31. Dezember 2010

Vorsicht, Verblödungsgefahr

Gestern verkündete die OZ diesen Unsinn aus dem neuen, chicen Hauptstadtbüro und zeigte, dass sie aus Leyens verblödendender Märchenstunde nichts dazulernen kann:
Überraschung im Kreißsaal: Babyboom in Deutschland
Von Januar bis September wurden 18 000 Kinder mehr geboren als ein Jahr zuvor. Vorläufige Zahlen der Statistiker verheißen Aufschwung wie seit vielen Jahren nicht mehr. ...
Fast 500 Wörter voller Blödsinn, für den Sie bezahlt haben. Das soll kritischer Hochwertjournalismus sein? Das ist reine Propaganda, dazu noch volksverblödende. Wo ist der Unterschied zur OZ als einstigem Organ der Bezirksleistung der SED?

Hätte jemand in der OZ wenigstens auf diese wenigen Sätze vom November zurückgegriffen, wäre klar gewesen, was es mit dem Babyboom auf sich hat - nichts. (Übrigens interessant, dass damals die Nachricht drei Sätze wert war, der Jubelartikel fast 500 Wörter lang werden musste.)

Warum die Erhöhung nur eine scheinbare ist und rein gar nichts zu bedeuten hat, können Sie hier innerhalb weniger Minuten erfahren.

Ein Beispiel aus dem Machwerk der OZ:
Doch eines lässt sich jetzt schon mit Sicherheit sagen: Das wirtschaftliche Krisenjahr 2009 hat die Bereitschaft zum Kind nicht gedämpft, der Konjunktureinbruch hat keinen Geburtenknick nach sich gezogen. Das ist verblüffend. 
Verblüffend für Leute, die null Ahnung von Statistik haben (da scheint die OZ ein Hort der Ahnungslosen zu sein), die nachplappern, was in Pressemitteilungen abgesondert wird (darin ist die OZ ein Hort) und die dennoch meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, denn sonst würden sie sich zurückhalten, solch einen Mist abzusondern und dafür Geld zu verlangen.

Ansonsten ist es nur halbwahr:

Dass Journalisten häufig Probleme mit dem Lesen von Statistiken haben, ist bekannt. Wer in Mathe eine Fünf hatte, war meist gut in Deutsch. Und so wurde man halt Journalist. ...

der Anstieg der Kinderzahl um 17.900 liegt einfach daran, dass die Geburtenzahl von 2008 auf 2009 um 17.400 gesunken war. Die Kinderzahl des Jahres 2010 liegt also in etwa auf dem Niveau des Jahres 2008. Die signifikante Delle des Jahres 2009 ist vor allem die Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise. ...

Hier noch ein Kommentar mit einem Inhalt, von dem die für den obigen OZ-Mist Verantwortlichen auch keine Ahnung haben:

Hier ein Beitrag, der historisch noch weiter zurück geht: http://www.antjeschrupp.de/geburtenrate.htm
Bei der häufig verwendeten allgemeinen Geburtenrate spielt es eine große Rolle, wie alt die Menschen werden, und Männer zählen dabei mit. Wenn Männer weniger rauchen und saufen und rasen und dafür öfter zur Krebsfrüherkennung gehen, sinkt also die Geburtenrate.
Der Kommentator war wenigstens unsicher, ob das Geschwafel vom Babyboom einen Sinn hat. Von Statistik hat er ebenfalls keine Ahnung und gehört zum Hort der Ahnungslosen:
Über den Grund fürs plötzliche Plus in der Geburtenrate könnte man munter spekulieren, fällt die Grundsteinlegung für viele der neuen Erdenbürger doch genau in die Zeit, als die Bundesrepublik in tiefe wirtschaftliche Depression verfiel. Waren es gar die familienpolitischen Segnungen der Berliner Koalitionen, die den mehr oder minder jungen Familien den entscheidenden Anstoß zur Nachwuchsplanung verliehen? Eher nicht.
Ganz bestimmt nicht.
Weshalb also mehr Babys? Vielleicht gleicht es einfach nur das Manko des vorangegangenen Jahres aus, als die Geburtenzahl um 17 000 auf ein Allzeittief absackte. (Gute Idee, leider nicht weiter verfolgt, hätte nämlich die Jubelpropaganda ad absurdum geführt.) Oder es ist nur eine statistische Anomalie.(? Ist nämlich eine Frage.) So, wie schon einmal 2007, als auch ein Zuwachs um 12 000 Babys bejubelt werden konnte. Vielleicht ist aber auch nur die Energieversorgung instabiler geworden, und es gab öfter Stromausfall.
Für so etwas verlangt die OZ Geld. Viel Spaß auch im nächsten Jahr mit Ihrem Abo!

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