24. März 2011

Was Sie fürs Geld verlangen können

Mitunter ist schwer zu verstehen, warum eine Geschichte zur Titelgeschichte wird:
Niesen, Husten, Jucken: Pollen quälen Allergiker
Diese Gründe wurden u.a. für Allergien genannt:
Fast jeder fünfte Erwachsene ist betroffen. Kinder leiden noch häufiger unter Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis. Nach Meinung von Experten wird die Zahl der Allergiker in Zukunft weiter steigen. „Es gibt mehr Pollen, sie werden aggressiver und es kommen neue Pollen hinzu“ ...
Eine Ursache ist die zunehmende Luftverschmutzung. „Mit Feinstaub behaftete Pollen setzen dem Immunsystem stärker zu“, sagt Prof. Jünger. ...
Sofort fiel mir die Giftschleuder ein, die am Bodden erbaut werden sollte, für deren Bau sich Leute wie der der damalige Minipräsident einsetzten, der dafür sogar log, was die OZ verbreitete und bis heute nicht berichtigte. Zu erwarten waren diese Feinstaubmengen: 
Im Jahresmittel wird etwa die doppelte Menge Staub emittiert, als mit bester verfügbarer Technik erreichbar ist (max. 375 Tonnen jährlich anstelle von 750 Tonnen).
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die OZ aus dieser Kritik eines Koserower Arztes an dem Gutachten zur Toxikologie der Luftschadstoffe zitiert hätte:

... Um die im Gutachten von Prof. Ewers angegebene Staubkonzentration von 0,2 μg/Kubikmetern unterzubringen, müßte das Beurteilungsvolumen von 10,445 km3 auf 6497 km3 vergrößert werden. Bei einer Schichthöhe von 110 m wäre das eine Fläche von ca. 59 000 km2, das ist die 2,5fache Fläche von Mecklenburg-Vorpommern. Es überrascht aber nicht, wenn man bedenkt, daß 2054 kg Staub pro Tag den Schonstein verlassen und davon jedes einzelne Kilogramm 860,42 Billiarden Feinstpartikel der Klasse 1 enthält. Dieses sollen keine nachweisbaren Immissionskonzentrationen sein? Ich habe gleiche Diskrepanzen bei der Berechnung der Benzpyrenimmissionskonzentrationen gefunden. Das bedeutet, daß die Krebsgefahr, allein durch diesen Stoff, eine bedeutende Rolle spielt. ...

Und das hätte die Touristen und Einheimischen erwartet, wäre die Giftschleuder gebaut worden: 

Da unsere Region durch den Betrieb eines SKW luftmäßig in die eines Ballungszentrums umgewandelt werden soll, haben wir entsprechende Veränderungen in der Krankheits- und Sterbehäufigkeit zu erwarten. Eine Verkürzung der Lebenserwartung ist damit sicher.

Das ergäbe die Schlagzeile: Urlaub auf Usedom verkürzt Leben
Der Tourismusverein auf der Insel, der das Giftschleuderprojekt aus Feigheit nicht ablehnte, müsste den Kraftwerksgegenern jahrzehntelang dankbar sein.


Dazu ein Zitat eines Autors, der noch nie die OZ gelesen haben kann, denn er schrieb:
... Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Journalismus, auf mögliche Risiken hinzuweisen, sie in die öffentliche Debatte zu tragen, als eine Art „Frühwarnsystem der Gesellschaft“ zu agieren. Dass Risiken nicht, wie es mit Blick auf Auflagen und Quoten in der Tat regelmäßig geschieht, übertrieben werden sollen, versteht sich von selbst ...
Abgesehen vom wie einer Risikoberichterstattung dürfte es aber nicht in Frage stehen, dass (gerade auch Medizin)Journalisten vorwärtsgewandt berichten sollten. Wer die Darstellung des künftig Möglichen oder Wahrscheinlichen marginalisiert, reduziert den Journalismus auf eine simple Abschrift des Polizeiberichts über einen Unfall, in dem oft nicht viel mehr Information drinsteht als „Zwei Leichtverletzte, drei Schwerverletzte, 10 000 Euro Sachschaden“. Die entscheidende Frage, was aus den Geschehnissen folgt, den Blick auf das Mögliche, klammert dieser jedoch aus. ...
Das alles und viel mehr könnten Sie als Abonnent für Ihr Geld verlangen, wenn Sie es denn verlangten.

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