11. Februar 2006

Journalistisch sorgfältig gearbeitet?

Lokalchef Thomas Pult schrieb einen Bericht nach dem Bericht in der Rügener Zeitung:
Fisch-Händler wehrt sich gegen Vorwürfe
Der Fisch-Händler Dieter Fenske wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe im vergangenen Juli den damals 16-jährigen Falk Neubauer (Name geändert) zu einem Brandanschlag auf die Fischhütte eines Rambiner Konkurrenten angestiftet. Der heute 17-jährige Schüler hatte sich jetzt
selbst als Täter angezeigt und Fenske sowie einen anderen Rügener Fischhändler schwer belastet (OZ berichtete).
...
Wogegen wehrt Fenske sich? Am 8. Februar berichtete die Rügener Zeitung
Schüler zeigt sich an wegen Brandstiftung
... Angestiftet wurde er, wie er (der Schüler, der sich stellte) sagt, vom Rambiner Konkurrenten, der in Sassnitz eine Räucherei hat und mehrere Fischstände auf der Insel unterhält, und vom Samtenser Fischverkäufer. ...
Niemand hatte in dem Text den Namen Fenske erwähnt. Doch vielen Rügener Lesern dürfte nach diesem Bericht dennoch klar gewesen sein, wer der Konkurrent ist. Das hätte auch die Redaktion berücksichtigen müssen und Fenske wegen der schweren Vorwürfe Stellung nehmen lassen und zwar im Artikel vom 8. Februar.

Virtuellen Brenner entdeckt

Lokalchef Reinhard Amler schrieb in der Greifswalder Zeitung:

... „Vor allem Jugendliche schauen statt
Kino häufiger DVD. Diese brennen sie sich im Internet. ...

Das Internet erzeugt virtuelle Realität: vom Computer simulierte Wirklichkeit, künstliche Welt, in die man sich mithilfe der entsprechenden technischen Ausrüstung scheinbar hineinversetzen kann.

Wie also brennen Jugendliche DVDs im Internet? Ich brenne sie mit einem Brenner. Der ist real, wirklich vorhanden.

Neue Kategorie Mensch

Die Mantelredaktion der OZ entdeckte eine neue Kategorie Menschen:

Hartz-IV-Mietern wird Renovierung bezahlt
Hartz-4-Mieter sind natürlich keine Leute, die das Gesetz mieteten und es nun renovieren wollen. Es handelt sich um Alg 2-Empfänger. Die kommen im Text ebenso vor, wie die berüchtigten Hartz-4-Empfänger:

... „Wir rechnen mit etwa 5000 Hartz-IV-Empfängern unter unseren Mietern“, sagt Pressesprecherin Renate Bremer (Rostocker Wohnungsgesellschaft) ...
Aber gut finde ich, dass über die Entscheidung des Gerichtes berichtet wurde. Interessant, wie ausgerechnet der Wismarer Sozialsenator reagierte:


... Ein Berliner Gerichtsurteil sei nicht automatisch für Wismar bindend ... wobei er sich vorstellen könne, Schönheitsreparaturen zu unterstützen, beispielsweise mit der Bereitstellung von Werkzeug. ...
Er lässt es darauf ankommen, ein Gericht entscheiden zu lassen. Oder er baut darauf, dass seine sog. Schäfchen zu dumm sind oder sich nicht trauen, vor Gericht zu ziehen.

Übrigens gibt es noch ein Urteil zur Unverletzlichkeit der Wohnung, das erwähnt werden sollte:

Vager Verdacht reicht nicht für Hausbesuch bei AlG II-Bezieher
Veröffentlicht wurde es am 7. Februar unter anderem im Handelsblatt, dass sicher nicht Hauptlektüre von Alg-2-Empfängern ist.

Nachtrag vom 14. Februar:
Hier der Link zur Pressemitteilung des Hessische Landessozialgerichts in Darmstadt:
AlG II-Bezieher müssen Hausbesuche nicht grundsätzlich hinnehmen

Großmaul Deutschland

Lese ich den Bericht über Schäubles Wunsch, Militär zur Fußball-WM einzusetzen, fällt mir ein Begriff ein: Großmaul Deutschland. Vor allem jene, die durch die WM Geld verdienen wollen, gierten danach, sie nach Deutschland zu holen, unter dem Deckmantel: alles zum Wohle der Fußballfreunde.

Die Großmäuligen haben den Mund zu voll genommen. Lange genug war bekannt, dass die WM in Deutschland stattfindet. Jetzt nach Militär zu schreien, ist einfallslos und mit dem Militäreinsatz brächen der Innen- und der Verteidigungsminister das Grundgesetz. Um das zu erkennen, brauchte ich nur ins Grundgesetz zu schauen. Dazu benötige ich keinen Professor Battis, den die OZ zitiert. Oder ist Fußball spielen eine Katastrophe oder ein Unglücksfall? Hoffentlich nicht!

