23. Dezember 2006

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Seit November 2005 besuchten 16000 Internetnutzer diese Seite und es hört nicht auf.

18. September 2006

Sechs Monate ohne Langeweile

Ich werde in den nächsten sechs Monaten nicht eintragen und natürlich keine OZ lesen. Danach entscheide ich, ob ich das Blog weiterführe.

Für die halbjährige Pause gibt es zwei Gründe:



1. Ich langweile mich beim Lesen der OZ.
Das Leben im Nordosten Deutschlands ist von einer Fülle, von der ich in der OZ wenig zu lesen bekomme. Mich ermüdet z.B., alle Jahre wieder ähnliche Berichte über Feste aller Art zu lesen, die immer gleich oder ähnlich ablaufen. Ich habe mir erspart, die Festberichte zu zählen, schätze aber, dass die Leser mit mehreren hundert pro Jahr behelligt werden.
Es mangelt der OZ an interessanten Hintergrundberichten. Dafür gibt es zu viele Jubelberichte (Schon wieder ein neues Hotel!) und Schönschreibübungen.
Es mangelt an guten Reportagen.
Viel zu oft fehlt der kritische Abstand des Autors zum Gegenstand der Beschreibung.
Alle überregionalen Nachrichten, die mich interessieren, lasse ich mir kostenlos ins Haus liefern, bevor sie in der OZ stehen.

Mich langweilt, dass Redakteure dieselben Ungenauigkeiten und Fehler mit Ausdauer wiederholen, statt sie abzustellen. Damit wird sogar mein Hobby langweilig, vor allem für Sie, liebe Blogleser. Um zu zeigen, was ich an der OZ nicht in Ordnung finde, reichen die 3007 Einträge aus. Ich möchte Sie nicht länger mit Wiederholungen peinigen.


2. Mir ist die Arbeit an zwei Projekten angeboten worden, für die ich meine freie Zeit aufwenden will. Die Angebote werde ich nie und nimmer ausschlagen, weil ich mir einen Wunsch erfüllen kann: schreiben ohne Beschränkung.
Ich meine natürlich nicht das Angebot, das ich dem OZ-Verlag heute zum letzten Mal unterbreite, damit er mit den Fehlern der Mitarbeiter Geld verdienen kann, bevor ich einen anderen Verlag suche:
„Die vier Hälften des Lebens
Geflügelte weiße Schimmel und andere Sprachsünden einer Heimatzeitung“.
Vorbeugend bitte ich meine Blogleserschaft um Hinweise, welcher Verlag bereit ist, meine Idee für ein Buch zu verwirklichen. Das ersparte mir Zeit, mich auf die Suche zu begeben; Sie wissen, die Zeit fehlt.

Liebe Blogleser,

möchten Sie Verbindung zu mir halten?
Die Mailadresse
oz-blogger@gmx-topmail.de bleibt bestehen wie mein Blog.

Alles Gute bis in sechs Monaten wünscht
lupe
und lassen Sie sich nicht langweilen!

Lassen Sie mich allgemein werden

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass zwischen dem, was Journalisten über ihr Tun denken und dem, was sie tun, ein Widerspruch besteht. Bestärkt wurde ich beim Lesen zweier Veröffentlichungen im Medienmagazin „Journalist“, das der Deutsche Journalisten-Verband herausgibt: In einer Studie der Universität Hamburg wurde festgestellt:  

Ein überwiegender Teil von ihnen (den deutschen Journalisten) will sein Publikum möglichst neutral und präzise informieren, komplexe Sachverhalte erklären und Informationen möglichst schnell vermitteln. Die meisten Journalisten glauben dabei, dass sie imstande sind, die Realität so abzubilden, wie sie ist. (Siegfried Weischenberg und Armin Stoll: Darsteller und Souffleure.- Journalist 9/2006, S. 26-31) 

Jedoch: In seinem Artikel Reduzierte Vernunft.- Journalist 7/2006, S. 26/27 berichtete Hans-Jürgen Schild, die Unabhängigkeit des Journalismus stehe auf dem Spiel.  

Die Grenzen zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung werden sich verwischen. Bislang anerkannte Standards weichen dem was man euphemistisch eine lebendige und rezipientenfreundliche Berichterstattung nennt.  

Einige Anhaltspunkte, die Schild nennt: - Die Informationsvermittlung verzichtet auf Zusammenhänge - Die Trennung zwischen Nachricht und Kommentar gerät in Vergessenheit - Kommentatoren simplifizieren ihren Gegenstand bis zur Unkenntlichkeit und lassen die eigenen Maßstäbe dabei im Dunkeln - Bilder verdrängen den Text - Für informative Hintergrundberichte bleibt wenig Platz - Sachprobleme werden auf persönliche Konflikte reduziert. - Private und öffentliche Sphäre gehen nahtlos ineinander über. - Immer neue Kampagnen sollen das Publikum bei der Stange halten. - Die Kontinuität der Berichterstattung bleibt auf der Strecke. - Die Form bestimmt den Inhalt und der verliert an Bedeutung. 

Der Autor warnt: Geht dem Publikum einmal auf, dass Journalisten ihm insgeheim intellektuelle Fähigkeiten absprechen, wird es andere Wege der Informationsbeschaffung suchen, um ein adäquates Bild der Wirklichkeit zu gewinnen. Etwa im Internet. Insofern könnte sich die am kurzfristigen Erfolg orientierte Strategie von Medienunternehmen als ausgesprochen kurzsichtig erweisen. die Medien bieten sich in bunter Abwechslung mal als Sachwalter des Allgemeinwohls, mal als Interessenvertreter, als Beschützer des kleinen Mannes, Reklametreibende, als Animateure oder Klatschtanten. Was aber wollen sie wirklich? Eine Antwort bleibt aus. Umfragen bestätigen in schöner Regelmäßigkeit: Der Berufsstand bewegt sich im Dunstkreis des Fragwürdigen und Zweifelhaften, verliert an Wertschätzung ...  

Der Artikel entstand nach Auswertung der ersten Ergebnisse von 3743 Fragebögen für das Projekt „Zukunft des Journalismus“ (Lehrstuhl Journalistik der Universität Halle). Grundsätzlich gilt für alle Medien: Nicht alles, was in den Medien wiedergegeben wird, ist das, was wirklich passiert ist.

Schockierte Ahnungslosigkeit

Auf der Blickpunktseite berichtete die OZ:
Neonazis ziehen in den Schweriner Landtag ein
... Bei Spitzenpolitikern aller etablierten Parteien saß der Schock über den Einzug der Rechtsextremen in den Schwerin Landtag tief....
Kann das daran liegen, dass sie keine Ahnung hatten vom dem, was in diesem Land tatsächlich passiert? Wäre die Frage mit „nein“ zu beantworten, dürften sie nicht schockiert sein, denn das Unheil war absehbar. Wer die Frage mit „ja“ beantwortet, hat in den vergangenen vier Jahren auf dem rechten Ohr geschlafen. Wenn „ja“, welchen Anteil hatten die Medien daran?

Mich überraschen Leute - sofern sie nicht Politiker sind, die können mich nicht überraschen - die jetzt posaunen, nun müsse aber etwas gegen die Braunen getan werden. Das erweckt den Anschein, als wären die Rechten vor zwei Wochen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Es zeigt aber vor allem die Hilflosigkeit der Gesellschaft, aber auch, dass das Totschweigen nichts nützt.

Rückblick:

Ich begreife nicht, dass die Heimatzeitung vor der Wahl des Ministerpräsidenten Wahlmotto nicht kritisierte, er werde weitermachen wie bisher. Während der acht Jahre, in denen Ringstorff Ministerpräsident war, blieb M-V fast unverändert deutscher Meister in Arbeitslosigkeit – und liegt auch europaweit ganz vorn -, obwohl die Abwanderung sich um keinen Deut verringerte. Hat in der OZ jemals jemand nachgerechnet, wie viele Arbeitslose es gäbe, wären die Hunderttausende im Land geblieben, statt auszuwandern? Hat die OZ jemals darüber geschrieben, wie dankbar alle Hiergebliebenen den Auswanderern sein müssten?

