7. April 2006

Meinung gegen Meinung

Jens Burmeister schrieb einen Kommentar zur Rentendebatte.

Hohler Beifall
... Der Staat zwingt die Menschen, länger zu arbeiten. Dann ist er gefälligst auch in der Pflicht, dies zu ermöglichen – notfalls mit dem Druck von Gesetzen.
Dagegen setze ich meine Meinung:
Der Staat (Wer ist das?) zwingt niemanden, länger zu arbeiten. Er will, dass die Arbeitnehmer später Rente erhalten. Das ist ein wichtiger Unterschied.

Gut getan hätte es sowohl dem Bericht als auch dem Kommentar, diese Erkenntnisse zu berücksichtigen:

Internationaler Vergleich
Bei der Beschäftigung Älterer liegen andere Länder vorn
In Dänemark, Finnland und den Niederlanden wurde die Trendwende schon vollzogen

Recherchefrei berichtet

Unter der Schlagzeile
Fünf Euro Stundenlohn keine Seltenheit
lieferte K.D. einen Bericht ab, der so einseitig und ohne Recherche ist, dass ich ihn ergänzen muss. Und die Redaktion wagte es, den Text zu verröffentlichen:
... Gudrun Hohberger findet einen gesetzlichen Mindestlohn „entbehrlich“. Die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Greifswald/Ostvorpommern: „Ich glaube nicht, dass dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Leistungen verteuern sich. Das hat eher das Gegenteil zur Folge.“ Auch Wolfgang Jochens findet, dass Löhne keine Sache der Politik sein sollten. Lediglich zwischen 700 und 800 Euro Brutto (Ist das ein Hungerlohn von vier Euro pro Stunde?) verdiene eine Greifswalder Frisösin (Die Berufsbezeichnung kenn ich nicht.), weiß Innungsleiterin Hohberger. Unterhalb des diskutierten gesetzlichen Mindestlohns verdienen auch Greifswalder Bäcker und Gemüsehändler, so Sigrid Knoll von Verdi Greifswald. Der Monatslohn liege zwischen 900 und 960 Euro.
"Tja, arbeitendes Volk, bescheide dich und nimm sittenwidrige Löhne in Kauf." Das lese ich aus dem Artikel.

Einfach herauszufinden wären diese Informationen gewesen:
Fünf Euro brutto die Stunde sind rechtswidrig
Urteil des Sozialgerichts Berlin: ... Arbeitslose, die für fünf Euro die Stunde putzen oder Regale auffüllen sollen und diese Jobs ablehnen, können sich jetzt auf ein richterliches Urteil in Berlin berufen, das diese Entgelte für rechtswidrig erklärte. Wer von der Arbeitsagentur ein Stellenangebot mit einem Lohn unterhalb der Sozialhilfe bekäme, müsse dieses nicht annehmen, urteilten die Richter am Sozialgericht
Berlin. Arbeitsagenturen dürften gegen Erwerbslose auch keine entsprechenden Sanktionen verhängen. ...

Das Berliner Urteil kann noch angefochten werden. Die Berliner Richter stützten ihre Entscheidung unter anderem auch auf ein Urteil des Sozialgerichts Fulda. Dort entschieden die Richter, dass der Beschäftigte einer Pizzeria, der im Jahre 2002 zu einem Bruttostundenlohn von 4,10 Euro gearbeitet hatte, "sittenwidrig" entlohnt worden war.

Gegen das kleinkarierte Denken von Frau Hohberger wären diese Tatsachen aufzuschreiben gewesen:
Briten erhöhen ihren Mindestlohn

Die britische Regierung hat den Mindestlohn um fast einen halben Euro erhöht. Statt Arbeitsplatzabbau sind seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohn auf der Insel zusätzliche Jobs entstanden.
In Großbritannien wird der Mindestlohn weiter angehoben. Wie die Labour-Regierung ... mitteilte, müssen die Arbeitgeber künftig pro Arbeitsstunde mindestens 5,35 Pfund Sterling (7,71 Euro) zahlen. Das sind umgerechnet 0,43 Euro mehr als bisher. ...
Der gesetzliche Mindestlohn wurde in Großbritannien 1999 von der Labour-Regierung eingeführt und seither um 40 Prozent erhöht. Die Arbeitslosigkeit sank im gleichen Zeitraum um 25 Prozent. Im Unterschied zu den Warnungen der britischen Arbeitgeber ist die Zahl der Billig-Arbeitsplätze seither nicht zurückgegangen, sondern deutlich
gestiegen.

... In 19 von 25 EU-Ländern gibt es einen Mindestlohn. In Frankreich, Irland und den Benelux-Staaten liegt der gesetzliche Stundenlohn laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zwischen 7,36 und 8,69 Euro. ...

Journalistische Grundregeln verletzt


Stefan Brümmer berichtete in der Greifswalder Zeitung:
Seebad Lubmin setzt Städtebausanierung fort
Im dicht gefüllten Saal des Lubminer Seebadzentrums wurde am Mittwochabend von Experten der weitere Fahrplan zu Bauvorhaben vorgestellt.
Dieser Hinweis im Vorspann auf das Interesse der Lubminer war dem Autor nicht genug. Vielleicht hatte Brümmer irgendwann einmal davon gehört, dass ein interessanter Textbeginn die Leser dazu verführen kann, den gesamten Bericht zu lesen. Er wählte diesen sog. Einstieg:

Volles Haus im Saal des Lubminer Seebadzentrums.
Das hatte ich bereits gelesen.
„Wir müssen noch Reservestühle holen“, sagte Bürgermeister Klaus
Kühnemann zu Beginn der Einwohnerversammlung am Mittwochabend. Im Seebad herrscht nach wie vor riesiges Interesse am Fortgang und Gedeihen Lubmins.
Drei Mal wurden die Leser mit der selben Information belästigt.
Und dann erst folgte ...
Die wichtigste Botschaft des Abends: Der Seebrückenvorplatz
soll bis Mitte Mai fertig werden.
Das Wichtigste steht in der Nachricht also an der Spitze. Dies bedeutet: An den Anfang gehören keine allgemeinen Informationen ("Eine Versammlung findet statt") ...
schrieb Siefried Weischenberg: Nachrichtenschreiben.- Westdeutscher Verlag. 1990.
„Wir können jetzt Gas geben“, erläuterte Planer Uli Franke im Hinblick auf den langen Winter. Er zeigte sich optimistisch, das eng gesteckte Ziel realisieren zu können. „Wenn wir nicht noch davonschwimmen, wird das klappen.“ ...
Das mit dem Wegschwimmen verstehe ich nicht.
... Stirnrunzeln allerdings bei der Bekanntgabe des Zeitplanes.
Wer runzelte die Stirn?
Mit welcher Art von Problemen der Fortgang der Städtebausanierung behaftet ist, informierte u.a. Harry Voigt vom Sanierungsträger Baubecon. ...
Das verstehe ich auch nicht.
Er konnte in einem anschaulichen Vortrag seinen Zuhörern klar machen, dass in Lubmin zunächst Puzzle an Puzzle gesetzt werden muss, bevor geplant bzw. gebaut werden kann. Als Beispiel nannte er die verzwickte Angelegenheit des Gebäudes „Komma 10“. ...
Das mit den Puzzles verstehen nur die Lubminer.

