Der Kampf ist entschieden
Es sollte ein Urknall werden. Harald Ringstorff, ehemaliger SPD-Ministerpräsident von MV, war sofort begeistert, als er im November 2006 das erste Mal von den Plänen des dänischen Energiekonzerns Dong Energy hörte.Der Urknaller log, und die OZ vervielfältigte die offensichtliche Lüge. Nichts davon hat die OZ jemals zurückgenommen, auch nicht in diesem Text.
Ein gigantisches Steinkohlekraftwerk wollten die Dänen im ostvorpommerschen Lubmin errichten. Zwei Milliarden Euro sollten am früheren Atomstandort investiert, Hunderte Arbeitsplätze geschaffen werden.Auch die Zahl der Arbeitsplätze war gelogen, wie die OZ sehrsehr spät, nach einer öffentlichen Debatte im Greifswalder Dom, den Lesern mitteilte.
Doch es dauerte nicht lange, bis den Hoffnungsträgern kräftiger Gegenwind ins Gesicht blies.Hier zeigt der Autor seine Gesinnung. Er äußert eine Unverschämheit, denn worauf durfte gehofft werden:
- auf eine Verdoppelung des Kohlendioxidausstoßes des Landes M-V?
- auf den Ausstoß von Hunderten Kilogramm Quecksilber und Cadmium jährlich?
- auf den Ausstoß von Hunderten Tonnen Feinstaub jährlich?
- auf einen aufgeheizten Bodden mit all den schlimmen Folgen für Flora und Fauna und Badende?
- auf den Niedergang des Tourismus im Raum Lubmin und auf Rügen und Usedom?
- auf eine Versauerung der Waldböden in der Lubminer Heide?
- auf den Niedergang der Küstenfischerei?
- usw.
Dong versuchte unterdessen, seine Anhängerschar durch Lobbyarbeit zu mehren. ...Dabei unterstützte die OZ den Investor nach besten Kräften, besonders die Lokalredaktionen Greifswald und Usedom. Unvergesslich die Öffentlichkeitsarbeit des Usedomer Lokalchefs für Dong, wenige Tage vor einer Abstimmung der Lubminer zum Projekt, eine Schande für jeden Journalisten.
Im Blog finden Sie Dutzende Belege, die die Vermutung nährten, die Lokalredaktionen seien Außenstellen der Öffentlichkeitsabteilung Dongs. Es kamen Leute zu Wort, die keine Ahnung hatten von dem, das sie äußerten, die sich einen Dreck für die Auswirkungen des Kraftwerkes auf die Umwelt interessierten und die mit ihrer Ahnungslosigkeit mit der der Redakteure wetteiferten. Es wurde reine Propaganda seitenweise an die Leser verkauft.
Gegner und Befürworter überschütteten sich mit Gutachten und Gegengutachten. ...
Ende Oktober 2008 begann schließlich das aufwändigste öffentliche Genehmigungsverfahren in der Geschichte des Landes. In neunstündigen Marathonsitzungen brachten die Parteien ihre Argumente vor. ...
Experten der einen Seite redeten die Auswirkungen auf die Umwelt klein, während Fachleute der anderen Seite mit Horrorszenarien konterten, in denen das Kohlekraftwerk Fauna und Flora kollabieren ließ. ...Das ist falsch! Das halte ich für bösartig, und es dokumentiert die Art der Aufschreiberei der OZ zu diesem Thema, abgesehen von wenigen Ausnahmen.
Wären Redakteure oder kenntnisreiche Journalisten in den Anhörungen gewesen, sie hätten täglich berichten müssen, wie die Gutachter Dongs zugeben mussten,
dass Unterlagen fehlten,
dass falsch berechnet wurde,
dass von falschen Grundvoraussetzungen ausgegangen worden war,
dass Untersuchungen unterlassen wurden,
dass ganze Gutachten fehlten.
Stattdessen wurde aufgeschrieben, wer wo saß und für solch einen Mist Geld verlangt.
Die Bürgerinitiativen und Umweltverbände leisteten das, was staatliche Stellen - mit unseren Steuergeldern bezahlt - hätten leisten müssen. Die Gutachten Dongs waren von herausragend schlechter Qualität. Das mussten die Gutachter an jedem Tag der Anhörung einsehen. Die Nacharbeiten betrafen Dutzende Punkte, die, wie sich zeigt und von der OZ verschwiegen wird, noch immer nicht von Dongs Gutachtern abgearbeitet werden konnten:
Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus ...
Die lange Verfahrensdauer erklärt sich in erster Linie aus den hohen Anforderungen des europäischen Naturschutzrechtes, denen der Investor bis jetzt nicht vollständig gerecht werden konnte. "Die zuständigen Behörden haben nur die Unterlagen eingefordert, die für eine rechtssichere Entscheidung erforderlich gewesen sind. Sie haben in jeder Genehmigungsphase für ein rechtsstaatliches und transparentes Verfahren gesorgt. Zum jetzigen Zeitpunkt war das Projekt aber noch nicht genehmigungsreif" ...