Die Arbeitslosigkeit hat jedoch wesentlich größere Ausmaße, als jene, über die die OZ in jedem Monat berichtet, damit Zusatz-Langeweile auslösend. Die fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten sind das alles beherrschende Problem in M-V und müssten ein Dauerthema der Heimatzeitung sein.

Allein im Kreis Ostvorpommern hätten im August zu den 7465 offiziell Langzeitarbeitlosen 3300 weitere hinzugezählt werden müssen, die in Ein-Euro-Jobs und in ABM ausgebeutet oder in Umschulungen und Weiterbildungen versteckt wurden. Die Langzeitarbeitslosenquote betrüge nicht 14,6 sondern 21 Prozent.

Völlig unberücksichtigt bleiben jene Langzeitarbeitslosen, die in keiner Statistik gezählt werden, weil sie kein Alg 2 erhalten, denn ihre Partner verdienen zu viel Geld (Wie viel ist das?). Und ich wüsste nicht, dass die OZ jemals ausführlich über die stille Reserve berichtete, die ebenfalls ohne Arbeit ist. In Deutschland sind das 1,5 Millionen Menschen. Wie viele sind es in M-V?

Nicht zu vergessen jene Leute, die für weniger als 7,50 Euro arbeiten gehen und damit nicht besser leben können als Alg 2-Empfänger. Kein Thema für die OZ, deren Redakteure wohl auch zu jenen gehören, die meinen, sie würden komplexe Sachverhalte umfassend erklären und imstande sein, die Realität so abzubilden, wie sie ist.


Stattdessen wurde das Märchen vom massenhaften Alg 2-Betrug im übertragenen Sinne wiedergekäut. Wie viele Betrügereien wurden bisher im Land aufgedeckt? Die Zahlen fand ich nicht in der OZ.
Ganz nebenbei: Was ist aus dem sog. Klagestau in den Sozialgerichten geworden? Wie viele Widersprüche gegen Alg 2-Bescheide blieben seit anderthalb Jahren unerledigt?

Das gesamte Ausmaß der Verschwendung von Arbeitskraft im Land darzustellen, ist der OZ nicht im Ansatz gelungen, ist jedoch das schwerwiegendste Problem des Landes.


M-V blieb in den vergangenen Jahren das Armenhaus Deutschlands. Das soll also so bleiben und die OZ nimmt das hin wie ein von Ringstorff entdecktes Naturgesetz, denn er will weitermachen wie bisher.

M-V soll auch das Land der Billiglöhner bleiben und die OZ feiert jedes Unternehmen, das Leute beschäftigt, die per Anruf Waren verkaufen oder das Hotels eröffnet. Eine Berichterstattung, die von Distanz zu diesen Unternehmen geprägt ist, vermisse ich.
Eine Vielzahl von Berichten zum Thema könnte mit einem über eine ungelernte Servierkraft beginnen, der niemand beibrachte, das Geschirr abzuräumen, ohne die Gäste mit unmäßigem Lärm zu verjagen.


Berichtet werden könnte, wie Unternehmer qualifizierte Arbeitskräfte durch Billiglöhner ersetzen oder wie Ein-Euro-Sklaven missbraucht werden. Übrigens: Wer in den Redaktionen der OZ glaubt, er sei nur durch einen Hochqualifizierten ersetzbar, ist auf dem sprichwörtlichen Holzweg.

M-V setzt auch in den nächsten fünf Jahren vor allem auf Tourismus, denn es wird weitergemacht wie bisher, kündigte Ringstorff an. Das Land bleibt damit auf Gedeih und Verderb den Urlaubern ausgeliefert, so lange es sie noch massenhaft gibt und natürlich dem Wetter.
Eine sog. Dienstleistungsgesellschaft kann nicht existieren ohne Menschen, die produzieren. Würde jedermann nur Dienste leisten, könnte das nur unentgeltlich geschehen, weil niemand mehr produzierte und damit Werte und Mehrwert schaffte. Hat die OZ in ausführlichen Hintergrundberichten dieses Thema aufgegriffen?

17. September 2006

lupes Wahlaufruf an die Chefredaktion

Aufmacher, OZ-Titelseite:

Wer macht das Rennen?
Liebe Chefredaktion,
ich weiß es auch nicht. Mich interessiert es auch nicht. Jedoch weiß ich, dass eine Frage, wenn sie schon in der Zeitung gestellt wird, auch beantwortet werden muss. Das wäre Journalismus.
Lieber begnügen Sie sich mit Spekulationen. Dazu brauche ich keine Tageszeitung. Aus ihr will ich über das Tagesgeschehen informiert werden und nicht über Gerüchte.

Chefredakteur MANFRED VON THIEN schrieb auf der Titelseite:

Bitte, gehen Sie wählen!
Klar Herr Chefredakteur,
wenn Sie bitten, werden die unentschlossenen Wahlberechtigten und die Wahlverweigerer losstürmen und jetzt schon ihre Stimmen abgegeben haben. Glauben Sie das wirklich? Könnte es nicht sein, dass Sie mit ihrer langatmigen Bitte den Lesern auf den sog. Senkel gehen, vor allem den wahlwilligen?

... Nach übereinstimmenden Prognosen dürfte die NPD in den Landtag einziehen. ... Morgen ist der Tag der Wahrheit.
War bisher jeder Tag ein Tag der Lüge?

Dann erweist sich, ob es am frühen Abend zwei schlechte Nachrichten für Mecklenburg-Vorpommern gibt oder ob Vernunft und Weitsicht der mündigen Bürger siegen. Und das kann nur bedeuten: Wählen gehen!
Den Braunen die rot-schwarz-gelb-grüne Karte zeigen
(Ganz nebenbei: Es treten vier Mal so viele Parteien an! Heißt das, die anderen Parteien seien für die Rechten oder verhalten sich neutral?)

Auch Sie versuchen, den Wahlverweigerern ein schlechtes Gewissen einzuschreiben. Das hätten Sie lassen sollen, um stattdessen darüber zu berichten, dass es unseren gewählten Politikern noch der Regierung samt ihren unter- und nachgeordneten Stäben nicht gelungen ist, die NPD zu verbieten.

Wenn die Partei verfassungsfeindlich ist, hätte das längst geschehen müssen.
Da sie nicht verboten werden konnte, waren entweder keine Gründe vorhanden, die NPD zu verbieten, oder die NPD-Vertreter haben sich schlauer angestellt als alle unsere gewählten Politiker, Regierenden und ihre Mitarbeiter zusammen. Deshalb müsste diese Leute, weil sie versagt haben, das schlechte Gewissen plagen, dass Sie Ihren Lesern einschreiben wollen. Das ist bedenklich.

Herr VON THIEN,

in der Grimmener Zeitung war zu lesen:

112 000 Bürger an den Wahlurnen
Solch ein Unsinn wird in der Lokalredaktion geschrieben, denn der erste Satz lautet:

112 000 Bürger aus Nordvorpommern und Stralsund sind im Wahlkreis
24 am Sonntag bei den Landtagswahlen stimmberechtigt.
Der Redakteur ist ein Hellseher, der den Lesern weismachen will, dass es eine 100-prozentige Wahlbeteiligung geben wird. Oder der Mitarbeiter war nicht einmal imstande, zwischen Wahlberechtigten und ihre Stimmen Abgebenden zu unterscheiden. Wollen Sie das dulden?

Herr VON THIEN,
Der Lokalchef in Greifswald, REINHARD AMLER, schrieb:


Die Betrachtung zum Wochenende
Demokratie lebt vom Miteinander
Er schrieb:

„Gehen Sie wählen!“ ... Fast kann man (Wer ist man?) derartige Appelle nicht mehr hören. Erstens, weil es für mich zur Selbstverständlichkeit gehört, wählen zu gehen. Und zweitens, weil ich weiß, dass derartige Ermahnungen oft nicht viel nützen. ...
Was sagen Sie denn dazu, nachdem Sie einen umfangreichen Wahlaufruf geschrieben haben?

