6. September 2008

Schönschreiberei lässt nach

Nun kann es sogar die OZ nicht mehr schönschreiben, da es auch der Wirtschaftsminister nicht mehr kann:
Deutsche Wirtschaft lässt nach
Minus 1,8 Prozent: Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ist im Juli deutlich gesunken. Das Handwerk hingegen legte zu.
Dennoch verschwieg die OZ einige Angaben, die das hohe Ausmaß des Nachlassens belegen. Hier können Sie nachlesen:

global news 1207 06-09-08: Auch die Industrieproduktion rutscht

Heute meldet das Statistische Bundesamt den sechsten monatlichen Rückgang in Folge der deutschen Industrieproduktion, die damit seit Januar bereits 4 % verloren hat (Abb. 04306). Dabei liegt die Konsumgüterindustrie jetzt schon unter dem Niveau von vor acht Jahren. ...

O
der hier:
global news 1205 04-09-08: Immer mehr schlechte Nachrichten von der Wirtschaftsfront: Industrieaufträge brechen ein

...
Nun ist es offensichtlich so weit, daß auch die Bundesregierung die heile Welt nicht mehr herbeireden kann. Nach heutiger Meldung brechen die Industrieaufträge immer mehr ein: im vom Bundeswirtschaftsministerium bevorzugten Zweimonatsvergleich Juni/Juli gegenüber April/Mai schon um 4 %, aus dem Ausland mit 4,3 % sogar um noch etwas mehr (Abb. 04569). Vor allem haben die Investitionsgüterproduzenten verloren, deren Auslandsaufträge um 5,8 % regelrecht abgestürzt sind. Sie waren bisher die Speerspitze des deutschen Exports.

Angesichts dieser enormen Schieflage in der deutschen Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre kann nicht überraschen, wieviel schlechter im internationalen Vergleich sich - auf der jahrelangen Schlußposition - die Nachfrage privater Haushalte (Abb. 12998) und - nur von Italien unterboten - der Umsatz des Einzelhandels (Abb. 12922) entwickelt haben. Bis auf Italien und Portugal hatte Deutschland auch die schlechteste Entwicklung der gesamten Wirtschaftsleistung seit dem Jahre 2000, und dies trotz viel gefeierter Exportweltmeisterschaft ...


Der Autor dieser global news hatte schon vor Jahren auf die Gefahr hingewiesen, sich vom Export abhängig zu machen. Doch OZ-Wirtschaftsweise würden nie und nimmer etwas von seiner Seite zitieren. Bösesböses Internet und überhaupt: Globalisierungskritiker, igittigitt! Schließlich gibt es die offiziellen Märchenstunden, deren Inhalte in der OZ wiedergegeben werden?

Die OZ hatte kopiert:
Die weltweite Konjunkturabschwächung schlägt immer stärker auf die deutsche Wirtschaft durch.
Keine Angabe von Gründen, sie schlägt einfach durch. Liebe Leser, machen Sie sich selbst einen Reim darauf, z.B.:

Wer allein auf Ausfuhr stiert, die Rechnung jetzt dem Volk serviert.

Doch, einen Grund hat die OZ in den Text kopiert:
Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sank im Juli überraschend deutlich. Zum Vormonat sei die Erzeugung preis- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent zurückgegangen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium gestern in Berlin mit.
Volkswirte hatten nur mit einem Produktionsrückgang um 0,5 Prozent gerechnet.
Was die sich so zusammenrechnen, die schlaubergerischen Wirtschaftsweisen, denen die OZ-Wirtschaftsweisen noch in jedem Quartal jede Zahl abnehmen. Ist ja auch nur mehr als das Dreifache des aus dem Kaffeesatz Gelesenen. Für solche Wahrsagerei werden Institute mit Steuergeld bezahlt.
Im Juni hatte es noch einen leichten Zuwachs von 0,1 Prozent gegeben.
Das musste unbedingt geschrieben werden; also doch noch ein Schönschreibversuch. Aber jetzt den Grund:
Ein Grund für die starke Drosselung dürfte die Ferienzeit gewesen sein.
Na, da kommt ja bald wieder alles ins Lot, denkt, wer das glaubt.

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