17. November 2010

Wo wirklich Fachkräfte fehlen

Das musste doch mal geschrieben werden:
Fachkräfte im Norden nach wie vor knapp
Der Fachkräftemangel in Deutschland eine „Fata Morgana“?! Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer noch unveröffentlichten Studie und sorgt damit für Verärgerung bei Unternehmen und Kammern in Mecklenburg-Vorpommern. Denn regionale Unterschiede vernachlässigt der Bericht. ...
Das macht die OZ übrigens regelmäßig, wenn sie kammmschererisch und in Schönschriften berichtet.
„Das ist ein fahrlässiges Fazit. Die Studie spiegelt nicht wider, was auf dem Arbeitsmarkt passiert“, meint Jens Matschenz, Sprecher der Vereinigung der Unternehmerverbände für MV. Der Mangel an Fachkräften sei ein Fakt. 
Wo sind denn nun die Fakten? Die Autorin fragte nicht nach, nahm es einfach hin.
Im Nordosten schieden monatlich allein 1200 Erwerbstätige aus Altersgründen aus dem Berufsleben aus.
Damit ist zumindest geklärt, welchen Einfluss die Abwanderung hat und welchen die sog. Maßnahmen der Regierung zur Verringerung der Arbeitslosigkeit nicht haben, Statistiktricks einmal ausgenommen.
Auch das Argument stagnierender Gehälter lässt er nicht gelten. „In der Tendenz steigen die Löhne. Das zeigen Tarifabschlüsse wie jüngst im Hotel- und Gaststättenwesen.“
Dabei hat der Mann aber vergessen zu sagen, wie wenige Unternehmen ihre Mitarbeiter nach Tarif bezahlen, hat auch vergessen mitzuteilen, dass das Lohnniveau in M-V deutlich unter dem D.s und noch deutlicher unter dem der westlichen Bundesländer liegt. Im Jahr 2008 betrug das verfügbare Nettoeinkommen in M-V knapp 79 Prozent vom Bundesdurchschnitt. Alles auf demographische Effekte zu schieben, ist verlogen.
Alles das müsste ein durchschnittliche Leistungen vollbringender Journalist in M-V wissen.

Nichts weiter in dem Artikel wird mit Zahlen belegt, außer:
In MV jedoch suchen viele Handwerksbetriebe händeringend Azubis. „Bei uns sind neben den aktuell 74 offenen Lehrstellen schon 110 Ausbildungsangebote für 2011 gemeldet. 
Habe ich das richtig verstanden, trifft das auf den Bereich einer Handwerkskammer zu?
Und die anderen?
Wie weichen die Lehrlingsgelder und Arbeitsbedingungen von denen in den Altländern ab?
Wie viele der in den vergangenen zehn Jahren Ausgebildeten wurden in eine Festanstellung übernommen?
Diese und andere Fragen wurden nicht beantwortet, stattdessen erneut Unternehmergejammer an Sie verkauft. Lohnt es sich tatsächlich, dafür Geld auszugeben?

Die Krönung war jedoch dies, eine sog. Hintergrundinformation (Sie dürfen schon jetzt lachen.):
Initiative für den Osten
Angesichts des wachsenden Facharbeitermangels insbesondere im Osten fordert Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) eine neue Initiative, um Facharbeiter in die neuen Bundesländer zu holen. „Wir brauchen, gerade für die Länder im Osten Deutschlands, neue Impulse, um für Facharbeiter noch attraktiver zu werden“, sagte Tillich der „Leipziger Volkszeitung“. So forderte er Rückkehrer-Programme.
Er fordert Rückkehrerprogramme? Und die OZ verkauft Ihnen das auch noch. So etwas gibt es seit mindestens vier Jahren in M-V. Hätte die Autorin einen Blick ins Archiv gewagt oder gar in mein Blog, hätte sie dies vom 16. September 2006 erfahren und den tillichschen Quark nicht aufgeschrieben, sondern gelesen:
Der Mangel an beruflichen Perspektiven treibt vor allem junge Menschen aus dem Land. Die Agentur „mv4you“ unterstützt Rückkehrwillige.
Diese Agentur existiert immer noch (Wovon?) und bietet keineswegs nur Stellen für Fachpersonal an und keineswegs nur für M-V, sondern z.B. diese unter etwa 130 angebotenen Stellen (Welch ein Fachkräftemangel!):

Aushilfen (m/w) - Backwarenverkauf
... Gestalten sie mit uns den weiteren Erfolg unseres Unternehmens. Als mittelständische Bäckerei mit Filialen im Raum Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck verwöhnen wir unsere Kunden ...

Zur Verstärkung unseres Filialteams suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt engagierte
Aushilfen (m/w)
Sie sollten über eine positive, besonders freundliche und aufgeschlossene Ausstrahlung verfüge, die ihren Ausdruck in der Freude am Verkauf und dem besonderen Service für unsere Kunden findet. Darüber hinaus sollten Sie teamfähig, kommunikativ, belastbar sowie zeitlich flexibel sein.
Fachabschluss? Keiner. 
Einsatzgebiet? In Ost und West.
Die OZ sollte sich diese Agentur einmal sehr genau ansehen und eine journalistische Leistung erbringen. Interessant ist, dass die Agentur u.a. von Landes-Steuergeld existiert und dennoch Ungelernte in den Westen vermittelt, wie oben zu lesen war.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google