Übrigens: Obwohl der Autor nach eigenem Bekunden weiß, dass Wahlaufrufe wenig nützen, schrieb er selbst einen, eben diese Betrachtung zum Wochenende. Doch das ist nicht alles.
Glaubt man (Wer ist man?) Umfragen, sind weit über die Hälfte der Menschen, auch in unserer Region, nicht bereit, morgen zur Wahl zu gehen. Das ist schwer zu verstehen ...
Was hat es mit journalistischem Handwerk zu tun, wenn ein Lokalchef gesteht, dass er etwas nicht verstehen kann, aber offensichtlich niemanden nach dessen Motiven fragte. Hätte er das getan, hätte er sie aufschreiben und sogar verstehen können.
Ist jener ein guter Journalist, der nicht nachfragt und dann noch schreibt, er könne etwas nicht verstehen?

Herr VON THIEN,
der folgende Absatz verfügt über eine seltsame Logik, die wiederum daraus entspringt, dass der Autor nicht genügend Betroffene befragte und sich dennoch eine Meinung bildete:

Ich kann jeden verstehen, der keine Arbeit hat, und pessimistisch in die Zukunft schaut. ...
Gerade die Arbeitslosen müssten wählen, wenn sie meinten, andere Volksvertreter und Regierungen könnten das Land besser führen?

Schließlich bieten sie (Wahlen) auch die Möglichkeit des Wählens oder Abwählens von Regierungen. Das kann und sollte jeder Wahlberechtigte morgen tun. Ohne nochmals erinnert zu werden.
Herr VON THIEN,
war das kein Wahlaufruf? Natürlich war er das, nur ein wenig verbrämt und damit schlimmer als einer, der offen als Aufruf gekennzeichnet ist.

Worüber ich kein Wort in der OZ las:
Die Verzweiflung von SPD, PDS und CDU über den möglichen Einzug der NPD ist so groß wie ihre Hilflosigkeit. "Arbeitslosigkeit ist keine Entschuldigung dafür, NPD zu wählen", grummelte Ringstorff während des Fernsehduells.

Was in der Berichterstattung der OZ völlig vergessen wurde:

Hintergrund: Wo Rechtsextreme in Länderparlamenten sitzen
Umfragen zufolge könnte die rechtsextreme NPD in Mecklenburg-Vorpommern in den Landtag einziehen. Wenn die Partei den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafft, wäre Mecklenburg-Vorpommern das derzeit vierte Bundesland mit rechtsextremen Abgeordneten im Landtag.

Erwähnenswert wäre auch dies:

Kein Geld gegen Rechts
Das Familieministerium bereitet ein neues Programm gegen Rechtsradikale vor. Bewährte Projekte fallen diesen Plänen zum Opfer.

Herr VON THIEN,
gehören solche Informationen auch zu einer umfassenden Berichterstattung? Allemal!
Wer hat in der OZ jemals danach gefragt, wie schädlich der Einzug der Rechten für die Tourismus in Bremen, Brandenburg und Sachsen ist und das Ergebnis veröffenlicht? Der Schaden für den Tourismus war doch eines Ihrer Argumente für den Gang zur Wahlurne. Halten Sie Ihre Verfahrensweise für guten Journalismus?

Herr VON THIEN,
reihen Sie sich nicht länger ein in die Koalition der Totschweiger. Sie richten damit mehr Schaden an, als wenn sie über das berichten lassen, was wirklich in diesem Land passiert.
Mit Festberichterstattung und Berichten z.B., die Mitte des Monats das Wetter des Vormonats beschreiben, ist es natürlich nicht getan.

PS.:
Es könnte einen Grund für die OZ geben, diese Gehen-Sie-wählen-Sprüche zu verbreiten. Nur wer wählt, interessiert sich für das Ergebnis, das er u.a. in der OZ nachlesen kann und schon Stunden vorher aus dem Internet, dem Fernsehen und dem Rundfunk erfahren wird. Das ist natürlich trotzdem ein Alibi für eine mehrseitige Berichterstattung, wie sie für Journalisten einfacher nicht sein kann: Die Zahlen werden geliefert. Niemand muss selbst rechnen. Und alle Politker sind gierig darauf, ihre Meinung über den Wahlausgang zu verbreiten.

Genau so wurde mit der Fußball-WM verfahren: Den Lesern wurde vorgegaukelt, ganz Deutschland sei im sog. WM-Fieber. Obwohl das nicht stimmte, war das für die Redaktionen Grund genug, kritikfrei die Zeitung mit WM-Berichten aller Art im Übermaß zu füllen.

16. September 2006

Es geschah ein Wunder - in der OZ

Beate Rother begrüßte die Leser der Usedom-Peene-Zeitung so:
Guten Tag, liebe Leser!
... Manchmal überfordert uns die Fülle der Angebote. Beinahe so wie vor 42 Jahren, als sich die Verbraucher inder Zeit des Wirtschaftswunders kaum noch einen Überblick über die immer größer werdende Produktpalette verschaffen konnten. Die Geburtsstunde der Stiftung Warentest. (Das ist zwar kein Satz, soll aber so aussehen.) ...
Woher stammt die Autorin? Seit wann hat es für die Usedomer einen Sinn, die Testergebnisse zu nutzen?
Hätte es vor 42 Jahren auf der Insel und in Wolgast ein Wirtschaftswunder gegeben, wüsste ich davon und Deutschland hätte vor 15 Jahren nicht vereint werden müssen.

Das Paradoxon im Absurden

Endlich zurück,
las ich auf der Landesseite: Vorspann:
Der Mangel an beruflichen Perspektiven treibt vor allem junge Menschen aus dem Land. Die Agentur „mv4you“ unterstützt Rückkehrwillige.
JÖRG KÖPKE berichtete unter anderem:
... Ein „Exodus der Elite“, der dem Land die Jugend und damit die Zukunft raubt. „Es gehen immer die Guten. Jeder Rückkehrer stärkt die Region mehr als ein Dagebliebener“, sagt Pastor Thomas Ruppenthal, Geschäftsführer der evangelischen Jugend Schwerin, Mitträgerin von „mv4you“. ...
Ist Jörg Köpke auch ein Rückkehrer? Jedenfalls ist er kein Nachfrager, sonst hätte ihm auffallen müssen, dass Ruppenthal damit die Hiergebliebenen diskriminiert. Deshalb fühle ich mich als Rückkehrer (ohne Agentur) auch nicht durch den Pastor belobigt. Ich finde des Geschäftsführers Aussage beschämend.
Das etwas kryptische Kürzel bedeutet aus dem Englischen übersetzt so viel wie „Mecklenburg-Vorpommern für dich“. Hinter dem Namen verbergen sich sechs fleißige Mitarbeiter, 150 000 E-Mails im Monat und ein Jahresbudget von 295 000 Euro.
Zumindest haben sechs Leute Arbeit. Im Kommentar von THOMAS SCHWANDT zur Rückkehrer-Agentur stand:
Es lohnt daher jeder Versuch, Auswanderer zur Heimkehr zu animieren. Da ist eine kleine Agentur ein wichtiger Anlaufpunkt für „die da draußen“.
Warum wurde keine gedankliche Verbindung hergestellt zu den Agenturen, die Leute auf das Auswandern vorbereiten und sie in das Ausland vermitteln? Ist darauf niemand gekommen? Oder sollte niemandem auffallen, wie absurd das alles ist? Mich interessiert, wie viele Menschen in Deutschland damit Geld verdienen, dass es die Massenarbeitslosigkeit gibt. Ich meine u. a. die Leute in einem Ministerium, in der Bundesagentur, in den Arbeitsagenturen, den Argen, den Sozialagenturen, Agenturen wie die o.g., die privaten Arbeitsvermittler, die Beschäftigungsgesellschaften, die Weiterbildungs-/Umschulungsgesellschaften und jene, die all diesen Verwaltungen und Firmen Büros, Ausstattung, Material aller Art verkaufen oder vermieten. Würden alle Arbeitslosen Arbeit erhalten, hätten wir sofort eine neue Massenarbeitslosigkeit.

Bleiben Sie zuversichtlich!

