9. Juli 2005

Aufbrechender Abbruch

Demokratischer Aufbruch
lautet die Schlagzeile über einem Artikel von ARTus in der Rügener Zeitung.
Wieder einmal hat ein Redakteur nicht richtig gelesen, was der Autor schrieb:
...Einen ganz anderen Abbruch, eine ganz andere, so gesehen sehr viel wesentlichere (vielleicht sogar die wesentlichste?) Erschütterung meint eine auch auf Rügen nicht unbekannte Schriftstellerin (Ist sie etwa auf Rügen bekannt?) in ihrem jüngst im Hamburger Rowohlt Taschenbuchverlag erschienenen Sachbuchband gleichnamigen Titels (Demokratischer Abbruch).

Dem Glücklichen schlägt keine Woche

Der Grimmener Zeitung, einer Tageszeitung, kommt es bei der Berichterstattung auf ein paar Wochen nicht an. In dem Artikel
Einmal um die Welt der Träume
las ich heute:

Die Uraufführung des Stückes erfolgte im Kino des Ostseebades am Vorabend der Zeugnisausgabe.
Das Musical wurde also spätestens am 23. Juni zum ersten Mal aufgeführt.
Der Bericht ist nichts weiter als eine sogenannte Sommerloch-Füllung.

Sommerloch mit Namen gefüllt

„Stürmische Hochzeit“ heißt ein Theaterstück, das in Barth aufgeführt wird und über das die Ribnitzer Zeitung ausführlich berichtet. Dabei ließ sich der Redakteur nicht zurückhalten, in seinem Zusatzartikel
Vor und hinter den Kulissen
die 70 Namen aller Mitwirkenden zu nennen.

So füllt Herr Meusel im übertragenen Sinne das Sommerloch.

Worauf Tiere warten

Kleines Lama wartet auf Taufe,
las ich in der Grimmener Zeitung und glaubte es nicht. Ich hörte noch nie von einem Lama oder einem anderen Tier, das auf eine oder seine Taufe gewartet hätte.

Wer will das wissen?

Nadine Wapner berichtet in der Grimmener Zeitung:
Ehepaar zieht ohne Fische in die Stadt
und schrieb den überflüssigsten Artikel des Tages. Wenn Sie es nicht glauben, lesen Sie bitte selbst. Aber schimpfen Sie anschließend nicht, ich hätte Sie nicht ausreichend gewarnt.

Betrunkene Bücher

Unter der eigenartigen Schlagzeile
Beim Bücherfest Andrang der Leseratten
ist zu lesen:
Beim Grimmener Themenmarkt drehte sich gestern alles um Bücher und Lesestoff.
Mir dreht sich der Magen um, wenn ich lese, wie sich alles drehte. So schwindlig wird mir davon.
Für OZ schauten sich Sabrina Treisch und Ariane Kuchta um.
Wurden die Frauen ausgewählt, weil sie schwindelfrei sind?
Egal welches Thema – ob Krimi, Natur oder Liebe – auf dem gestrigen Büchermarkt war für jedermann etwas dabei.

Liebe Rätsel-Redakteure, was wurde in Grimmen veranstaltet, eine Bücherfest, eine Themenmarkt oder ein Büchermarkt?

Wo fällt die Mauer?

Mauer im Kopf soll bei Jugendlichen fallen
Ich glaube nicht, dass Volker Gerstmann diese Schlagzeile in der Grevesmühlener Zeitung erfunden hat. In seinem Text ist zu lesen:
„Das Ost-West-Denken gibt es auch noch bei Jugendlichen“, hat Diana Pagel beobachtet. Sie arbeitet als Schul-Sozialarbeiterin in Lüdersdorf. Die Mauer im Kopf soll jetzt aber fallen.

Wer das Mauerbild liebt, soll es nutzen. Ich finde es abgedroschen.
Die Schlagzeile erweckt jedoch den Eindruck, dass jemand eine Mauer im Kopf hat, der bei - also in der Nähe von - Jugendlichen steht.

Schlagzeile verdirbt Artikel

Anbacktag auf Forsthof erfolgreich abgelaufen
Diese Schlagzeile über seinem Artikel in der Grevesmühlener Zeitung hat CORO nicht verdient. Der Text ist unterhaltsam und recht gut geschrieben. Und dann setzte ein Redakteur diese bürokratendeutsche Schlagzeile darüber.

Hauptsache Geo

Förderung der Abwasserpumpen in Zemitz wäre möglich gewesen
berichtet Tom Schröter in der Usedom-Peene-Zeitung.
...„Für die geologischen Gegebenheiten seines Wohnortes kann kein Bürger etwas“, sagte er mit Blick auf den Umstand, dass in Zemitz eine Druck- einer Entwässerung mittels Freigefälle vorgezogen wird.