10. Februar 2006

Umfassend berichtet?

Die Mantelredaktion berichtete:
Der Vizekanzler will mit einem Gesetzentwurf die Debatte vorantreiben, wie viel die Arbeitnehmer mindestens verdienen müssten.
Seltsam ist, dass nur Politiker zum Thema Stellung nahmen. Wie soll sich der Leser ein objektives Bild machen und vielleicht sogar mitdebattieren?
Warum wurden keine Wissenschaftler befragt? Das Internet macht es möglich, dass Antworten einfach abgerufen werden können, natürlich nicht, ohne sie aufzubereiten. Aber dazu sind ja Redakteure da.

Beispiele:

Der aktuelle Begriff - Gesetzliche Mindestlöhne (12.09.2005)
Kurzinformation der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages zu Gesetzlichen Mindestlöhnen im EU-Vergleich.
Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Nr. 64/05

Mindestlohn nutzt Arbeitnehmern und Unternehmern (25.01.2006)
Institut Arbeit und Technik zeigt Eckpunkte auf, wie ein Mindestlohn in Deutschland eingeführt werden kann.
Institut Arbeit und Technik IAT

Kombilohn für mehr Niedriglohn-Jobs? (11.01.2006)
Institut Arbeit und Technik zeigt, dass Niedriglöhne in Deutschland bereits weit verbreitet sind – Jeder 5. arbeitet unter der Niedriglohnschwelle.
Institut Arbeit und Technik Pressemitteilung

Das alles und viel mehr ist einfach zu finden über die Linksammlung des Instituts fuer Arbeitsmarkt- und Berufsforschungder Bundesagentur fuer Arbeit.

Wo sitzen die Fischer?

Stefan Brümmer berichtete in der Greifswalder Zeitung:
Die Freester Fischer sitzen in den Startlöchern und warten auf Eisfreiheit. ...
Mich hätte interessiert: Wo sitzen die Fischer wirklich?

Vor- vor-was?

Der Greifswald-Usedomer Lokalchef Amler fand diese Schlagzeile für seinen Kurzkommentar:
Kräftiges Tauziehen ist vorprogrammiert
Das liest sich, als stotterte jemand: "Tauziehen vor-vor-gezeichnet."

Genau die richtige Frage gestellt

Steffen Adler (Usedom-Peene-Zeitung) stellt die richtige Frage:

OZ: Setzt Zinnowitz wie in den Vorjahren auf die bewährten
kulturellen Höhepunkte?

Schillinger: Unbedingt, denn viele Gäste kommen auch wegen dieser oder jener Veranstaltung, die sie schon erlebt haben, wieder.

Was wäre die Antwort auf die Frage gewesen: "Was haben Sie sich Neues ausgedacht?"
Ich fürchte, dass darf der Redakteur in kaum einer Inselgemeinde fragen. Denn: Wozu Neues entwickeln, solange noch Gäste kommen?

Kein Blitz eingeschlagen

Jens Burmeister vermutet in seinem Kommentar
Rentenabschläge
Schnellschuss

Die Nachricht muss die Regierung wie ein Blitz getroffen haben. Kaum hat sie beschlossen, das Rentenalter auf 67 Jahre anzuheben, wartet ein renommiertes Institut mit der Botschaft auf, dass Millionen Arbeitnehmern hohe Abschläge drohen. ...
Ich meine, wie schon am 1. Februar, die Regierung hat das überhaupt nicht getroffen. Im Übrigen hätte die Regierung danach gefragt werden können.

9. Februar 2006

Auch durch Inflation Renten gekürzt

Jens Burmeister hat völlig Recht mit seinem Kommentar:

Gesetz gegen Rentenkürzung
Politshow

...Rentenkürzungen hat es längst gegeben: Höhere Zuzahlungen für Arzneimittel, Praxisgebühr, voller Pflegebeitrag oder die Rentenbesteuerung ...
Darf ich noch ergänzen, dass es in drei Jahren ohne Rentenerhöhung auch durch die Inflation eine Kürzung um etwa fünf Prozent gab, bzw. geben wird? Diese Kürzung müssen die heute jungen Leute ebenfalls berücksichtigen.

Übrigens: Wer fragt beim gesetzlichen Rentenversicherer nach, ob immer noch Renteninformationen verschickt werden, in denen von 2,5 Prozent Rentenerhöhung geschwafelt wird?

