30. Juni 2006

Hallo, ein Thema?

Hunde kosten mehr, als Hartz-IV-Empfänger erhalten . . .
Gemeint sind Alg 2-Empfänger.
345 Euro: soviel erhält ein Arbeitslosengeld-II-Empfänger monatlich - und damit weniger Geld, als der Hamburger Tierschutzverein (HTV) für die Unterbringung eines Hundes benötigt.
Wie der HTV-Vorsitzende Wolfgang Poggendorf bestätigte, brauche der Verein 19 Euro pro Tag, also 570 Euro im Monat, um einen von der Stadt sichergestellten Hund zu versorgen.
...

Es ist kein Gold und glänzt nicht einmal

„Es bewegt sich was“
berichtete die Mantelredaktion auf der Deutschlandseite:

... Der Abbau sozialversicherungspflichtiger Jobs wurde erstmals seit fünf Jahren gestoppt.
Wie lange wird es dauern, bis der Stand von vor fünf Jahren wieder erreicht ist? Ach ja, vor fünf Jahren gab es auch schon Arbeitslose. Die Quote betrug 18,3 Prozent.

... Die anhaltende Entspannung auf Mecklenburg-Vorpommerns Arbeitsmarkt führte das Geschäftsführungsmitglied der Regionaldirektion Nord, Jens Regg, vor allem auf saisonale Effekte und erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung zurück.
... und vielleicht darauf, dass immer noch Arbeitsfähige aus M-V auswandern?

... Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im ostdeutschen Schnitt um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging, stieg sie im Nordosten um 0,3 Prozent auf 491 700 Stellen.
Das sind 1473. Was das für Stellen sind, erfuhr ich auch:

Branchen mit dem stärksten Beschäftigungszuwachs waren unternehmensnahe Dienstleistungen, das verarbeitende Gewerbe sowie das Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen. Das Bau- sowie Kredit- und Versicherungsgewerbe wiesen dagegen deutliche Arbeitsplatzverluste auf.
Welche sind die besser bezahlten Arbeitsstellen, die mit Arbeitsplatzverlusten oder die mit Zuwachs?

Im Kommentar zum Thema

Arbeitsmarkt
2 : 1
von JAN EMENDÖRFER las ich:

Deutschland muss heute gewinnen! Schon wegen der Konjunktur.
Die Fußballeuphorie hat im Juni die Kauflaune auf ein Rekordhoch getrieben. Und es gehen nicht nur Flachbildschirme, Beamer und Fanartikel gut. Der Konsum brummt generell. Höhere Nachfrage, mehr Produktion, neue Arbeitsplätze. Dieser Dreiklang ist die Begleitmusik der WM. ...
Die große Koalition muss jetzt beherzt notwendige Reformen(Gesundheit) in Angriff nehmen, damit der Schwung nicht ins Abseits pendelt.
Dazu gibt es Gegenmeinungen:

Die monatliche Schönrederei des Arbeitsmarktes ist unerträglich

... Der stellvertretende Vorsitzende Rolf Hocke hatte gegenüber dem Erwerbslosen Forum Deutschland im Januar des Jahres schriftlich erklärt, dass im Rahmen der Fußball-WM ausschließlich sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden. „Die Realität sieht anders aus. So werden Touristenbegleiter, Fahrgastbegleiter und Straßenreinigungskräfte im Rahmen der WM als billigste Arbeitskräfte missbraucht. Dies ist ein Skandal angesichts der hohen Gewinne durch die WM. Hier zeigt sich für uns, wo die wahren Mitnahmementalitäten zu finden sind. Es sind die Profiteure dieser Arbeitsgelegenheiten, die neben den billigsten Arbeitskräften auch noch satte Zuschüsse durch die Bundesagentur für Arbeit erhalten. Dies sind Gewinne, die normalerweise nur im horizontalen Gewerbe zu erzielen sind“

Bremst das Tempo!

Gesundheits- und Föderalismusreform überfordern selbst das interessierte Publikum, ihre Folgen sind noch nicht abzusehen. Grund genug, sie jetzt nicht übers Knie zu brechen ... Offensichtlich verstehen aber auch die Abgeordneten, die heute zur Föderalismusreform und bald zur Gesundheitsreform die Hand heben sollen, nicht mehr davon als der durchschnittliche Zeitungsleser. Und das ist entschieden zu wenig. ...
Es ist ein politisches Paradox: Je unsicherer und unklarer die Auswirkungen von Großprojekten, desto wahrscheinlicher wird ihre Umsetzung - solange die ohnehin Einflussreichen davon profitieren. In diesem Fall ist das zum Beispiel die große Koalition. Sie muss irgendetwas mit dem Namen "Reform" vorweisen, damit die Leitartikler endlich schreiben und die Leitredner im Fernsehen sagen, Angela Merkel erhöhe das "Reformtempo". "Tempo" wird hierbei zum Wert an sich. Tempo als solches verheißt schon Effizienz, Entscheidungsfreude und Disziplin. ...

Arbeitsmarktzahlen vom Juni: Kein Grund zum Feiern oder: Die Arbeitsmarktstatistik entzaubert

...Allerdings ist die ganze Politik derzeit auf „Mut machen" angelegt und kommt aus der Angst, daß ohne eine gewaltige Kaufwelle alles in 2007 unter dem Druck der Mehrwertsteuererhöhung wieder zusammenbrechen wird. Leider übernehmen die deutschen Medien diese künstliche Positivsicht auf den Arbeitsmarkt, ohne die Fakten zu hinterfragen oder auch nur einen Blick auf die Beschäftigungsentwicklung um Deutschland herum zu werfen. Wo bleibt der seriöse Journalismus eigentlich?

Es ist alles viel, viel bunter

Viele Greifswalder zieht es in die Sonne
hat FRANZISKA AMLER für die Leser der Greifswalder Zeiung herausgefunden - wie die Heimatzeitung es in jedem Jahr herausfindet:
Die Ferien nahen und mit ihnen die Ur-laubszeit. Wo verbrin- gen die Greifswalder die schönste Zeit des Jahres? OZ horchte sich mal um.
Ich schreibe mal, dass natürlich nicht die Greifswalder gemeint sein können, wie im Vorspann vorgegaukelt wird.

1. Es gibt Greifswalder, die im Urlaub nicht wegfahren.
2. Auch Greifswalder haben die Möglichkeit entdeckt, über das Internet Reisen zu planen und zu buchen. Davon bekommen die befragten Reisebüros nichts mit.
3. Greifswalder verreisen auch, ohne ein Reisebüro oder das Internet zu nutzen.
4. Warum müssen die Greifswalder über einen Kamm geschoren werden?

Es geht auch anders

Die Grevesmühlener Zeitung stellte die überflüssige Frage:

Schauen Sie um 17 Uhr das Spiel der Deutschen?,
befragte sechs Personen und füllte damit sehr einfach, schnell und langweilig den Keller auf der lokalen Titelseite.

