15. September 2006

Lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen einreden!


Mich interessiert einen feuchten Kehricht, dass Herr Gabel wählen wird. Mich interessiert jedoch, wer diese Anzeige und die davor mit ähnlichem Inhalt bezahlt hat.

Nähme die Mantelredaktion die Umfrageergebnisse ernst, hätte sie den Lesern diesen Artikel erspart:
Berlin: Rot-Rot ist unsicher
Am Sonntag wird auch in Berlin gewählt. Wenn es für Rot-Rot nicht mehr reichen sollte, könnte es zum Novum kommen: Rot-Rot-Grün.
1. Wenn nicht einmal jeder zweite Wahlberechtigte in M-V wählen sollte, wie die Umfragen verheißen, werden sich nicht deutlich mehr Menschen für die bevorstehende Wahl in Berlin interessieren. Es reicht, am Montag die Ergebnisse zu melden.
2. Was vermeldet wird, ist keine Nachricht, sondern auf bloßen Mutmaßungen beruhende Erwartung, einfach zu erkennen an der Möglichkeitsform.

Es gehört viel Mut dazu, den Lesern so etwas aufzutischen, und dafür von ihnen Geld zu verlangen.

Seit Tagen wird versucht, jenen, die nicht wählen wollen, das schlechte Gewissen einzureden, das Politiker und Medien plagen müsste, wenn es um die Rechtsextremen geht. Politiker und Medien haben versagt, indem sie die Gefahr über Jahre hinweg weitgehend totschwiegen, nicht die Nichtwähler.

Einige Beispiele, die in mir Übelkeit erzeugen:

Rügener Zeitung:
Gastfreundschaft unvereinbar mit Nationalismus
Der Vorspann:
Würde die NPD in den Landtag einziehen, kommen weniger Urlauber, fürchten Touristiker. OZ sprach mit Raymond Kiesbye, Geschäftsführer der Tourismuszentrale.
Der Text beginnt so:
Wahlforscher prognostizieren, dass die NPD mit einem Stimmenanteil von sieben Prozent am Sonntag in den Schweriner Landtag einzieht. Die Tourismusbranche auf Rügen fürchtet für diesen Fall, dass dann weniger Urlauber auf die Insel und nach MV kommen. OZ sprach darüber mit Raymond Kiesbye, dem Geschäftsführer der Tourismuszentrale Rügen.
Was steht hier anderes, als im Vorspann? Hier wird zusätzlich noch gelangweilt.
... Kiesbye: Von den sächsischen Kollegen wissen wir, dass mit dem Einzug der NPD in den Landtag ein Imageschaden für den Tourismus einher geht, weil diese Entwicklungen ihren Niederschlag in den Medien
findet. Die sächsischen Kollegen berichten zudem von wirtschaftlichen Schäden, weil Gäste ihren Urlaub storniert haben. Das galt in Sachsen auch für ausländische Reisegruppen.

Seit wann ist die NPD im sächsischen Landtag, seit einem Jahr? Dann wundert mich, dass immer noch Reisen (Wie viele?) storniert werden. Wann sind diese Reisen gebucht worden, vor über einem Jahr? Müsste ich also jahrelang Schlange stehen, wollte ich in Sachsen Urlaub machen?
OZ: Welches Rezept gibt es Ihrer Meinung nach, einen Wahlerfolg der NPD zu verhindern?
Kiesbye: Ich würde mir eine hohe Wahlbeteiligung wünschen. Besonders Unternehmer und Angestellte in der Tourismusbranche sollten sich gut überlegen, welche Partei sie wählen, um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden. Ein Wahlverzicht allerdings würde der NPD nur helfen.
Ribnitzer Zeitung:
Fraktionen wenden sich an die Wähler
Die Stadtvertretung Ribnitz-Damgarten ... rufen aufgrund der beunruhigenden Umfrageergebnisse auf, am Sonntag bei der Landtagswahl zu votieren. ... „Nehmen Sie Ihr demokratisches Recht wahr und verhindern Sie, dass Feinde der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ins Landesparlament einziehen!“

Worum es wirklich geht, las ich hier:

Für Ringstorffs Rot-Rot wird es knapp
In Mecklenburg-Vorpommern müssen die bisherigen Regierungsparteien SPD und PDS zittern - vor allem dann, wenn FDP und NPD viele Sitze im Landtag erobern.

Genau, es geht einzig und allein um Machterhalt.

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