9. September 2006

Schlechter Boulevard

Wie eine Redaktion aus einem Hinterwind einen Donnerschlag machte, lesen Sie heute nicht in der Bild-Zeitung sondern in der Ribnitzer:

Krater verschlingt Bürger

... wie eine Schlange eine Maus? Können Sie sich vorstellen, wie ein Krater Menschen verschlingt? Doch bevor er verschlang, passierte dies (Ich nehme an, dass ich die Reihenfolge richtig erkannt habe.) im Vorspann:

Ein 2,50 Meter tiefes Loch riss gestern Vormittag einen Mann und eine Frau in die Tiefe.
Ein Loch kann weder verschlingen noch jemanden in sich reißen, außer in der Ribnitzer Zeitung. Ein Loch kann auch niemanden in sich reißen und dann verschlingen.
Was ist den Verschlungenen passiert? Wurden sie vom Loch verdaut?

Letztere erlitt Prellungen und einen Schock.
Aha, der Mann erlitt gar nichts, muss sich der Leser allerdings selbst denken.
KARINA SCHMIDT schrieb unter anderem:
„Auf einmal sah ich einen Passanten, wie er im Erdreich verschwindet“, schildert der Hausmeister noch immer geschockt.
Woher wusste die Autorin, dass der Hausmeister geschockt war? Seine Schilderung ist jedenfalls glaubhafter als die des Schlagzeilen- und Vorspannschmiedes.
„Ich wollte erst meinen Augen nicht trauen.“ ...
Ist das ein Zeichen für einen Schock, Frau Notärztin? Dann müsste ich oft unter Schock stehen, immer dann, wenn ich beim Lesen der OZ meinen Augen nicht traue.
Wilfried Irmscher kam gerade vom Einkaufen mit seiner Lebensgefährtin, als unerwartet der Boden unter seinen Füßen nachgab. „Danach ging alles ganz schnell“, berichtet der Betroffene. „Gott sei Dank ist uns nicht mehr passiert“, atmet er auf.
Er sagte es nicht, sondern atmete es auf. Damit könnte er im Zirkus auftreten, wenn das mit dem Aufatmen stimmte. Doch das glaube ich nicht.

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