CHRISTIANE LÜDTKE fand für die Leser der Ribnitzer Zeitung heraus:
Bauern bangen um Rapsernte
vier Feinden des Bauern zu tun haben?
„Bis zum achten August war uns das Wetter hold, doch dann wurden die Erntebedingungen sehr schlecht“, sagt Wilfried Lenschow
Ich hatte es mir doch gedacht, brauchte also das Gejammer über die vier Jahreszeiten nicht zu lesen. Übrigens werden Landwirtschaftsbetriebe mit guter Ernte die eventuelle Missernte ausgleichen. Rapsöl wird es auch weiterhin geben. Ich bin da ganz zuversichtlich.

Wortwahl: Honig oder Nektar

Miz 98 Jahren noch immer Bienenzüchter,
berichtete P. MACHULE in der Usedom-Peene-Zeitung.
... Heute süßt der Rentner sämtliche Speisen mit Bienenhonig, wobei ihm Akazienhonig der liebste ist. Sogar offene Wunden behandelt „Doktor Tews“ mit dem
Tja, nun stand schon zwei mal Honig da. Also musste ein sinnverwandtes Wort her:
Bienennektar.
Die Verwandtschaft ist jedoch an den sprichwörtlichen Haaren herbeigezogen, denn:

Nektar der; -s, -e :
1. (ohne Plural) ewige Jugend spendender Göttertrank der griechischen Sage.
2. (Biol.) von einem Nektarium ausgeschiedene Zuckerlösung zur Anlockung von Insekten.
3. (Fachspr.) Getränk aus zu Mus zerdrücktem, gezuckertem u. mit Wasser [u. Säure] verdünntem Fruchtfleisch

Ist doch egal. Die Leser werden ihn schon schlucken, Honig oder Nektar.

15. September 2006

Das Märchen von den Ein-Euro-Jobs

Ribnitzer Zeitung:
Letzte Chance ist Arbeit für einen Euro

Lange Jahre ohne Arbeit, dann einen Ein-Euro-Job – das ist das Schicksal vieler in der Region. Manche hatten noch nie einen festen Job.
... Die gelernte Verkäuferin kümmert sich zur Zeit in ihrem Heimatort um Sauberkeit und Ordnung, mäht den Rasen, fegt die Wege. Und sie ist froh darüber. „Endlich raus, endlich wieder unter Menschen und vor allem ein kleiner Zuverdienst“ ...
Mandy Fiedler ... . „Endlich einmal wieder anderweitig gebraucht werden“...

„Die Nachfrage wird immer größer“, weiß Manfred Heuser, der Bereichsleiter für Projekte und fügt an: „Allein in Barth hatten wir über 200 Anfragen. Wir können den Bedarf nicht decken“. Teilweise „bittere Armut“ nennt Manfred Heuser als Grund für die hohe Nachfrage. ... „Die meisten wollen wirklich arbeiten und sind froh über jede Chance rauszukommen und etwas dazuzuverdienen“, so Heuser. ...

Tja, sog. Ein-Euro-Jobs scheinen eine wunderbare Sache zu sein, ein wahrer Segen, sind sie doch die letzte Chance, die letzte Chance worauf? Diese Frage wird nicht beantwortet. Stattdessen erfährt der Leser, wie schön es ist, nicht mehr zu Hause zu sitzen.

Schlimm ist das Märchen vom Zuverdienst, das auch hier wieder aufgeschrieben wurde. Mehraufwandsentschädigung heißt ja wohl, dass ein zusätzlicher Aufwand durch ein paar Euros entschädigt wird, zum Beispiel die Fahrkosten. Wer gut rechnen kann, merkt schnell, dass vom sog. Zuverdienst kaum etwas übrig bleibt.
Völlig unberücksichtigt bleibt, wie fast immer in solchen Texten der OZ, ob mit den Jobs, die keine sind, reguläre Arbeitsstellen ersetzt werden oder das Lohnniveau indirekt verringert wird.

Ich rate jedem Journalisten, der nicht nur Aufschreiber sein will, besonders in diesen Fällen im übertragenen Sinn hinter die Fassaden zu schauen, damit endlich diese Schönschreiberei ein Ende hat.
Hier einige Lesetipps:

Zu den Auswirkungen von Hartz IV auf den Arbeitsmarkt – Fakten und Fragen.-
INTERVENTION. Zeitschrift für Ökonomie 3(1), 2006, 16–33

1-Euro-Jobs und andere Zahlenspielereien
Ernst-Erich Lange analysisert in seinem Artikel bei Telepolis die bisherigen Erfahrungen mit den Ein-Euro-Jobs. Der Vergleich zwischen Theorie und Praxis fällt dabei ziemlich krass aus und bestätigt, was wir alle befürchtet haben. Die Ein-Euro-Jobs vernichten Arbeitsplätze.

Hier noch zwei Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/1-Euro-Job
http://www.alg-2.info/hilfe/pflichtarbeit/1-euro-entscheidungen/

Lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen einreden!


Mich interessiert einen feuchten Kehricht, dass Herr Gabel wählen wird. Mich interessiert jedoch, wer diese Anzeige und die davor mit ähnlichem Inhalt bezahlt hat.

Nähme die Mantelredaktion die Umfrageergebnisse ernst, hätte sie den Lesern diesen Artikel erspart:
Berlin: Rot-Rot ist unsicher
Am Sonntag wird auch in Berlin gewählt. Wenn es für Rot-Rot nicht mehr reichen sollte, könnte es zum Novum kommen: Rot-Rot-Grün.
1. Wenn nicht einmal jeder zweite Wahlberechtigte in M-V wählen sollte, wie die Umfragen verheißen, werden sich nicht deutlich mehr Menschen für die bevorstehende Wahl in Berlin interessieren. Es reicht, am Montag die Ergebnisse zu melden.
2. Was vermeldet wird, ist keine Nachricht, sondern auf bloßen Mutmaßungen beruhende Erwartung, einfach zu erkennen an der Möglichkeitsform.

Es gehört viel Mut dazu, den Lesern so etwas aufzutischen, und dafür von ihnen Geld zu verlangen.

Seit Tagen wird versucht, jenen, die nicht wählen wollen, das schlechte Gewissen einzureden, das Politiker und Medien plagen müsste, wenn es um die Rechtsextremen geht. Politiker und Medien haben versagt, indem sie die Gefahr über Jahre hinweg weitgehend totschwiegen, nicht die Nichtwähler.

Einige Beispiele, die in mir Übelkeit erzeugen:

Rügener Zeitung:
Gastfreundschaft unvereinbar mit Nationalismus
Der Vorspann:
Würde die NPD in den Landtag einziehen, kommen weniger Urlauber, fürchten Touristiker. OZ sprach mit Raymond Kiesbye, Geschäftsführer der Tourismuszentrale.
Der Text beginnt so:
Wahlforscher prognostizieren, dass die NPD mit einem Stimmenanteil von sieben Prozent am Sonntag in den Schweriner Landtag einzieht. Die Tourismusbranche auf Rügen fürchtet für diesen Fall, dass dann weniger Urlauber auf die Insel und nach MV kommen. OZ sprach darüber mit Raymond Kiesbye, dem Geschäftsführer der Tourismuszentrale Rügen.
Was steht hier anderes, als im Vorspann? Hier wird zusätzlich noch gelangweilt.
... Kiesbye: Von den sächsischen Kollegen wissen wir, dass mit dem Einzug der NPD in den Landtag ein Imageschaden für den Tourismus einher geht, weil diese Entwicklungen ihren Niederschlag in den Medien
findet. Die sächsischen Kollegen berichten zudem von wirtschaftlichen Schäden, weil Gäste ihren Urlaub storniert haben. Das galt in Sachsen auch für ausländische Reisegruppen.

Seit wann ist die NPD im sächsischen Landtag, seit einem Jahr? Dann wundert mich, dass immer noch Reisen (Wie viele?) storniert werden. Wann sind diese Reisen gebucht worden, vor über einem Jahr? Müsste ich also jahrelang Schlange stehen, wollte ich in Sachsen Urlaub machen?
OZ: Welches Rezept gibt es Ihrer Meinung nach, einen Wahlerfolg der NPD zu verhindern?
Kiesbye: Ich würde mir eine hohe Wahlbeteiligung wünschen. Besonders Unternehmer und Angestellte in der Tourismusbranche sollten sich gut überlegen, welche Partei sie wählen, um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden. Ein Wahlverzicht allerdings würde der NPD nur helfen.
Ribnitzer Zeitung:
Fraktionen wenden sich an die Wähler
Die Stadtvertretung Ribnitz-Damgarten ... rufen aufgrund der beunruhigenden Umfrageergebnisse auf, am Sonntag bei der Landtagswahl zu votieren. ... „Nehmen Sie Ihr demokratisches Recht wahr und verhindern Sie, dass Feinde der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ins Landesparlament einziehen!“

Worum es wirklich geht, las ich hier:

Für Ringstorffs Rot-Rot wird es knapp
In Mecklenburg-Vorpommern müssen die bisherigen Regierungsparteien SPD und PDS zittern - vor allem dann, wenn FDP und NPD viele Sitze im Landtag erobern.

