3. März 2011

PR-Helferlein

Usedomer Ausgabe als PR-Helferlein:
Laufsteg für die Schönsten der Welt
In Heringsdorf wird am 16. März das „Top Model of the World“ gekürt. ...
Das kann heißen, dass bisher zu wenige Karten verkauft wurden.
Es könnte aber auch ein Stück kritischen Hochwertjournalismus nach Art des Hauses sein, wie dieser Auszug belegt:
Die Veranstaltung ist der glanzvolle Abschluss einer zweiwöchigen Deutschland-Tour ...
Die OZ weiß jetzt schon, dass der Abschluss glanzvoll sein wird. Ob der Werbeknecht PR-Diener in der Redaktion wusste, wie viele Scheinwerfer eingesetzt werden sollen?

Nun wird die Sache erklärt:
Am 16. März präsentieren sich die Schönen dann ab 20 Uhr im Kaiserbädersaal während einer dreistündigen Gala vor einer professionellen Jury. Moderiert wird die Show von Patrick Urban, ehemaliger „Mister Germany“ und „Mister Intercontinental“, als Show-Act tritt Soul-Legende Keith Tynes auf. In Abendkleidern namhafter Designer sowie in Bademoden werden im ersten Wahlgang die Top 15 ermittelt. ... Hervorhebungen von mir
Zum Schluss dann:
Hier gibt‘s die Karten
Tickets können in der Stadtinformation Wolgast ... sowie unter ... gebucht werden. Die Karte im Logenbereich kostet 99 Euro, das Ticket im Parkett 119 Euro. ...
Mir scheint, die Redaktion hasst Werbung auf den Lokalseiten so sehr, dass sie lieber selbst die Reklame für die Veranstalter übernimmt - zum Nutzen der Redaktion (bequeme Spaltenfüllung), zum Schaden des Verlages, der schon öfter auf Einnahmen aus Anzeigen verzichtete und zum Schaden des Journalismus, der sich hier in für die Redaktion kostenloser Veranstaltungsankündigung erschöpft. Einzig Zahlenden sind die Leser.

OZ-Leser sollten überlegen, ob sie nicht lieber endlich eine individualisierte Zeitung fordern sollten, natürlich mit individuellem Tagespreis.
Z.B. würden die nur an Todesanzeigen Interessierten nur dann eine Zeitung erhalten, A 4-Format, wenn tatsächlich Anzeigen erscheinen und nur dafür bezahlen. (Im Grunde müssten die Anzeigen verschenkt werden, denn die hat ja der Anzeigenkunde bereits bezahlt.)
Sportfreunde würden nur die Sportseiten abonnieren und eine Menge Geld sparen, die Entsorgung des überflüssigen Papiers inkl.
Leute, die unbedingt journalistische lokale Kostbarkeiten, wie die oben beschriebene, lesen wollen, erhalten nur den Lokalteil, für etwa sieben Euro im Monat statt knapp 21 Euro.
Dann könnte endlich die kostenträchtige Mantelredaktion geschlossen werden, weil die Themen vom Vortag längst in den elektronischen Medien abgehandelt wurden, Themen, über die die agenturabhängige Mantelredaktion grundsätzlich nichts anderes berichtet, als andere Medien, keinen Hintergrund liefert, der nicht anderswo kostenlos zu haben ist.

Aber machen Sie das mal dem Verlag klar.

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