17. November 2010

Rätsel mit Regierungsgewäsch

Die OZ lässt die zahlenden Leser ein Rätsel raten und tut doch nichts anderes, als Regierungsgewäsch an Sie zu verkaufen (das die Leser und alle anderen Büerger mit ihren Steuern bereits bezahlt haben, oder arbeiten die Leute in den Pressestellen der Ministerien ohne Gehalt?):
Goldene Prognose: Steigen Renten bis 2024 stetig an?
Für die 21 Millionen Ruheständler enthält er eine gute Nachricht. In den Modellrechnungen ziehen die Altersbezüge stärker an als bisher angenommen. „Insgesamt steigen die Renten unter Berücksichtigung der Verrechnung unterbliebener Anpassungsdämpfungen bis zum Jahr 2024 um gut 29 Prozent. Dies entspricht einer durchschnittlichen Steigerungsrate von knapp 1,9 Prozent pro Jahr“ ...
Das ist weder eine gute noch eine schlechte Nachricht, zusammengeschustert aus Pressematerial im neuen, chicen Hauptstadtbüro. Es ist überhaupt keine Nachricht, sondern Kaffeesatzleserei und damit wertlos. Doch weil sie schönschriftgeeignet ist, erscheint sie in der regierungsergebenen OZ. Und noch ein gravierender Fehler steckt im ersten Satz: Wenn schon von einer guten Nachricht schwadroniert wird, dann ist es auch eine für alle zukünftigen Rentner, denn ohne die jetzigen Rentenerhöhungen würden die Zahlungen an die nächsten Rentner geringer ausfallen.
Noch ein Argument dafür, dass es sich nicht um eine Nachricht handelt, lieferte der Texter selbst:
Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums dämpfte allerdings: „Das ist keine Vorhersage und kein Versprechen, sondern ein Fortschreiben der bisherigen Modellrechnungen, zu dem wir gesetzlich verpflichtet sind.“
Es hat also nichts zu bedeuten, wird aber an Sie verkauft, als wäre die OZ dafür zuständig, dass Sie als Abonnent täglich mindestens eine gute Nachricht erhalten.

Dass Sie mit Kaffeesatzleserei abgespeist werden, hat der Kommentator erkannt:
Renten-Prognose der Bundesregierung
Sterndeuter
... Die Vorhersage ist wagemutig, denn beim Thema Rente sind schon viele regierungsamtliche Sterndeuter auf die Nase gefallen. ...
Nach der Prognose (verringert sich das Rentenniveau) von derzeit knapp 52 auf dann nur noch gut 46 Prozent. Das heißt, dass für viele, die nicht zusätzlich vorsorgen können, Altersarmut programmiert ist.
Wie privat vorgesorgt werden kann, hat die OZ ihren Lesern schon mehrfach verkauft, wie ich z.B. hier beschrieb. Übrigens funktioniert die private Vorsorge nur zu Lasten der jüngeren Generationen, erfahren Sie nicht aus der OZ.

Der Kommentator fand heraus, was seit Jahren bekannt ist:
Dabei liegt in den meisten Industriestaaten das Rentenniveau deutlich höher.
und schlussfolgerte:
Doch die Bundesregierungen von Schröder bis Merkel haben hier ganze Arbeit geleistet. Nachhaltigkeits- und Riesterfaktor, die Rente mit 67, Rentenbesteuerung, Nullrunden, die Nichtanerkennung von Studienjahren, die Aufhebung der 58er-Regelung und staatlichen Altersteilzeit-Förderung, die Streichung des Hartz-IV-Rentenzuschusses oder die Kürzungen bei Witwen und Erwerbsunfähigkeitsrenten haben das System „verschlankt“. Bald aber ist es so schlank, dass der Staat bei vielen Senioren finanziell zubuttern muss.
Einfach geschrieben: Die Regierungen haben systematisch die gesetzliche Rentenversicherung ruiniert, zugunsten der Versicherer und Banken. Das so einfach und deutlich zu schreiben, war dem Kommentator nicht gegeben.

Dass es so ernst mit den Rentenbeiträgen wohl nicht sein kann, macht dieser Beitrag klar:

Rückschau: Verschwendung
Rentenversicherung verzichtet auf Beiträge in Milliarden-Höhe

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) verzichtet auf Pflichtbeiträge. Nach Expertenschätzungen handelt es sich um zwei bis drei Milliarden Euro. Diese Beiträge sind Nachzahlungen, auf die der Versicherungsträger nach Urteilen von Arbeitsgerichten Anspruch hat, in denen die Tarifunfähigkeit von Christlichen Gewerkschaften festgestellt wurde ...
Beinahe vergessen: Natürlich schildert die OZ, dass das Anheben des Renteneintrittalters auf 67 Jahre wissenschaftlich untermauert sei:
... Denn Ältere hätten deutlich besserte Chancen auf Arbeit. In der Altersgruppe 60 bis 65 habe sich die Erwerbstätigenquote seit 2000 auf aktuell rund 40 Prozent nahezu verdoppelt. Auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung habe sich in dieser Zeit verdoppelt und liege nunmehr bei 23 Prozent. „Diese positive Entwicklung wird sich fortsetzen“, ist von der Leyen angesichts des demografischen Wandels überzeugt. ...
Vorsicht, wenn Leyen etwas behauptet. Sie hat mindestens ein Mal gelogen und einmal Ahnung nuur vorgetäuscht. Das ficht die OZ jedoch nicht an. Wer sich zum Thema Hintergund beschaffen möchte, kann es hier kostenlos tun:

Zahlenmagie beim Renteneintrittsalter
Trick 67

Immer mehr Menschen arbeiten laut einer Statistik der Regierung zwischen 55 und 65 Jahren. Dank eines Rechentricks. Die Realität sieht trostloser aus. Ab 63 Jahren sinkt die Erwerbsquote rapide. ...

Das könnten sogar Aufschreiber im Haupstadtbüro wissen, die Rostocker sowieso:

Vor gut einem Jahr (das sind die neuesten Zahlen) waren in M-V lediglich 3,25 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 60 bis 65 Jahre alt, also deutlich weniger als die fünf Prozent im D.-Durchschnitt.

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