Genau, es geht einzig und allein um Machterhalt.

Schlagzeile des Tages

... geliefert von der Greifswalder Zeitung:
Konzert und Lesung von Ulla Meineckes neues Buch

14. September 2006

lupes Lesetipps

Zur Anrechnung von Verpflegungsmehraufwendungen

Erzielt ein Mitglied einer Bedarfsgemeinschaft Einkommen und erhält zur Abgeltung von Mehraufwendungen, die durch Abwesenheit von der Wohnung entstehen, von seinem Arbeitgeber sog. Verpflegungsmehraufwendungen (Spesen), so stellt sich die Frage, ob diese der Bedarfsgemeinschaft als Einkommen zurechenbar sind.

Arbeitslose erhalten seit September keine Kopien ihrer Akte

Mehrere Bonner Rechtsanwälte/Innen haben gegenüber dem Erwerbslosen Forum Deutschland bestätigt, dass sie seit September keine Akten mehr von ARGE Bonn zugeschickt bekommen. Sie müssen sich dafür selbst in die Behörde begeben und können dort nach Terminabsprache die Akte einsehen und durch ARGE Kopien anfertigen lassen. Arbeitslosengeld II-Empfänger selbst können grundsätzlich keine Kopien mehr in der ARGE erhalten. Die Kosten für die Anfahrtswege, Zeitfaktor und Kopien werden durch die ARGE nicht getragen.

Dargestellt wird, wie sich Anwälte behelfen können.

Das ist für die OZ-Leser unwichtig. Dafür erfahren sie aus ihrer Heimatzeitung, dass es warm ist.

Die vierte Dimension

Wendepunkt in der deutschen Politik
... Die Kanzlerin sprach von einem Einsatz mit „historischer Dimension“. ...
Wenn die Kanzlerin etwas sagt, muss es natürlich in der OZ stehen. Doch ob es sich um eine historische Dimension handelt (Was ist das?), gemeint war wohl ein historisches Ereignis, entscheiden weder die Kanzlerin noch die OZ. Die Zukunft wird zeigen, ob das Ereignis historisch war.

Das soll ein Aufmacher sein?

Noch so ein überflüssiger Aufmacher auf der Titelseite:
Verbissenes Duell

Im Fernsehen standen sich gestern Abend Jürgen Seidel (CDU) und Harald Ringstorff (SPD) direkt gegenüber.

Kurzes Lächeln, kurzer Händedruck vor der Sendung, dann gingen die Duellanten zur Sache.

Wer wollte das wissen? Jene, die sich für das Gerede der beiden Kandidaten interessierten, haben es sich im Fernseher angesehen und -gehört. Wer dazu keine Gelegenheit hatte, hat es mitgeschnitten und schaut es sich demnächst an. Jene, die es nicht interessierte, werden es auch nicht in der Zeitung lesen wollen.
Also: Wenn darüber berichtet werden muss, dann auf Landesseite im Keller.

Hauptsache logisch

Ribnitzer Zeitung:
Sonnabend startet Sonntagsschule
Das neue Semester der Sonntagsschule startet am Sonnabend um 11 Uhr auf dem Kulturboden der Vogtei.
Das ist wohl so logisch, dass es die Redaktion gedankenlos in die Zeitung bringt.

OZ-Leser von Sinnen?

Die Mantelredaktion muss wohl gedacht haben, dass ihre Leser von Sinnen sind. Sonst hätte sie nicht diesen Aufmacher auf der Titelseite gewählt:
Der Sommer ist zurück
Das ist natürlich Quatsch, denn der Sommer war nicht weg. Es war kühl und regnete oft, wie es im Sommer in Norddeutschland häufig vorkommt. Jeder Meteorologe wird das bestätigen.
Der Vorspann:
Vor dem langen Winter noch einmal richtig Sonne tanken: der September wartet mit sommerlichen Temperaturen auf.
Sitzen die OZ-Leser in dunklen Zellen und müssen im Lampenlicht ihre Heimatzeitung lesen? Sind den Lesern die Sinne abhanden gekommen, dass ihnen die Zeitung mitteilen muss, dass es wieder warm ist? Oder halten die Redakteure die Leser für zu dämlich, Temperaturen zu fühlen und zu messen oder einfach aus dem Fenster zu schauen? Auch der Textbeginn lässt es vermuten:
KLAUS WALTER schrieb:
Blauer Himmel, volle Café-Terrassen, Sonne satt, fast 25 Grad: der Sommer ist zurückgekehrt nach Mecklenburg-Vorpommern.
Noch ein Mal: Falsch, der Sommer war nicht weg!
Gab es nichts Wichtigeres zu melden, als dass es warm ist?

A 20 im Tiefflug

In der Rostocker Ausgabe fand ich am Dienstag einen Hinweis auf eine fliegende Autobahn: In der Bildunterschrift stand:
Über ihm donnert die A 20 entlang.
Da sie ihn nicht zermalmte, muss sie fliegen. Das glauben wir auf's Wort.
Doch wie oft sind Zweifel angebracht: Vielleicht donnern nur die Autos auf der A 20 entlang.

10. September 2006

In eigener Sache

Macht die OZ so weiter wie bisher, lesen Sie die nächsten Einträge am Donnerstagabend.

Wer bis dahin etwas Berichtenswertes findet, sende mir bitte eine Mail.

Wen erschreckt was?

Aufmacher auf der Titelseite wurde:
Jeder Sechste buckelt für Billiglohn
Die Redaktion kam nicht selbst auf das Thema - Schornsteinfeger sind ebenso wichtig -, sondern:
Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und Verbände haben in Schwerin eine Kampagne gegen Lohndumping gestartet.
Aufgefallen ist mir dies:
Besonders schlecht wird etwa Wachpersonal mit Stundenlöhnen ab 4,32 Euro bezahlt. Landwirtschaftliche Hilfskräfte bekommen im Schnitt 4,50 Euro, Friseure 4,30 Euro bis 5,50 Euro. ...
Dazu fällt mir ein:

Arbeitslose, die für fünf Euro die Stunde putzen oder Regale auffüllen sollen und diese Jobs ablehnen, können sich jetzt auf ein richterliches Urteil in Berlin berufen, das diese Entgelte für rechtswidrig erklärte. Wer von der Arbeitsagentur ein Stellenangebot mit einem Lohn unterhalb der Sozialhilfe bekäme, müsse dieses nicht annehmen, urteilten die Richter am Sozialgericht Berlin.

Ich hätte mich gewundert, wäre diese Entscheidung zum Thema gemacht worden.
Nach den Worten des DGB-Nord-Vize Ingo Schlüter sind bis zu 30 000 Menschen im Nordosten trotz Arbeit auf ergänzende Hartz IV-Zahlungen angewiesen.
Es wären sicher noch deutlich mehr Menschen, die Alg 2 beantragen würden, weil sie mit ihrer Arbeit nicht genug Geld verdienen. Doch diese Leute versuchen, ihre paar Tausender zu retten, die sie erst aufbrauchen müssten, um überhaupt Alg 2 zu erhalten. Und die meisten, die mehr als das Minimum zum Leben verdienen, sind deshalb noch lange keine Millionäre.

