2. April 2011

Propagandaapparat

Wieder drei Fälle, die den Anschein erwecken, die OZ sei an Unternehmen beteiligt, über die sie berichtet.
Usedom-Redaktion:
UsedomRad: Swinemünder im Boot
An 42 Ausleihstationen — fünf in Polen — sollen ab Ostern Räder verliehen werden. Dehoga-Chef: „Wir stehen hinter dem Projekt. ...
Hier kommt zum Anschein noch der Gedanke, wie viele Leser das interessieren könnte, ob die Leser die großen Fahrradausleiher auf der Insel sind, die nun dazu bewogen werden sollen, auf Räder mit Elektrohilfsantrieb umzusteigen. Oder wird das Angebot vor allem Touristen gemacht? Dann ist es so langweilig wie einst das Geschreibsel über einen neuen Reklamekatalog für die Insel.
Als gäbe es keine wichtigen Themen, vergeudete die Redaktion 412 Wörter dafür.

Wirtschaftsredaktion:
Caterpillar baut jetzt Öko-Schiffsmotoren
Der Hersteller richtet in Rostock eine Entwicklungsabteilung ein. Bereits 2014 sollen die Antriebe in die Serienproduktion gehen. ...
Was in der Schlagzeile bildlich für bare Münze genommen wurde, wurde schon im zweiten Satz wenigstens in Anführungszeichen gesetzt:
Der Motorenhersteller Caterpillar will in Rostock künftig umweltfreundlichere Schiffsmotoren bauen. Die „Öko-Motoren“, die sowohl mit Diesel als auch mit Gas angetrieben werden, sollen in einer neu aufgebauten Entwicklungsabteilung erforscht und auf den Markt gebracht werden. ...
Das ist trotz der Anführungszeichen reine Nachbeterei, Propaganda, Leserverblödung. Der Autor ist nach meiner Beobachtung ein notorischer Schönschreiber. Nimmt jemand den ersten Reklamesatz ernst, muss er glauben, das Unternehmen baue umweltfreundliche Motoren und die neuen Moteren seien noch umweltfreundlicher. Wie kann ein Motor, in dem Gas oder Diesel verbrannt wird, umweltfreundlich sein? Richtig er kann es nicht, außer im Unternehmensdeutsch und in der den Quark nachplappernden OZ. Jeder Verbrennungsmotor schädigt die Umwelt und das ist sehr unfreundlich.
Immerhin 490 an den Hersteller verschenkte Wörter, für die die Leser zu zahlen haben.

Landesseite:
Und endlich (manche Leser mögen schon an Entzugserscheinungen leiden) wieder Reklame für AIDA Cruises:
Bei Sonne in Hamburg festgemacht: Die erste Fahrt der „AIDAsol“
Das neue Clubschiff der Rostocker Reederei AIDA Cruises ist von Emden nach Hamburg überführt worden. Mit an Bord: sechs Models für die Taufe in Kiel und viel moderne Umwelttechnik.

Das Wetter stapelt erst mal tief. Dicke Wolken hängen am Himmel. „Dann kann es nur besser werden“, sagt Michael Thamm über diesen Donnerstag, an dem das neueste Schiff seiner Flotte in See sticht. Mit geladenen Gästen an Bord fährt die „AIDAsol“ von Emden nach Hamburg und dann nach Kiel, wo das Schiff am Samstag in einer Woche getauft wird. Es ist das achte Clubschiff mit dem Kussmund am Bug. ...
Beinahe wäre vom Stuhl gefallen, weil ich schlagartig ermüdete. Mehr lesen verbot sich deshalb von selbst.

Doberaner Ausgabe, die hier als Anzeigenblatt ihren Auftritt hat:
Gartenmärkte erwarten ersten großen Kundenstrom
Die Wetterprognosen für das Wochenende lösten bereits einen Ansturm auf die Bau und Gartenmärkte aus. Auch der Pflanzenhandel Hinrichs hat sich auf viele Kunden eingerichtet. ...
Es geht ausschließlich um Hinrichs Pflanzenhandel. Dieser Hinweis gehört zu anständiger Reklame dazu:
Hinrichs Pflanzenhandel hat am Sonnabend von 9 bis 13 Uhr geöffnet.
Kritisch-hochwertig nach Art des Hauses, wofür den Lesern Geld abgeknöpft wird. Ob der Minipräsident das mit Qualitätsjournalismus meinte, das fortgesetzt werden sollte?

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