Dass kein Bürger etwas für die geologischen Verhältnisse kann, ist richtig. Jedoch eine Druckentwässerung hat mit den geologischen Verhältnissen nichts zu tun, mit den geographischen jedoch sehr viel. Allerdings gebe ich zu, dass die geologischen Verhältnisse sich auf die Form der Oberfläche auswirken.
Ein Blick ins Langenscheidt Fremdwörterbuch:
Geologie: Wissenschaft von Entstehung, Entwicklungsgeschichte und Aufbau der Erde

Geographie:1.Wissenschaft von Aufbau und Gestaltung der Erdoberfläche, Erdkunde 2. örtliche Gegebenheiten, Beschaffenheit, Lage

Der Langweiler des Tages

Fast 1800 Anschläge benötigt Stefan Brümmer, um den Lesern der Greifswalder Zeitung mitzuteilen, dass ein Bus, der bisher donnerstags über Klein Zastrow nach Greifswald fuhr, ab 8. August dienstags fährt.
Sein Bericht hat die Schlagzeile:
Dörfer-Buslinie wird nicht gestrichen
Herr Brümmer vermag es nicht einmal, in der Schlagzeile mitzuteilen, was passiert, sondern schreibt, was nicht passiert.

8. Juli 2005

Wie erhöht P.M. sein Honorar?

Ein wundersamer Dorfteichsteg
von Peter Machule, in der Greifswalder Zeitung erschienen, zeigt, wie der Autor sein Honorar erhöht:
Bereits damals kritisierten einige Bewohner die geringe Höhe des Steges, an dem wohl niemand nach lang anhaltenden Regenfällen Freude haben dürfte. Diese Meinung entpuppte sich keinesfalls als neunmalkluges Querulantengeschwätz.
Und noch ein Mal:

Die Leute sollten recht behalten. Nach Regenfällen stieg der Wasserspiegel tatsächlich so hoch, dass der Holzsteg bis zum heutigen Tag schon ungezählte Male komplett überflutet war, was der gesamte Tragfähigkeit des „Bauwerkes“ auf Dauer gut bekommen dürfte.
Was der Autor einerseits zweifach berichtet, spart er andererseits ein und entstellt damit den Sinn des Textes. Gemeint ist wohl, dass es der Tragfähigkeit nicht gut (also schlecht) bekäme.

Schwere Aufgabe: Hitzeartikel

Natürlich ist es schwer, eine Zeitungsseite zu füllen und sicher macht es Mühe, etwas Neues über hohe Temperaturen zu schreiben. Zwei Autoren der Greifswalder Zeitung waren der Aufgabe nicht gewachsen. Ich habe im ersten Teil des Artikels
Wenn das Büro zum Backofen wird
den meiner Meinung nach überflüssigen Text rot markiert.
Am Schreibtisch oder in der Werkstatt kann die geliebte Sonne zur Qual werden. OZ fragte nach, was die Greifswalder gegen Hitze am Arbeitsplatz tun.
Der Sommer ist da, ab in den Urlaub! Ganz so einfach ist das jedoch nicht immer. Während es sich die meisten derzeit am Strand, in den Bergen oder sonstwo richtig gut gehen lassen, müssen viele andere arbeiten – selbst wenn das Thermometer die 30-Grad-Marke knackt. Doch
wie hält man durch, wenn das Büro zur Sauna wird und die Baustelle zum Backofen? OZ hat sich umgehört.

Den Rest des Berichtes brauchen Sie nicht zu lesen, denn Sie erfahren nichts Neues.

Bleiglas oder -verglasung

Peter Franke macht mich unsicher. Er schreibt in der Grimmener Zeitung:
Bleiglas schmückt St. Jakobus
Nach dem Lesen des Berichtes bin ich weiterhin unschlüssig, was Franke meinte. Hat das Glas einen hohen Bleigehalt? Bestehen die Sprossen zwischen den Glasscheiben aus Blei und meint er also eine Bleiverglasung? Oder wurde Bleiglas mit Bleisprossen zusammengehalten? Wer weiß Bescheid über die Fenster von St. Jakobus in Grimmen?

Unnötige Übersetzung

Darßer Ort hat nun endlich Örtchen,
hat Evelyn Schaffernicht für die Leser der Ribnitzer Zeitung herausgefunden.
Erleichterung stand gestern allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben (Wo stand das Wort Erleichterung geschrieben, auf den Stirnen, Wangen?): ... Der Ort, den jährlich rund 500 000 Gäste aufsuchen, war bislang ohne öffentliches Örtchen. „Nun wird die Kernzone von unnötigen Eutrophierungen verschont“, formulierten die Entscheidungsträger gestern vornehm, womit sie einen zu hohen Anstieg der Nährstoffzufuhr bezeichneten, der das biologische Gleichgewicht aus dem Lot bringt.

Hätte Frau Schaffernicht auf das Zitat verzichtet, hätte sie Eutrophierungen nicht zu übersetzen brauchen, sondern einfach schreiben können, dass menschlicher Kot nicht mehr die Dünen düngt.

Was sind örtliche Orte?

SPIX schreibt in der Rügener Zeitung über
„Spaziergänge“ einer Malerin
Neben der Sassnitzer Altstadt finden Betrachter lokale Orte wie den Golfplatz in Dwasieden oder die Kreidefelsen im Nationalpark auf den Bildern wieder.
Im Langenscheidt Wörterbuch fand ich für lokal: örtlich, auf einen Ort beschränkt.