Viele der Anwesenden dürften am Ende den Eindruck gewonnen haben, dass sie nicht an einer „Alibi-Veranstaltung“ teilgenommen hatten. Sie
war nicht nur interessant, sondern dürfte den Akteuren im Vorfeld sehr viel Fleiß abverlangt haben.
Das ist ein Kommentar, der im Bericht nichts verloren hat. Eine Meinungäußerung ist als solche zu kennzeichnen, damit die Leser Nachricht von Meinung trennen können, lautet eine journalistische Grundregel. Daran muss sich auch Brümmer halten, oder bekam er vom Redaktionsleiter einen Freibrief?

Wenn es Brümmer schwerfällt, journalistische Regeln einzuhalten, macht er das mit besonders gelungenen Fotos wett? Sehen Sie bitte selbst und vergleichen Sie das Bild bitte mit diesem vom 11.11.2005. Ich meine, dass er besonders gut Rückansichten abbilden kann.

Fahrplan als Meldung

Warum der Sommerfahrplan der Adler-Reederei ein redaktioneller Beitrag in der Greifswalder Zeitung wurde, kann ich mir nicht erklären. Sollte das Kursbuch der Bahn AG ebenfalls einen Bericht wert sein, hätte die OZ endlich einmal einen preiswerten Umfang.
Eine Woche vor dem Osterfest beginnt die Adler-Reederei mit ihrem Sommerfahrplan. Der gilt ab kommenden Sonntag, dem 9. April, und endet am 31. Mai. Insbesondere von der Seebrücke in Zinnowitz sind Fahrten in See nach Koserow (5 /2,50 Euro f. Kinder), Heringsdorf (Hin- und Rückf. 17/8,50 Euro) nach Swinemünde (19/9,50 Euro) und nach Mistroy (21/10,50 Euro) möglich. Für das mitgenommene Fahrrad ist eine Pauschale von 5 Euro, für den Hund sind 3 Euro zu berappen.

Wann ist Zeugnisausgabe?

Wie gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bewerten Sie ihn bitte mit einer Schulnote.
So fordert die OZ ihre Leser auf, Lehrer zu werden. Diese Ankündigung in der Grimmener Zeitung erhielt von einem Leser die Note eins:
Handballer spielen auswärts
Alle Handballer spielen am Wochenende auswärts. Die erste Männermannschaft des Grimmener HSV muss am Sonntag in Schwerin gegen GW Schwerin ran. In der Kreisunion spielt morgen um 11 Uhr der
Stralsunder HV III gegen den HSV Grimmen III. Die männliche Jugend B (Oberliga) fährt ebenfalls nach Stralsund, um dort morgen um 10 Uhr gegen den Stralsunder HV in der Diesterweg-Sporthalle anzutreten.
Wann beginnen die Sommerferien? Ich möchte die Zeugnisausgabe miterleben!

Alles eine Meldung wert

Auch das ist der Redaktion in Grimmen eine Ankündigung wert:
Zwei Obstbäume werden gepflanzt
Der Verein Dau wat lädt alle Rakower zur Aktion „Süderholz räumt auf“ am Sonnabend ein. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Vereinshaus „Zum Torfstecher“. Es sollen zwei gesponserte Obstbäume beim Vereinshaus gepflanzt werden.
Da ich kein Gärtner bin, frage ich: Wie viele Leute werden benötigt, um zwei Bäume zu pflanzen.

Holt die Rückerkolonne!

Nicole Knapstein behauptete in der Ribnitzer Zeitung, dies sei möglich:
Hafen näher ans Dorf rücken
Und wenn der Hafen nahe genug an das Dorf gerückt wurde, passiert das, zumindest im Vorspann:
Hafen und Dorf sollen in Dierhagen enger miteinander verschmelzen. Dafür entwickeln Planer gegenwärtig ein neues Konzept.
Im Text las ich:
... Mit unserer Planung wollen wir den Hafen vor allem näher an das Dorf heranbringen", betont Ralf Wellinghorst.

... klar, durch das Rücken.
In der Bildunterschrift wurde weder gerückt noch verschmolzen:
Der Hafen von Dierhagen soll stärker ins Dorf eingebunden werden.

Welche Stellen wurden realisiert?

Petra Hase berichtete in der Greifswalder Zeitung:
Stadt will weiter Stellen abbauen
Durch den Abbau freier bzw. frei werdender Arbeitsplätze sollen bis 2008 insgesamt 168 Stellen gestrichen werden. „103 davon wurden
realisiert“, informierte Personalamtsleiter Reinhard Arenskrieger Doch obwohl die Verwaltung ein Zuviel an Personal aufweist, „musste für 60 Mitarbeiter im Vorjahr Mehrarbeit angeordnet werden“, berichtete Reinhard Arenskrieger Im laufenden Jahr würden diese Aufwändungen sogar noch steigen Eine Umschichtung von Personal, wie sie nahe liegt, sei indes nicht einfach zu vollziehen, erklärte der Amtsleiter. Im Immobilienverwaltungsamt gebe es beispielsweise 23 Stellen zu viel, „doch vorwiegend sind das Hausmeister …
Unklar bleibt, in welchen Bereichen der Stadtverwaltung Stellen entbehrlich sein sollen und warum sie 15 Jahre lang besetzt blieben. Vielleicht wurden die Mitarbeiter gebraucht. Doch warum ist das nun nicht mehr der Fall?

Falschmeldung berichtigt

Die OZ hatte Mitte März berichtet:
So wenige Babys wie nie zuvor
Deutschland hat weltweit mit der niedrigsten Geburtenrate zu kämpfen. Wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung gestern mitteilte, bringt jede Frau statistisch nur noch 1,36 Kinder zur Welt. ...
Das war eine Falschmeldung von dpa. Ich fand im OZ-Archiv keinen Hinweis auf eine Berichtigung. Deshalb weise ich auf diesen Artikel hin:
dpa sollte NachDenkSeiten lesen
pa wurde am 15.3. das Opfer von irreführenden Darstellungen des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und seines Mitarbeiters Klingholz. Bundesweit wurde verbreitet, wir hätten die
weltweit und seit Kriegsende niedrigste Geburtenrate. Beide Aussagen sind nachweislich falsch und ein Beispiel für die augenblickliche Panikmache. Opfer der Falschmeldung wurden eine große Fülle von Medien ... Jetzt korrigierte auch dpa – wohltuend im Unterschied zu einem der zuständigen Staatssekretäre. ...
Obwohl auch das Statistische Bundesamt in seiner Pressemitteilung vom 17.3. die richtigen Zahlen veröffentlichte, wurde die Falschmeldung von Münteferings Staatsekretär
Anzinger auch noch zehn Tage später, am 27. März verbreitet.
Schlimm ist, dass mit solchen Falschmeldungen der Eindruck erweckt wird, wir Deutschen seien selbst schuld daran, dass es zukünftig z.B. weniger Rente geben soll. Dabei gibt es dafür ganz andere Gründe.