Wer, wie Axel Meyer, von Gutachten und Gegengutachten mit Horrorszenarien schreibt, erweckt den Eindruck, die Gegner hätten nur mehr Gegengutachten eingebracht oder durch besonders heftiges Aufbauschen das Ende des Projektes herbeigeführt. Das zeigt die Ahnungslosigkeit des Mannes und eine Geisteshaltung, die beispielhaft für die meisten Redakteure ist, die sich mit dem Thema befassten. Er
Eine der ganz wenigen, die ausgewogen über das Verfahren berichtete, war Elke Ehlers. Sie kommentierte heute:
Dong gibt Kraftwerksbau in Lubmin auf
Alternativen gesucht
... Der Energiestandort Lubmin steht nun wieder ziemlich am Anfang. Deshalb sollten dort endlich die beiden beantragten Gaskraftwerke vorangetrieben werden. Auch Dong Energy ist herzlich eingeladen, bei neuen Projekten einzusteigen. Wind und Sonne sind Energieträger, die noch viel Potenzial bieten und unterm Strich sogar mehr Arbeitsplätze schaffen.Richtig, sogar viel mehr Arbeitsplätze! Zu berücksichtigen wäre gewesen, dass die Bürgerinitiativen nicht nur einen großen Anteil am Rückzug Dongs haben, sondern zugleich umfangreiche Vorschläge zur umweltschonenden Nutzung des Industriegebietes vorgelegt haben. Nur sind die weder von den Medien zur Kenntnis genommen worden noch von den Regierenden. Alternativen gibt es also längst. Aufgabe der Regierenden wäre, etwas daraus zu machen. Dass sie es nicht können, haben sie ausreichend bewiesen. Sie müssten abgelöst werden, am besten die Ministerialoberbürokratie gleich mit.
(Der wird dieser Witz erzählt:
Der Rumsteher und Wirtschaftsminister Seidel muss abgelöst werden.
Warum?
Der schafft es nicht mal, ein Kohlekraftwerk bauen zu lassen.)
So zeigt sich zweierlei:
1. Medien wie die OZ, die behaupten, hier zu Hause zu sein, handeln im Grunde nicht anders als der Urknaller, der es wagte, die Kraftwerksgegner als nicht ganz richtig im Kopf darzustellen, wenn sie den Rat und die Kenntnisse ihrer Leser nicht nutzen. Ahnungslose Redakteure taten so, als wüssten sie alles besser. Es ist dumm und überheblich, auf die Informationen von Lesern zu verzichten, und es ist auch deren Missachtung.
2. Regierende schaden dem Land, wenn sie einerseits Unsummen für Gutachten ausgeben und andererseits das Wissen der Bürger, das ihnen kostenlos angeboten wird, nicht nur ausschlagen, sondern die Wissenden diffamieren. Das ist kein Thema im Regierungsblättchen, kann es auch nicht sein, denn die OZ handelt ebenso, kann das Thema also gar nicht erkennen.
Die OZ hat beim Berichten über eines der wichtigsten Landesthemen über Jahre hinweg weitestgehend versagt, ist Dutzende Male auf die Propaganda Dongs hereingefallen oder hat sie sogar bewusst weitergegeben. Das Ergebnis ist das gleiche.
Sie hat sich in ihrem Archiv und in meinem Blog ein Denkmal der Parteilichkeit, der Ahnungslosigkeit und Arroganz geschaffen, wobei Ahnungslosigkeit und Arroganz leider viel zu oft ein Paar bilden.
Da mutet es lächerlich an, wenn die OZ eine Illustration so unterschreibt:
Die OSTSEE-ZEITUNG berichtete von Anfang an detailliert und umfangreich über das Kraftwerks-Projekt am Greifswalder Bodden.Vielleicht hat sie nach ihren Maßstäben umfangreich berichtet. Viele klärende Details hat sie ausgelassen, Lügen detailliert vervielfältigt. Hochwertig war die Aufschreiberei vor allem für Dong - und hat doch nichts genützt. Darüber bin ich besonders froh: Dass sich viele Leute nicht mehr für dumm verkaufen lassen, dass sie sich wehren gegen Ungerechtigkeit, dass sie sich zusammenfinden, Freunde werden und gemeinsam für sich und viele andere Leute Gutes bewirken.
Vergessen wir nicht: Ohne die Tausenden Einwendungen und die daraus sich ergebende Anhörung würde die Giftschleuder seit einem Jahr gebaut.
P.S.:
Hier noch die Geschichte des Dong-Projektes und des Widerstandes dagegen (von einer Nachrichtenagentur), gekürzt auch in der OZ erschienen.
Und noch dies, das zeigt, dass Dong noch mehr einstecken musste und wahrscheinlich inzwischen einfach das Geld fehlt, um die vielen Projekte durchzusetzen:
Der Düsseldorfer Energiekonzern E.ON und die DONG Energy A/S haben ihren gemeinsamen Plan zum Bau eines Offhore-Windparks im Südwesten von England verworfen. Das Projekt sei unter anderem aufgrund geringer Windgeschwindigkeiten für die Windräder wirtschaftlich nicht tragbar, berichtet der britische Fernsehsender "BBC" am Donnerstag auf seiner Webseite unter Berufung auf Angaben beider Unternehmen. ...
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