Es geht auch anders:

WM-Baby unter bunter Hülle
Kriegsbemalung der Fans treibt Blüten — Lukas lächelt schwarz-rot-gold
Manche gehen mit der Kriegsbemalung sogar ins Büro: Schwarz-rot-gold prangt an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen. Man zeigt wieder Stammeszugehörigkeit — vorsichtshalber abwaschbar.
oder so:
Warum nur Public Viewing?

Arme Würstchen in schwarz-rot-goldener Soße

Public Viewing soll Konfliktpotenzial abbauen. Von wegen. Die einzige
Möglichkeit, sich in so einer Hölle zu entspannen, wäre: Eine Kettensäge
mitzunehmen.

...oder vorher Elias Canetti lesen: ... Einzig in der Masse, diesem von „Affekten“ geleiteten Gebilde verliert der Mensch seine Furcht vor der Berührung, kann es zu einem Zustand der „Entladung“ kommen, zu dem Moment, an dem alle „ihre Verschiedenheiten loswerden und sich als gleiche fühlen“.

Diese Tipps gebe ich auch der Greifswalder Leinwandberichterstatterin F. Amler. Sie schrieb:

Einzige Frau unter lauter Männern
Wenn heute abend (sie meint "Abend") Deutschland gegen Argentinien antritt, hat sie wieder Dienst: Michaela Meyer. Sie gehört zum Team der Security, das im WM-Dorf auf dem Markt die Einlasskontrollen durchführt. ...
Alles ganz nett durchgeführt mit den großspurigen Anglismen, doch dann nannte sie den Arbeitgeber. Dabei wäre der Artikel ebenso verständlich, ohne den Namen aufzuschreiben.
Seit 2002 ist Michaela Meyer für den USD Sicherheitsdienst tätig.

Golf und noch einmal Golf

Die Grimmener Zeitung hat das unerschöpfliche Thema gefunden:

24. Mai, 198 Wörter
Erste Bahnen des Golfplatzes ab 2. Juni geöffnet

27. Mai, 607 Wörter
Golf lockt immer mehr Neugierige
31. Mai, 89 Wörter
Golfpark Kaschow wird Freitag eröffnet

6. Juni, 368 Wörter
„Nicht so einfach, wie es aussieht“

heute, 444 Wörter
Senioren erobern das Putting Green

Hereinspaziert!

MICHAEL SCHISSLER schrieb in der Ribnitzer Zeitung:
Etwa zwei Millionen Euro kostet die neue Turnhalle in der Recknitztal-Kaserne. Das Richtfest für das Gebäude steht nun vor der Tür.
Ich traue mich nicht mehr, die Tür zu öffnen. Was davor alles stehen kann!
Die Ribnitzer Zeitung scheint die Heimatzeitung für den übertragenen Sinn zu werden.

Bitte den Sinn übertragen

Die Ribnitzer Zeitung berichtete über dieses Bauvorhaben:
Brücken über Gräben bauen
Wanderer brauchen Gräben also nicht mehr zu durchwaten oder zu überspringen. Schön wär's!
Den Nationalpark, Aushängeschild für den Tourismus, gemeinsam zu entwickeln, war Anliegen einer OZ-Gesprächsrunde mit Politikern.
D
as mit den Brücken war also im übertragenen Sinne zu verstehen. Doch aus dem Text von E. Schaffernicht konnte ich nicht entnehmen, dass das geglückt ist.
Ihr Kommentar
Erster Schritt
widerspricht den Aussagen des Berichtes:
Zwar fielen sich nicht alle um den Hals, aber die ausgestreckten Hände zu den Umweltverbänden waren nicht zu übersehen.
Das habe ich dann wohl im Bericht überlesen.

So klein ist die Fußballwelt auf Rügen?

Die Fußball-Welt ist zu Gast auf der Insel Rügen
Wie groß ist die Fußballwelt der Rügener Redaktion?
Am Sonntag wird ab 11.30 Uhr ein Fußballturnier mit internationaler Beteiligung stattfinden ... Neben dem gastgebenden VfL Bergen 94
treten das spanische Profiteam vom Abre FC Sevilla und eine Auswahlmannschaft aus Kamerun im sportlichen Wettstreit gegeneinander an.
...
Habe ich richtig gezählt, drei Mannschaften aus drei Ländern? Was für eine bejammernswert kleine Welt ist das?

Klasse Öffentlichkeitsarbeit!

Stralsunder Zeitung:
Ganzheitlichkeit als Heilansatz
Wie bitte?
N. B. schrieb:
Der Weg zur Heilung von Krankheiten führt über einen selbst. So jedenfalls ist der Ansatz der „prozessorientierten Homöopathie“, die Ute Barth seit Anfang Juni in der Judenstraße praktiziert. ...
Ohne auch nur den Anschein zu erwecken, kritisch zu berichten, oder Gegenmeinungen eingeholt zu haben, durfte der Autor 2459 Anschläge lang völlig einseitig berichten.
Klasse Öffentlichkeitsarbeit für Herrn Barth!

Mischmasch

Usedom-Peene-Zeitung:
In Pritzier noch freie Flächen für Eigenheime
Nach dieser Reklame für Baugrundstücke kam im Vorspann der ernüchternde Satz, dass es diese Grundstücke noch gar nicht gibt:

Die Gemeinde beabsichtigt, für den Seitenweg in Pritzier eine Innenbereichssatzung erarbeiten zu lassen, um Bauparzellen ausweisen zu können.
Und so begann der Text:
Die ehrenamtlichen Brandschützer von Hohendorf hatten vor kurzem Besuch eines Inspektors der Feuerwehr-Unfallkasse Nord. Der nahm das Gerätehaus und dessen unmittelbare Umgebung in Augenschein ...
Was soll denn das? Dann bekam ich mit, dass der Artikel ein Sammelsurium ist, denn:

Der Bürgermeister unterrichtete die Gemeindevertreter ...

über dies und das.

Nur Mut!

Doch, die Usedom-Peene-Zeitung berichtet sogar über die Zahl von Widersprüchen, jedoch nicht über die gegen die Gaspreiserhöhungen.

Koserow: 84 Widersprüche gegen Bescheide für Straßenreinigung
Das finde ich seltsam. Selbst wenn der Gasversorger es ablehnt, die Zahl der Widersprüche zu nennen und auch nicht sagt, wie mit ihnen umgegangen wird, hätte die Redaktion zumindest mitteilen können, dass das Unternehmen diese Zahl nicht veröffentlichen will. Dann wüssten die Leser: "Aha, sie haben wenigstens gefragt." Also, allen Mut zusammennehmen und nachfragen; oder allen Mut zusammennehmen und zugeben, wenn ein Redakteur einmal nicht alles erfahren hat.
In diesem Zusamennhang gebe ich einen Lesetipp:

Über die Feigheit
Ohne Courage keine Tugend; Mut ist die Voraussetzung aller Tugend. Nur wer sich aus dem behaglichen Zustand seines Sentiments herauswagt, kann sich überhaupt als gerecht, besonnen oder wohlwollend beweisen. Regiert dagegen die Feigheit, kann man auf moralische Fortschritte lange warten. ...