Informationsnebel mit Kommentarversuch

Stefan Brümmer schrieb in der Greifswalder Zeitung:
Die Karlsburger haben in den letzten Jahren gut gewirtschaftet. Den Schluss muss man ziehen, wenn man den jetzt verabschiedeten Haushalt der Gemeinde betrachtet.
Wer ist man? Ist es Stefan Brümmer? Wenn ja, schrieb der Autor den Anfang eines Kommentars statt eines Berichtes. Brümmer beendete seinen sog. Bericht:
... Trotz dieser stattlichen Vorhaben ist die Stimmung unter
den Gemeindevertretern in Sachen Finanzen nicht gerade euphorisch. ...

Wer sagte, wie die Stimmung nicht ist? Ist das die Meinung des Autors? Dann gehört sie ebenfalls in den Kommentar! Hätte jemand - außer Herrn Brümmer - gesagt, wie die Stimmung ist, wäre das eine Nachricht gewesen.
Insofern sind die Aussichten auf das Jahr 2007 auch im „gut betuchten“ Karlsburg nicht die besten.

Wie sind die Aussichten dann und wer sagte, dass Karlsburg gut betucht ist?

Eigentlich Langweiler des Tages

Besonders viele Anfragen nach Messen
Nach dieser Schlagzeile in der Grevesmühlener Zeitung wollte ich nicht weiterlesen, weil die Aussage der Überschrift eine Binsenweisheit ist. Doch aus Versehen las ich das erste Wort des Textes:
Eigentlich herrscht Ruhe auf dem Campingplatz Zierow. Wenige Gäste kommen zurzeit an die Ostsee, aber die Vorbereitungen auf die Saison laufen auf Hochtouren. Und so ist es eigentlich die Ruhe vor dem Sturm.

Eigentlich ganz schön langweilig bis hierher.
Der setzt wie in jedem Jahr zu Ostern ein. „Dann kommen die Gäste, auch wenn es schneit“, lacht Marlies van Meeteren.

... die Sprachlose.
Wie immer gibt es dann ein buntes Programm, einschließlich Osterfeuer und Ostereiersuchen für die Kinder. ...
Was ist daran neu, wenn es immer so ist?
Und aus diesem Absatz stammt die Schlagzeile:
Besonders viele Anfragen bekommt sie immer, wenn gerade eine Messe zu Ende gegangen ist. Dort stellen sich die Zierower ... vor. ...

Bedrückend

Lokalchef Thomas Pult schrieb in der Rügener Zeitung:
Die Landrätin hat die letzten Reserven in den Ämtern aktiviert und ein beachtliches Sparpaket geschnürt. Dennoch bleibt ein riesiges Defizit im Haushalt für 2006.
Bedrückend an diesem Bericht ist, dass es viele Städte und Gemeinden im Verbreitungsgebiet der OZ gibt, die ähnliche Sorgen haben. Kann die OZ der Frage nachgehen, ob diese Fehlbeträge nun immer weiter zunehmen sollen? Zusatzfrage, die Redakteure stellen könten: Was wird gegen die Verschuldung der Kommunen im Land getan, oder kann niemand etwas unternehmen?

Grenze zur Schleichwerbung erreicht?

Heute leistet die Usedom-Peene-Zeitung Öffentlichkeitsarbeit für den Eigenbetrieb Kaiserbäder:
Kaiserbäder wechseln ihre Kollektion
Die bei Einheimischen und vor allem bei den Gästen beliebte weiße Kollektion, die der Eigenbetrieb Kaiserbäder als Erinnerung an einen schönen Urlaub oder als Mitbringsel für Daheimgebliebene anbietet, wird aufgefrischt. Duschtuch, Regenschirm und Cap werden im Frühjahr
in neuen Farben produziert und alsbald in den Touristinformationen in Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck, in der Ostseetherme und im Internet unter
http://www.drei-kaiserbaeder.de/ angeboten. Nur T-Shirt und Poloshirt bleiben der weißen Kollektion treu. Zur Vorbereitung des Wechsels werden Regenjacke, Girliejacke, Duschtuch, Handtuch, Regenschirm und Cap preisgünstig angeboten.
Gibt es für diese Informationen ein begründetes öffentliches Interesse oder ein Informationsinteresse der Leser, damit es keine Schleichwerbung ist?
Auf jeden Fall
sparte der Eigenbetrieb Geld für Anzeigen.