Seinen Kommentar zum Thema Niedriglohn
Abwärtsspirale
begann THOMAS SCHWANDT so:
Es ist erschreckend: Gut 82 000 Menschen im Land beziehen Löhne, die kaum 75 Prozent des Durchschnittslohnes von 2068 Euro erreichen.
Ein entwaffnendes Eingeständnis!
Diese Zahlen können doch nur jene erschrecken, die sie erstmalig lesen. Das mag jenen Leuten so ergehen, die nur die OZ lesen. Wenn die Zahlen jedoch den Autor erschrecken, hat er 16 Jahre lang geschlafen. Allein der Fakt, dass M-V während dieser Jahre die höchste Arbeitslosigkeit aufwies (Wenn Sachsen-Anhalt die höchste Arbeitslosen-Quote hatte, lag M-V auf Platz zwei.), wäre ein Grund gewesen, in der Mantelredaktion aufzuwachen, statt Schönschreibübungen zu veranstalten und Hurra-Patriotismus zu pflegen, wie zur Fußball-WM.
Deshalb erschreckt es mich auch nicht, dass Herr Schwandt erschreckt ist. Allerdings wirft das Erschrecken erneut eine Frage auf: Wozu ist die OZ gut?
Ach ja, um einen Text wie diesen zu lesen:
„Es bleibt nichts mehr übrig“
Danke an Mauela Pfohl! Allerdings hätte ein Kommentar gut getan, denn wenn ein Unternehmer sich und seine Mitarbeiter so ausbeutet, wie beschrieben, sollte er seinen Betrieb schließen, denn er trägt dazu bei, dass es immer mehr Niedriglöhner gibt.

Vorschlag: Bunte Seite




Kürzlich las ich, es gebe wieder mehr Stellenanzeigen in Deutschlands Tageszeitungen. Hoffentlich wurde nicht die OZ befragt, denn dort gibt es an fast jedem Wochenende einen Mischmasch im Stellenmarkt, der seinesgleichen sucht. Die Beispiele sehen Sie in den Ausrissen.
Mein Vorschlag: Statt "Stellenmarkt" "Bunte Seite" darüber schreiben.

Des Lesers versperrter Blick

Offensichtlich glauben die Medienvertreter des Landes M-V, wenn sie versuchen, die NPD totzuschweigen, werde sie sterben. Damit sitzen sie in einem Boot mit den Regierenden und das kann verheerende Folgen haben, nicht das Im-Boot-Sitzen, sondern das Totschweigen statt des Auseinandersetzens mit den Rechten.

Wer also wissen möchte, was im Kreis Ostvorpommern in Kreistagssitzungen noch passiert, kann es hier nachlesen. Die Überraschung ist dann am Sonntagabend nicht so groß:

Glatzenbrot und Lebensrunen

Mecklenburg-Vorpommerns NPD steht vor einem Wahlerfolg. Ihre Kader treten als brave Bürger auf und blamieren die demokratischen Parteien.

Überflüssiges Interview (2)

Nach dem Merkel-Interview nun eines mit Kurt Beck.
Warum das?
Dazu fiel mir nur ein Grund ein:
Am Sonntag wird gewählt.



„Wir werben um die Leistungsträger“
SPD-Chef Kurt Beck plädiert im OZ-Interview für einen deutschlandweiten Mindestlohn, die Änderung des Kündigungsschutzes und für ein Verbot der rechtsextremen NPD
Wer wissen möchte, was Becks Aussagen wert sind, kann es hier nachlesen:

Kurt Becks Programm

Kurt Beck ist schwer zu packen. Wenn er redet oder schreibt, lässt er bei jeder Aussage, die er macht, ein oder manchmal sogar mehrere Hintertürchen offen, um wieder entwischen zu können, sobald man sich darauf einlässt.

Schönschreibübung

Die Mantelredaktion meinte, dies sei eine Meldung wert. Sonst stünde es nicht auf der Titelseite:
Mecklenburg-Vorpommern gewinnt an wirtschaftlicher Dynamik
Und was ist dabei herausgekommen?
Zu finden ist es im letzten Satz der Meldung:
... Während die Dynamik-Rangliste in Kategorien wie Arbeitsmarkt, Wohlstand und Standort, nur die Veränderungen zwischen 2003 und 2005 berücksichtigt, wird in der sogenannten Bestandsrangliste die aktuelle Situation bewertet. Dabei belegte Bayern den ersten Platz, gefolgt von Baden-Württemberg und Hessen. MV landete auf dem letzten Rang.
Der sog. Quark, Information kann ich das nicht nennen, stammt aus einer Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Natürlich wissen die OZ-Leser Bescheid über die INSM, denn wer das ist, wird mit keinem Wort erläutert.

Jene, die dümmer sind als die OZ-Leser, können sich u.a. hier informieren:

Lobbycontrol: Berichterstattung über die INSM: unkritisch und nicht transparent

Serie Interessenverflechtungen: Hamburger Appell, INSM, Stiftung Marktwirtschaft, Kronberger Kreis, CDU

Dutzende weitere Hinweise lesen Sie hier.

Hier gibt es Hintergrund

Die OZ veröffentlichte zwei Sonderseiten zum Thema 9. September:
Was passierte damals? Was wird an Stelle der Türme gebaut?

Dürftig, dürftig, nicht in der Menge, sondern im Inhalt!

Wer Hintergrundmaterial lesen möchte, kann es z.B. hier über 12 Seiten tun:

FÜNF JAHRE NACH 9/11 - VERLIERER USA

9. September 2006

Schlechter Boulevard

Wie eine Redaktion aus einem Hinterwind einen Donnerschlag machte, lesen Sie heute nicht in der Bild-Zeitung sondern in der Ribnitzer:

Krater verschlingt Bürger

... wie eine Schlange eine Maus? Können Sie sich vorstellen, wie ein Krater Menschen verschlingt? Doch bevor er verschlang, passierte dies (Ich nehme an, dass ich die Reihenfolge richtig erkannt habe.) im Vorspann:

Ein 2,50 Meter tiefes Loch riss gestern Vormittag einen Mann und eine Frau in die Tiefe.
Ein Loch kann weder verschlingen noch jemanden in sich reißen, außer in der Ribnitzer Zeitung. Ein Loch kann auch niemanden in sich reißen und dann verschlingen.
Was ist den Verschlungenen passiert? Wurden sie vom Loch verdaut?

Letztere erlitt Prellungen und einen Schock.
Aha, der Mann erlitt gar nichts, muss sich der Leser allerdings selbst denken.
KARINA SCHMIDT schrieb unter anderem:
„Auf einmal sah ich einen Passanten, wie er im Erdreich verschwindet“, schildert der Hausmeister noch immer geschockt.
Woher wusste die Autorin, dass der Hausmeister geschockt war? Seine Schilderung ist jedenfalls glaubhafter als die des Schlagzeilen- und Vorspannschmiedes.
„Ich wollte erst meinen Augen nicht trauen.“ ...
Ist das ein Zeichen für einen Schock, Frau Notärztin? Dann müsste ich oft unter Schock stehen, immer dann, wenn ich beim Lesen der OZ meinen Augen nicht traue.
Wilfried Irmscher kam gerade vom Einkaufen mit seiner Lebensgefährtin, als unerwartet der Boden unter seinen Füßen nachgab. „Danach ging alles ganz schnell“, berichtet der Betroffene. „Gott sei Dank ist uns nicht mehr passiert“, atmet er auf.
Er sagte es nicht, sondern atmete es auf. Damit könnte er im Zirkus auftreten, wenn das mit dem Aufatmen stimmte. Doch das glaube ich nicht.

Notlandung an der Ostsee? Irrtum!


Schönes Foto auf der Wirtschaftsseite! In Vorpommern können Flugzeuge starten und landen, wo Platz ist, entnehme ich dem Bild. Kann aber nicht stimmen. Dann brauchte das Land nämlich keine Flugplätze.
Notlandung? Das wäre peinlich (siehe Text unten).
Das Seltsame: Das Foto soll nicht einer Werbebroschüre entstammen, weil "Foto: dpa" in der Bildunterschrift steht. Worum es im Text zu dem Werbefoto geht?
Ein Bayer in Vorpommern

In Pasewalk hat sich ein süddeutscher Flugzeugbauer angesiedelt. Das Investitionsvolumen: sieben Millionen Euro.

dpa Zunächst sollen 40 Beschäftigte rund 20 Maschinen vom Typ Remos G-3 Mirage im Jahr herstellen. ...