Noch ein wenig Ermunterung:

„Für die Kunden ist es nicht nachzuvollziehen, ob eine Preisanpassung angemessen ist – vor allem wenn ein Unternehmen wie RWE sowohl Importeur als auch Lieferant von Endkunden ist.“ Die Verbraucherzentrale bereitet bereits eine Musterklage gegen RWE vor.

Gericht stoppt Preiserhöhung des Berliner Gasversorgers Gasag
Erneut hat ein Gasversorger vor Gericht eine Niederlage erlitten: Das Berliner Landgericht hat die Gaspreiserhöhung der Berliner Gasag in Teilen für unwirksam erklärt. Damit hat eine von der Berliner Verbraucherzentrale unterstützte Sammelklage von 38 Kunden Erfolg.

Duden: ungepflegte Ausdrucksweise

Deal mit Schwerin beschert Brennofen
Deal [di:l] der; -s, -s : (Jargon) Handel, Geschäft

Was für einen Handel schlossen die Schüler mit "Schwerin"?
... Für den 3000 Euro teuren Ofen liefern die Schüler 1000 Tassen mit dem Slogan „Einfach anfangen“. ...

29. Juni 2006

Kauflaune ist kein Kauf

Titelseite:
Die Deutschen sind in Kauflaune
Schon wieder: die Deutschen!
... Die Neigung, größere Anschaffungen zu tätigen, kletterte auf den höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen 1980 ...
Auch diese Meldung wird an die Leser weitergegeben, ohne Hintergrund zu liefern, denn wer in Kaufllaune ist, jedoch nicht mehr Geld hat als bisher, kann nicht mehr kaufen:
Konsum aus dem Nichts
Wie leicht man sich doch in die eigene Tasche lügen kann! In diesen Tagen sind die Medien voll von Kommentaren, in denen der festen Überzeugung Ausdruck gegeben wird, dass in Deutschland nun endlich auch der private Verbrauch anspringt und der Konjunktur, neben dem ohnehin florierenden Export, zu dem dringend gebrauchten zweiten Standbein verhilft. ...

Die einfache Wahrheit, dass in Deutschland seit Mitte der neunziger Jahre die Reallöhne brutto nicht mehr gestiegen und netto sogar in den meisten Fällen gesunken sind, die können und wollen wir doch dem Volk nicht zumuten. Und die Tatsache, dass die massive Lohnzurückhaltung in Deutschland nicht zu der allseits erhofften Beschäftigungszunahme geführt hat, muss unbedingt verschwiegen werden, weil ja sonst das ganze Fundament des auf Blut, Schweiß und Tränen aufgebauten Ideologiegebäudes zusammenbräche.

Nicht ausgewogen

Umstrittenes Gesetz wird realisiert
berichtete HANS-JOACHIM MEUSEL in der Ribnitzer Zeitung:

Moderne Verwaltungsstrukturen verspricht sich das Land von einem neuen Gesetz. Vor Ort aber findet man das Gesetzeswerk nur „lächerlich“.
92 bedruckte A 4-Seiten ist das Gesetz lang. Sein Name nimmt kein Ende: Gesetz zur Modernisierung der Verwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. ...
Das ist keine ausgewogene Berichterstattung:

1. Was sagt die Regierung zu dem Vorwurf, ihr Gesetz werde lächerlich gefunden?
2. Der Name des Gesetzes hat ein Ende, genau vor dem Punkt. Aus dem Satz lese ich heraus, dass der Redakteur voreingenommen ist.

Die taz war schon da

Wirt schießt für Bush ein Schwein
WERNER GESKE und CAROLIN RIEMER berichteten in der Ribnitzer Zeitung:
In Trin grübeln viele Einwohner darüber, weshalb US-Präsident George W. Bush ausgerechnet in ihr Dorf kommt. OZ löste das Rätsel.
Dumm nur, dass die taz mit nur einem Reporter dieses sog. Rätsel bereits löste und darüber ausführlicher und interessanter berichtete:

reportage / Das globale Dorf
27.6.2006
taz
Themen des Tages
278 Zeilen,
THOMAS GERLACH
S. 5

Keine alten Kamellen aufwärmen!

Die Rügener Zeitung kündigte an:
Grüner Salon zum Thema Kernenergiepolitik in der DDR
Wie bitte? Gibt es keine aktuellen Probleme?
Welchen Stellenwert hatte die Kernenergiepolitik in der DDR? Welchen nimmt die Atompolitik heute ein – 20 Jahre nach dem Tschernobylunglück? ... Referenten sind Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, und Johann-Georg Jaeger, Projektentwickler im Bereich regenerative Energie ...
Ich erwarte, dass ein Vertreter der Heimatzeitung die Veranstaltung besucht und nach dem Stellenwert des Atommüllagers Lubmin fragt, statt sog. alte Kamellen aufwärmen zu lassen. Sofern ich mich recht erinnere, gehörte Pflugbeil zu jenen, die dafür sorgten, dass das KKW Lubmin abgeschaltet wurde.

Hintergrund zu Allianz

Die Mantelredaktion schrieb:
Tausendfacher Protest gegen Stellenabbau bei Allianz
Etwas Hintergrund gefällig?

Allianz ist erst der Anfang
Assekuranz wird zur Versicherungsfabrik

Oder:

Wüstenrot & Württembergische streicht weitere 750 Stellen

Wüstenrot & Württembergische, kurz W&W, setzt erneut den Rotstift bei den Mitarbeitern an. Nachdem das Unternehmen bereits bekannt gegeben hatte, bis zu 1 500 Arbeitsplätze abzubauen, legte der Finanzkonzern nun nach: Weitere 750 Stellen fallen weg. Eine Sparte trifft es besonders hart. Und wie wäre es mit einer Betrachtung?
Etliche der Allianz-Mitarbeiter werden evtl. Alg 2-Empfänger. Ob auch nur einer dieser Leute daran gedacht hat, gegen die sog. Hartz-Gesetze zu demonstrieren, bevor die Gesetze verabschiedet wurden?
Jeder kämpft für sich allein und ist deshalb ziemlich machtlos.

Die Seite muss voll werden, egal wie?

Schön, dass die Grimmener erfahren, was auf der Insel Usedom geplant ist. Das kann nützlich sein, wenn Veranstaltungen angekündigt werden. Das kann aber auch ein Lückenfüller sein, wie dieser:
Usedomer kassieren jetzt auch Zweitwohnsteuer
Zwei Gründe bewegten die Usedomer Stadtvertreter, sich jetzt mit dem Thema Zweitwohnsteuer zu beschäftigen. ...

