20. Februar 2010

Für dumm verkauft, dennoch Umsatz verringert

OZ und Zusammenhänge, Sie wissen es schon, das passt nicht zueinander. Wieder zwei Beispiele.

Die Usedom-Redaktion gönnte ihren Lesern die gesamte lokale Titelseite mit Texten über eine Veranstaltung, in der Komparsen der Film "Ghostwriter" gezeigt wurde. Dass das Thema Dreharbeiten auf der Insel Usedom schon vor einem Jahr die Redaktion bildlich ganz aus dem Häuschen brachte, als gäbe es nichts Wichtiges zu berichten, wissen Sie sicher noch. Dass nun aber wieder mit völlig aufgeblasenen und deshalb stinklangweiligen Texten eine ganze Seite gefüllt wurde, ist wohl der Themennot und den provinziell-piefigen Scheuklappen der Redaktion zu verdanken. Es wird hochgeschrieben und damit abgelenkt von den wichtigen Themen, die zu bearbeiten die Redaktion nicht fähig ist.

Also über Zusammenhänge. Zum einen:
... Nordamtsvorsteher Dirk Schwarze ist sicher, dass er (der Film) auch Werbung für die Insel wird: „Bei diesen vielen Naturaufnahmen werden die Leute sich weltweit fragen: Wo ist das gedreht?“
Die Frage wird beantwortet, in selben Langweiler, einen Abschnitt früher. Hätte jemand verglichen, hätte er gemerkt, was für einen Unsinn der Amtsleiter quatschte und ihn mit Nichtwiedergabe des Unsinns geschützt. Aber Vergleichen war wohl zu langweilig:
Die Landschaften von Usedom und Sylt, wo das Team ebenfalls drehte, werden immer wieder vermischt. Mehrfach fahren die Darsteller „auf Usedom los“ und biegen in eine Sylter Straße ein.
Ich wette darauf, die allermeisten Zuschauer in aller Welt interessiert es einen feuchten Kehricht, wo was gedreht wurde. Aber es ist typisch für die OZ, solchen Unsinn zu verbreiten. So ließen schon mehrfach Leute in der OZ den Unsinn vervielfältigen, wenn irgendwelche sog. Prominente sich irgendwo aufhalten, werde das den Tourismus fördern. (Sogar ein Steinkohlenkraftwerk am Bodden sollte den Tourismus fördern, wurde den Lesern allen Ernstes verkauft.) Hat nicht geklappt, wie in Heiligendamm zu erfahren ist. Es waren zu wenige Leute daran interessiert, sich in das Klobecken zu entleeren, in das während des G 8-Gipfels G.W. Bush seine Verdauungsreste abgesondert hatte. Oder hat der Hotelbetreiber aufgegeben, weil er der Menschenmassen nicht mehr Herr wurde, die Übernachtungen buchen wollten?
Oder wird Trinwillershagen von Touristen überlaufen, weil dort Bush und Merkel einst versuchten, Stücke eines angekohlten, zähen Wildschweins zu essen, wofür Millionen Euro verschwendet wurden? (Übrigens interessant, dass nicht die OZ die tatsächlichen Kosten erfragte, sondern ein Sträfling. Soweit ist es mit der OZ gekommen, an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten.) Lächerlich, aber immer wieder gern von der OZ verbreitet, weil es die Spalten füllt. Übrigens:
... die Anzahl der Gäste aus dem Ausland (ging 2009) hingegen um 6,0 Prozent zurück ... das konnten nicht einmal Polansky und Co. verhindern.
Ganz nebenbei noch dieses Märchen:
Polanski war scharf auf Knoppers
Mal ganz abgesehen davon, dass mich in den seligen Zeiten der OZ der Chefredakteur persönlich zusammenstauchte, weil ich gewagt hatte, einen Firmennamen in die Schlagzeile zu schreiben - stimmt das mit der Schärfe? Ich zweifle, denn:
Am Set war sie in der Catering-Crew und reichte in den Drehpausen süße Sachen. „Polanski wollte nur Knoppers haben“
Das heißt doch nur, er wollte nichts anderes. Die Schärfe wurde ihm angedichtet.

Damit zum 2. Beispiel, Landesseite:
Urlauber lassen 2,4 Milliarden in MV
... Jeder Übernachtungsgast an der Küste gibt täglich 102,20 Euro aus. Das sind rund 30 Euro mehr als noch vor fünf Jahren. ...
Dieselbe Redaktion kopierte aber auch:
Kauflust im Keller: Umsatz im Handel sank um 3,2 Prozent
... Wie das Statistische Amt am Freitag in Schwerin mitteilte, übten die Käufer vor allem bei der Anschaffung langlebiger Artikel wie Haushaltsgeräten und Einrichtungsgegenständen Zurückhaltung. Das Umsatzminus in dem Bereich betrug real 5 Prozent. ...
Das mit der Kauflust können Redakteure nur Leuten verkaufen, die ihre Hosen mit der Kneifzange anziehen. Das Propaganda-Märchen von der Kauflust verbreitet die OZ nun schon seit Jahren unverdrossen, ohne die wahren Hintergründe zu suchen und an die Leser zu verkaufen.

Wenn immer mehr Urlauber das Land besuchen (Anzahl der Gästeankünfte stieg 2009 um 5,0 Prozent) und dann auch noch immer mehr Geld ausgeben, warum verringert sich der Einzelhandelsumsatz schon seit 2008? Fragen Sie den Redakteur Ihres Vertrauens!
Dazu sollten Sie wissen, dass die Urlauber nur wenig mehr Geld in Gaststätten ausgeben, denn der Umsatz im Gastgewerbe erhöhte sich 2009 nur um 0,7 Prozent.

Wo also geben die Leute ihr Geld aus? Genau, im Einzelhandel. Sie kaufen vor allem Lebensmittel. Bemerkenswert ist nämlich, dass die Campingplätze 2009 mit 4,0 Millionen Übernachtungen eine überdurchschnittliche Steigerung von 10,3 Prozent erzielten, ein zweieinhalbfach höherer Anstieg als der der Übernachtungen in Hotels.
Dennoch verringerte sich der Umsatz durch Verkauf von Lebensmitteln 2009 gegenüber 2008 um drei Prozent.

Könnte es also sein, dass die Einwohner des Landes noch weniger ausgaben, als die Statistik vermittelt? Oder ist es auf den Bevölkerungsschwund zurückzuführen, oder darauf, dass die Realeinkommen nicht zunehmen? Das auf eine imaginäre Kauflaune zu schieben, ist verantwortungslos, zeigt, für wie dumm die Redaktion die Leser hält und wie leicht sie es sich mit dem Kopieren macht - kritischer Hochwertjournalismus nach Art des Hauses OZ.

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