Rätselraten

Steffen Adler berichtete in der Usedom-Peene-Zeitung über eine
Rücktrittswelle im PDS-Kreisvorstand.
Hintergrund der zahlreichen Mandatsniederlegungen dürften unter anderem die im November ausgebrochenen Auseinandersetzung zwischen Bergemann und Wien sein ...
Das dürfte eine auf Mutmaßung sein, denn Belege fehlen.
Und dann las ich noch dies:
„Es spielen aber auch viel grundsätzlichere Fragen eine Rolle“, sagt ein PDS-Mitglied von der Insel Usedom. ...

Welche Fragen könnten das sein? Ich fand es nicht heraus. Wieder spekulierte der Redakteur. Was sind dann die Aussagen wert? Wenig!

8. Februar 2006

Wie hoch war die Abfindung?

Was die Greifswalder Zeitung alles weiß:
Ehemaliger BiG-Chef bezieht weiter Gehalt
Der frühere Geschäftsführer des BiG Bildungszentrums Greifswald, Joachim Paul, erhält noch für das komplette Jahr 2006 sein Geschäftsführergehalt. Sein Arbeitsvertrag ist fristgemäß zum 31.
Dezember 2006 gekündigt worden ... Eine frühere Kündigung zum 31. 12. 2005 wäre nur möglich gewesen, wenn sich der Trägerverein des Unternehmens bis 30. Juni 2005 eindeutig positioniert hätte. Das war aber erst im Frühherbst vergangenen Jahres der Fall. ... Mit der Kündigung einher geht eine Abfindungszahlung, für deren Berechnung die über 25-jährige Tätigkeit von Paul im Unternehmen zugrunde gelegt wird.
Ich bedaure, dass die Leser nicht erfuhren, wie hoch die Abfindung ist. Deren Höhe müssen die Leser selbst errechnen, wenn sie es können. Ich kann es nicht, sondern erwarte, das aus der Zeitung zu erfahren, weil Lokalchef Reinhard Amler am 21. Juli 2005 in einem Kommentar unter anderem schrieb:
„Herr Paul, stehen Sie noch mit beiden Beinen im Leben?“ Eine Viertelmillion zu fordern, ist einfach maßlos. Denn so große Verdienste können Sie gar nicht haben. Schließlich waren Sie nur BiG-Boss und nicht Big Boss.
Ich hatte am selben Tag diesen Eintrag dazu verfasst.

Was Klima alles können soll

Maik Trettin berichtete in der Rügener Zeitung über:
Hoch-Zeit für Schöpfwerke
Das erfuhren die Leser über die Schöpfwerke:
... Mehr Sorgen bereitet die schnelle Schneeschmelze den Bauern. Auf dem gefrorenen Boden kann das Wasser kaum versickern. Viele Landwirte baten gestern Hansjörg Frenzel vom Wasser- und Bodenverband, die Schöpfwerke anzustellen, weil sich das Wasser auf den Feldern sammle. Einige Schöpfwerke waren beim starken Frost der vergangenen Wochen sogar eingefroren. ...
Dann erfuhren sie noch dies:
Das plötzlich anfallende Schmelzwasser ist für die meisten Gullys kein Problem, hieß es gestern beim Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen (ZWAR). „Das ist eine ähnliche Situation wie bei Starkregen.“ ...
Der Rest des 1979 Anschläge langen Artikel behandelte das Wetter im Januar und Anfang Februar, z. B.:
Trotz der allgemeinen Klimaerwärmung habe zu Jahresbeginn die Temperatur im Schnitt 1,7 Grad unter dem langjährigen Mittel von 0,2 Grad Celsius gelegen. ...
Das glaube ich nicht, denn jeder Körper (Luft, Wasser, Gestein ...) kann sich erwärmen aber niemals das Klima. Das ist Unsinn! Bitte hier nachlesen, was Klima ist.

Kein Zusatznutzen

Am 25. Januar schrieb ich hier zur Gaspreiserhöhung auf Rügen:
Und die Redakteure unternehmen wieder nichts, um die Leser der Heimatzeitung über Möglichkeiten der Gegenwehrt zu informieren.
Das hat sich nicht geändert. Statt selbst qualifiziert zu berichten, übernahmen die Redakteure einen Leserbrief:
Profitgier der Monopolisten
Für wenig plausibel hält Karl-Heinz Risch aus dem nordrhein-westfälischen Ennepetal, der in Göhren ein Haus besitzt, die Begründung für die Gaspreiserhöhung ...
Damit bietet die Redaktion den Lesern keinen zusätzlichen Nutzen. Es kann den Lesern egal sein, ob Herr Risch die Profitgier verurteilt. Sie interessiert, was sie gegen die Preiserhöhung tun können.
Übrigens, muss nicht jedes Unternehmen nach Profit gieren?