Besonders witzig finde ich die Idee, Orten zu malen, die auf einen Ort beschränkt sind.

Auf dem Lande Landluft schnuppern

Udo Burwitz berichtet in der Rügener Zeitung über
Ferienglück im Pferdestall
Aus seinem Artikel wird im übertragenen Sinn eine seltsam luftige Angelegenheit:
„Wir sind hier auf dem Lande. Da sollen die Kinder neben der Strand- auch Landluft schnuppern können in den Ferien“, meint das Vorstandsmitglied ...
Wenn die Kinder auf dem Lande sind, müssen sie zwangsläufig Landluft schnuppern. Stadtluft gibt es in der Stadt.

7. Juli 2005

Wie ein Bürgermeister verunglimpft wird

Lubmins Bürgermeister reagiert auf Kritiken,
berichtet Sven Jeske in der Greifswalder Zeitung, wie ich bereits in meinem Eintrag Wer hat Angst vor Kühnemann? vermutete.
Zuvor durften sich Lubminer Hoteliers in einem Artikel der OZ über ihren Bürgermeister beschweren, ohne dass der zu den Vorwürfen befragt wurde. Er bekam also keine Chance zur Stellungnahme. Ich kritisierte das in meinem Eintrag:
Wer hat Angst vor Kühnemann?
Interessant ist, dass Bürgermeister Kühnemann heute alle Vorwürfe kurz und knapp entkräftet. Das heißt, der Artikel hätte vielleicht gar nicht zu erscheinen brauchen.
Der Autor handelte so, als riefe ich Sven Jeske an um zu fragen: "Stimmt es, dass Ihre Freundin geschlechtskrank ist?" Ich nehme an, er würde nach einer wütenden Vorrede antworten: "Nein." Nun könnte ich in der Zeitung veröffentlichen: "Sven Jeskes Freundin leidet unter keiner Geschlechtskrankheit." Wie würde ihm das gefallen? Doch im Grund genommen ist er mit dem Bürgermeister noch schlimmer umgegangen.

Aufgefundener Fund

Gestohlener Radlader wurde aufgefunden, ist eindeutig Polizeideutsch. Doch Cornelia Meerkatz schreibt es von der Pressemitteilung ab. Wieso kann der Radlader nicht einfach gefunden werden? Gibt es außer der Wortlänge einen Unterschied zwischen finden und auffinden?

Werbung eingeschlichen

In ihrem Artikel
Auftrag im Callcenter bringt 50 neue Jobs
betreibt Cornelia Meerkatz (Greifswalder Zeitung) Schleichwerbung für ein Unternehmen:
Fernsehwerbung von HanseNet, einer 100-prozentigen Tochter der Telecom Italia, für ein DSL-Produkt beschert dem Call-Center von info.portal Greifswald für die kommenden drei Monate einen lukrativen Auftrag und damit 50 neue Arbeitsplätze.
Es ist völlig unerheblich, welches Unternehmen dem Call-Center den Auftag erteilte. Der Inhalt des Berichtes ist ohne die Namensnennung ebenso verständlich.

Geht Künstler ärgern!

Malte Behnk fordert die Leser der Grevesmühlener Zeitung auf, Künstler zu ärgern:
Dann können die Besucher bis zu zwölf Meter hohe Skulpturen bestaunen und an den ersten Tagen den Künstlern noch über die Schulter schauen.

Sind die Schulterschauer unter den Journalisten unausrottbar? Wie wäre wohl Malte Behnk zumute, würde ihm ständig jemand über die Schulter (welche?) schauen?

Eine Meile aus Büchern

Wieder werden die Leser mit einer nicht vorhandenen Meile belästigt, heute in der Grimmener Zeitung:
Marktplatz ist morgen eine Büchermeile
Dabei weiß Peter Franke genau, was geplant ist:
Zum bereits zweiten Bücherfest ... wird morgen ... auf den Marktplatz der Kreisstadt eingeladen.

Thema verfehlt

Drei Spalten, ein zweispaltiges Foto und eine Schlagzeile über fünf Spalten war der Rügener Redaktion
Von der Kraft des Kenzer Wunderwassers
wert.
Birgit Schnibben schreibt zum Ende des Artikels:
„Ich verstehe gar nicht, warum der Brunnen mit EU-Fördermitteln wieder saniert wurde. Stattdessen hätte sich ein Konzern doch um den Erhalt und die Nutzung des Wasser kümmern können“, sagt der Berliner Schriftsteller Posener.

Frau Schnibben fasst die Aussage in einem Satz zusammen, der eindeutig in einen Kommentar gehört:
Aber vielleicht war das nicht gewollt.
Mit dem Zitat hätte der Bericht beginnen und eine spannende Geschichte werden können, wenn Frau Schnibben recherchiert hätte, ob ihre Vermutung wahr ist. Stattdessen erfahren die Leser, dass das Brunnenwasser vor 400 Jahren Lahme geheilt haben soll.

