10. September 2006

Wen erschreckt was?

Aufmacher auf der Titelseite wurde:
Jeder Sechste buckelt für Billiglohn
Die Redaktion kam nicht selbst auf das Thema - Schornsteinfeger sind ebenso wichtig -, sondern:
Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und Verbände haben in Schwerin eine Kampagne gegen Lohndumping gestartet.
Aufgefallen ist mir dies:
Besonders schlecht wird etwa Wachpersonal mit Stundenlöhnen ab 4,32 Euro bezahlt. Landwirtschaftliche Hilfskräfte bekommen im Schnitt 4,50 Euro, Friseure 4,30 Euro bis 5,50 Euro. ...
Dazu fällt mir ein:

Arbeitslose, die für fünf Euro die Stunde putzen oder Regale auffüllen sollen und diese Jobs ablehnen, können sich jetzt auf ein richterliches Urteil in Berlin berufen, das diese Entgelte für rechtswidrig erklärte. Wer von der Arbeitsagentur ein Stellenangebot mit einem Lohn unterhalb der Sozialhilfe bekäme, müsse dieses nicht annehmen, urteilten die Richter am Sozialgericht Berlin.

Ich hätte mich gewundert, wäre diese Entscheidung zum Thema gemacht worden.
Nach den Worten des DGB-Nord-Vize Ingo Schlüter sind bis zu 30 000 Menschen im Nordosten trotz Arbeit auf ergänzende Hartz IV-Zahlungen angewiesen.
Es wären sicher noch deutlich mehr Menschen, die Alg 2 beantragen würden, weil sie mit ihrer Arbeit nicht genug Geld verdienen. Doch diese Leute versuchen, ihre paar Tausender zu retten, die sie erst aufbrauchen müssten, um überhaupt Alg 2 zu erhalten. Und die meisten, die mehr als das Minimum zum Leben verdienen, sind deshalb noch lange keine Millionäre.

Seinen Kommentar zum Thema Niedriglohn
Abwärtsspirale
begann THOMAS SCHWANDT so:
Es ist erschreckend: Gut 82 000 Menschen im Land beziehen Löhne, die kaum 75 Prozent des Durchschnittslohnes von 2068 Euro erreichen.
Ein entwaffnendes Eingeständnis!
Diese Zahlen können doch nur jene erschrecken, die sie erstmalig lesen. Das mag jenen Leuten so ergehen, die nur die OZ lesen. Wenn die Zahlen jedoch den Autor erschrecken, hat er 16 Jahre lang geschlafen. Allein der Fakt, dass M-V während dieser Jahre die höchste Arbeitslosigkeit aufwies (Wenn Sachsen-Anhalt die höchste Arbeitslosen-Quote hatte, lag M-V auf Platz zwei.), wäre ein Grund gewesen, in der Mantelredaktion aufzuwachen, statt Schönschreibübungen zu veranstalten und Hurra-Patriotismus zu pflegen, wie zur Fußball-WM.
Deshalb erschreckt es mich auch nicht, dass Herr Schwandt erschreckt ist. Allerdings wirft das Erschrecken erneut eine Frage auf: Wozu ist die OZ gut?
Ach ja, um einen Text wie diesen zu lesen:
„Es bleibt nichts mehr übrig“
Danke an Mauela Pfohl! Allerdings hätte ein Kommentar gut getan, denn wenn ein Unternehmer sich und seine Mitarbeiter so ausbeutet, wie beschrieben, sollte er seinen Betrieb schließen, denn er trägt dazu bei, dass es immer mehr Niedriglöhner gibt.

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