6. September 2008

Hintergrund: 132 Euro-Gutachten

Seit Jahren fällt mir auf, dass es, glaubte ich der OZ-Berichterstattung, in MV keinen Alg 2-Missbrauch durch die einzig wahren Hartz 4-Empfänger gibt, jene also, die in den Behörden Alg 2-Empfänger verwalten. Ebenso werden die Ein-Euro-Sklaven in MV nicht missbraucht, jedenfalls nicht in Berichten der OZ. Das ist weltfremd und erweckt den Eindruck der Behördengläubigkeit, womit der Journalismus tot ist.

Da ist solch ein Kommentar scheinheilig:
Blackout
Das Millionenheer der Hartz-IV-Bezieher steht mal wieder vor der Anklagebank. Ganz und gar nicht neu sind immer wieder vorkommende Missbrauchsfälle, die die Arbeitslosen unter Generalverdacht stellen: Schmarotzer, Faulenzer und Drückeberger heißt der miese Dreiklang, der so falsch ist, wie er nicht falscher sein kann. Die Statistik spricht eine ganz andere Sprache. ...
Nur hatte die OZ die vielen Warnungen vor der Kriminalisierung aller Alg 2-Empfänger nie ernst genommen, kamen ja auch nicht aus der Regierung.

Kein Wort in der OZ darüber, dass die Zeitung auf die Propaganda vom Sozialschmarotzer hereingefallen ist. Stattdessen wird jetzt gewettert. Sollte das ein genereller Sinneswandel sein, wäre es in Ordnung. Doch ich bezweifle den Wandel.

Immerhin widmete die OZ dem Thema Alg 2-Mindestsatz eine Blickpunktseite, die es zu ergänzen gilt, z.B mit dem Hinweis, dass sie die 132 Euro-Studie aus Chemnitz im bösenbösen Internet veröffentlicht wurde, übrigens nebst scheinheiligem Vorwort.

Die OZ fragte Sie:
Wozu mögen Schultüten gehören? Oder Füllfederhalter?
Die Antwort gibt nicht die OZ, sonern sie können hier nachlesen, was nicht in der OZ steht.
Die sog. Wissenschaftler beziehen sich aber auch nicht auf einen Haushalt mit Kindern im Wachstum, sondern auf einen Singlehaushalt mit einem weder körperlich noch geistig behinderten Bewohner.
Genauer geschrieben:

So hat Thießen diese These überprüft: Er konstruierte den Fall eines erwachsenen Mannes von 1,70 Meter Körpergröße und 70 Kilo Gewicht.

Dies ist auch aufschlussreicher, als es die OZ berichtete:

Kultur, so legt es die Aufstellung der Forscher nahe, geht auch umsonst. Sie empfehlen "Freizeitgestaltung in Form von Gesprächen, Spaziergängen, Nutzung von Parks, Teilnahme an öffentlichen Festen etc.".

Ob diese Annahmen realistisch sind, haben Thießen und sein Kollege mit Preiserhebungen, die im Jahr 2006 liegen, nachvollzogen.

Nicht einmal die Preise sind aktuell!
Die beiden Wissenschaftler ... schickten ihrer Studie aber immerhin eine "Präambel" hinterher, ... Aus der Studie würden auch keinerlei Konsequenzen abgeleitet, heißt es nach Ansicht der Kritisierten etwas scheinheilig.
Und was heißt das? Es ist nicht wahr, heißt das, wass in der OZ unwiderlegt steht, hier jedoch nicht (Das ist der Unterschied zwischen Aufschreiberei und Journalismus.):

In der Studie liest sich das allerdings anders. In ihren Schlussfolgerungen fordern Thießen und sein Mitautor mehr Ehrlichkeit von denjenigen Gruppen, die „immer wieder“ eine Erhöhung der Hartz-IV-Unterstützung in Gespräch brächten. „Auf der Basis der von der Gesellschaft derzeit formulierten Ziele ist eher ein Absenken der Mindestsicherung als ein Anstieg gerechtfertigt“, heißt es weiter. Im Klartext: Hartz IV ist mit 351 Euro zu üppig bemessen.

Kein Wort las ich zum Hintergrund, dieses 132 Euro-Gutachten jetzt zu veröffentlichen: Zur Zeit wird das Existenzminimum neu berechnet. Damit die Betroffenen meinen, Glück zu haben, wenn die Bedarfssätze nicht gesenkt werden, wird solch ein mit Steuergeld bezahlter Stuss veröffentlicht und kaum jemand weist auf den wahren Grund hin. Dazu gibt es nämlich keine offiziöse Veröffentlichung aus der Regierung.
Mich erinnert das an psychologische Kriegführung gegen das eigene Volk.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google