Altersstruktur

Ein unbenannter Autor schrieb in der Rügener Zeitung :
Schon im zarten Alter von zehn Jahren interessierte sich Danilo Böhme für Naturfotografie.
Gibt es auch ein grobes Alter? Meinte der Autor, dass Danilo Böhm als Zehnjähriger ein zarter Junge war?

Kinder in Bergener Kirche verstümmelt?

Ich bekam eine Gänsehaut, als ich diese Schlagzeile in der Rügener Zeitung las:
Kinderhände auf der Bergener Orgel
Ich stellte mir die kleinen Hände vor, wie sie auf der Orgel liegen und glaubte, nun eine schaurige Kriminalgeschichte lesen zu müssen. Doch die Autorin Katharina Venz berichtete:
...Schließlich spielte sie sogar selbst ganz ohne Scheu ein paar Töne auf der Orgel und ermutigte damit weitere Kinder, es ihr gleichzutun.

Frau Venz kann wesentlich besser schreiben als der Redakteur, der die Schlagzeile erfand.

Wie viele Wirklichkeiten gibt es?

Lokalchef Steffen Adler schreibt in der Usedom-Peene-Zeitung:
Ernsthaft und mit ungetrübtem Blick für die Realitäten, aber nicht ohne Humor, hat Trainer Peter Pysall seinen Job auf Usedom angetreten.

Liefert der Trainer einen Beitrag zum Einstein-Jahr? Wie viele Wirklichkeiten kennt Pysall? Ich vermute, er kennt nur eine.
Adler übernimmt wie zahllose Journalisten einen Ausdruck aus dem Deutsch der Politiker. Viele Politiker glauben, in verschiedenen Wirklichkeiten zu leben, was natürlich Unsinn ist, denn es handelt sich um Schein-Wirklichkeiten nach dem Motto: Wen belüge ich womit?

Rätselhafter Hauch

Peter Machule (freier Mitarbeiter der Usedom-Peene-Zeitung) hat etwas gespürt, was kein anderer spüren konnte:
Ein Hauch von Thailand weht durchs Peenestädtchen
Es wehte gar kein Hauch aus Thailand durch die Kleinstadt Lassan, sondern:
Helmuth Schmidt aus dem Peenestädtchen kann sich glücklich schätzen. Seit der 50-jährige gelernte Fleischer mit Nongyao, einer gebürtigen Thailänderin, verheiratet ist, gehören dauerhafte Verspannungen von Hals-, Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur der Vergangenheit an.
Dabei hat die 35-jährige Nongyao ihr Handwerk, das auf über 2500 Jahre altem Wissen beruht, das einst buddhistische Mönche nach Thailand brachten, sozusagen von Kindheit an erlernt und bereits viele Jahre mit Erfolg in ihrem asiatischen Heimatland angewendet.

Haben Sie verstanden, worum es in diesem Artikel geht? Sie müssen es aber gewusst haben, denn der Autor schreibt weiter:
Bevor die sympathische Frau Ende April in den Kellerräumen ihres Lassaner Wohnhauses besagte Thai-Heilmassage-Praxis mit Kräuter-Dampfsauna eröffnete, praktizierte sie mehrere Jahre in der Zinnowitzer Bernsteintherme ...
Von Thai-Heilmassage-Praxis war im ersten Teil des Artikels kein Wort zu lesen, doch Machule bezieht sich durch das Wort besagte darauf. OZ-Leser müssen zumindest den Hauch einer Ahnung von dem haben, was der Autor ihnen mitteilen möchte. Möchte die Chefredaktion die OZ in ein Rätselblatt verwandeln?

6. Juli 2005

Kräftige Kerle gesucht

Stefan Brümmer (Greifswalder Zeitung) plagt in seinem Bericht unter der komischen Schlagzeile
Naturpark mit neuem Standbein
eine Sorge:
Der gesamte Wirtschaftshof wird demnächst verlagert, wozu allerdings ein gehöriger Kraftaufwand nötig sein wird.

Keine Angst Herr Brümmer! Ich vermute, die Leitung des Parkes wird genügend kräftige Kerle finden, um den Hof zu verlagern. Packen Sie doch einfach selbst mit an!

Details stören nur

Ines Engelbrecht fand für die Leser der Grimmener Zeitung
Eisbein und Grützwurst im Traditionslokal
Doch mit den Details geht sie großzügig um:
Die „Kurve“ ist über Prohn hinaus eine Institution. Einen Gasthof gab es hier schon im 19. Jahrhundert. Gutbürgerliche Küche wird groß geschrieben.
Ob diese Küche groß geschrieben wird, hängt nicht von Frau Engelbrecht ab. Jedoch weiß ich jetzt, was die Autorin unter gutbürgerlicher Küche versteht:
... Ein Ehepaar aus Stralsund kommt regelmäßig zum Eisbeinessen mit Grützwurst. Andere bestellen ohne einen Blick in die Karte Hamburger Schnitzel oder Spiegeleier und Bratkartoffeln. „Selbst die Sülze ist bei uns selbstgemacht“, sagt die Kurven-Wirtin. Fischgerichte gehören ebenso selbstverständlich dazu.
Nun weiht Frau Engelbrecht uns in ihre Zeitrechnung ein:

...Und ein Gasthaus gab es hier schon immer....
Schon immer? Immer beginnt bei ihr also im 19. Jahrhundert. Oder gibt es einen Unterschied zwischen einem Gasthof und einem Gasthaus?
„Den Innenausbau haben wir komplett neu gestaltet.“
Ich hoffe, dass nicht der Innenausbau sondern das Innere der Gaststätte gestaltet wurde, wenn schon gestaltet werden muss und nicht umgebaut werden darf.
Was das heißt, erkennt jeder, der sich in den Räumen umsieht.
Da die Räume nicht beschrieben werden, ist das eine Aufforderung, die Gaststätte zu besuchen.
...Die Kurve erfreut sich bei Hochzeiten, Jubiläen, Taufen oder Vereinsfeiern großer Beliebtheit.
Das glaube ich nicht. Ich vermute Frau Engelbrecht meinte: Die Gaststätte ist bei jenenLeuten beliebt, die solche Fest ausrichten.
Warum werden solche schlechten Texte nicht in der Redaktion überarbeitet?
Mir fallen zwei Gründe ein:
1. Die Redakteure können es nicht.
2. Die Redakteure schaffen es nicht.
Können es die Redakteure nicht, müssen sie ausgewechselt werden. Schaffen sie es nicht, muss die Seitenzahl verringert werden oder es müssen mehr Redakteure eingestellt werden.
Was sagt die Chefredaktion dazu?

Schlafmittel

Peter Schlag, Lokalchef in Grimmen, schreibt einen Kurzkommentar:
Sozialer Sprengstoff
Jeder sechste Einwohner Nordvorpommerns lebt vom Arbeitslosengeld II. Das ist erschreckend. Insofern lässt sich an diesem Fakt ablesen, wie es um unsere Region ausschaut.
Sozialer Sprengstoff pur. Wenig Geld auf dem Konto heißt wenig Geld zum Ausgeben. Das spürt die Wirtschaft in allen Branchen. Üppig sind einzig die Sozialausgaben, die immer mehr in die Höhe schießen. Änderung ist nicht in Sicht.

Ich habe nicht gekürzt, damit Sie herausfinden können, ob es hier Neues zu lesen gibt oder wie Bekanntes originell beschrieben werden kann. Ich habe nichts entdeckt und Sie?

Wie heiraten Menschen im Himmel?

D. Oberst wertete für die Ribnitzer Zeitung Zahlen des Statistischen Landesamtes aus und fand heraus:
269 Paare traten Weg zum Scheidungsrichter an
Sie traten zwar den Weg an, aber ließen sie sich auch scheiden?
Hat D. Oberst auch den Vorspann geschreiben? Ich vermute, er tat es nicht, denn er reiht in seinem Text Zahl an Zahl, dass ich ihm diesen pseudopoetischen Ausrutscher nicht zutraue:
Langeweile, Seitensprünge, Lügen, Streit – es gibt viele Gründe, warum Ehen, die einmal im Himmel geschlossen wurden, dann auf Erden scheitern.

Sind Sie verheiratet oder kennen Leute, die verheiratet sind? Haben sie im Himmel geheiratet oder im Standesamt und in der Kirche?
Das wäre ein Thema, das Aufsehen erregen würde: Wie heiraten Menschen im Himmel?

Drei Spalten Gießunterricht

Tom Schröter schreibt in der Usedom-Peene-Zeitung unter der Schlagzeile
Baumschule in Zemitz trotzte der Hitzewelle,
wie auf unterschiedliche Weise verschiedene Pflanzen gegossen werden.

Die Baumschule „Wacholderhof“ in Zemitz glich in der Gluthitze der vergangenen Woche einer Oase – aber nur dank ständiger Bewässerung.
Genau deshalb gibt es Oasen: Dort ist Wasser vorhanden.
Nach drei Spalten Gießunterricht dann die Information über die Veränderung des Klimas, die mir auch bekannt vorkommt:
„Allmählich“, so stellen die Zemitzer fest, „hält bei uns Mittelmeerklima Einzug, während am Mittelmeer immer öfter Wüstenklima herrscht.“

Und beim Lesen der OZ herrscht immer öfter Langeweile.

Weltpremiere oder nicht?

Steffen Adler, Lokalchef in Wolgast, behauptet:
Koserow erlebt Weltpremiere
Doch genau weiß er nicht, ob er Recht hat, denn:
Wohl erstmals in einer Kirche wird ab Freitag Bertolt Brechts Klassiker „Galileo Galilei“ in Koserow aufgeführt.

Alle anderen Informationen in der Ankündigung wären besser für die Schlagzeile geeignet gewesen, als die Mutmaßung um eine Weltpremiere.

5. Juli 2005

Schleicht sich Werbung ein?