Unangemessen ausführlicher Bericht

Es kostete mich viel Überwindung, diesen Artikel auf der Ratgeberseite zu lesen, weil er an Schleichwerbung grenzt:
MV erkunden und preiswert schlemmen
Maik Ehrlich berichtete:

Aktionen gibt es überall in der Gastronomie. Mit der MV Schlemer Card meint der Herausgeber Jens Kaufmann etwas bundesweit Einzigartiges kreiert zu haben. In 140 Restaurants können die Karteninhaber in ganz Mecklenburg-Vorpommern günstig speisen. ...
Indem der Autor Kaufmanns Meinung zum besten gibt, glaubt er, nicht nachforschen zu müssen, ob die Idee wirklich einzigartig ist. Und was die 140 Hotels betrifft, folgt nun die Einschränkung:

30 Euro muss man für die MV Schlemmer Card bezahlen, dann kann man es sich für 15 Monate in 15 verschiedenen Restaurants gutgehen lassen. Die Zauberformel lautet: zwei Essen zum Preis von einem.
Was ist daran so neu, dass der Autor 2600 Anschläge schrieb? Ich habe nur erkannt, dass Kaufmann erst Lokale in Städten für die Idee gewinnen wollte, dann in Regionen und nun in ganz M-V Gaststätteninhaber für die sog. Schlemmer-Card sucht.
Wahrscheinlich fand er in den Städten nicht genug Teilnehmer. Stimmt das? Warum ist das so? Vor allem: Warum fragte der Autor nicht danach? Es fehlt in dem Bericht komplett die kritische Sicht des Autors.

6. April 2006

Doch, doch, ein guter Tipp

Unter der Schlagzeile:
Frühlingsmarkt lockt in Katzower Kunstscheune
schrieb Stefan Brümmer am Ende seiner Ankündigung:
... Dazu Schwein am Spieß, Kaffee und Kuchen und das alles unter schon grünenden Birken in der Kunstscheune: das ist doch ein Tipp – oder?
Ja doch, ja, das ist ein guter, ein oberguter Tipp! Wie hat der Mann das bloß herausgefunden? Ich bin zutiefst beeindruckt von dieser jounalistischen Glanzleistung!

Das ist kein Thema in M-V?

Das gibt es wohl in ganz M-V nicht:
Zwischenruf einer Direktorin
Wie Hauptschüler ums Überleben kämpfen

Gewalt an Schulen - nur ein Einwanderer-Problem? Keineswegs. Deutschlands Hauptschulen verkommen zu Sammelbecken für Kinder aus Familien, die sich selbst aufgegeben haben. Eine Direktorin aus Ostdeutschland beschreibt, womit sie es jeden Tag zu tun hat.

Wichtiges Urteil kommentiert

Auf den Nachdenkenseiten wird über ein wichtiges Urteil des Bundessozialgerichts berichtet. Ist das auch für OZ-Leser interessant?
Nullrunden für Rentner,
weil die Rentenkassen klamm sind, aber Franz Müntefering will auf bis zu 61 Milliarden Euro Rentenversicherungsbeiträge von scheinselbständigen „GmbH-Chefs“ verzichten.

Das Bundessozialgericht (BSG) hat in einem erst jetzt veröffentlichten Urteil entschieden, dass ein Allein-Geschäftsführer einer Ein-Mann-GmbH als „arbeitnehmerähnlicher Selbständiger“ anzusehen ist und damit der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegt. Schätzungsweise eine halbe Million Geschäftsführer, die ausschließlich für ihre eigene GmbH arbeiten könnten nach diesem Urteil versicherungspflichtig werden.

Vorsicht beim Reformieren!

Falls zum Thema Gesundheitswesen geschrieben werden soll, könnten sich Redakteure hier informieren:
Das Gesundheitswesen muss teurer werden, sagt die Kanzlerin – weil die Gesellschaft altert und neue Technik auf den Markt kommt. Die meisten Experten widersprechen ihr

Wie viel vertragen die Leser?


H.N. schrieb in der Usedom-Peene-Zeitung:
Tür bleibt offen für mehr Einzelhandel
Die Bildunterschrift lautete:
Wie viele dieser Märkte verträgt Zinnowitz? Darüber wollen die Abgeordne-Ten während der nächsten Parlamentssitzung beraten. OZ-Foto:H. N.
Nein, das wollen sie nicht. Sie wollen vermeiden, dass wegen zu vieler Märkte einer oder mehrere wegen zu geringen Umsatzes schließen müssen. Das las ich in dem Bericht.
Eigenartig ist auch, dass auf dem Foto ein Aldi-Markt abgebildet ist. Ich gehe jede Wette ein, dass es in Zinnowitz keinen weiteren dieser Märkte geben wird. Auch deshalb wählte der Autor die Bildunterschrift unglücklich.

Den Falschen gefragt

Petra Hase berichtete in der Greifswalder Zeitung:
Ein Erlassentwurf des Innenministeriums sorgt für Protest im Rathaus. Würde der Realität, müssten alle freiwilligen Aufgaben künftig wegfallen. ...
Dazu verfasste sie einen Kommentar:

Schwerin zeigt sich hilflos
Meinte sie, Schwerin ist hilflos oder tut Schwerin nur so?
... Doch was Schwerin da durchboxen will, spottet jeder Beschreibung. Das Rathaus und nahezu alle kulturellen, sportlichen . . . Einrichtungen müssten die weiße Flagge hissen. Ist es das, was Schwerin will? ...
Es ist bitter, doch ich gestehe: Ich weiß es nicht.
Bitte in Schwerin nachfragen und nicht die Leser arbeiten lassen!

Dem Ereignis hinterhergeschrieben

Zwei Drittel der ersten Lokalseite opferte die Rügener Redaktion und schickte sogar einen Redakteur nach Schwerin, um zu berichten:
Für Rügen auf die Straße
Gut 100 Rüganer haben gestern vor dem Schweriner Schloss für die Eigenständigkeit des Landkreises Rügen demonstriert.
Über 3100 Anschläge hinweg berichtete Marco Schwarz u.a. dies:
... „Wir sind dafür, dass ihr dagegen seid“, ruft Edgar Nitschke. „Wir sind Rüganer und wollen unsere Identität behalten“, sagt er. ... So wie er denken alle der mitgereisten Rüganer. (Sonst wären sie nicht mitgereist.) „Die Bürger der Insel haben schon vor einiger Zeit die Entscheidung getroffen, eigenständig bleiben zu wollen“, meint Werner Kühnlenz ...
Verwunderlich ist der große Aufwand, weil die OZ heute auf der Titelseite berichtete:
Knappe Mehrheit für Verwaltungsreform
und zwei Sonderseiten mit dem Thema füllte.