Informationsnebel

Hans-Joachim Meusel berichtete in der Ribnitzer Zeitung:
Einwohnerzahl der Vinetastadt sinkt weiter
... Weniger nett ist eine andere Statistik: Die Zahl der Einwohner nimmt weiter ab.
... las ich im Vorspann. Was bedeutet "weniger nett"? Nichts.
Die Zahlen sind nicht erfreulich für die kleine Stadt am Barther Bodden. Wohnten am 1. Januar des Vorjahres genau 9356 Bürger in der Vinetastadt, waren es am Neujahrstag 2006 noch 9238 Frauen, Männer und Kinder. ...
Was sind die Zahlen, wenn sie nicht erfreulich und weniger nett sind? Ich erfuhr es nicht.
Übrigens, wer behauptete, die Zahlen seien nicht erfreulich?

Womit Schritt halten?

Christian Hohlfeld schrieb in einem Kommentar der Ribnitzer Zeitung:
Lebensqualität muss Schritt halten
Natürlich wollte ich wissen, womit die Qualität Schritt halten muss. Ich erfuhr es nicht, nur:
... Wenn die Lebensqualität nicht einigermaßen Schritt hält, wird sich der Trend zur Abwanderung noch mehr verstärken.

Abschreckende Schlagzeilen

Rügener Zeitung:

Lietzower malt Kreideküste in Öl

Ribnitzer Zeitung:

Eine Frau kehrt zur Nähmaschine zurück

Wer will das wissen?

Wenn schon, denn schon

Die Ostseetherme braucht keinen Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit. Das erledigte Ingrid Nadler heute in der Usedom-Peene-Zeitung:
OstseeTherme bietet neue Wohlfühloase
Der Vorspann:
Zum Wochenende kann man sich in der OstseeTherme erstmals in
zwei neuen Wellnesskabinen verwöhnen lassen.
Und dann:
... Schon wenn man die Wellnesskabinen betritt, umfängt einen eine wohlige Ruhe. Anders als in den eher sachlich gehaltenen Kabinen, in denen medizinische Anwendungen erfolgen, wird dem Auge hier mit Farbe und Dekoration geschmeichelt. Brennende Kerzen auf den Konsolen tun ihr Übriges. ...
Interessant, was Kerzen so alles tun.
Und so weiter und so fort, insgesamt 2361 Anschläge für die Beschreibung zweier Wellness-Kabinen.
Eine interessante Bemerkung fand ich in dem Artikel:
Die Betriebsleiterin der OstseeTherme GmbH ... hält die Nachrüstung für dringend notwendig, weil heute „fast jedes Hotel einen eigenen Wellnessbereich hat. Da stehen wir schon unter Konkurrenzdruck“ ...
Wer, wie viele Hotels auf Usedom, mit Jahren Verspätung sog. Wellness anbietet, wie die anderen Hotels auch, darf sich über Konkurrenzdruck nicht wundern. Verblüffend ist nur, dass den Hoteliers nichts anderes einfällt, als noch mehr sog. Wellness anzubieten. Wäre das nicht der Nachfrage wert gewesen?

In einem zweiten Artikel - wenn schon, denn schon mit 1360 Anschlägen - kündigte die Autorin für die Ostsee-Therme an:
Schnupperwoche für neue Kursangebote

... bietet die OstseeTherme ab 27. Februar ein neues, umfangreiches Kursangebot an. ... Alle Interessenten können in dieser Woche folgende Kurse zu den genannten Zeiten testen: Stepp-Aerobic, Montag 19 bis 20 Uhr oder 20 bis 21 Uhr; Wassergymnastik für kleine „Mollis“, Montag von 15 bis 16 Uhr; Power-Aqua-Fit, Dienstag 19 bis 20 Uhr oder 20 bis 21 Uhr; Babyschwimmen, Mittwoch 8 bis 9 Uhr oder 9.30 Uhr bis 10.30 Uhr; Rücken-Fit, Mittwoch 20 bis 21 Uhr; Power-Aqua-Fit, Donnerstag 19 bis 20 Uhr und 20 bis 21 Uhr. ...

Guter Rat

In der Usedom-Peene-Zeitung las ich in einem Kommentar:
Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. ...

Tja, wenn die OZ so gut wie keine Konkurrenz zu fürchten braucht, haut sogar ein Redakteur munter auf den sprichwörtlichen Putz.

7. Februar 2006

Klar und einfach, wie es sich für Journalisten gehört?


Wie informiert eine Tageszeitung mit klaren einfachen Worten darüber, dass zwei Lokalredaktionen (Greifswald und Usedom-Peene) zusammengelegt werden und nur noch einen Leiter haben?