Wer hat diesen Text in der Greifswalder Zeitung verfasst? Es waren Öffentlichkeitsarbeiter der Deutschen Bank.
Kleiner Tipp: Fast immer, wenn in der OZ kein Verfasser zu erkennen ist, handelt es sich um Fremdmaterial.
Deutsche Bank seit 15 Jahren in Greifswald
Die Deutsche Bank in Greifswald wird 15 Jahre alt. Am 1. Juli 1990 – ... – hat die Deutsche Bank ihren Geschäftsbetrieb hier aufgenommen. Walter Noack, Leiter des Investment & Finanzcenters der Deutschen Bank in Greifswald: „Greifswald ist für die Deutsche Bank ein wichtiger Standort mit guten Zukunftsperspektiven. Wir betreuen in Greifswald und Umgebung heute rund 10 000 Privat- und Geschäftskunden sowie ein Geschäftsvolumen von rund 151 Mio Euro. Unser Ziel ist es, die erste Adresse für Vermögens- und Finanzplanung hier am Markt zu werden“. Die Deutsche Bank steht heute wie vor 15 Jahren für persönliche Beratung und Betreuung. Auf Wunsch werden die Kunden nach Vereinbarung auch außerhalb der geschäftsüblichen Öffnungszeiten sowie zu Hause oder im Betrieb beraten.
Meiner Meinung nach ist die rot markierte Passage Schleichwerbung. Ist das auch Ihre Meinung?
Aus dem Pressekodex:

Richtlinie 7.2 - Schleichwerbung
Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder
Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten. Eine
Überschreitung liegt insbesondere nahe, wenn die Veröffentlichung über ein begründetes
öffentliches Interesse oder das Informationsinteresse der Leser hinausgeht.
Die Glaubwürdigkeit der Presse als Informationsquelle gebietet besondere Sorgfalt beim
Umgang mit PR-Material ....
Dies gilt auch für unredigierte Werbetexte, ...

Aufregend: Im Essens-Dunstkreis weilen

Eckhard Oberdörfer berichtet in der Greifswalder Zeitung unter der nichts sagenden Schlagzeile über
Großes Interesse an unserer Stadt
Am Sonntag gingen die Hansetage in Dorpat zu Ende. Die Greifswalder schwärmen von der Herzlichkeit der Esten als Gastgeber.
Darum geht es also.
...Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler weilte letzte Woche auch in Dorpat, war bei der Wiedereinweihung der restaurierten Johanneskirche dabei. „Wir sind sozusagen hinter ihm her gereist, er hat in der gleichen Gaststätte in einem Fischerdorf gegessen wie wir“, erklärte Arne von der Jugendhanse.

Warum diese Passage in dem Text steht, ist mir schleierhaft. Ist es etwas Besonderes, im Essens-Dunstkreis Köhlers zu weilen? Welch eine Nachricht!

Redaktion gleich null

Unter der unmöglichen Schlagzeile
Gewahrsams-Frage vorerst ohne Klärung
berichtet CORO in der Grevesmühlener Zeitung:
Freiheitsberaubung in zwei Fällen in so genannter mittelbarer Täterschaft wird Kriminaloberkommissar A. (Namen geändert) von der Außenstelle Gadebusch des Kriminalkommissariats Wismar vorgeworfen.
Die Redaktion traut sich, mit diesem Satz den Bericht beginnen zu lassen. Erst eine ganz Spalte weiter erfahren die Leser, die bis dorthin duchgehalten haben:
...Durch Verschulden von Kriminaloberkommissar A. sollen zwei in Grevesmühlen vermutlich an einem schweren Raub beteiligte Täter im Juni vor drei Jahren fast zwölf Stunden über die gesetzlich zulässige Zeit hinaus festgehalten worden sein, bevor sie dem Haftrichter vorgeführt worden waren.
...Kriminalkommissar A. habe billigend eine zu lange Ingewahrsamnahme in Kauf genommen.

Ingewahrsamnahme erkläre ich zum Unwort des Tages.

Redaktion gleich null

Ein freier Mitarbeiter der Rügener Zeitung beginnt seinen Bericht
Dusche für die Erdäpfel
so:
Mehr Sonnenschein als im langjährigen Mittel und nur etwa 50 Prozent der normalen Niederschlagsmenge. So präsentierte sich der Monat Juni auf Rügen. Gemessen am Kap Arkona. Das war so recht nach dem Geschmack der Urlauber.
Was hält der verantwortliche Redakteur davon, den Bericht hier beginnen zu lassen?
Den Bauern aber machte die anhaltende Trockenheit zu schaffen.
Hier hätte ich gern gewusst, wer die beeindruckten wir vor Ort sind:

...Wir waren vor Ort beeindruckt von den Wasserfontänen, die aus zwei Beregnungswagen – in gehörigem Abstand voneinander aufgefahren – in den Himmel stiegen.
Der Bericht wurde nicht redigiert und der freie Mitarbeiter erhält einige Euro mehr für den Text.

Ein arabischer Engländer auf Rügen?

Die Schlagzeile
Burj al Arab für den Galgenberg
in der Rügener Zeitung ist natürlich Unsinn, denn niemand will das Hotel abtragen und auf Rügen wieder aufbauen. Es ist auch nicht geplant, eine Kopie des Hotels zu bauen.
„Drei Architekturbüros haben uns ihre Entwürfe für ein Welcome-Center präsentiert.“

Das klingt sehr international. Nur gut, dass der Begriff einige Zeilen weiter übersetzt wird:
...Den Altefährern schwebt vor, dort ein Empfangszentrum entstehen zu lassen.
Warum plagt der Autor jedoch erst die Leser mit dem unnötigen Anglizismus?

