- und Abwasser entsprechend der im Jahr 2004 beschlossenen Kalkulation konstant beizubehalten.
Möglich wäre auch: Im nächsten Jahr bleiben die Gebühren unverändert.
Eingeschätzt wird vom ZWAB, dass das Jahr 2006 in Bezug auf Trinkwasser sich ungünstig gestalten könnte.
Eine Entlastung werde es erst dann geben, erläuterte Hermann, wenn das eigene Trinkwasserwerk in Levenhagen in Betrieb gehe und ein Wasserverkauf nach dem Bau einer Trinkwasserleitung zur Insel Usedom realisiert werden kann.
Heißt das, das Wasser wird dann billiger, wenn es auch an die Gemeinden auf der Insel Usedom verkauft werden kann?

Das müssen die Leser wissen!

Die Belanglosigkeit des Tages lieferte Peter Schlag, Lokalchef in Grimmen, mit diesem Kurzkommentar:
Vielfalt der pädagogischen Ansätze
Grimmen mag es ja an manchem mangeln – an Vielfalt pädagogischer Konzepte bei der Kinderbetreuung allerdings mit Sicherheit nicht. Hier gibt es in den Einrichtungen in der Kreisstadt bzw. im näheren Umfeld erfreulich viele Ansätze. Das eröffnet den Eltern gute Möglichkeiten, denjenigen Betreuungsansatz auszuwählen, den sie für ihr Kind als den besten ansehen. Ein sehr positiver Um- und Zustand.
Das musste doch 'mal geschrieben werden!

Alle 'raus zum Winterdienst!

Winterdienst legt Fehlstart hin,
berichtete die Grimmener Zeitung. Um das herauszufinden, recherchierten CHRISTINE DRABSCH, PETER FRANKE, PETER SCHULZ und PETER SCHLAG.
Hier zweifelte ich:
... Viele Kraftfahrer standen mit ihren Fahrzeugen auf glatten Straßen gnadenlos im Stau.
Gnadenlos standen sie? Das heißt doch wohl, dass sie nicht mehr aus dem Stau heraus wollten.
Ob das stimmt?

Nudeln mit Fisch und Kräutern

ANDREAS KÜSTERMANN berichtete unter der Schlagzeile
Nudeln mal nicht nur mit Ketchup,
die keine ist:
... Sou-Chefin Katrin Lenz und Küchenchef Jörg Thiess haben sich ... der 16 Kinder angenommen.

Müssen die Rügener Leser wissen, was eine Sou-Chefin ist? Muss ich es auch wissen? Muss ich mich schämen, dass ich es nicht weiß?
Nachdem die Leser aus der Schlagzeile erfuhren, was es nicht gab, nun die Auflösung des Rätsels:
... Denn selbstgemachte Nudeln, Lachs und Zander, zubereitet mit frischen Kräutern und etwas Algenblatt wie bei Sushi dazu, sei schon anspruchsvoll genug. Findet jedenfalls Jörg Thiess.

17. November 2005

OZ ließ sich Anzeige entgehen

Die Greifswalder Zeitung wirbt mit diesem redaktionellen Beitrag:
Kompetenter Reitunterricht in Hanshagen
Bislang fehlte es lediglich an qualifiziertem Reitunterricht. Doch nun ist es Ann-Kathrin Eckel gelungen, auch diese Lücke zu schließen.
Die renommierte Reittrainerin Carla Bauchmüller gab dieser Tage erstmals einen Lehrgang in Hanshagen. Bauchmüller, die neben ihrer Lizenz das Reitabzeichen in Silber besitzt und auf eine abgeschlossene Ausbildung zur Reitpädagogin verweisen kann, traf auf sieben Teilnehmer mit unterschiedlichem Ausbildungsstand. Zunächst analysierte sie die individuellen Voraussetzungen von Reiter und Pferd, um dann gezielt Hilfen und Korrekturen zu geben.
Besonders effektiv gestaltete sich der Unterricht (Was bedeutet das?) dadurch, dass nach dem Prinzip des „Centered Riding“ gearbeitet wurde, auch als Reiten aus der Körpermitte bekannt. ...

„Dieser Unterricht ging weit über das rein mechanische Ausführen von Anweisungen hinaus“, lobte Freia Struckmeier, Studentin aus Greifswald. Carla Bauchmüller will dergleichen Lehrgänge nun immer wieder mal auf dem „Moritzhof“ in Hanshagen anbieten. Für den nächsten ... kann man sich noch anmelden ...

Hat der Leser ein Recht auf Antworten?

Gehört zu den Aufgaben der Journalisten auch, Fragen der Leser zu beantworten? Ganz bestimmt! Doch die Grevesmühlener Redaktion macht es sich leicht. Sie veröfentlicht einen Leserbrief, der diese Fragen enthält:
... Hier erhebt sich für mich die Frage, ob es nicht anständiger und sozialverträglicher gewesen wäre, wenn man 22 Menschen im Arbeitsverhältnis belassen und auf „tarifgebundene Lohnerhöhungen“ verzichtet hätte? Ober sind die Gehälter der Verwaltungsmitarbeiter so schlecht? ...
Aus den Antworten ließe sich ein interessanter Artikel machen. Doch es ist ja so einfach, Leserbriefe abzudrucken! Aber wozu braucht der Leser dann die Zeitung?

Nur für Eingeweihte

Eine Ankündigung nur für Eingeweihte fand ich in der Grevesmühlener Zeitung:
Yu-Gi-Oh-Turnier geplant
Ein Yu-Gi-Oh-Turnier findet am 28. Dezember im Schülerfreizeitzentrum statt. ...
Wer klärt mich auf?

Bitte: Ab und zu die Tür schließen

Bildunterschrift in der Grevesmühlener Zeitung:
Weit offen stehen am Totensonntag die Türen der Friedhofskapelle, um Menschen zu Gesprächen, Gedenken und Lesungen einzuladen. ... vor allem aber, um sie das Frieren zu lehren.

Gelachtes

Anett Habermann berichtete in der Rügener Zeitung:
Zeitungsfrau kann „zaubern“
Tatsächlich kann die Zeitungsfrau etwas, was andere Menschen nicht können:
... „Das ist schön, wenn man nicht aussteigen braucht. Im Winter macht sich das besonders gut“, lacht sie. ...
Sie kann nicht nur etwas sagen, sie kann es sogar lachen.

16. November 2005

Bezüglich Bürokratentrott

Gemeinde Kölzin beendet Baumaßnahmen
Wird nie wieder gebaut?
Stefan Brümmer berichtete darüber nichts in der Greifswalder Zeitung. Stattdessen verfiel er wieder in den Bürokratentrott:
Ein positives Fazit bezüglich der Baumaßnahmen 2005 hat unlängst Kölzins Bürgermeisterin Jutta Dinse während der Gemeindevertretersitzung gezogen.
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