10. Juli 2008

Anteilsverkauf: Die Mieter zahlen die Zeche

Mehrfach war mir aufgefallen, dass in der OZ der angebliche Vorteil eines Verkaufs von Anteilen der Greifswalder kommunalen Wohnungsgesellschaft stets in den Vordergrund gerückt wurden: Greifswald wird schuldenfrei.

Kein Mal - wer belegt mir das Gegenteil? - berichtete die OZ ausführlich über Nachteile und Gefahren eines solchen Verkaufes für Stadt und Mieter. Ebenso wurde auch heute nicht erwähnt, dass es erhebliche Bedenken aus kommunalrechtlicher Sicht gegen den Verkauf gibt.

Umso mehr wunderte ich mich über den Kommentar:
Risiko-Geschäft
War das der große Wurf?
Naja, an Fragen sind die Leser schon lange gewöhnt.
... Zwar stellen die neuen Herren in der Chefetage mit 49,9 Prozent nicht die Mehrheit der Eigentümer. Doch auch mit so einem Anteil lässt sich eine Firma faktisch steuern. Experten können unzählige solcher Beispiele benennen, etwa wenn bei Stadtwerken ein Energiekonzern einsteigt.

Die KWG ist eine Gesellschaft, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Die Einnahmen von den Greifswalder Mietern werden also künftig Einfluss auf den Börsenkurs ihres Vermieters haben. Ob das wirklich ein großer Wurf war, oder nicht eher ein riskantes Geschäft, das wird sich in den nächsten Jahren zeigen. ...
Aha, also sollte jedermann zweifeln, ob das Geschäft ein gutes war. Es kommt ganz darauf an, wer gemeint ist.

Für die Bremer Aktiengesellschaft wird es wohl ein gutes Geschäft sein, erhält sie doch für einen lächerlich geringen Kaufpreis Anteile an einem Gewinn bringenden Unternehmen.

Für die Greifswalder Bürger, die nicht in WVG-Wohnungen wohnen, könnte es auch ein gutes Geschäft sein, kann die Stadt doch ihre Schulden tilgen und hat noch Geld übrig.

Und genau hier ergeben sich Fragen:

Wie kommen die Mieter davon? Ich meine schlecht, denn ich nehme an, dass das Bremer Unternehmen die Anteile oder zumindest ein Gutteil davon über einen Kredit kauft.
Und wer muss für die Tilgung und die Zinsen aufkommen? Die Mieter! Das heißt doch nichts anderes, als dass ein Großteil der städtischen Schulden auf die Mieter der WVG abgewälzt wurden. Wer also nicht Mieter einer WVG-Wohnung ist, hat es eindeutig besser, bleibt Nutznießer. Die Mieter sind die Kühe, die gemolken werden.

Es gäbe noch anderes zu bedenken und vor allem nachzufragen. Doch warum soll ich die Arbeit der gut bezahlten Lokalredakteure machen? Sollten Sie zahlender OZ-Leser sein, fordern Sie die Redaktion einfach auf, endlich Hintergrundmaterial zu liefern, das, was die Redaktion schon vor der Abstimmung in der Bürgerschaft hätte machen müssen.

Wieder erinnert mich die Berichterstattung und -verhinderung an die über das geplante Kohlekraftwerk, besonders an meinen gestrigen Eintrag.

P.S.: Ein Tipp an die Bürgerschaft: Debatten, wie die um den Anteilsverkauf, sind überflüssig, denn dass die Fraktionen öffentlich ihre Argumente darlegen, ist albern.
Jedes Bürgerschaftsmitglied weiß vor der Sitzung, wie es abstimmen wird. Niemand wird sich von Argumenten der Gegenseite überzeugen lassen. Und wer sich nicht die Hosen mit der Kneifzange anzieht, weiß, welche Fraktion welche Argumente vorbringen wird. Also Schluss mit der Zeitverschwendung!

1 Kommentar:

  1. schöne Beiträge zum WVG Verkauf!

    Schade, das ich sie jetzt erst entdecke.

    Schauen Sie bitte mal hier:

    http://webmoritz.files.wordpress.com/2008/07/ausgespielt1.pdf

    Vielleicht können Sie das ja mal verlinken?

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