Wie Übereinstimmung gefestigt wird

Wurde in der Usedom-Peene-Zeitung ein Sitzungsprotokoll veröffentlicht?
Inselnorden will eigene Identität festigen
Wessen Identität sollte der Norden (wer immer das ist) sonst festigen? Dennoch ist es eine gute Idee, darüber zu schreiben. Deshalb wollte ich erfahren, wie die Identität gefestigt werden soll.
R.H. schrieb:

Auf der Jahresversammlung des Tourismusverbandes Insel Usedom Nord konnte Verbandsvorsitzende Kerstin Hertel aus Trassenheide eine positive Bilanz für das vergangene Jahr ziehen. Der Verband vertritt gegenwärtig 152 Mitglieder, wobei es 2005 mehr Aufnahmen als Austritte gab.
In der Diskussion richteten die Mitglieder das Hauptaugenmerk auf aktuelle Probleme des laufenden Jahres. Dazu gehört in erster Linie, den Inselnorden selbstbewusst, konstruktiv und mit eigener Identität in die neue Struktur der UTG einzubringen.
...
Tja und dann berichtete der Autor über - ich weiß es nicht mehr, jedenfalls nichts über das Festigen.

Wehe, du liest das!

In der Usedom-Peene-Zeitung las ich:
Buchungsstand in Insel-Hotels: von zurückhaltend bis ausgebucht
Ist es den Redakteuren egal, wie langweilig ein Artikel beginnt? In diesem Fall scheint es so, dass der Leser abgeschreckt werden sollte.
G. Mohr hatte geschrieben:
Die Osterfeiertage und -ferien stehen vor der Tür, das Wetter hat sich, blickt man auf das Thermometer, schon etwas gebessert. Wie sieht die Buchungssituation bei den Hotels auf der Insel Usedom aus, wollte OZ wissen, und bekam sehr unterschiedliche Einschätzungen zu hören. ...

Wer sind die Ärmsten im ganzen Land?

Die OZ titelte heute auf Seite eins:

Armes Sachsen: Erst die Flut, jetzt die Vogelgrippe
Erfand der neue Chefredakteur diese Schlagzeile? Ich wette ein halbes Monatsgehalt gegen seines, dass ich Recht habe.
So arm ist Sachsen gar nicht. Erst vor wenigen Tagen meldete die OZ nämlich:

Geringste Löhne im Nordosten
... Mit 20 477 Euro lag der Verdienst 2005 sogar um 26 Euro niedriger als 2004. ...
Ich ergänze: 30 380 Euro wurden im Durchschnitt in Hamburg verdient. Hierzulande erhält der Arbeitende also nur zwei Drittel des Hamburger Einkommens.
Natürlich ist M-V auch Spitzenreiter:

... Die Arbeitslosenquoten (bezogen auf die abhängigen Erwerbspersonen) reichen im März 2006 von 7,9% in Baden-Württemberg bis 23,5% in Mecklenburg-Vorpommern. ... Im März 2005 reichten diese Arbeitslosenquoten von 8,1% in Baden-Württemberg bis 25,2% in Mecklenburg-Vorpommern. ...
Doch damit ist ein Sachse nicht zu beeindrucken.
Übrigens: Die nächste Sturmflut kommt bestimmt.

5. April 2006

Reizthema nicht ausgereizt

Zum Thema

Kernkraft bleibt Reizthema
berichtete die OZ:

Auf den Energiegipfel im Bundeskanzleramt gibt es ein geteiltes Echo. Das trifft vor allem für das umstrittene Thema Atomausstieg zu. ...
Das erfuhren die OZ-Leser nicht:

... Was Merkel als großzügige Zusage der Energiewirtschaft verkauft, ist in Wahrheit ein alter Hut oder fällt sogar weit hinter frühere
Versprechen zurück. So entsprechen die 30 Milliarden Euro, die bis 2012 für die Sanierung der Kohle- und Ölkraftwerke ausgegeben werden sollen, ziemlich genau der Summe, die ohnehin zur Instandhaltung des überalterten Kraftwerksparks eingeplant war. Und die 40 Milliarden Euro für erneuerbare Energien machen nur einen kleinen Teil der Investitionen im Umfang von 200 Milliarden aus, welche die großen Konzerne für diesen Sektor kürzlich noch bis zum Jahr 2020 bereitstellen wollten. Die Verbraucherschützer erwarten von den angekündigten Milliardeninvestitionen der Energiewirtschaft denn auch wenig Erleichterung für die Kunden. »Das bedeutet auf keinen Fall sinkende Preise«, sagte die Vorsitzende des Verbandes der Verbraucherzentralen und Gipfelteilnehmerin Edda Müller. ...
Das erfuhren die OZ-Leser auch nicht:
Im Zusammenhang mit dem Energiegipfel kritisierte Grünen-Chefin Claudia Roth bekanntgewordene Großspenden der Essener Ruhrkohle AG (RAG) an die Parteien der großen Koalition. Die Zuwendungen in Höhe von 100.000 und 70.000 Euro an SPD und CDU erweckten den Eindruck einer »großpolitischen Landschaftspflege im Vorfeld wichtiger politischer Entscheidungen«, sagte Roth.

Mit Binsenweisheit gewunken

Stefan Brümmer wollte die Leser ausgerechnet mit einer Binsenweisheit zum Lesen einer Einladung an die Mitglieder eines Hegeringes ermuntern:
Schwingetal-Jäger wollen ins Schwarze treffen
Ja was denn sonst? Sollten sie Fahrkarten schießen?
Dass Brümmer eine Einladung schrieb, die die meisten Leser nicht betrifft, belegen diese Auszüge:

Im Hegering „Schwingetal“ bereiten sich die Jäger auf die neue Jagdsaison vor. Wie dessen Vorsitzender, Wolf-Dietrich Ewert, jetzt
informierte, hofft er auf eine rege Beteiligung bei dem am kommenden Sonnabend um 10 Uhr beginnenden Schießen auf dem Schießplatz des Polizeisportvereins. ...
Der Aufgang der Bockjagd am 1. Mai sei mit der Sicherheit beim Umgang mit Flinte, Büchse, oder der sensiblen Optik im engen Zusammenhang zu sehen. Geschossen werden am Sonnabend die Disziplinen Taube, stehender Bock, laufender Keiler und sitzender Fuchs. „Es muss auch nicht jeder sämtliche Disziplinen durchschießen“, sagte Ewert. ... Denn ein Pokal winkt dem besten Schützen. ...

Erstaunlich, was Brümmer winken lässt!

Endlich vorbei! Oder doch nicht?

Ich bin froh, dass die ermüdende Berichterstattung über dieses Thema in der Greifswalder Zeitung abgeschlossen wurde:
OB und Bischof: Marxplatz soll Namen behalten
Lokalchef Reinhard Amler schrieb:
Oberbürgermeister und Bischof sind sich in einem Gespräch einig geworden: der Karl-Marx-Platz soll nicht in Dietrich-Bonhoeffer-Platz
umbenannt werden.
...