OZ erfindet Krieger des Elfmeters

In der Usedom-Peene-Zeitung grassiert das sog. WM-Fieber so sehr, dass dieser Freud'scher Fehler passierte:
„Vineta – Die Elferkrieger“ feiert heute Premiere
Es sind nicht die Krieger des Elfmeters sondern die der Elfen. Wenigstens stand es im Text richtig, anders als in der Ankündigung der Grimmener Zeitung. Dort muss es mit dem Fieber besonders schlimm sein:
„Vineta – Die Elferkrieger“ feiert heute Premiere
... Die Vorstellungen „Vineta – die Elferkrieger“ sind ...

Antwort schuldig geblieben

Auf der Landesseite stand:
„Die Barbara ist ja selbst noch ein Kind“
M. Stöcklin stellte sich diese Aufgabe:
Warum tötet eine 15-Jährige ihr Baby? Warum merkte niemand etwas? OZ suchte in Malchow, der Heimatstadt des Mädchens, nach Antworten.
Bevor Sie nachlesen: Er fand keine Antworten.

Haben die Deutschen ausgefiebert?

Die Heimatzeitung bringt mich durcheinander. Musste ich bisher lesen, die Deutschen seien im Fußballfieber, las ich heute, dass es außer mir - ich bin fieberfrei - noch eine Ausnahme gibt:
Deutscher Astronaut fiebert Shuttle-Mission entgegen
Darf der Mann mitfliegen, wenn er Fieber hat?
Und dann scherte die Mantelredaktion wieder einmal alle Deutschen über einen sprichwörtlichen Kamm:
Die Deutschen blicken gebannt auf den Countdown einer US-Raumfähre. ...
Was ist denn nun richtig? Sind die Deutschen plötzlich fieberfrei? Wer schaut dann gebannt am Freitag der deutschen WM-Mannschaft zu? Die Raumfähre startet doch frühestens am Sonnabend.

Sind die Deutschen - mit den beiden Ausnahmen - so sehr im WM-Fieber, dass sie nur noch eines können: auf das Herunterzählen bis zum Start blicken?
Und bitte, liebe Redakteure, klären Sie mich auf: Wie machen die Deutschen das mit dem Blicken?

28. Juni 2006

Etwas für die Moral

Das Schmarotzerspiel
Die Deutschen sind vom Thema Sicherheit besessen. Dabei setzen die Eliten auf eine neue Tugend: Egoismus. Nach dem Motto: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.

Etwas Meinung gefällig?

In einer Kolumne schrieb Lucas Zeise:
Wer über die Marke Sparkasse verfügt
Die Bundesregierung sollte gegen die Attacken aus Brüssel die eigenen Gesetze offensiv verteidigen. Das wäre erfolgversprechender als mit halbgaren Kompromissvorschlägen zu hantieren.
Wie zerschlägt man den Sparkassensektor, ohne an seinem Untergang schuldig zu scheinen? Diese Frage scheint die Bundesregierung bewogen zu haben, die Berliner Sparkasse der EU-Kommission als Opfer des Kompromisses beider Seiten darzubieten.

Noch etwas Hintergrund

Damit sich niemand Hoffnunge macht, die sog. Gesundheitsreform werde ihm Vorteile bringen, empfehle ich:
Programme von der Pharmaindustrie

Gesundheitsreform: Manipulatives Marketing von Pharmafirmen, die Macht der Lobbygruppen und "legale Korruption". Interview mit Professor Karl Lauterbach

Hintergrund gefällig?

Zum Beratungsunwesen:
Berater-Kauderwelsch
Sprechen Sie Consultisch?
Können durch ein Total-Benefits-of-Ownership-Konzept die EPS gesteigert werden? Ich habe in einem Whitepaper gelesen, eine High-Level-Analyse hätte gezeigt, dass durch ein Commitment zu dem Konzept die Performance gesteigert würde ...

Hier ein Interview mit einem Berater:
"Ich kaufe Loyalität und Legitimation"
Warum suchen sich Firmen immer wieder Unternehmensberater - anstatt die eigenen Leute zu fragen? Und warum sind sich viele Berater so ähnlich? Einer von ihnen erklärt all das.
... Man kauft also Legitimation, Akzeptanz und Loyalität ein. Was allerdings erstaunlich ist: Eigentlich bekommen alle Standardware. Diese Standardware ist für Unternehmen manchmal gar nicht hilfreich. Und ein Großteil der Vorschläge wird nie realisiert. ... Eines ist doch klar: Der Opportunismus in Wirtschaftsunternehmen ist gigantisch. Jeder weiß: Ich werde nur Karriere machen, wenn ich mich zu hundert Prozent anpasse. Es kommen ja nicht diejenigen in Spitzenfunktionen, die Treiber, die Kritiker sind, die mal Fragen stellen. Sondern es sind diejenigen, die sich am intelligentesten so anpassen können, dass sie systemfunktional sind.
...

Thema für Heimatzeitung?

Gibt es die Kultur/Medienseite noch? Dann empfehle ich dieses Thema:
Liebe macht blind
Kein böses Wort über den WDR-Chef Fritz Pleitgen bei Wikipedia
Wenn ich Fritz Pleitgen wäre, ich würde meine Mitarbeiter so richtig herzen. Ja, der 68-jährige WDR-Chef, der im August trotz seines Alters erneut Intendant werden möchte, der wird von vielen in seinem Haus aufrichtig geliebt. Eine Liebe und Zuneigung, die jetzt auch Spuren im Online-Lexikon Wikipedia.de hinterlassen hat. Sobald dort jemand in dem Artikel über Fritz Pleitgen ein kritisches Wort schreibt, wird die Passage kurze Zeit später wieder verändert.

Andere sind schneller

Ich empfahl der Heimatzeitung das Thema Auswanderung
Im Manager-Magazin fand ich heute dazu ein AUSWANDERER-BLOG
Was nun, Deutschland?
Deutschland erlebt die größte Auswanderungswelle der Geschichte. Haben Sie Verständnis für die modernen Wirtschaftsflüchtlinge? Oder müssen die Auswanderer an ihre patriotischen Pflichten erinnert werden?

Ganz schön nett


Vielleicht sagte jemand: "Macht doch 'mal was Nettes." Anders kann ich mir nicht erklären, wie dieser Text von P. Machule in die Usedom-Peene-Zeitung gelangen konnte:
Feldblumen verschönern heimisches Wohnzimmer
Die Wolgaster Rentnerin Thekla Städtke ist fasziniert von Blumen aller Art. Jetzt im Sommer bevorzugt die 66-Jährige einen bunten Strauß mit verschiedenen Feldblumen, wie sie derzeit überall prächtig in der Natur heranwachsen. Unlängst wurde die einstige Stenotypistin an einem Getreidefeld nahe des Wolgaster Tannenkamps fündig. Dort pflückte sie sich einen großen farbenfrohen Strauß mit Mohn-, Korn-, Kamille-, Ringel- und anderen Wiesenblumen, der sich in der Vase einige Tage lange hält.
Überhaupt sind die Gartenarbeit daheim sowie das Züchten verschiedener Blumen, Pflanzen und Kräuter die große Leidenschaft der sympathischen Peenestädterin.