Wen interessiert das?

Wieviele Leser der Usedom-Peene-Zeitung mag diese Ankündigung interessieren:
PeeWa informiert Zemitzer Anlieger?
Die Zeitungsleute geben schon in der Schlagzeile die Antwort. Ganz genau wird es dann im Text:

...sind speziell die Anlieger des südlichen Abschnittes der Dorfstraße, der Pinnowreihe, der Holzkoppelreihe und des Weiblitzweges zu der Informationsveranstaltung eingeladen.
Hat die OZ in den Straßen so viele Leser, dass diese Ankündigung in der Zeitung wiedergegeben werden muss?
Beinahe hätte ich die Frage vergessen: Wer ist PeeWa?

Wer nicht stolz ist, wird benachteiligt

Vor einer Woche ließ ich mich hinreißen, die Redaktion der Usedom-Peene-Zeitung zu loben, weil sie allen Eltern und Großeltern zur Geburt ihrer Kinder und Enkelkinder gratulierte. Doch heute benachteiligt die Redaktion in Tom Odo ist ein Sonntagskind wie bisher Eltern und Großeltern, die nicht stolz auf ihre Nachkommen sind:
Unser herzlicher Glückwunsch gilt natürlich ebenfalls den stolzen Eltern und den Großeltern der Babys.

Natürlich bleibe ich dabei, dass die Rubrik völlig überflüssig ist und den Anzeigenberatern überlassen werden muss.

4. Juli 2005

Die journalistische Kostbarkeit vom Wochenende

ARThus erläuterte am Wochenende den Lesern der Rügener Zeitung
Die Sprache der Kunst
Dass der 65-jährige Günter Jagnow ... sogar bei Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren Aufmerksamkeit erregt und zu Diskussionen anregt, war noch am Eröffnungsabend auszumachen, und ich fragte mich, worauf dieses lineare Interesse so unterschiedlicher Generationen, mit Blick auf die Musik durchaus wechselseitig, zurückzuführen sei . . . Verraten es vielleicht seine Bilder, so gesehen die gewählten Bildthemen? Sind sie – und wenn ja warum – unisono mit den Erfahrungswelten der um 50 Jahre Jüngeren? Und warum war das geradezu ungläubige Staunen auf Seiten der Jugendlichen groß, dass wir Älteren auch dann noch blieben, als der Free Jazz einer vielleicht gerade dem Schüleralter entwachsenen Viererband jedes Gespräch untereinander konspirative Verrenkungen abnötigte? Worauf gründete sich die vielleicht gar nicht mal so unterschiedliche Empfindungssensorik?
Günter Jagnows in Stralsund vorgestellte Bildthemen kreisen um reale, aber gefährdete Welten; u. a. um den Schmelztiegel Großstadt mit seinen aktiven, mitunter subversiven Brutstätten; um Zeichensetzungen und Spuren hinterlassendes Aufbegehren. Themen, die die Missachtung des Normativen spiegeln und alles Abzuhandelnde in eine gelegentlich spröde, nicht zu geleckt, nicht zu artifiziell daherkommende Bildsprache modelt. Eine Sprache, die Ecken und Kanten hat, merkwürdige Brüche und Grenzüberschreitungen. Vielleicht bildet aber gerade sie eine, wenn nicht die begehbare Brücke zwischen den Generationen. Eine Sprache, die Ecken und Kanten kennt. Eine Sprache, die merkwürdige Brüche und Grenzüberschreitungen toleriert.

Eine Sprache, die mir die Sprache verschlägt.

Die Sonne hat keine Meinung

In der Greifswalder Zeitung wird heute mitgeteilt:
Sonne meinte es im Juni besonders gut
An der Wetterstation Greifswald wurde im Juni ein Monatsmittel der Lufttemperatur von 15,3 Grad gemessen, das ist um 0,1 Grad zum langjährigen Mittel zu warm...
Abgesehen davon, dass es die Sonne weder gut noch schlecht meint, frage ich mich, ob ein Bericht über das Wetter im vergangenen Monat eine Mehrheit der OZ-Leser interessiert? Interessieren Sie sich für solche Berichte? Ich wüsste es gern. Vielleicht habe ich keine Ahnung davon, welche Informationen für OZ-Leser interessant sind.

Nichts Genaues weiß man nicht

In der Meldung der Usedom-Peene-Zeitung
Polizei stellt illegale Waffenbesitzer
heißt es:
Die Beamten stellten bei drei Personen Waffen fest, für deren Mitführen eigentlich ein Waffenschein nötig ist.

Ich spekuliere:
1. Der Pressesprecher der Polizeidirektion Anklam hat über ein Jahrzehnt nichts hinzugelernt.
2. Die Redakteure schreiben immer noch die Anklamer Pressemitteilungen mit wenigen Veränderungen ab.
3. Für die Waffen braucht deren Besitzer vielleicht doch keinen Waffenschein, sonst hätte der Redakteur den Lesern das eigentlich erspart.
Jedoch: Nichts Geaues weiß man nicht. Doch die Leser kaufen die Zeitung, um informiert zu werden und nicht, um im Unklaren gelassen zu werden.