Doch das hinderte die Redaktion nicht daran, die Leser auf der nächsten Seite mit zwei Leserbriefen zu dem Thema zu langweilen:

Jörn Schmolke aus der Feldstraße schreibt zu „CDU weiter für Umbenennung des Marxplatzes“ (OZ vom 4. April): ...
Zum gleichen Beitrag schreibt Reinhard Nikschick (Marxplatz).
...

Dumm gelaufen

Petra Hase berichtete in der Greifswalder Zeitung:
Die Hansestadt legt ein neues Konzept zur Haushaltssicherung auf. Zum Teil mit spürbaren Einschnitten für die Greifswalder. ...
... und machte die Scheinsatzmode mit.

Doch ihren Kommentar verstand ich nicht:
Bürgerschaft muss Farbe bekennen
... Wer so viel Minus auf dem Konto hat, muss sparen oder mehr einnehmen. Das Dumme: Alle Bürger werden in irgendeiner Weise zur Kasse gebeten. ...
Was ist daran dumm, wenn alle Bürger für die Schulden der Stadt aufkommen? Dumm wäre es doch nur, hätte die Stadt Schulden zugunsten einiger Bürger aufgenommen, die diese wenigen zurückzahlen müssten. Doch darüber las ich nichts.

Schlagzeile ohne Sackgasse

Schlagzeile in der Grevesmühlener Zeritung:
Reitwege nicht in Sackgassen enden lassen
Sind die Reitwege so eng, dass die Pferde rückwärts gehen müssten? Dann habe ich sogar Verständnis dafür, die Reitwege überhaupt nicht enden zu lassen.

Fragen erlaubt!

Grimmens Lokalchef Peter Schlag schrieb:
Dorferneuerung auf Eis gelegt
Das Landratsamt hat Nordvorpommerns Kommunen jetzt über einen Antragsstopp informiert. Anlass ist die Information von der Landesregierung, wonach in diesem Jahr keine Mittel mehr für
Dorferneuerung, Flurneuordnung, ländlichen Wegebau und die Entwicklung
ländlicher Räume bereit gestellt werden. ...
Dazu schrieb er einen Kommentar:

Der Letzte macht das Licht aus
Kein Geld mehr für Dorferneuerung, Flurneuordnung, Wegebau. Da möge die Frage erlaubt sein, wie sich die Landesregierung das Leben in den Dörfern vorstellt. ...
Natürlich ist die Frage erlaubt, Herr Schlag. Darauf wette ich!
Wen haben Sie gefragt und wo ist die Antwort? Es scheint, als müssten das die Leser selbst erledigen. Bezahlt die Redaktion die Leser dafür? Aber bitte speisen Sie die Leute nicht mit 35 Cent pro Zeile ab.

"Und" oder doch lieber "um"?

In der Ribnitzer Zeitung schrieb Edwin Sternkiker unter der Schlagzeile
Langfingern wird das Leben erschwert:
Firmeninhaber, Polizei und Sicherheitsdienste wollen enger zusammen arbeiten. Und Dieben das Leben schwer machen.
Wie bitte? Weshalb wollen sie denn noch zusammenarbeiten? Oder wollen sie gemeinsam Dieben das Leben schwer machen? Tja, so ist das, wenn Halbsätze ganz verstanden werden sollen.

Im Kommentar klärte der Autor die Leser auf:
Wenn sich private Sicherheitsdienste und Polizei bescheinigten, gut zusammen zu arbeiten, dann waren das wohl mehr als Artigkeiten, die da am Montagabend im Ribnitzer Rathaus ausgetauscht wurden.
Klar ist aber, dass das allein nicht ausreicht, um Dieben das Leben schwer zu machen. ...

4. April 2006

Markt für Todesanzeigen gefährdet?

Da die OZ auf Geburtsanzeigen verzichtet und das Nennen Neugeborener lieber als journalistische Leistung verkauft, gebe ich gern eine Meinung weiter, die ich im Finblog las und die auch die Zukunft der Todesanzeigen betrifft:
Todesanzeigen im Internet
Der Medienjournalist Peter Turi hat “12 Thesen zur Zukunft der Verlage” veröffentlicht, und zwar auf turi2.de, “dem Branchendienst für die digitale Welt”. Unter anderem vertritt Turi folgende These:
7. ... Alle bloßen Dienstleistungs- und Transportfunktionen, die Verlage heute noch ausüben z.B. bei Handelsregister-Anzeigen, werden pulverisiert. Kleinanzeigen sind unrettbar an das kostenlose Internet verloren.
Als letztes sterben die Todesanzeigen. ... Todesanzeigen gibt es bereits im Internet, und zwar - wenig verwundlich - unter
www.todesanzeigen.de. ...

Vorsicht vor Finanzvergleichen!

Der Finblog warnt vor Finanzvergleichen in der Bildzeitung. Da die OZ für ihre Ratgeberseite das Thema nicht bearbeiten wird, haben Sie hier den Hinweis zum Nachlesen:
Bild.de und die Werbe-Trojaner
In Berlin gibt es ein paar junge Leute, die meckern jeden Tag über unsere beliebte Volkszeitung, die BILD. Dieser typisch deutschen Miesepetrigkeit möchte ich mal was entgegen halten. Ich sage: In einem Punkt entwickelt sich jedenfalls Bild.de VORBILDLICH, nämlich bei der Kennzeichung von Werbung. Ja, und Bild.de bestätigt damit meine Vermutung, dass die meisten Finanz-Vergleiche getarnte Werbung sind. ...

Erinnerung aufgefrischt

Leserm mit Erinnerungslücken bot die Redaktion der Greifswalder Zeitung diese Dienstleistung:
Greifswalder mussten im März frieren

Schlagzeilen, die keine sind (09/06)

Greifswalder Zeitung:
Für Zukunft der Kirchenmusik
... für den Frieden der Welt.

Substantivitis

Einige Beispiele für Substativitis (Verwandeln von Verben in Substantive), die ich rot kennzeichnete, lieferte der Greifswalder Lokalchef Reinhard Amler:
Marder löste Stromausfall aus
0.01 Uhr war es im Umspannwerk der E.ON edis AG, Gützkower Landstraße, plötzlich zum Ausfall eines von drei Transformatoren gekommen. Dieser hatte sofort Feuer gefangen. Dabei war es durch heraus geschleudertes Öl zu starker Rauchentwicklung gekommen. ... so dass erst 1.18 Uhr durch Umschaltungen auf ein Reservesystem die Stromversorgung für die betroffenen Stadtteile, zu denen fast alle gehörten, wieder aufgenommen werden konnte. ...
Bis weit in den Montag dauerten die Löscharbeiten, weil immer wieder Feuer auf Grund von Verpuffungen des Kühlöls aufflackerte. Dieses war nach Freischaltung und Erdung mit Schwerschaum bekämpft worden, berichtete Thomas-Christian Paul, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz. ...

