26. Juni 2011

Es darf wieder gejammert werden

Per Titelgeschichte wird den OZ-Lesern das Gejammere wegen zu weniger Lehrlinge verkauft:
Immer weniger Schulabgänger drängen auf den Ausbildungsmarkt im Land. Der Azubi-Rückgang bedroht viele Betriebe in ihrer Existenz. ...
Warum ist das so? Warum können die Betriebe nicht existieren? Weil sie zu wenige Leute haben, die sie in Deutschlands Armenhaus als Billigstarbeitskräfte bildlich bis aufs Blut ausbeuten können?
Etwa die Ostseeperle Glowe GmbH (Rügen), die für Service und Küche insgesamt vier Azubis sucht. Alexander Wegner, im Unternehmen für die Azubis zuständig, ist ernüchtert: Vor einiger Zeit habe er sich aus 20 Bewerbern noch den besten aussuchen können. „Heute muss ich froh sein, wenn überhaupt eine Bewerbung reinkommt.“ Kein Einzelfall. ...
Der Textschluss:
„Wenn heute keine Lehrlinge ausgebildet werden, fehlen später Gesellen und auch Meister“, sagt Kammer-Hauptgeschäftsführerin Claudia Alder. Ein Teufelskreis: Wenn die Betriebe mangels Nachfolger geschlossen werden, fallen Arbeitsplätze und wiederum Azubistellen weg.
Sind unter den jetzigen Mitarbeitern keine fähigen Leute, die die Betriebe übernehmen könnten? Und wenn sich sowieso zu wenige Schulabgänger bewerben, ist es doch nur sinnvoll, Azubistellen wegfallen zu lassen.

Der Autor kommentierte:
Azubi-Mangel
Neue Wege gehen
Jetzt schlägt er voll auf die Wirtschaft durch — der demographische Wandel: Immer weniger Schulabgänger drängen in Mecklenburg-Vorpommern auf den Lehrstellenmarkt. ...
Es fehlt jegliche Nachfrage, wie viele der Lehrlinge zu welchen Bedingungen übernommen wurden, wie viel Lehrgeld das Unternehmen zahlt, wie viel in anderen Bundesländern gezahlt wird, usw.

Wie dieser bejammerte Wandel zustande kam, wird mit keinem Wort ewähnt, als wäre er ein Naturgesetz. Als die immer noch anhaltende Abwanderung nach der Wende begann, konnte sich jeder halbwegs gebildete Mitteleuropäer ausrechnen, dass nach etwa 20 Jahren zu wenige junge Leute im Land sind. Innerhalb von 20 Jahren wurde M-V nicht nur zum Armenhaus Deutschlands, sondern vom (statistisch gesehen) Bundesland mit der jüngsten zum Bundesland mit der ältesten Bevölkerung. Die OZ hat hat es über zwei Jahrzehnte versäumt, diesen Prozess journalistisch aufzuarbeiten.

Immerhin hat der Autor richtige Hinweise an Lehrlingssuchende:
Eine angemessene Bezahlung der Lehrlinge gehört dazu, ebenso wie z. B. individuelle Förderung, Essensgeld, Freizeitausgleich und Übernahmegarantien.
Die Arbeitsbedingungen sind ebenso wichtig.

2 Kommentare:

  1. Anonym28.6.11

    Ein Beispiel, dass vieles glatt gelogen ist und ich behaupte, dass gerade grosse Firmen nicht ausreichend ausbilden wollen, um Kosten zu sparen und lieber Fachkräfte aus dem Ausland, die mit viel weniger Lohn abgespeist werden, einstellen.
    Ich kenne eine persönlich eine mir nahe stehende Person, die sich bei Airbus Hamburg beworben hat, den Eignungstest bestand und trotzdem eine Absage erhielt.
    Unter Airliners.de erschien am 21.04.2011 ein Artikel, nur ein kurzer Ausschnitt:

    Allein Airbus wolle in diesem Jahr 3000 Fachkräfte in allen möglichen Bereichen neu einstellen, davon etwa 1000 in Deutschland, sagte Enders im Interview mit airliners.de. Problematisch sei nach wie vor ein bestehender Fachkräftemangel in Europa, darum bemühe sich die Industrie auch Mitarbeiter aus dem außereuropäischen Ausland.
    Logisch, wenn zu wenig junge Leute ausgebildet werden, herrscht irgendwann der "hausgemachte Fachkräftemangel".
    So machen die Konzerne noch mehr Profit.

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  2. Anonym28.6.11

    Kleine Anmerkung:
    Ab logisch, wenn zu wenig .....
    gehört nicht mehr zum Ausschnitt.
    Das ist meine Meinung dazu.

    Dass die Gastronomie und Hotelerie über Auszubildene in M/V klagt, können sie sich auf die eigene Fahne schreiben.

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