Die OSTSEE-ZEITUNG macht es so:

Ab heute zwei OZ-Ausgaben aus Greifswald
Mit der Usedom-Peene-Zeitung kommt ab heute neben der Greifswalder Zeitung eine weitere OZ-Ausgabe aus dem OZ-Verlagshaus in Greifswald. Hier wurde ein Nachrichtentisch eingerichtet, an dem künftig alle Meldungen, Berichte und Reportagen aus der Region zwischen Gristow, Gützkow, Heringsdorf und Wolgast aktuell einlaufen und für beide OZ-Ausgaben Verwendung finden. Recherchiert und kommentiert natürlich von erfahrenen OZ-Reportern, die für Sie, liebe Leser, ständig in unserem Verbreitungsgebiet vor Ort sind. Der Vorteil dieses modernen Redaktionssystems, das deutschlandweit viele Befürworter hat, liegt auf der Hand: Die Greifswalder erhalten schneller Informationen aus Ostvorpommern, insbesondere auch von der Insel Usedom, die Ostvorpommern erfahren mehr aus der Universitäts- und Hansestadt Greifswald.
Steffen Adler ist also nur noch Stellvertreter. Das erkennen die Leser jedoch nur, wenn sie das Impressum lesen.

Ergänzung vom 8. Februar:
Am 5. Dezember hatte ich spekuliert, dass es wegen der sich verringernden Auflage der OZ möglich wäre, Lokalredaktionen zusammenzulegen.

Auf der Weide abgehoben

An diesem Satz aus der Greifswalder Zeitung weidete ich mich zwei Sekunden lang:
... das Ausbildungsteam, das aus erfahrenen, bodenständigen Weidmännern der Region besteht ...
Ist das Gegenteil von "bodenständig" "abgehoben"?

Doch, eine Neuigkeit gab es

Wolfgang Schumacher schrieb in der Grevesmühlener Zeitung eine Betrachtung zum Nixen-Ärger in Boltenhagen. Dort ruht seit einiger Zeit eine bronzene Nixe auf einem Stein und niemand will sagen, wie sie dorthin gelangte.
... Am Redewischer und Steinbecker Ufer liegen noch viele Felsen ungenutzt herum. ...
Das einzig Interessante für mich war, dass der Strand dort nicht viel taugt, weil er sehr steinig sein muss.

International komponierte Emotionalität

Claudia Haiplik schrieb in der Ribnitzer Zeitung:
Zingst zeigt wieder Fotokunst: Mit „my point of view“ und „Workshops 2006“ haben wieder zwei sehenswerte Expositionen geöffnet.
Wahrscheinlich berichtete sie über zwei Ausstellungen, die Kunstfreunde aus aller Welt besuchen werden.
„Bilder in ihrer Komposition aus Licht und Schatten, Intensität und Prägnanz stehen für die individuellen Sichtweisen der Fotografen, die Menschen emotional auf mannigfaltige Weise berühren", bemerkte
Günter Osterloh. ...
Mein Vorschlag: Schwarzweiß-Fotos verschiedener Fotografen sehen unterschiedlich aus und erzeugen deshalb unterschiedliche Gefühle in den Zuschauern.
Ist noch ein wenig Schleichwerbung gefällig?
In den Kameras von Leica kommt diese Philosophie in einer besonderen Form zum Ausdruck. „Mit der Entwicklung der Kleinbildkamera sind Bilder in unserer Welt zu dem wichtigsten Kommunikationsmittel überhaupt geworden, sie sind wichtiger, als das Wort", sagte Günter Osterloh. ...

Nicht logisch

In dem Beitrag der Rügener Zeitung
Erster großer Abbruch des Jahres
las ich dieses seltsame Zitat:
„ ... Wenn man zu zweit verschüttet wird, hat man vielleicht noch eine Chance, alleine nicht“, sagte gestern der ehemalige Mitarbeiter des Nationalparkamtes Vorpommern. ...
Das kann ich nicht glauben, beim besten Willen nicht. Werden zwei Leute verschüttet, ersticken und/oder erfrieren beide. Eine Chance hat der Verschüttete nur, wenn der Begleiter nicht verschüttet wurde.

Hervorragende Öffentlichkeitsarbeit

Die Usedom-Peene-Zeitung berichtete - hoffentlich ohne es zu wollen - wieder einmal, wie gewitzt die Wolgaster Öffentlichkeitsarbeiterin der EON edis ist. Tom Schröter schrieb:
Die E.ON edis AG will im Zuständigkeitsbereich des Wolgaster Regionalzentrums in diesem Jahr 2,36 Millionen Euro in Neubauten und Instandhaltungen stecken. Das teilt Ilona Niemann vom Netzwerkservice in Wolgast mit. ...
Nachdem die Zeitung am 6. Januar berichtet hatte:
Die edis hat die Strompreise erhöht – zum zweiten Mal innerhalb von nur elf Monaten.
... ist jetzt ein Bericht über Investitionen eine wahre Wonne für die Leser. Nun wissen sie endlich, warum sie mehr Geld für die gleiche Menge Elektroenergie ausgeben müssen. Die edis-Kunden staunen sogar, dass das Unternehmen Zahlen bekannt gibt. Zugleich bereitet edis auf diese Weise schon die nächste Preiserhöhung vor.