Nicht gerade leichter Känguru-Start

Dieter Butenschön, pensionierter OZ-Redakteur der Usedom-Peene-Zeitung, berichtet unter der Schlagzeile
„Lifestyle“-Segler gewinnen Regatta:
Der ... Wind machte es den Freizeitskippern dabei nicht gerade leicht.
Machte es der Wind den Sportlern vielleicht schwer?

...Während die Crews entsprechend der Größe, Segelfläche und anderer Kriterien mit dem so genannten Känguruh-Start auf die Strecke geschickt wurden...
Was ist ein Känguru-Start? Ich habe im Bericht nichts darüber erfahren?

3. Juli 2005

Gerichtsbericht schürt Vorurteile

Sind Sie arbeitslos? Sind Sie Schlosser? Dann lesen Sie bitte, mit wem Sie Katrin Schüler von der Nachrichtenagentur ddp sozusagen in einen Tpof steckt:
Angeklagter leugnet Mord an 16-jähriger Güstrowerin,
las ich auf der Mecklenburg-Vorpommern-Seite der OZ.
darum geht es :
Dem 20 Jahre älteren Maik N. wird vorgeworfen, die Schülerin im Dezember 2004 nach einem Diskobesuch sexuell belästigt und erwürgt haben.
Gestern begann in Rostock der Prozess gegen den arbeitslosen Schlosser
...
...Nach der Anstellung in einer Zeitarbeitsfirma ist er seit einigen Jahren arbeitslos.

Warum benannte die Autorin den Beruf und die Arbeitslosigkeit? Ich habe aus dem Bericht nicht erkennen können, dass die Arbeitslosigkeit oder der Beruf des Angeklagten in Zusammenhang mit dem Tatvorwurf stehen. Es ist verwerflich, Fakten zu nennen, die nichts mit der vorgeworfenen Tat zu tun haben.
Nachlesen können das Frau Schüler und der verantwortliche OZ-Redakteur in Ziffer 12 des Pressekodexes:
Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer rassischen, ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.
Richtlinie 12.1 - Berichterstattung über Straftaten
In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.
Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber schutzbedürftigen Gruppen schüren könnte.

Nicht nachgefragt

In der Usedom-Peene-Zeitung hat der Redakteur, der diese Schlagzeile erfand:
Mildes Urteil nach Stichattacke,
seine Meinung mitgeteilt, denn der Autor G.P. schreibt nichts von einem milden Urteil in seinem Text. Doch auch G.P. unterlaufen Fehler:

Wegen gefährlicher Körperverletzung musste sich in dieser Woche ein Mann gerichtlich verantworten, der vor etwa anderthalb Jahren im Altkreis Anklam seinen Wohnsitz genommen hat.
Was hat es mit der Stichattacke zu tun, dass der Verurteilte vor 18 Monaten zureiste? Nichts! Deshalb hätte die Passage gestrichen werden müssen.
Dieser Satz ist eine Herausforderung an das Kurzzeitgedächtnis und die Geduld der Leser:
Der Verurteilte, Jahrgang 1960, hatte am 31. März gegen 23.15 Uhr unter Alkoholeinfluss stehend einen 41-jährigen Anklamer in einem Dorf nahe der Kreisstadt bei einer zunächst verbalen Auseinandersetzung zweimal durch Stiche mit einem unbekannten Gegenstand im Gesicht verletzt.

Nun bitte ich um Beachtung einer Zahl:
„Es trifft zu, dass ich das tat“, bekannte der 13 Mal Vorbestrafte...
„Für gefährliche Körperverletzung beträgt die Mindestfreiheitsstrafe sechs Monate“, erklärte Staatsanwalt Klaus Fischer. Dass auf Bewährung verurteilt wurde, lag an der günstigen Sozialprognose, die Richter Jörg Dräger erstellte. „Die letzte Verurteilung des Angeklagten liegt schon lange zurück“, sagte er. „Der Mann hat bewiesen, dass er straffrei leben kann.“

Hier hätte der Autor nachfragen müssen, warum einem 13 Mal Vorbestraften ein straffreies Leben zuzutrauen ist, wenn er längere Zeit (wie lange?) unbestraft blieb. Das hätte mich interessiert, Sie auch?

Eingebetteter Kommentar

Holger Vonberg berichtet in der Rügener Zeitung über
Veterinäre mit Argusaugen im Einsatz
Keiner Argusaugen hätte der Redakteur bedurft, um zu erkennen, dass hier ein Kommentar mitten im Bericht zu finden ist. Die eigene Meinung Vonbergs hätte er streichen müssen:
...Doch ganz so einfach ist es nicht, diese Waren in die Europäische Union zu bringen. Gesetze regeln den Import. Und das ist auch gut so, denn der weltweite Handel mit Lebensmitteln nimmt immer größere Dimensionen an. Und immer wieder versuchen Geschäftsleute, die Bestimmungen zu umgehen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser...
Google