27. September 2011

Leser mit nichts zugedröhnt

Der Kommentator meinte zwar:
Zur neuen Internet-Sucht
Nur keine Panik
... womit er Recht hat.
Das hielt den Mann im chicen Hauptstadtbüro jedoch nicht davon ab, in einem Bericht spaltenweise über das Thema zu schwadronieren:
Droge Internet: Vor allem Jugendliche sind süchtig
... oder auch nicht.
560 000 Deutsche gelten nach einer neuen Studie als „Webalkoholiker“. Je jünger die Nutzer, desto häufiger die Abhängigkeit. ...
Dem Aufschreiber war egal, ob die Zahlen auch nur annähernd stimmen (Studienergebnisse haben zu stimmen?). Er setzte auch nicht dagegen, dass die Deutschen ein Volk der Fernsehsüchtigen sein müssten, würden dieselben Maßstäbe angelegt. Doch das ist schwierig, denn:
Der Lübecker Suchtforscher Hans-Jürgen Rumpf erläuterte, dass es in der Wissenschaft noch keine allgemeine Norm für Internetsucht gebe.
Im Übrigen geht es nicht um Internetsucht (bösesböses Internet; womit klar ist, dass die OZ, die stetig zahlende Leser einbüßt, sich des Themas annahm), sondern vor allem um das Spielen im Internet und das Nutzen sozialer Netzwerke.

Erhebt sich übrigens die in diesem Blog nur rhetorisch gestellte Frage, warum es keine Sucht nach der OZ gibt.

Dass sich Internetnutzer über die Studienergebnisse lustig machen, dürfte klar sein. Ein Beispiel:
Zugedröhnt am frühen Morgen
Vor einer knappen halben Stunde wurde ich auf beunruhigende Weise damit konfrontiert, dass ich zu einer Risikogruppe gehöre: Internetsüchtige!, lautete die frühmorgendliche Dröhnung aus dem Radio. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung zeigte sich schrill "alarmiert", möchte darum "die Internetsucht zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen" und stieß handfeste Drohungen aus: "Diese Art der Abhängigkeit braucht viel öffentliche Aufmerksamkeit."

Rette sich, wer kann. Wenn etwas meine "physische und seelische Gesundheit", mag sie noch so suchtgefährdet sein, ruiniert, dann ist sind es übergroße Dosen öffentlicher Aufmerksamkeit. Man darf sich in den nächsten Tagen auf viel Geschrei und Gekeife gefasst machen; ich habe mir vorsorglich schon mal eine Woche lang strengste Rundfunk-Abstinenz verordnet. ...

Hier noch mehr Erhellendes zur OZ-Propaganda:
Onlineangst - Renommierte Universität untersucht Internetphobie
Mit gut 187,2 Anrufen und vielen Direktbefragungen haben Wissenschaftler ermittelt, wie verbreitet die Onlineangst in Deutschland ist. Im Mittelpunkt stand dabei ein hochseriöser Fragebogen, der nach streng wissenschaftlichen Regeln entwickelt wurde.

Die von Wissenschaftlern der Freigemauerten Universität Tiefenbach organisierte Studie unter dem Titel "Digitale Informationsdisfunktion latenter Daten-Oppositioneller" (DILDO) basiert auf etlich vielen Telefonverhören und einer bundesweiten Befragung stockbesoffener Kneipengänger in sozialen Brennpunkten nach 02:00 Uhr morgens. In 37 gastronomischen Einrichtungen, 45 Altersheimen und der psychiatrischen Fakultät der Universität wurden insgesamt weitere 293 Menschen gezielt befragt und nebenbei 133 Liter Bier und 12 Schachteln hochdosierter Antidepressiva konsumiert.

Vom 15. August bis zum 3. September wurden 188 Menschen telefonisch befragt, von denen keiner das Gespräch ablehnte, einer aber nach rund 20% der Fragen den Wissenschaftlern plötzlich Zeitungsabos verkaufen wollte und darum in der Auswertung nicht komplett berücksichtigt wurde. ...
Hier das Original zur Befragung.

So, jetzt dürfte klar sein, was ich unter Leserverblödung verstehe.

1 Kommentar:

  1. Anonym28.9.11

    Das hielt den Mann im chicen Hauptstadtbüro.......


    In meiner Schulzeit schrieb man noch so "schick".

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