Vielleicht ging es auch nur darum, ein nettes Bild als Aufmacherfoto auf der ersten Lokalseite zu haben.

Lokalchef blieb Information schuldig

Unter der Schlagzeile
17 Millionen Euro ins Stromnetz investiert
schrieb der Grimmener Lokalchef P. Schlag ein Interview, das sozusagen mit Zahlen gespickt ist. Doch eine Zahl blieben die Interviewpartner schuldig.
Vom Regional-zentrum Grimmen der E.ON edis aus werden Orte vom Trebeltal bis nach Barth betreut.
Als ich die erste Frage las, vermutete ich, hier wurde kritisch nachgefragt. Doch das war ein Irrtum.

OZ: Die Strompreise sind immer wieder mal in der Kritik. Wie setzt er (gemeint ist: die Strompreise) sich eigentlich (eigentlich ist entbehrlich) zusammen?
Mesing: Wenn man die Kosten für Stromerzeugung und Vertrieb, für das Netz und für die Messungen zusammen- nimmt, macht das alles rund 60 Prozent des Preises aus. Das heißt, 40 Prozent sind Steuern und Abgaben.
OZ: Welche sind das?
Mesing: Mehrwertsteuer, Stromsteuer, aber auch die so genannte Konzessionsabgabe. Sie kommt den Kommunen zugute. In den vergangenen zehn Jahren machte diese Abgabe immerhin in unserem Einzugsbereich rund 15,5 Millionen Euro aus. Übrigens haben wir für lokales Sponsoring in diesem Zeitraum 80 000 Euro ausgegeben.
...
Das war alles zu den Preisen; keine Frage zu Widersprüchen der Energieverbraucher gegen die Preiserhöhungen. Weder deren Zahl noch der Umgang des Unternehmens mit den Widersprüchen wurde erfragt.
Selbst wenn Mesing die Auskunft dazu verweigert hätte, hätte das im Text stehen können. Stattdessen musste unbedingt über Spenden geredet werden, die natürlich die Kunden bezahlen.
Wird ein Interview so geführt, brauche ich keine Heimatzeitung. Dann reicht die Kundenzeitschrift des Unternehmens.

Erfahrungen ausgetauscht - wenn's hilft!

Erinnern Sie sich noch an die Vogelgrippe? Jetzt ist es passiert:
Pressesprecher im Erfahrungaustausch für Krisenfälle
J.M. schrieb:
Den Ansturm von Funk, Fernsehen und Presse auf Rügen in Zeiten der Vogelgrippe ließen gestern Pressesprecher aus neun Kreisverwaltungen des Landes in Bergen Revue passieren ... Lehren aus jener Zeit: Die Pressearbeit im Krisenfall auf mehr Schultern verteilen, in die Informationen mehr Verwaltungsebenen des Kreises einbeziehen und zur Informationsverbreitung das Internet stärker nutzen.
Ob das allein helfen wird? Dazu schrieb ich am 7. März:

Ich bezweifle, dass das Landratsant in einem Plan „Krisenbewältigung“ festgelegt hat, wie in Krisen mit den Medien umzugehen ist, denn alles, was die Verwaltung falsch machen konnte, machte sie beim Ausbruch der Vogelgrippe auch falsch.
Sie durchbrach nicht den verhängnisvollen Ablauf: ignorieren, verleugnen, offener Schlagabtausch, Großangriff der Medien, breite Öffentlichkeit, ...

27. Juni 2006

lupes Lesetipp zur Fußball-WM

Bevor berichtet wird, dass es nur Gewinner gab, empfehle ich, hier nachzulesen:

"Die Welt zu Gast" bei Niedriglohn...

Die Welt, derzeit bekanntlich "zu Gast" in Deutschland, ahnt nicht, dass einige angebliche WM-Gewinner die tatsächlichen Verlierer sind. Denn die eine Million Beschäftigten im Gastgewerbe, das im Gefolge des Fußball-Fantourismus boomen sollte, beziehen zu 70 Prozent Löhne, die unterhalb der Niedriglohnschwelle liegen. ... Während das Einstiegsentgelt für ein Zimmermädchen in Mecklenburg-Vorpommern bei 887 € monatlich liegt, verdient die Kollegin in Bayern laut Tarifvertrag mit 1.490 € deutlich besser. Aber selbst diese niedrigen Löhne können kaum durchgesetzt werden. ...

lupes Lesetipp

"Warum bis morgen warten, um zu erfahren, was heute geschehen ist?"

Vor zwei Wochen verordnete sich der "Guardian" einen bedeutenden Schritt: Ab sofort kommen Artikel zuerst ins Internet, dann in die Zeitung. Alan Rusbridger, Chefredakteur des Blattes, zu Risiken und Chancen des Online Publishing für ein Medium, das mit der Aktualität des Webs nicht mehr mithält.

Tausche Kohle gegen Gas?

Ich hatte am Wochenende dies nicht gelesen:

Gas bringt Kohle ins Land
Ob Autor Klaus Walter oder ein Mantelredakteur eine besonders witzige Schlagzeile schmieden wollte, konnte ich nicht feststellen. Misslungen ist sie auf jeden Fall, denn welches Land ist gemeint, M-V oder Deutschland? Erst in der Mitte des Textes lüftete der Autor das Landesgeheimnis:

... Klar, Russland braucht Kohle. Europa braucht Gas ...
Es kann mit der Kohle jedoch nur Geld gemeint sein (ganz schön umgangssprachlich), denn Russland hat große Kohlevorräte. Deutschland braucht also keine Kohle nach Russland zu schicken, um Gas zu erhalten.
Ganz schön verwirrend!

Danke für den Hinweis an A.M.!

Doch: Klapperstorch bringt die Kinder!

Die Schlagzeile
Klapperstorch trotz Hitze fleißig
über der allwöchentlichen Geburtenberichterstattung gab mir zu denken.
Bringt in Greifswald wirklich der Klapperstorch die Kinder? Leiden Störche unter den höheren Temperaturen? Wenn ja, warum fliegen sie dann im Herbst nach Afrika?
Wenn nicht der Klapperstorch die Kinder bringt, sondern sie wie alle Kinder gezeugt werden, rechne ich neun Monate zurück und siehe, die Kinder wurden im Herbst gezeugt.
Doch unverdrossen schrieb C. Meerkatz:
14 neue Erdenbürger wurden in der Vorwoche in der Universitätsfrauenklinik geboren. Dem Klapperstorch schien also die Hitze nichts auszumachen – welches Glück!