6. Februar 2006

Perspektive täuscht

Schlagzeile in der Greifswalder Zeitung:
Angler gehen am Ryck leer aus
Udo Roll schrieb jedoch:
... Auch bei den anderen vier Petrijüngern, die auf der Höhe des St.Georgsfeld ihre Löcher ins Eis geschlagen haben, sind die Eimer
leer. ...
Da die Angler auf dem Eis des Flusses stehen, können sie nicht am Fluss angeln, wie in der Schlagzeile zu lesen ist.

Warum darf es nicht heißen: Die Eimer der Angler sind leer oder besser: Die Angler fangen keine Fische?
Und natürlich sind die Angler Petrijünger.

Warum gegenüber?

Unausrottbar ist die Auskunft gegenüber einer Zeitung, auch in der Grevesmühlener:
... Wie der Schweriner Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick gestern Nachmittag gegenüber der OZ mitteilte, soll dieser Tat Eifersucht zugrunde gelegen haben. ...
Abgesehen vom Bürokratendeutsch: Wäre es schlimm gewesen, das "gegenüber" zu streichen? Nein! Der Satz wäre sogar verständlicher geworden.

Tanzkurs als Wendehals?

Peter Franke wollte den Lesern der Grimmener Zeitung weismachen:
Tanzkurs wendet sich an Anfänger
Weder dreht noch wendet sich ein Tanzkurs.
Und dies glaube ich auch nicht:
OZ: Ende dieses Monats planen Sie, in Grimmen einen Kurs für Anfänger zu eröffnen. ...
Ich vermute, der Tanzkurs wurde bereits geplant und soll Ende Februar beginnen. Also: Sie planen, Ende des Monats...

Was wurde ausgestellt?

Glauben Sie bitte nicht, was diese Schlagzeile in der Grevesmühlener Zeitung verheißt:
Fünf Künstlerinnen stellen Ruhe und Bewegung aus
Gemeint ist:
... Dort stellt die Gruppe Kunstmal(h)e(u)r unter dem Titel „Ruhe und Bewegung“ einige ihrer Arbeiten aus. ...

Ganz schön verkniffen

Walter Scholz schrieb in der Grimmener Zeitung:
Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, der Leiter des Kulturhauses „Treffpunkt Europas“, Morten Kabisch. Volles Haus am Sonnabend bei der „Volkstümlichen Musikantenparade“, da ist man (Wer ist man?)natürlich mehr als zufrieden. ...
Ich las und las und verstand nicht, warum sich der Kulturhausleiter das Lächeln hätte verkneifen sollen. Er hatte doch Grund, sich zu freuen, wenn er "man" ist.

Bei rechtem Lichte besehen

Die Ribnitzer Zeitung berichtete:
Bei strahlendem Sonnenschein wurde am Sonnabend die Ausstellung „Salzluft“ im Dornenhaus in Ahrenshoop eröffnet. Maler Thomas Klamann zauberte ein farbenfrohes Feuerwerk in den Winter. ...
Die Ausstellung wurde in einem geschlossenen Raum eröffnet. Was hatte dann der strahlende Sonnenschein mit der Eröffnung zu tun? Das Foto zum Artikel zeigt, dass die Jalousien wahrscheinlich geschlossen waren, um die Bilder im Kunstlicht besser wirken zu lassen.
Was denken Sie beim Lesen dieser Bildunterschrift?
Der Zingster Maler Thomas Klamann erklärt den Besuchern der Ausstellung im Dornenhaus seine Bilder.
Ich denke, ich bin wieder im Kunstunterricht: Was wollte uns der Künstler hiemit sagen?

Der Anfang einer wunderbaren Beziehung?

In der Rügener Zeitung las ich diese Schlagzeile:
Fahrzeuge berührten sich
Darunter vermutete ich ein Märchen über zwei Autos, die nach einer zaghaften Berührung die große Liebe finden. Doch es wurde lediglich ein Sachschaden von läppischen 500 Euro gemeldet.

Kein Rauch ohne Feuer, oder doch?

