16. Oktober 2008

Kohlekraftwerk: Falsche Aussagen über Feinstaub und Krebstote

Es bleibt dabei: Die Erkenntnisse kritischer Bürger zu den Gutachten für das Vorhaben Kohlekraftwerk am Bodden erhalten selten Platz in der OZ. Dabei sind die Anmerkungen so einfach zu verstehen und stichhaltig, dass natürlich die offene Frage bleibt: Warum wird darüber fast nichts veröffentlicht?

Z.B. dies von Dr. Kaufmann aus Koserow:

Es ist leider so, daß die für DONG gefertigten Gutachten, wie auch jetzt, das für das
STAUN von Prof. Ewers erstellte Gutachten für das Genehmigungsverfahren strikt abgelehnt
werden sollten. Sie zeigen Berechnungen, die nicht realistisch sind und bei denen
wichtige physikalische Grundlagen nicht mit einbezogen wurden. Sie führen damit zu
Schlußfolgerungen, die aus meiner Überzeugung unverantwortlich sind, da sie auf diese
Weise einen nicht vertretbaren Einfluß auf das Genehmigungsverfahren nehmen und
damit zu einem Schaden der Bevölkerung führen würden.

Es geht um das Gutachten Nr. 2 "Gutachterliche Stellungnahme zur Toxikologie der Luftschadstoffe" von Prof. Dr. rer. nat. U. Ewers, Hygieneinstitut des Ruhrgebietes, Gelsenkirchen, ausgeführt am 15. September 2008.

Die für die Errichtung des SKW sehr positive Beurteilung wird demonstrativ an den Beginn
der Stellungnahme gestellt. Auch der Satz unter Abschnitt 4 des Gutachtens:
"Die Qualität der hier zu beurteilenden Antragsunterlagen ist nach Auffassung des Unterzeichners durchgängig als sehr gut einzustufen."
Entsprechend sind die Ausführungen und Beurteilungen hinsichtlich der Schadstoffgefährdung im Einzelnen nicht nachvollziehbar.
Prof. Ewers hat es nach seinen Worten nicht für notwendig gehalten, den Wahrheitsgehalt
und die Richtigkeit der Aktenunterlagen und den daraus gezogenen Folgerungen durch
eigene Untersuchungen zu überprüfen:
"Bei Sichtung der Antragsunterlagen gelangte der Unterzeichner zu der Auffassung, daß
es nicht sinnvoll ist, zu den in den Antragsunterlagen enthaltenen, äußerst detaillierten und
umfangreichen Berichten und Gutachten ein weiteres detailliertes und umfangreiches Gutachten zuzufügen, da alle relevanten Gesichtspunkte in den Antragsunterlagen bereits
behandelt werden."
Es handelt sich also um ein reines Aktengutachten.
Für mich heißt das:" Ich war zu faul, Details zu prüfen."

Eines der nicht geprüften Detail und Kaufmanns Rechenergebnis:

Unter Abschnitt 6.3 wird ausgesagt:
"Die durch das beantragte Vorhaben bedingte Zunahme der mittleren Feinstaubkonzentration
wird auf der Basis von worst-case-Annahme mit maximal 0,2 μg/m3 abgeschätzt.
Die reale Zunahme der mittleren Feinstaubkonzentration wird erheblich geringer sein. Dies
bedeutet, daß im Beurteilungsgebiet real keine meßtechnisch nachweisbaren Änderungen
der Feinstaub-Immissionskonzentrationen zu erwarten sind."

Unter Zugrundelegung dieser Fakten ergibt sich für das oben angeführte Ausbreitungsvolumen von 10,445 Kubikkilometern eine mittlere Staubbelastung von 124,39 μg/m3. Davon entfallen für den für die Gesundheit besonders gefährlichen Feinstaub der Klasse 1 allein 112,65 μg/Kubikmeter. Die Diskrepanz zu den 0,2 μg/Kubikmetern, die in der gutachterlichen Arbeit von Prof. Ewers angegeben ist und wohl so vom Lober-Gutachten übernommen wurde, ist alarmierend.
Um die im Gutachten von Prof. Ewers angegebene Staubkonzentration von 0,2 μg/Kubikmetern unterzubringen, müßte das Beurteilungsvolumen von 10,445 km3 auf 6497 km3 vergrößert werden. Bei einer Schichthöhe von 110 m wäre das eine Fläche von ca. 59 000 km2, das ist die 2,5fache Fläche von Mecklenburg-Vorpommern.
Es überrascht aber nicht, wenn man bedenkt, daß 2054 kg Staub pro Tag den Schonstein
verlassen und davon jedes einzelne Kilogramm 860,42 Billiarden Feinstpartikel der
Klasse 1 enthält. Dieses sollen keine nachweisbaren Immissionskonzentrationen sein?

Ich habe gleiche Diskrepanzen bei der Berechnung der Benzpyrenimmissionskonzentrationen
gefunden. Das bedeutet, daß die Krebsgefahr, allein durch diesen Stoff, eine
bedeutende Rolle spielt.

Kaufmann belegt, dass die Zahl der absehbaren Krebstoten wesentlich höher liegen wird, als die Gutachter voraussagen:

Da unsere Region durch den Betrieb eines SKW luftmäßig in die eines Ballungszentrums
umgewandelt werden soll, haben wir entsprechende Veränderungen in der Krankheits- und
Sterbehäufigkeit zu erwarten. Eine Verkürzung der Lebenserwartung ist damit sicher.

Wer die gesamte Pressemitteilung lesen möchte, kann sie von mir erhalten. Eine Mail schicken an oz-blogger(at)gmx-topmail.de.

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