Jetzt wird's militärisch

Gleich zwei Mal wird es kriegerisch in der Greifswalder Zeitung, obwohl in und um Greifswald Frieden herrscht. Gäbe es Krieg, hätte ich es bestimmt aus der Heimatzeitung erfahren:
368 Berliner stürmen Maritimes Jugenddorf
Von einem Sturm las ich nur in der Schlagzeile.
345 Berliner Schüler und ihre 23 Lehrer sind gestern mit einem Sonderzug in Greifswald eingetroffen. Zu Fuß marschierten die Mädchen und Jungen des Georg-Christoph-Lichtenberg-Gymnasiums die fünf Kilometer bis ins Maritime Jugenddorf Wieck, wo sie bis Freitag bleiben werden. ...
Noch eine Schlagzeile im Militärjargon:

In Greifswalder Straßen wird Europa erobert
(Das ist die Un-Schlagzeile des Tages)
Nichts wird erobert, sondern:
... Am 4. und 5. Juli werden Grazer, Greifswalder und Prager Studenten an verschiedenen Schauplätzen Greifswalds agieren, Passanten in die Thematik eines sich ständig verändernden Europas einbeziehen ...

Uni vermarktet, OZ macht mit

Aufmacher auf der ersten Greifswalder Lokalseite:
Rektor schenkt Freitag erstes Uni-Bier aus
R. Amler schrieb:
Als erste deutsche Universität hat Greifswald ein eigenes Universitäts- bier. Das Gebräu gibt es ab Freitag auch in der Bügelflasche. ...
Gut zu wissen! Natürlich brauen nicht Uni-Angestellte, sondern:
Beides sind Sonderabfüllungen aus dem Sudhaus der Vielanker Hausbrauerei im Kreis Ludwigslust.
Das musste zwar geschrieben werden. Doch warum die Brauerei genannt wurde, bleibt mir schleierhaft. Wieso schrieb der Lokalchef nicht einfach, dass die Uni ihren Namen auf diese Weise vermarktet und damit etwas Geld verdient. Gehört der Hinweis nicht in solch einen Bericht?
Wäre dann einfacher zu erkennen, dass sich die Heimatzeitung in die Vermarktung einspannen ließ?

Erklärungsbedürftig

Grimmener Zeitung:
Kleine Butscher vom WM-Fieber erfasst
Gibt es auch große Butscher? Ist eine kleiner Butscher so etwas wie ein weißer Schimmel?
War das Fieber schlimm? Welche Temperaturen wurden gemessen? Stattdessen erfuhr ich diese Neuigkeit:
... Im Mittelpunkt steht das Kind“, erklärt Monika Sahr, Leiterin der „Butscherstuv“. ...

Ist die Kuh ein Schwein?

Die Ribnitzer Zeitung berichtete:
Panzer schwebt in der Halle
Die Vorbereitungen für das Internationale Ostblock-Fahrzeugtreffen am Wochenende auf Pütnitz sind jetzt angelaufen.
Michael Schissler meint vielleicht, das Treffen werde jetzt vorbereitet. Er schrieb:
Die „Russenkuh“ steht in unmittelbarer Nähe zur Quad-Bahn.
Meinte er vielleicht das "Eisenschwein"? Leider wurde ein Panzerbild gedruckt. So konnte ich nicht prüfen, welches Fahrzeug er beschrieb. Doch die Ribnitzer Leser sind natürlich Auskenner. Sie wissen, was gemeint ist.
Das läuft am Wochenende auf dem alten Flugplatz
Auch wenn über eine Russenkuh geschrieben wurde, heißt das nicht, dass sie Beine hat, mit denen sie auf dem Flugplatz laufen könnte. Auch ein Autokorso kann nicht laufen:
Beginnen wird das Internationale Ostblock-Fahrzeug-Treffen am Freitag, 30. Juni, mit einem Fahrzeugkorso in das Ostseebad Dierhagen.

Thema verfehlt

Solaranlagen fristen noch Schattendasein
schrieb K. Degrassi in der Usedom-Peene-Zeitung. Wer gefördert wird, stand hier:
Land und Europäische Union fördern Solaranlagen im öffentlichen Bereich.
Das heißt: Private Haushalte erhalten keine Förderung. (Fragt sich, warum der Artikel geschrieben wurde, wenn er die meisten Leser gar nicht interessiert.)

Vielleicht ist das einer der Gründe für die wenigen Solaranlagen in M-V, denn in der Ribnitzer Zeitung las ich:
Steuerstrom aus Betrieben fließt kräftiger
(Nur nebenbei: Laut OZ fließt Geld überall. Selten wird es überwiesen.) Wahrscheinlich hat Autor E. Sternkiker Platon gelesen: panta rhei, griechisch"alles fließt". Aber Vorsicht, Platon meinte etwas anderes!
Gegenwärtig gibt es rund 1100 Gewerbebetriebe in Ribnitz-Damgarten. Nur 322 zahlen Gewerbesteuer.
Nicht einmal jeder dritte Betrieb zahlt Gewerbesteuer! Hier handelte der Redakteur das wichtigste Thema des Textes mit einem Satz ab.
Da werden ganze Seiten auf denen der Nachbarredaktionen nachgedruckt. Doch einmal ein Thema mit dem zu kombinieren, was andere schreiben, scheint nicht vorgesehen zu sein.

Freigebigkeit vorgetäuscht

OZ spendiert Familien Wochenendkurzurlaub
berichtete Steffen Adler in der Usedom-Peene-Zeitung. "Donnerwetter, die Heimatzeitung muss viel Geld übrig haben", vermutete ich. Doch die Schlagzeile täuschte Freigebigkeit nur vor, denn es wurde nicht Geld der OZ verteilt:
Sarah gehört zu den insgesamt 65 Teilnehmern, die am Freitag auf Wochenend-Kurzurlaubstrip gehen. Dank der OSTSEE-ZEITUNG und der vielen fleißigen Spender vom vergangenen Jahr, mit deren Hilfe bei der Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“ rund 14 500 Euro zusammen gekommen waren.
Nach der großen Weihnachtsfeier, bei der es für Bedürftige Geschenke und für Kinder reichlich Spielzeug gab, waren immerhin noch mehr als 9000 Euro übrig geblieben. Mit diesem Geld hat jetzt die DRK-Familienhilfe einen dreitägigen Kurzurlaub organisiert.

Alles wird gut

Auf der M-V-Seite erfuhren die Leser, wie verständnisvoll Stralsunder sind:
Zwei Tage nach Beginn der Bürgergespräche anlässlich des bevorstehenden Bush-Besuchs hat die Polizei eine erste positive Bilanz gezogen. So hätten die Beamten in Stralsund bislang 415 Gespräche mit Bürgern und Gewerbetreibenden geführt. Dabei sei deutlich geworden, dass die Stralsunder den polizeilichen Maßnahmen Verständnis entgegen bringen ...
Im Blog STOP 1984 las ich über Bushs Besuch in Wien:
... Ärzte, deren Praxen entlang der von Bush befahrenen Route liegen, sollten Namen, Geburtsdatum und Adresse der Patienten, welche an den zwei Besuchtstagen voraussichtlich die Praxen besuchen werden,
herausgeben - darum wurden sie jedenfalls von den österreichischen
Polizeibeamten gebeten. Das Innenministerium begründete diese Maßnahme damit, den Patienten so den Zugang zur Sperrzone erleichtern zu wollen. ...
In der OZ war auch zu erfahren
Bush kommt schon am 12. Juli
... gibt es Privatquartiere für die „First Family“ ... ; dazu zwei dazu Küchen sowie einen medizinischen Trakt, inklusive Operationstisch. ...
Wenn der Präsident auf Reisen geht, werden in der Regel einige Tage vorher bereits die gepanzerten Limousinen und Begleitfahrzeuge des Secret Service an das Reiseziel geflogen. ...