Doppelt liest sich nicht besser

Warum Leser der Grevesmühlener Zeitung diese doppelte Verneinung übersetzen müssen, weiß nur der Autor:
Die 29-jährige Teschowerin ist in der Gemeinde keine Unbekannte, da sie seit langem als Reitlehrerin vom Boltenhagener Reit- und Fahrhof Gabriel Einheimischen und Besuchern den Pferdesport nahe bringt.
Also ist die Frau bekannt.

Was Unfälle nicht können

In der Grevesmühlener Zeitung ist zu lesen:_
Wildunfälle sollen gesenkt werden
Ich glaube nicht, dass Wildunfälle gesenkt, gesteigert oder irgendetwas anderes werden können. Im Text beschrieb Haike Werfel es richtig:
... Obwohl die Zahl im Vorjahr im Vergleich zu 2004 um 80 auf 1299 Wildunfälle zurückging, sind es immer noch über 22 Prozent aller Verkehrsunfälle und damit die Hauptunfälle. ...

Wo hat sich der Bürgermeister versteckt?

Wird in der Ribnitzer Zeitung vor einer Versammlung Stimmung gegen einen Bürgermeister und seine Stellvertreterin gemacht, indem sie nicht zu Wort kommen?
Darum geht es:
Anwohner in Neuhaus sind empört
Der Vorspann:
Die Wogen der Erregung in Dierhagen schlagen hoch. Straßen sind gesperrt, Eigentümer erreichen ihre Grundstücke nicht mehr.
Auszüge aus dem Text von Evelyn Schaffernicht:

„Ohne Ankündigung für die Bürger wurde alles abgesperrt und schwere Baufahrzeuge zerfahren die noch bestehenden Straßen“, sagt Siegfried Kümmel, Gemeindevertreter in der CDU-Fraktion. Seit Ende vergangener Woche glüht sein Telefon von Anrufen ungehaltener Bürger. „Erst die Umgehungsstraße und dann wird gebaut, so hätte die Bedingung der Gemeinde gestellt werden müssen“, meinen er und die anderen CDU-Abgeordneten.
Heute findet eine außerordentliche Gemeindevertretersitzung auf Betreiben der CDU-Fraktion statt. Einziger Tagesordnungspunkt: Die mögliche Gefährdung des Haushaltes der Gemeinde, denn vom Investor zugesicherte Zahlungen stehen aus, so Kümmel. Was möglicherweise
noch schwerer wiegt, ist der „unwiderrufliche“ Verkauf dieser Grundstücke, auf denen jetzt fieberhaft gearbeitet wird, durch den Bürgermeister und seine Stellvertreterin am 6. Oktober 2005. ...

Warum las ich nicht, was Bürgermeister und Stellvertreterin zu den Vorwürfen sagen? Selbst wenn sie ihre Ämter nicht mehr hätten, lebten sie wohl nicht auf dem Mond.

Überraschung mit Kommentar

Michael Schissler schrieb in einen Vorspann einen Kommentar:
Die Fleischerei Kaeding in Bad Sülze feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Aus der Betriebschronik lässt sich eine Familiensaga machen.
Im Text fand ich keinen Hinweis darauf, dass jemand die Idee äußerte, eine sog. Familiensaga zu schreiben. Der Text in der Ribnitzer Zeitung beginnt so:
„Wir sind zum Teil selbst überrascht gewesen“, sagte Sigrid Kaeding, als sie mit ihrem Mann Berthold gestern in dem Aktenordner
blätterte, in dem die Geschichte des Fleischereibetriebes und der Familien zusammengefasst ist. Beispielsweise, dass man den Gründer des Unternehmens Heinrich Kaeding gar nicht in der Stadt Bad Sülze haben wollte und wie es ihm dann doch gelang, den elf bestehenden seinen Betrieb hinzu zu gesellen. ...

Wer war denn noch überrascht? War es Herr Schissler?

3. April 2006

lupes Lesetipp

Was wollen Sie von uns?
Zeitungen erforschen ihre Leser und erfahren, dass sie sich ändern müssen

Quotendruck? Das war bisher nur für TV- und Hörfunkjournalisten Alltag. Ein neues Verfahren zeigt auch Zeitungsredakteuren, ob die Leser ihren Artikel überhaupt wahrnehmen. Das birgt Gefahr in sich: Dem Fernsehen hat zu viel Wissen über Zuschauervorlieben die Relevanz genommen. ...

Schon wieder soll irgendwer irgendwas sein

Ich dachte, ich lese in der Stralsunder Zeitung nicht richtig:
Leitbildmotto: Ich bin Stralsund
E. GÜNTHER ließ sich erzählen:
... Jeder weiß, woran er ist. Das gilt genauso auch für eine Stadt.
OZ: Können Sie ein Beispiel geben?
F. Fischer: Wenn etwa Hamburg sagt: „Wir sind das Tor zur Welt“ oder Hoyerswerda: „Wir wollen's wissen“, entsteht ein anderes
Gemeinschaftsgefühl und an diesem Leitbild ausgerichtetes Verhalten aller Bürger, als wenn jedes Unternehmen, jeder Einzelne, jede Institution nur das eigene Süppchen kocht, nur den eigenen Erfolg im Auge hat. ... Unter dem vorläufigen Motto „Ich bin Stralsund“ werden innerhalb von etwa sechs Monaten klare Ziele formuliert und ein weitgefasster Leitfaden zu ihrer Erreichung erstellt.
...
Erst am 23. März schrieb ich:
... mit der Werbebotschaft sollte uns Deutschen Mut gemacht werden. Das ist gründlich misslungen. Im Internet machten sich monatelang hunderte Blogger lustig über den dämlichen Spruch und deckten auf, dass es unter der Naziherschaft den Spruch: "Denn du bist Deutschland" gab. Spätestens seitdem das bekannt ist, sollte die Werbebotschaft nicht mehr benutzt werden, auch nicht in abgewandelter Form.

Davon scheint E. Guenther keine Ahnung zu haben, sonst hätte sie an der Stelle nachfragen müssen.

Nur für Auskenner geschrieben

Walter Scholz schrieb in der Grimmener Zeitung für Leser, die sich auskennen:
„Schlossherr“ Jörg Prochnow zog froh gelaunt durch die Räume. Kein Wunder, denn dass so viele Besucher zum 6. Frühlingsmarkt kommen würden, hätte der Vorsitzende des Vereins Barockschloss zu Griebenow nicht gedacht. In der Tat, einen Parkplatz rund um das Schloss gab es
kurz nach Mittag am Sonnabend nicht mehr.
...
Nur, wer weiß, wie viele Autos auf den Parkplatz passen und wer dazu noch zählte, wie viele Menschen aus jedem der Autos stiegen, kann die Besucherzahl errechnen. Herr Scholz bürdete diese Aufgabe den Lesern auf.