Unter der Schlagzeile
Starker Rauch im Treppenaufgang
las ich diesen Meldungsbeginn in der Rügener Zeitung:
Sonnabendfrüh um 7.04 Uhr geht bei der Polizei in der Inselhauptstadt ein Anruf ein: Im Otto-Grotewohl-Ring 23 brennt es. Als die Beamten dort eintrafen, stellten sie kein offenes Feuer fest, teilte ein Sprecher der Polizei gestern in Bergen mit. ...
Hier war meine Geduld am Ende.
Übrigens: Warum wurde für den Anfang die Gegenwart gewählt und für die Beschreibung der nachfolgenden Ereignisse die Vergangenheit? Umgekehrt hätte es einen Sinn ergeben.

5. Februar 2006

Was heißt "sparen"?

Freizeitbad bietet viele Sparmöglichkeiten,
behauptete die
Greifswalder Zeitung. Hat sie Recht?
... Acht Euro koste zwar die Standardeintrittskarte pro Erwachsenem für drei Stunden. Entscheidet man sich für einen Besuch von Montag bis Freitag, erhält man den Werktagsbonus. Er mindert den Eintrittspreis um 80 Cent. ... Weitere Rabatte, so Steffi Borkmann, bietet die Geldwertkarte. ...
Die Öffentlichkeitsarbeiterin berichtete nichts über das Sparen sondern über Rabatte. Was könnte dem Schlagzeilenschmied widerfahren sein? Vielleicht fiel ihm ein, dass viele Sprüche aus Werbebüros Sparmöglichkeiten versprechen. Dabei entging dem Redakteur, dass der Badbesucher dennoch Geld ausgeben muss, nur nicht so viel. Er spart nicht, sondern gibt weniger aus, weil er einen Rabatt erhält.
Ich meine, das Verb sparen ist so oft missbraucht worden, dass seine ursprüngliche Bedeutung verloren geht. Meinen Sie das auch?

Wer grüßte, 92 Hektar oder Kartoffeln?

In der Grevesmühlener Zeitung fand ich eine Möglichkeit, ohne zu sprechen diesen eigenartigen Satz zu äußern:
... „Als ich mir diesen Fleck Erde am 18. Mai 1990 ansah, begrüßten mich 92 Hektar Kartoffeln“, lacht er. ...
Wie grüßen 92 Hektar Kartoffeln? Warum fragte der Autor nicht danach?
Besonders witzig finde ich, dass die 92 Hektar Kartoffeln grüßen können, der Gegrüßte - davon tief beeindruckt - noch nicht wieder sprechen kann, sondern seine Informationen lachen muss. Ich bewundere den Autor, der es übersetzen konnte. Oder ließ er sich das Gelachte von einem Dritten übersetzen?

Datenschützer weckte OZ

Klaus Walter berichtete auf der Mecklenburg-Vorpommern-Seite:
Landkreis beschattete Sozialhilfeempfänger
Er schilderte:
... Die Behörde hatte einen privaten Wachdienst beauftragt, eine Leistungsempfängerin heimlich zu beschatten. Weil die Frau eine Gehstütze beantragt hatte, zugleich aber Autofahrten abrechnen wollte, hatte sie sich nach Auffassung der Behörde „verdächtig“ gemacht: wer Auto fahre, könne doch wohl nicht gehbehindert sein. Leistungsmissbrauch.
„Das geht eindeutig zu weit“, urteilten die Datenschützer ... Die Einschätzung, ob jemand gehbehindert sei, müsse immer dem Arzt überlassen bleiben. Zum anderen dürfe eine Behörde einen Leistungsempfänger nicht von vornherein als Betrüger abstempeln. Immerhin gebe es einen Rechtsanspruch auf Hilfeleistungen, so Neumann. ...
Die OZ berichtete in den vergangenen Monaten bereits, wie Schnüffler einer Arbeitsgemeinschaft möglicherweise die Unverletzlichkeit der Wohnung missachten wollen und Alg 2-Empfänger als Kriminelle vorverurteilen. Nur die Redaktion merkte nicht, dass damit Gesetze missachtet werden könnten. Erst wenn der
oberste Daten- schützer in MV einen Bericht vor ...
... legt, berichtet die OZ, dass Behörden das Recht verletzten.
Da Herr Walter wahrscheinlich das Ergebnis eines Pressegespräches niederschrieb oder aus dem Bericht abschrieb, fehlt jede weitere Recherche. So könnte es Leser interessieren, ob und wie die Behördenmitarbeiter bestraft wurden, die die Personlichkeitsrechte ihrer sog. Kunden verletzten und dazu Steuergelder missbrauchten, um den Wachdienst zu bezahlen, statt die Langzeitarbeitslosen zu unterstützen .
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