Warum hat der Mann solch eine Angst um sein bisschen Leben?

26. Juni 2006

Was bedeutet "feiern"?

Aus diesem Bericht der Greifswalder Zeitung lernte ich.
Zehntausend tanzten vor Glück
Was ist Glück? Nun weiß ich es:
Die Greifswalder City (Gemeint waren wohl die Menschen auf dem Marktplatz.) in Ekstase (übermäßiges Entzücken, Außersichsein, Rausch): Nach dem deutschen Sieg am Samstag schien alles Schwarz-Rot-Gold.
Tatsächlich alles?

Und nun erfuhr ich auch noch, was es heißt zu feiern:
... Nur einige Meter weiter bewies Egbert Liskow (CDU), dass auch der Bürgerschaftspräsident feiern kann. Bei den Podolski-Toren sprang er auf und klatschte vor Freude. ...
Soso, wer aufspringt und klatscht, feiert.
Warum erinnert mich der Bericht an den Lüsch-Kommentar?

Es geht wieder los!

Nun ist die Veranstaltungsberichterstattung auch in diesem Sommer endgültig ausgebrochen und das Lesen der Zeitung wird montags langweilig.
Beispiel Usedom-Peene-Zeitung:
Ganz Zirchow auf den Beinen
Der Festumzug am Sonnabend war der Höhepunkt der 750-Jahrfeier von Zirchow und Kutzow sowie 100 Jahre Feuerwehr Zirchow.
Wolgaster Orgelsommer mit viel Applaus eröffnet
Schuljahresabschluss mit kraftvollen Tönen
Wer den Weg in den Saal der Wolgaster Kreismusik-schule nicht kannte, musste nur den Tönen folgen. Letzte kleine Fingerübungen für das Konzert ...
Ich erfuhr so bedeutende Neuigkeiten wie diese:

... Neben einer weiteren Violine, gespielt von David Ambarzumjan, brachten Wilhelm Szigat, Angelique Richter und Josephine Walther
die Saiten ihrer Gitarren zum Klingen. Für ihr Gitarrenduo hatten die beiden jungen Damen P. Hortons „Toccata for a wild old Lady“ ausgewählt.
...

Loddiner Wehr feierte Sommerfest
Cowboy-Flair beim Countryfest Zinnowitz
Das Countryfest war irgendjemandem so wichtig, dass der Text sogar in der Grimmener Zeitung erschien. Grimmen liegt 47 Kilometer Luftlinie von Zinnowitz entfernt oder anders gerechnet, der ganze Kreis Ostvorpommern trennt die Orte voneinander.
Cowboy-Flair beim Countryfest Zinnowitz

Doppelt langweilt mehr

Mit einer Doublette verärgerte mich die Usedom-Peene-Zeitung.
Warum die Meldung auf der lokalen Titelseite stehen musste, ist mir schleierhaft:
James Bond wird in Greifswald angeklagt
Am 3. Juli um 15 Uhr muss sich 007, der Geheimagent ihrer Majestät, der Königin Elisabeth, im Greifswalder Schwurgerichtssaal, Domstraße 7, wegen Totschlag, Mord und anderer Delikte verantworten. ...
Dann noch ein Mal auf der von Greifswald übernommenen Seite:
James Bond wird in Greifswald angeklagt
Am 3. Juli um 15 Uhr muss sich 007, der Geheimagent ihrer Majestät, im Greifswalder Schwurgerichtssaal (Domstraße 7) wegen Totschlag, Mord und anderer Delikte verantworten. ...

Bitte nachfragen!

In der Usedom-Peene-Zeitung stand unter der Schlagzeile
Hoffen auf mehr Leben im Ort
... „Wir wollen das Leben hier erhalten“, formuliert Birgit Berge das Ziel des Fördervereins. Doch dafür braucht es Gemeinschaftserlebnisse. Deshalb organisiert sie mit ihren Mitstreitern Lesungen und Konzerte in der Kirche. Einerseits, um Spenden für die Sanierung zu sammeln, andererseits, „um den Leuten etwas zu bieten“. Dadurch, hofft auch Pfarrer Graffam mit Blick auf die anhaltende Abwanderung aus der strukturschwachen Region, „bleiben vielleicht auch mehr Menschen hier“. ...

Warum fragte hier niemand nach, ob der Pfarrer das ernst meinte, oder warum er glaubt, das mit dem Hierbleiben könnte funktionieren?

Falsch

Mir drängt sich der Verdacht auf, CHRISTIAN LÜSCH trägt sehr große Scheuklappen, denn er schrieb in seinem Kommentar

Deutschland eine Runde weiter
Immer besser
auf der Politikseite:

Nach dem 2:0 gegen Schweden im Achtelfinale der Weltmeisterschaft gibt es in Deutschland nur noch ein Thema – Fußball. Und wie weit werden wir es noch bringen?
Dass die Aussage falsch ist, hätte der Redakteur sogar beim Lesen der Heimatzeitung erkennen können.
Im Übrigen verweise ich z.B. auf die Nachdenkseiten, auf denen über sehr wichtige Themen berichtet wurde.

Er hätte sogar etwas über Fußball lesen können:
Schweizer Fernsehen leitet rechtliche Schritte gegen Günter Netzers Firma Infront ein
Er hätte auch dies lesen können:
Die Kündigungsliste
Bund und Länder sind verschuldet, die deutschen Konzerne kündigen Entlassungen an. Vertraute Sicherheiten sind dahin. Ein Blick auf die Kündigungsliste deutscher Firmen.

Allianz: minus 7 500 Stellen
Der Konzern will bis 2008 im Versicherungsgeschäft 5 000 Jobs streichen. Bei der Tochter Dresdner Bank gehen 2 500 Mitarbeiter.

DaimlerChrysler: minus 8 500 Jobs
Der Konzern kappt beim Autobauer Mercedes 8 500 der 93 000 Arbeitsplätze. Das Unternehmen strebt Vertragsauflösungen an.

Dt. Telekom: minus 32 000 Stellen Beim Telefonkonzern fallen bis 2008 rund 32 000 Jobs weg, darunter 10 000 Beamtenstellen.

Siemens: minus 11 000 Stellen
Der Traditionskonzern zerschlägt seine Telekomsparte: Die Netzwerk-Sparte fusioniert mit der finnischen Firma Nokia; bis zu 9 000 Jobs in Deutschland weniger. Die IT-Tochter SBS entlässt 2 400 Mitarbeiter.