Werbung ist nicht alles

Udo Burwitz schrieb in der Rügener Zeitung über den Sonntagsspaziergang in Binz einen Kommentar:
... Die Insel leidet an den Folgen der Berichterstattungen über H5N1 auf Rügen. Das brachte Quote (Was, die Folgen der Berichterstattung?). Frühjahrsputz und Strandwanderung gehören wohl eher nicht dazu angesichts des sich in Grenzen haltenden Medieninteresses am Wochenende. Normalität verkauft sich nicht gut in einer sensationshungrigen Welt. Gut, dass die Rüganer das Rühren der Werbetrommeln verstehen. ...
Tatsächlich? Wenn die Rügener gut werben können, hat das zumindest mit den Medien gestern nicht funktioniert, wie ich voraussagte. Übrigens, was heißt "sich in Grenzen haltenden Medieninteresses"? Das ist Informationsnebel, der niemandem nützt.

Was stimmt denn nun?

Tom Schröter schrieb in der Usedom-Peene-Zeitung:
Großer Andrang bei „Wolgaster Tafel“
Immer mehr Personen sind auf die Hilfe der „Wolgaster Tafel“ angewiesen, wenn sie sich mit ausreichend Lebensmitteln versorgen wollen.
Das ist eine bedeutende Aussage, wenn sie stimmt, denn ich erinnere mich, vor anderthalb Jahren und vor wenigen Monaten gelesen zu haben, dass das Alg 2 ausreichend bemessen sei, um ein würdevolles Leben führen zu können.
Nun erfahre ich, dass es nicht ausreicht, dass Leute auf die Spenden angewiesen sind, dann übrigens auch 300000 Menschen, die trotz einer Vollzeitstelle so wenig verdienen, dass sie auf Alg2-Zuschüsse angewiesen sind (Dazu kämen mehrere hunderttausend Menschen, die neben einem Teilzeit- oder Minijob ALG II bekommen.).
Was stimmt denn nun?

1. April 2006

2000 Einträge und kein Ende

Dies ist der 2000. Eintrag in meinem Blog innerhalb von 14 Monaten. Wie Sie sehen, wurde meine Hilfe ausgeschlagen, haben meine Hinweise wenig genützt, sonst hätte ich meine Beobachtungen einstellen können.
Schade, dass dieses Blog nicht ernst genommen wird.
Ob die OZ wenigstens die Hinweise des Deutschen Presserates ernst nimmt?

Unerschöpfliches Thema

Für eine der nächsten Geldbörse-Seiten empfehle ich dringend einen Eintrag aus dem Finblog:
Gummi-Garantien, nächste Runde
Die Lebensversicherer sind so stolz auf ihre Garantieverzinsung. Das sei der große Unterschied zu anderen Geldanlagen, sagen sie gerne. Gemeint ist damit der langfristig vertraglich vereinbarte Zins, mit dem das Kundenguthaben (nicht die Prämien) mindestens verzinst wird. In der Spitze lag er mal bei vier Prozent. Ein solcher Garantiezins ließ sich locker in Zeiten zusagen, als selbst ein Bundesschatzbrief noch sechs Prozent Rendite abwarf. Aber dann kam die Bewährungsprobe: dauerhaft sinkende Zinsen. Nun zeigten sich Lebensversicherer erfinderisch, ihre Garantien neu zu definieren. Wer sich einen hohen Garantiezins gesichert hatte, sollte weniger sonstige (nicht garantierte) Überschüsse kriegen.
Die Aufsicht war strikt dagegen, sah einen Mißstand. Und vor kurzem noch hieß es, die Lebensversicherer seien von dieser Praxis abgerückt. Heute morgen vermeldet das “Versicherungsjournal”:Intransparenz bei Garantie und ÜberschussbeteiligungMit Zinsgarantien und der Überschussbeteiligung tun sich Lebensversicherungen weiterhin schwer und riskieren dabei sogar die Steuervorteile alter Policen. ...

Warum die Aufregung?

Aufmacher auf Seite eins war:
Hartmut Mehdorn hat mit einer abfälligen Bemerkung über die A 20 „in der Wüste“ Norddeutschlands herben Protest ausgelöst. ... „Es muss reichen, wenn eine neue Autobahn in der Wüste zwischen Kiel und Stralsund gebaut worden ist. Da müssen wir nicht noch die Schiene
ausbauen.“
...
Das löste Protete aus. Außer Wolfgang Börnsen aus Schleswig-Holstein wurden in dem Artikel nur Politiker aus dem Osten genannt, die gegen die Äußerung protestierten.
Wer längere Zeit in den alten Bundesländern lebte, wird wissen, dass dort solche Ansichten Alltag sind, egal in welcher Gesellschaftsgruppe. Wer das alles irgendeiner Zeitung mitteilte, könnte sehr oft solch einen Aufmacher auslösen.

Medien waren ahnungslos?

Eine Schule schreit um Hilfe,
lautete eine Schlagzeile im Mantelteil. Natürlich schrie die Schule nicht um Hilfe, weil eine Schule nicht schreien kann. Auch niemand anderes tat das.
Im Text war nachzulesen, was passiert war, denn Reinhard Zweigler schrieb:

Seit Monaten gärt es an der Berliner Rütli-Hauptschule. (Ist das möglich?) Doch erst als die Lehrer mit SOS an die Öffentlichkeit gingen, reagierte die Politik – überstürzt. Das Rütli-Lehrerkollegium schrieb im Februar einen Brief an die Schulbehörde mit der Bitte, diese Hauptschule aufzulösen. ... Wenn der erste Weg nach der Schule direkt zum Arbeitsamt führe, sei Gewalt vorprogrammiert. ("programmiert" hätte gereicht)

Im Kommentar schrieb Zweigler:

Klassenkampf

Die Rütli-Hauptschule in Berlin-Neukölln, an der es knallhart zugeht, ist kein Einzelfall – nicht in Berlin, nicht in Deutschland. Sie ist vielmehr die Spitze eines bislang verdeckten, nicht wahr genommenen Eisberges nicht geglückter Integration. ...

Genau! Haben die Medien, die OZ eingeschlossen, etwas wahrgenommen und den Lesern mitgeteilt? Das passierte wohl selten genug, auch weil Lehrer und Direktoren seit über einem Jahrzehnt lieber schweigen, denn Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.
Wer mehr zum Thema wissen möchte, als die OZ verbreitet, lese im Weblog Apokalypso nach:
Schulstunden
Der Rütli-Schwur
Endlich! Endlich hat ein Lehrerkollegium den Mut gefunden, auf die unmöglichen Verhältnisse hinzuweisen, unter denen sie Tag für Tag, Jahr für Jahr arbeiten müssen. ...

Gehört das Foto zum Artikel?


Wenn Sie glauben, das Foto gehöre nicht zu dem Artikel
Insel gibt reichlich Erdöl her

in der Usedom-Peene-Zeitung, haben Sie richtig und doch falsch vermutet.
R. Edelstein, der auch das beeindruckende Foto machte, schrieb:

Seit 40 Jahren werden auf Usedom Erdöl und Erdgas gefördert. 1,3 Millionen Tonnen Erdöl gaben die Quellen in Lütow bisher her. Die Betreiberfirma würdigte die Leistungen der ehemaligen und jetzigen
Mitarbeiter. ... Die Lagerstätte auf dem Gnitz ist der größte nachgewiesene Erdölfundort auf dem Territorium der neuen Bundesländer. ...