Ein Foto aus der Produktionshalle war wohl nicht zu beschaffen?

Argument ist keines

I. Nadler berichtete in der Usedom-Peene-Zeitung:
Bußgeldstelle: Raser nur über Bares erziehbar
Ein Motiv, die Geschwindigkeit zu messen, soll das sein:
Hier sei ein Motorradfahrer neulich mit 160 km/h 'rüber geprescht. Gemeinden, die Sorgen mit Rasern hätten, könnten sich im Straßenverkehrsamt melden. Die Blitzer seien schnell installiert.
Rasende Motorradfahrer zu blitzen mag Spaß machen oder auch nicht, sinnlos ist es immer. Denn seit wann haben Motorräder vorn ein Kennzeichen?

"Bilderzyklus zum Tod erwacht lebendig"

Als ich in der Usedom-Peene-Zeitung las:
Schöner Schauer mit Totentanz
vermutete ich die Ankündigung eines Horrorfilms. Stimmt nicht ganz:

In der Totentanz-Aufführung zum Tag des offenen Denkmals in
der Wolgaster St.-Petri-Kirche erwacht der Bilderzyklus zum Tod lebendig.
Aha, ein Bilderzyklus zum Tod erwacht lebendig. Ist doch logisch, jedenfalls für den Vorspannschreiber.
CH. SENKBEIL schrieb:

Allein im Inneren einer Kirche bei Nacht – allein der Gedanke verursacht bei vielen Gänsehaut und Gruselstimmung. In solch einem Moment Bekanntschaft mit den knochigen Gestalten des Totentanzes zu machen, erhöht ganz sicher das Schaudern. Und wenn tote Bilder erst lebendig werden, so kann solch ein Erlebnis schnell zum Alptraum werden.
1. Im Mittelalter ließ solch eine Aufführung einige Zuschauer vielleicht gruseln.

2. Mich interessiert, was der Pfarrer dazu sagt, dass seine Kirche in der OZ als Gruselkabinett, als Hort des Grauens, hingestellt wird, in dem Alpträume verabreicht werden.

Rätsel zum Wochenende

Staatsanwalt wirft H. schwere Brandstiftung in sieben Fällen vor
Darunter stand etwas, das Autor T. Schröter vielleicht eine Meldung nennen wird. Ich nenne es eine Zumutung.
So beginnt der Text:
Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll die Verhandlung gegen den mutmaßlichen Brandstifter Christian H. aus Wolgast vor der Großen
Strafkammer des Landgerichtes Stralsund eröffnet werden. Laut Gerichtssprecher Olaf Ulbrich wird zurzeit über die förmliche Zulassung der Anklage entschieden und der Verteidigung die Möglichkeit der Stellungnahme eingeräumt.
Die Stralsunder Staatsanwaltschaft, die Anklage gegen Christian H. erhob, hat eine 19-seitige Anklageschrift abgefasst und dem Landgericht inzwischen übersandt, teilte Sprecher Ralf Lechte mit.
...
Wissen Sie, was hier beschrieben wird?

Offene Fragen

Schlagzeile in der Rügener Zeitung:
Ein Pflegetrupp für Rügens Parke
Darunter der Vorspann:
Der Verein „Parkkultur Rügen“ will einen gemeinsamen Pflegetrupp für Rügnes Parke aufstellen.
Soll das originell und abwechslungsreich sein?
MAIK TRETTIN schrieb:

... Der Verein hatte in einer Studie die Parke der Insel und ihre mögliche Nutzung untersuchen lassen. Im Ergebnis gründeten acht Parkbesitzer den Verein „Parkkultur Rügen“ ...
Die Gutsherren ließen die Arbeit von Angestellten erledigen. Die jetzigen Eigentümer müssen meist auf das Personal verzichten. ... „Bei so einem Park im englischen Landschaftsstil so wie in Pansevitz kommen da im Jahr gut 40 000 Euro an Unterhaltungskosten zusammen“, rechnet Annette Groß vor. Ist die Parkanlage verwildert oder im aufwändigeren Barockstil angelegt, wird es noch teurer. ...

Soso, und diese Summe mal acht ergibt mindestens 320000 Euro. Wie wollen die Parkbesitzer das Geld in jedem Jahr beschaffen?
Mit thematischen Führungen, die die Besitzer gegen einen Obulus anbieten, mit den Erlösen aus dem Getränke- und Speisenverkauf bei den vom Verein organisierten Veranstaltungen in den Parken und nicht zuletzt durch die künftig geplanten Rundreisen durch Rügens gestaltete
Landschaft soll Geld in die Kasse des Park-Vereins gespült werden. Damit wollen die Mitglieder die Finanzierung eines gemeinsamen Pflegetrupps anschieben.
...
Was heißt anschieben? Wie viel Geld soll auf diese Weise zusammenkommen? Woher soll das restliche Geld kommen? Wird hier auf billigste Arbeitskräfte spekuliert, z.B. auf sog. Ein-Euro-Jobber?
Herr Trettin, warum fragten Sie nicht danach?

Hoffentlich gibt es Beweise

Rügener Zeitung:
Das Sagarder Pfarrhaus wird Domizil einer Senioren-Wohngemeinschaft. In einem Vierteljahr werden die ersten Bewohner einziehen.
CHRIS-MARCO HEROLD schrieb bedenkenlos:

30 Jahre lang hat Edith Lampert als Altenpflegerin gearbeitet. Ihr Urteil: „Das will ich nicht.“ Sie will nicht mit Geld und Medikamenten ruhig gestellt werden. Sie will gesund und lebendig alt werden. Aus diesem Grund nennt sie das Projekt einer Senioren-Wohngemeinschaft
auch ein „egoistisches Projekt“.
Hoffentlich lesen das keine Heimleitungen auf der Insel. Das könnte ansonsten Ärger geben, es sei denn, Herold hat Beweise dafür, dass die Insassen in Altenheimen auf Rügen ruhig gestellt, krank gemacht und (was natürlich unmöglich ist) tot alt werden .

Wahlpropaganda im Leserbrief

In der Ribnitzer Zeitung rief ein Leser die anderen auf:
Mit mir zur Wahl gehen
Doch es war nicht nur Wahlaufruf, sondern auch Wahlpropaganda:
... bedanke mich nochmals bei allen meinen damaligen Wählern und bitte Sie, auch diesmal mit mir zur Wahl zu gehen. Ich wähle Mathias Löttge ...
Ich finde das unglaublich und jeder andere Kandidat sollte sich das verbieten.

Wie billig ist die Arbeit?

6,5 Millionen Euro investiert,
berichtete der Grimmener Lokalchef PETER SCHLAG:
Das neue Biodiesel-werk der Firma Nehlsen wurde gestern in Grimmen eingeweiht. Es schafft acht neue Arbeitsplätze.
Dazu schrieb der Autor einen Kurzkommentar:
Jeder Arbeitsplatz zählt
Acht neue Arbeitsplätze im neuen Biodieselwerk. In den Ohren mancher Politiker oder Firmenchefs mag sich das nicht allzu bedeutend anhören. Heutzutage – und gerade in der Region Grimmen – zählt allerdings jeder einzelne von ihnen. Achtmal Lohn und Brot. Ein Stück Hoffnung.
Hoffnung ist Mangel an Wissen.
Das mit den zählenden Arbeitsplätzen mag stimmen, auch, dass die Beschäftigten Lohn erhalten und dafür Brot kaufen können. Mich interessiert jedoch, wie viele der Mitarbeiter einen Stundenlohn oberhalb der Geringverdiener-Grenze von 7,50 Euro erhalten. Doch das war für den Autor nicht interessant und hat die Leser nicht zu interessieren.

Seite voller Wahlparolen

Die Grimmener Zeitung langweilt ihre Leser heute mit einer Seite zur bevorstehenden Landtagswahl und mit diesen Schlagzeilen über den Aussagen der sog. Spitzenkandidaten:

Landwirte unterstützen

Für bessere Bildung

Bürgersorgen beachten

Vieles anders machen

Herzenssache Umwelt

Was könnte es nur sein, das mich an DDR-Zeiten erinnert? Wer kann mir beim Erinnern helfen?

Wie viele Fragen braucht der Leser?