Schering: minus 6 000 Stellen
Das Berliner Pharmaunternehmen fusioniert mit dem Chemiekonzern Bayer. Auf der Strecke bleiben 6 000 Jobs - vornehmlich in Berlin.

Volkswagen: minus 20 000 Jobs
Der Autobauer will in seinen deutschen Pkw-Werken bis 2008 bis zu 20 000 Stellen streichen.

25. Juni 2006

Marken angepriesen

Ob die OZ Erfolg hat mit dem Anpreisen von Marken?
Erfolg beim Brandungsangeln
... Dann einen Dreibock, Stellage für zwei Brandungsruten der Marke Shimano, 4,25 Meter lang, leicht und mit unglaublicher Federkraft. Die 10 000er Utegra Stationärrollen sind randvoll mit monofiler Spezialschnur gewickelt ...
Stellt nur Shimano Ruten für das Brandungsangeln her? Können nur Utegra Stationärrollen randvoll gewickelt werden? Was würde passieren, wählte der Angler anderes Gerät?

OZ erhielt Hinweis wegen Schleichwerbung

Am 16. Februar hatte ich gefragt, ob die Greifswalder Zeitung mit der Ankündigung Schlachtefest mit Schnauze eine Anzeige gespart hätte und fragte:
Ist das Schleichwerbung? Was meinen Sie?

Sie meinten nichts, doch der Deutsche Presserat hat der Ostsee-Zeitung am 9. Juni einen Hinweis wegen Schleichwerbung ausgesprochen. In den Erwägungen des Ausschusses heißt es:
... Als zu weit gehend ist ... aber, wenn der Geschäftsführer von
Greifenfleisch in dem Beitrag zu Wort kommt und das Produktangebot seines Unternehmens vorstellen kann.
... Die Entscheidung ergeht einstimmig.
Aus gegebenem Anlass empfehle ich diesen Artikel besonders den Lesern:
Die Grenze zwischen PR und Journalismus schwindet
Die klare Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten gehört zum journalistischen Grundverständnis. In der Praxis lassen sich Medien viel zu oft von Interessenvertretern instrumentalisieren.

Hauptsache nett!


Natürlich weiß ich, dass jener für den Inhalt der Anzeige verantwortlich ist, der sie aufgibt, auch für diese aus dem eine Woche alten Stellenmarkt.
Doch witzig finde ich dennoch, dass jemand ohne Vorkenntnisse für eine Fachberatung gesucht wird.
Nun weiß ich wieder, dass Fachberatung der Tarnbegriff für Verkauf ist. Danke an die OZ für die indirekte Aufklärung!

Bitte Rubriken weglassen




Seltsam! Die obere Anzeige war die einzige, die unter der Rubrik "Umschulung und Weiterbildung" erschien. Dabei hätte die Anzeige "Waldorflehrerseminar bietet Weiterbildung" so gut dazu gepasst.

Die Anzeige der Fachhochschule Stralsund erschien unter der Rubrik "Stellenangebote" für alle jungen Leute, die den Beruf des bezahlten Studenten ausüben möchten, bis sie Rente erhalten.

Wenn es in der Anzeigenabteilung nicht so genau darauf ankommt, unter welcher Überschrift die Anzeigen stehen, könnten die Überschriften weggelassen werden.

Doppelt langweilt besser


Dieser liebevolle Anriss voller Liebe erschien vor einer Woche in der Usedom-Peene-Zeitung.

Rätsel zum Wochenende

In der Usedom-Peene-Zeitung fand ich dieses Wochenendrätsel
Werke von Mozart und Bernstein erklingen im Dom
... Zeitlich weiter zurück reicht die im 100. Geburtsjahr Mozarts 2006 dargebotene und vermutlich 1779 im Salzburger Dom erstmals uraufgeführte „Krönungsmesse". Die von Wolfgang Amadeus Mozart
(1756-1791) auf sechs Teilen aufgebaute Messe ...

24. Juni 2006

Hintergrund gefällig?

Unter der Schlagzeile

Plädoyer für ein bedingungsloses Bürgergeld
sagte der Soziologe Wolfgang Engler in einem Interview für das Wochenendjournal:
... Götz Werner, der Chef der dm-Drogeriekette hat eine große Tagung mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik veranstaltet, um der Sache mal richtig Schwung zu geben. ...
Was Werner zu dem Thema schrieb, lesen Sie hier:
Revolutionär denken, evolutionär handeln

Thema für die Heimatzeitung

Sofern es noch nicht in der OZ stand, halte ich dieses Thema für eines, das typisch für eine Heimatzeitung sein sollte:
Frustriert von Deutschland wandern so viele Deutsche aus wie seit 122 Jahren nicht mehr. Die heutige Nachrichtenlage macht diese Flucht aus unserem Lande nur allzu verständlich.
... Über eine ganz aktuelle Bevölkerungsentwicklung - das „manager-magazin“ spricht gar schon dramatisierend von einer „bevölkerungspolitischen Krise“ - wird bisher kaum geredet, nämlich dass nach Schätzungen im letzten Jahr 250.000 Deutsche ausgewandert sind.

Unnötige Meldung

Was haben Leser der Heimatzeitung von dieser überflüssigen Meldung vom 20. Juni?
Deutsche Haushalte haben mehr Geld
Die deutschen Haushalte verfügen heute über ein doppelt so großes Geldvermögen wie noch Anfang der 1990er-Jahre. Im Schnitt liegt der Nettobetrag bei fast 69 000 Euro je Haushalt, teilte die Deutsche Bundesbank gestern in Frankfurt mit. Die Sparquote kletterte von 9,2 Prozent im Jahr 2000 auf 10,7 Prozent des verfügbaren Einkommens im vergangenen Jahr.
Mich erinnert das an den Witz von der Kuh, die ersoff, obwohl der Fluss im Durchschnitt nur einen Meter tief war.

Wer wissen möchte, wie das Vermögen verteilt ist, sollte hier nachlesen:
Jeder Haushalt hat im Durchschnitt 70.000 Euro Nettogeldvermögen.
Oder: Für wie dumm hält uns der Bundesbankpräsident eigentlich?

Merkel wurde widerlegt

Unter der Schlagzeile
Bundestag verabschiedet Haushalt für 2006: 38 Milliarden Euro neue Schulden
berichtete die OZ im Mantel:
... Angesichts des immensen Defizits verteidigte die Regierung die Aussage der Bundeskanzlerin vom „Sanierungsfall“ Deutschland gegen Kritik aus den Reihen der SPD. ...
Ja und?
Dazu empfehle ich dringend, hier nachzulesen:
Deutschland ist kein Sanierungsfall, aber die derzeitige Politik kann es dahin bringen

Sehr interessant auch dieser Eintrag aus dem Blog Herdentrieb:

Deutschlands Wirtschaftsberatung – ein Sanierungsfall

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