7. Dezember 2011

Schöngeschriebene Riesterei

Geht es um die Förderung der Versicherungswirtschaft, kann die OZ nicht beiseite stehen. Kürzlich hatte sie kopiert, weil Agenturmaterial vorlag und nahezu alle Medien berichteten, die Riesterrente sei ein Flop, hatte aber wenige Tage später ein Privatvorsorge-Märchen weitergegeben und Geringverdiener indirekt zum sog. Riestern aufgefordert.
Heute nun:
Versicherer kontern: Riestern lohnt sich doch
Hier nachzulesen
„Besonders rentabel“ für Familien und Kleinverdiener ...

Einmal abgesehen davon, dass die Rechnung laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nur aufgehen soll, weil Steuergeld zugeschossen wird, geht die Rechnung natürlich nicht auf, was aber dem Pressemitteilungskopierer piepegal war. Besonders rentabel ist die Riesterrente für niemanden, abgesehen vom Versicherer.
Es wäre doch zunächst zu fragen gewesen, was denn mit einer normalen, also nicht geförderten Rentenversicherung ist. Die kann nicht rentabel sein, jedenfalls nicht, wenn die Einzahler nicht älter als etwa 85 Jahre werden. Nicht erwähnt wurde, dass die mit Hilfe von Steuergeld erzielte Rendite nicht die Teuerungsrate (im langjährigen Mittel 2,5 Prozent/Jahr) berücksichtigt. 
Völliger Blödsinn ist es, als Geringverdiener für eine private Altersvorsorge einzuzahlen, da der Geringverdiener eine niedrige staatliche Rente erhalten wird. Reicht sie nicht zum Überleben aus und muss also der Steuerzahler einspringen, um die Rente aufzustocken, würde ihm seine Riesterrente auf die Zuschüsse angerechnet. Er hätte also für alle gespart, nur nicht für sich:
... dass neben der beschränkten Fähigkeit, aus dem laufenden Einkommen regelmäßig Vorsorge zu betreiben, ein weiterer Grund könnte sein, dass die eigenen gesetzlichen Rentenansprüche zusammen mit der privaten Vorsorge nicht reichen, um über das Grundsicherungsniveau hinaus zu kommen. Für diesen Personenkreis lohnt sich keine freiwillige Altersvorsorge, denn nach geltendem Recht werden sowohl gesetzliche als auch private Vorsorge voll auf die Grundsicherung im Alter angerechnet. Für Personen, die nur eine geringe Rente erwarten, sind damit negative Anreize gesetzt, in diese zu investieren, sei es durch sozialversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit oder durch private Vorsorge. ...
Dass der Verband der Versicherer kein Wort über die Kosten der Riesterrente (Abschlusskosten, Verwaltung, Gewinn für den Versicherer) verliert, die so hoch sein können, wie der staatliche Zuschuss (was übrigens erklärt, für wen sich Riestern lohnt), ist völlig klar. Dass die OZ auf jegliche Nachfrage verzichtet, ist ebenso klar. War ja nur kopiert. Dass so etwas als journalistische Leistung verkauft wird, ist für die OZ ebenfalls Alltag, dennoch unverschämt. 
Die OZ hat sich natürlich auch nicht die Mühe gemacht, vergleichen zu lassen, welche Kosten ein normaler Banksparplan dem Sparer verursacht und wie hoch die Rendite unter Einbeziehen der Riesterförderung im Vergleich zur Versicherung wäre. Und was geschieht mit dem Geld in den beiden Sparformen, wenn der Sparer z.B. 70-jährig verstirbt? Fragen Sie bloß keinen OZ-Redakteur, denn auch darüber stand nichts in der Pressemitteilung. (Warum wohl nicht?)
Die Rentenversicherung bleibt eine Wette auf ein langes Leben, die zumeist der Versicherer gewinnt, sonst würde er pleitegehen.
Der Versichererverband hat übrigens gaaaanz vergessen, auf die Vorschläge zu einer dringend notwendigen Reform des Riestergesetzes einzugehen. Alles dazu steht hier.

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