Schade, dass eine so wichtige Ära der Rohstoffgewinnung nicht mehr Aufmerksamkeit der Heimatzeitung erhielt.
Und das hat das Foto mit dem Jubiläum des Förderbetriebes zu tun:
Dr. Jürgen Rückheim, Geschäftsführer der Erdgas Erdöl GmbH, übergab Verkehrsmalbücher für Usedomer Schulen an Jana Kühn, Zinnowitz (l.), und Hildegard Rickriem, Geschäftsführerin der Verkehrswacht OVP.

Praktischer Nutzen

Der Grimmener Lokalchef Peter Schlag schrieb ganz praktisch einenKommentar:
Praktisch gedacht
Grimmen sieht das Angebot einer Partnerschaft mit Staffanstorp recht praktisch.
Sollte sie das Angebot recht theoretisch sehen? Das ergäbe dann eine theoretische Partnerschaft. Wozu sollte die gut sein? Hier der Rest des Kommentars:
Warum auch nicht. Die Schweden suchen qualifizierte Arbeitskräfte, die Vorpommern haben sie. So könnte diese Partnerschaft ganz praktisch beiden Seiten nutzen. Deshalb sollte diese Gelegenheit nicht ungenutzt bleiben.

Soll das ein Aprilscherz sein?

"Hallo! Wir haben die Vogelgrippe auf Rügen!" Das lese ich aus dieser Ankündigung heraus, die sich sehr gut als Aprilscherz eignet:
Harald Ringstorff bei „Rügen zeigt Flagge“ dabei
DKR „Rügen zeigt Flagge.“ Tausende Rüganer und Besucher der Insel werden am Sonntag in Binz erwartet. Zum Saziergang am Strand. Mit Flaggen und Fähnchen. „Es gibt wohl kaum ein besseres Signal, um bei unentschlossenen Urlaubern unbegründete Zweifel glaubhaft auszuräumen“, teilte Oliver Waechter vom Wirtschafts- und Kultur
Verein Binz mit.
...
Dazu müssten die Medien in ganz Deutschland darüber berichten. Doch besser wäre, sie täten es nicht, um nicht noch mehr sprichwörtliches Porzellan zu zerschlagen. Ich nehme an, sie werden den Tourismus auf der Insel schützen, indem sie nichts berichten.

Lokalchef warnt! Doch wovor?

Der Rügener Lokalchef Thomas Pult gab ein Warnmeldung heraus:
Wieder weniger Geburten
Warnsignale aus dem Kreißsaal: Es kommen wieder weniger Kinder zur Welt. In Bergen wurden im vergangenen Jahr 61 Babys weniger als 2004 geboren. Das ist ein Rückgang um 12,4 Prozent. ...
Das Warnsignal stammt einzig und allein vom Autor und ist damit Kommentar, der nicht in einen Bericht gehört. Im Text warnte niemand, wovor auch? Nur dies fand ich:
„Das ist ein deutlicher Abfall gegenüber 2004“, sagt Chefarzt Dr. Roger Rehfeld. ...

Werben, ohne zu werben

Nachdem es um die Vogelgrippe endlich ruhig geworden ist, nun dies:
Start für Sympathie-Kampagne

Nach der Vogelgrippe will der Tourismusverband von Mitte April an massiv Reklame für die Insel betreiben. Was noch fehlt, ist Geld.

... Als erstes sollen sich am 10. April 200 im Beherbergungsgeschäft arbeitende Frauen und Männer in Uniform auf die Selliner Seebrücke stellen und sich unter dem Motto „Rügen erwartet seine Gäste“ fotografieren lassen.
Wie Tourismus-Verbandschef Thomas Wuitschik sagte, soll das Foto-Shooting der Startschuss für die Imagekampagne sein. „Es sollen da Köche zusammen kommen, Hauspersonal und so weiter.“ Mit dem Foto sollen unter anderem Zeitungs-Anzeigen bestückt werden. „Vorstellbar sind auch Plakate“, sagte Raymond Kiesbye von der Tourismuszentrale, der auch andere mögliche Instrumente der Kampagne aufzählte. So seien derzeit acht Journalistenreisen in Planung, zudem versuche man, Schauspieler der ZDF-Serie „Hallo Robbie“ ins Boot zu holen. Auch Radio-Werbung ist ein Thema.
Für massive Reklame in überregionalen Medien fehlt allerdings Geld. ...


Muss es erst die Vogelgrippe geben, ehe Touristiker massiv werben, wenn sie denn könnten? Dazu las ich keinen Kommentar.

Sogar Bericht über Visionen kann langweilig sein

Aus dem Artikel
Frauen wünschen sich Insel ohne Schlagbaum,
zitire ich den Anfang. G.B. schrieb:

Den zehnten Geburtstag des Deutsch-Polnischen Frauenforums begingen am Donnerstag deutsche und polnische Frauen und Männer mit einer Ideenfindungskonferenz zum Thema „Visionen der
Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum“. Eingeladen hatte das Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Welche Vorstellungen von der Zukunft äußerten die Frauen?
... In drei Gruppen sprachen die Konferenzteilnehmer dann freimütig über ihre Visionen für die Zukunft. Dabei zeigte sich erneut, dass sich Deutsche wie Polen in vielen Fragen ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst sind. „Spitzenplätze“ bei den Visionen belegten der dringende Wunsch nach einer Insel ohne Schlagbaum, deutsch-polnische Kindereinrichtungen sowie nach noch mehr gemeinsamen kulturellen und sportlichen Begegnungen. ...
Das war's. Doch der langweilige Bericht war 2010 Anschläge lang.

Ach so, bitte nicht vergessen: Solche Veranstaltungen werden natürlich mit Ihren Steuergeldern bezahlt. Doch das spielte keine Rolle in der Berichterstattung.

Ach je, sie sind betroffen!

Im Kommentar auf der Seite zwei
Rechtsextremismus in MV
Eigene Konzepte

schrieb DorisKesselring:
... 30 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sind rechtsextremistisch eingestellt. Sie gehören nicht unbedingt der NPD oder rechtsgesinnten Kameradschaften an. Doch sie verinnerlichen und verbreiten deren Gedankengut, klatschen Beifall – heimlich oder auch ganz offen.
Der Fakt, in Studien belegt, macht zutiefst betroffen. Zumal sich die Schar der rechten Unterstützer in nur wenigen Jahren seit Ende der 90-er nahezu verdoppelt hat. Und es steht zu befürchten, dass der Trend anhält. ... Dort, wo gravierende soziale Probleme zu massiver Orientierungslosigkeit führen und zunehmend bei älteren Menschen: 45 plus.
...
Mich macht betroffen, dass niemand Gründe nennt, die dazu führten, dass es diesen Trend gibt. Sind nicht jene, die sich betroffen zeigen, mitschuldig daran, das es gravierende soziale Probleme gibt? Sind jene mitschuldig, die in politischen Gremien hilflos der Tendenz zusehen (müssen)?
Google