In seiner Betrachtung zum Wochenende fragte der Greifswalder Lokalchef:

Wieviel Discounter brauchen wir?
Ich weiß es nicht und ich erfuhr es auch nicht. Und wer ist "wir"?
Nachdem der Autor zwei Mal in ein Geschäft eines sog. Billiganbieters musste, um einen Flachbildschirm zurückzugeben, hatte er eine Idee:

Künftig überlege ich mir deshalb genau, wo ich was kaufe. ...
Das hatte er also bisher nicht getan. Die Leser sind daran jedenfalls nicht Schuld und die sog. Billiganbieter auch nicht. Und außerdem: Was schert die Leser fremdes Elend?

„Kommt im Westen auf 6000 Einwohner ein Aldi oder Lidl, sind es im Osten 3900. In Greifswald liegt die Zahl bei 2000.“
Das ist das einzig Interessante an der Betrachtung. Würden die Billiganbeiter zu wenige Waren verkaufen, schlössen sie die Märkte. Dass das nicht so ist, könnte daran liegen, dass viele Greifswalder und Leute aus der Umgebung so wenig Geld verdienen, dass sie auf billige Waren angewiesen sind und dafür auf Beratung und Service verzichten.

Kleiner Tipp an den Autor: Statistisches Landesamt befragen oder den heutigen Aufmacher der OZ auf der Titelseite lesen. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Beantworten der Frage.

Noch eine Frage sei auch mir gestattet:
Warum beschränkte sich der Autor auf sog. Billiganbieter? Warum bezog er nicht die hohe Zahl an Bäcker- und Frisörgeschäften der Greifswalder Innenstadt in seine Betrachtung ein?

8. September 2006

Rätsel des Tages

Wie darf ich verstehen, was Stefan Brümmer in der Greifswalder Zeitung veröffentlichte?
Straßenbegleitender Radweg in weiter Ferne
Wenn er in weiter Ferne ist, begleitet er nicht die Straße.
Ein straßenbegleitender Radweg entlang der Landesstraße zwischen dem Seebad Lubmin und Kemnitz ist weiterhin nicht in Sicht. ...
Na klar, er ist ja auch in weiter Ferne!
Vor 2012 könne es aus Stralsunder Sicht dafür kein grünes Licht geben. Anders verhält es sich mit einem noch zu realisierenden Radweg in diesem Territorium zwischen Vierow und Kemnitz.
Erst wenn ab 2012 irgendwo an diesem Weg ein Ampellicht grün leuchtet, rückt er näher, in Sichtweite. Das möchte ich erleben, auch den Moment, wenn die Ampel aufgebaut oder im Brümmer-Deutsch realisiert wird. Nur: Wie erkennt der Weg aus der Ferne, dass die Ampel grün leuchtet?

Thema erkannt?

Fischern steht Wasser bis zum Hals,
fand STEFAN BRÜMMER für die Leser der Greifswalder Zeitung heraus.

Nicht die Boote haben Lecks, sondern darum geht es in dem Text:
Die Anzeichen würden sich verdichten, dass die traditionelle Fischerei mit immer mehr Problemen zu kämpfen hätte, welche sich existenzbedrohend auswirkten. ... Das Zahlenwerk, das er in seinem Bericht dem kreislichen Wirtschaftsausschuss vortrug, beeindruckte ...
Wen? Stefan Brümmer? Der Autor behielt für sich, wen es beeindruckte.
„Auf jeden Fischer von uns kommen sieben Kontrollbeamte“, sagte Schütt (Vorsitzender der Erzeugerorganisation „Usedomfisch“) und erklärte weiter, dass sich der Preis für Dieselkraftstoff in den vergangenen sieben Jahren versechsfacht hätte.
Dass sieben Beamte einen Fischer kontrollieren, ist nur einen Satz wert. Seltsam!Entweder stimmt das nicht oder es müssten etliche Kontrolleure entlassen oder - wenn es wirklich Beamte sind - mit anderen Aufgaben betraut werden. Wird das das nächste Brümmer-Thema?

Wortschöpfung: verschönigen

Für den Bericht
Ringstorff wollte Mut machen
erfand S. WOLFF ein neues Verb:
Mit ernster Miene gab er zu, nicht alles verschönigen zu wollen.

Journalismus: sechs minus

Diese Leistung kann ich nicht als journalistische anerkennen:

Hartz-IV-Empfänger (gemeint sind Alg 2-Empfänger) schützen Natur
Der Vorspann:

Zwölf Ranger bewahren die Natur an der Untertrave vor Zerstörung. Sie arbeiten mit Erfolg für ein grenzüberschreitendes Hartz-IV-Projekt.
JÜRGEN LENZ schrieb unter anderem:

„Es ist eine Hartz-IV-Maßnahme“, erklärt Vorstandssprecher Matthias Braun. Die Ranger arbeiten, gefördert durch die Arge Lübeck, in Naturschutzgebieten beiderseits der Ländergrenze.
Und was heißt das? Was für eine Förderung ist gemeint? Werden sog. Ein-Euro-Jobber eingesetzt? Warum erkundigte sich der Autor nicht danach? Ist ihm sogar egal, wofür seine Steuern ausgegeben werden?
Der Autor berichtete dann, was zerstört wurde:
„Es werden Erholungseinrichtungen zertrümmert, Tiere und Pflanzen gestört oder ausgegraben, Schafe durch freilaufende Hunde gehetzt oder sogar getötet, Zäune niedergerissen und dergleichen mehr.“ Nach Christian Rothers Einschätzung sind das Hauptproblem „die Leute, die in den Dünen liegen, gehen, campieren“. Ranger Christian Vollert berichtet: „Manchmal schneiden Leute sogar mit Bolzenschneidern den Zaun durch.“
Aha, und denen sollen die Aufseher in Nationalparks auf die Schliche kommen?

Und jetzt lesen Sie bitte genau:
Braun sagt: „Der Umfang der Kontrollaufgaben ist durch die staatlichen Behörden nicht mehr zu bewältigen.“ Die Naturwächter sind täglich
unterwegs, um zu kontrollieren, aufzuklären und einfache Pflegearbeiten zu erledigen – auch am Wochenende. (Wie werden die Leute für die Sonnagsarbeit bezahlt?) ... Wer sich besonders uneinsichtig zeigt, mit dem Auto durchs Naturschutzgebiet fährt oder den Hund frei laufen lässt, der muss mit einer Anzeige rechnen.
Wie bitte? Die Alg 2-Empfänger werden für staatliche Kontrollaufgaben eingesetzt und der Autor schreibt es hin und merkt nicht, dass er einem Skandal auf die Schliche gekommen wäre!

Ich fasse es nicht!
Bitte auch hier nachlesen.

Überflüssiges Interview

Die Kanzlerin gab der OZ ein Interview. Als hätten weder sie noch irgendjemand anderer das bisher gesagt, verkaufte die Mantelredaktion ihren Lesern dies als des Mitteilens besonders werte Botschaft:
„Wir müssen aus der Schuldenspirale heraus“
Warum gab die Frau der OZ das Interview? Mir fielen drei Antworten ein:

1. Am 17. September wird das Landesparlament gewählt
2. Die Kanzlerin ist Unpopulär wie noch nie
3. "Ilse Bilse, keiner willse."

Schönschreibübung

Optimismus kann nicht schaden, schon gar nicht der OZ-Auflage. Das müssen jene gedacht haben, die diese Schlagzeile erfanden:
Bürger im Land sind wieder zuversichtlicher
Das stimmt, wenn die Leser daraus entnehmen, dass es mehr als einen zuversichtlicheren Bürger im Land gibt. Wer jedoch aus der Schlagzeile entnimmt, die Bürger waren zuversichtlich, nun sind sie zuversichtlicher, hat falsch geschlussfolgert, denn im Text steht:
In einer gestern vorgelegten Befragung der R+V Versicherung äußerten 51 Prozent der in MV Befragten große Ängste. 2005 seien es noch 56 Prozent gewesen. Am größten sei an der Küste die Sorge vor Arbeitslosigkeit und steigenden Preisen.
Die Schlagzeile hätte auch lauten können:

Jeder zweite Bürger hat große Angst
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