22. Januar 2011

Über Aufschreiberei

Wieder ein Grund mehr, nicht mit der Bahn zu fahren:
Frostige Aussichten: Bahnhof Züssow scheitert an „Extremsituationen“
Die Schlagzeile ist falsch, wie der Text zeigt. Nicht der Bahnhof scheitert (das kann er sowieso nicht), sondern die Bahn ist unfähig.
Das Bahnhofsgebäude wird diesen Winter nicht für frierende Fahrgäste öffnen. Dafür könnte ein Verkauf des Gebäudes bevorstehen.
Nach langer Reise fast am Ziel — und dann steht man in der Kälte, den Koffer abgestellt auf hohen Schneewehen. Nicht wenigen Bahnreisenden erging es so in den vergangenen Wochen am Bahnhof Züssow. Wie schon im letzten Winter. Von der Bahnhofsgaststätte ist nur das meterlange Schild an der Außenmauer geblieben — die Türen des Gebäudes sind verschlossen.

Dabei müssen gerade in Züssow viele Fahrgäste warten, bevor es mit der UBB oder dem Auto weiter geht. Taxis? Fehlanzeige.

Der Bahn ist diese Situation nicht unbekannt. (Also ist sie ihr bekannt.) „An der Station ist bei Extremsituationen denkbar, dass vorhandene Räumlichkeiten zum Warten geöffnet werden“, sagt Bahnsprecher Gisbert Gahler.

Gleichzeitig war das extreme Winterwetter aber auch der Grund dafür, dass die Türen nicht geöffnet wurden. Wegen der „hohen Arbeitskonzentration auf den Betriebsstellen“ hätte man „entsprechende Kapazitäten für das Öffnen und Nutzbarmachen des Gebäudes nicht sofort stellen“ können. Einfach gesagt: Viel los auf den Schienen, viel Schnee — kein Personal. Defizite, die auch Bundesverkehrsminister Ramsauer kürzlich einräumte. Das Züssower Bahngebäude wird wohl auch künftig nicht öffnen. Gahlert sieht diesbezüglich „keine Möglichkeiten“. ...
Tja, da wird zwar eingeräumt aber nichts verändert.

Lassen sich das wirklich alle Verantwortlichen außerhalb der Bahn gefallen? Nichts darüber ist in dem Artikel zu lesen. Gehört die Bahn (und so lange nicht verhökert auch der Bahnhof) nicht zu 100% dem Bund?

Nicht einmal der ostvorpommersche Bundestagsabgeordnete Mattias Lietz wurde gefragt, nicht einmal das. (Ist er dort jemals im Winter umgestiegen, vielleicht mit Enkel, so vorhanden, an der Hand und musste auf dem Bahnsteig bei minus acht Grad Celsius und Schneetreiben warten?) Dabei ist er sogar Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Welchen Sinn (außer dem der Seitenfüllerei) hat es, vor Wahlen das kostenlose Gequake von Kandidaten wiederzukäuen und an die Leser zu verkaufen und Wahlergebnisse zu kopieren, wenn die Gewählten dann jahrelang seelenruhig, weil unbeobachtet, machen können, was sie wollen?
Diese Leute dürfen dann als Gegenleistung, in Ruhe gelassen worden zu sein, ungefragt die Leser per OZ verblöden, wie Lietz hier oder hier oder hier noch als Landtagsabgeordneter.

Schon heute viel Spaß bem Studieren der Landtagskandidaten-Märchen, die die OZ in Massen an Sie verkaufen wird (sie hat schon damit begonnen), was sie als einen bedeutenden Akt zum Erhalt der Demokratie ansieht; sonst würde sie wohl nicht so ausgiebig Kostenloses an Sie verkaufen. Oder gibt es dafür andere Gründe?

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