23. Dezember 2010

Statistik-Spezi als Sprachrohr der Stadtverwaltung

Da ich gerade zu einem Leserbrief über ein Statistikwunder schrieb, fällt mir auf, die OZ scheint befüllt mit Statistik-Experten zu sein.
Eine Expertin ist die mathematikversessene Modernisierein (Was hat sie bisher modernisiert?) der Greifswalder Redaktion.

Sie begann heute mit der irreführenden Dachzeile:
Stadt befragt 1000 Eltern über Krippe, Kita und Hort: 95 Prozent sind zufrieden
Sie werden gleich sehen, dass das niemand wissen kann.
Die Qualität der Betreuung in Kindertageseinrichtungen wird Greifswalder Eltern immer wichtiger. Das hat eine Befragung der Stadt unter 1107 Eltern ergeben. (Das ist falsch und leserverblödend, denn es wurden 3300 Eltern befragt.) Das pädagogische Konzept ist 73,4 Prozent der Mütter und Väter bei der Auswahl der Krippe, Kita oder des Hortes wichtig. ...
Und so geht es weiter. Mit einer Ausnahme begnügte sie sich im Fließtext mit der Wiedergabe einer Unmasse von Zahlen mit einer Stelle nach dem Komma.
In einem Diagramm mussten es sogar zwei Stellen nach dem Komma sein, was zum einen sinnlos ist, zum anderen eine nicht vorhandene Genauigkeit vortäuscht.

Jedoch ungenauer und damit wertlos und reine Propaganda könnten die Umfrageergebnisse nicht sein, denn lesen Sie einmal das von mir rot Unterstrichene auf dem Ausriss (Danke für den Hinweis!):

3300 Fragebögen wurden ausgegeben; noch nicht einmal jeden drritten Bogen erhielt das Amt ausgefüllt zurück. Damit ist die Auswertung reiner Quatsch, denn niemand weiß, warum zwei von drei Befragten nichts antworteten und also auch nicht, wie sie geantwortet hätten.
Ich könnte glatt unterstellen, dass vor allem jene nicht antworteten, die unzufrieden mit den Kindereinrichtungen sind. Wer wollte mir das Gegenteil beweisen, das Amt oder gar die Mathematikbesessene?

Der Artikel ist wertlos. Vielleicht landete er deshalb kostenlos auf der schrottigen OZ-Webseite. Wobei ich mich dann wiederum frage, warum andere wertlose Artikel zu bezahlen sind.

Ebenso wertlos, deshalb passrecht zum Statistik-Special, sogar leserverblödend sind die Online-Umfragen der OZ, wie diese der Greifswalder Zeitung:

Mein Vorschlag:
Kann nicht jemand aus dem Mathe-Institut ein paar Nachilfestunden erteilen, oder wird das im Institut (oder in irgendeinem anderen, denn Statistik wird überall betrieben) für sinnlos gehalten?

10 Kommentare:

  1. Anonym23.12.10

    Der Artikel ist auch insoweit Bullshit, weil es zum Zeitpunkt der vorherigen Erhebung kaum Kindertagesstätten mit einem eigenen pädagogischen Profil gab und es deshalb fast keine Rolle in der Bewertung der Einrichtungen spielte.

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  2. Anonym23.12.10

    Es gibt Lügen, es gibt verdammte Lügen, und dann gibt es noch die Statistiken, sagte mal W.Churchill

    und was sagt Edward?

    Vielleicht gibt es statt Gänseberichte mal einen Hasenbericht. Da ist Edward dann wieder mit dabei.

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  3. Anonym24.12.10

    Auch das werden sie wieder ins "Schöne Licht" bringen, wie bei den Wahlen.

    Alle die, die nicht zur Wahl gehen, sind doch mit der Politik einverstanden und gehen deshalb nicht zur Wahl, quaken so einige Politiker.

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  4. Edward3.1.11

    Nunja, wenn ich von Anonym2 so herzlich darum gebeten werde, werde ich mich mal äußern. ;-)

    Es ist eines Journalisten unwürdig, lediglich die Zahlen in Worte zu fassen. Da hat Ulli ganz recht. Journalistisch wäre es zu erfragen, welche Schlussfolgerungen die Stadtverwaltung daraus zieht. Davon aber steht kein Wort drin. Und das mit den 3300 Fragebögen und dem "eine Befragung... unter 1107 Eltern" ist ein sehr fahrlässiger Lapsus. Ansonsten hat auch Ulli mal wieder bewiesen, dass auch er keine Ahnung von Statistik hat. Der Artikel stand übrigens nicht nur Online, sondern auch auf meinem Papier.

    Und @Anonym2: Ich bezweifle die Richtigkeit deines Zitates. Wo ist deine Quelle? Sehr freie Interpretation. Nicht einmal das Zitat, dass landein-landaus Churchill zugeschrieben wird, ist von ihm.(siehe Die Zeit

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  5. Das Zitat ist nicht von Churchill, sondern:
    http://de.wikiquote.org/wiki/Leonard_Henry_Courtney

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  6. "Und das mit den 3300 Fragebögen und dem "eine Befragung... unter 1107 Eltern" ist ein sehr fahrlässiger Lapsus."

    Ist es nicht, sondern es ist falsch, weil keine repräsentative Umfrage möglich ist, wenn nur ein Drittel (Welches?) antwortet. Da helfen alle Durchschnittswerte mit Kommastellen nicht. Schon die Berechnung der Mittelwerte ist überflüssig.
    Es genau so, als würden die blödsinnigen Online-Umfragen der OZ ausgewertet und als Meinung des Durchschnittslesers verkauft.

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  7. Anonym3.1.11

    Das Zitat habe ich beim Stöbern schon öfter gefunden. Eine Quelle ist "pohlvision" von Michael Pohl, auch ein Coach an der Uni Bielefeld, so steht es auf der Seite, ich bin vorsichtig und artig und behaupte nichts.
    Ob es diesen Michael Pohl tatsächlich gibt, weiss ich auch nicht.
    Dieses Zitat, egal wer es nun ausgesprochen hat, trifft auf so viele Bereiche zu, da kommt es auf den Kindergartenkram nicht mehr an.
    Die Journalistin versteht es, auch den grössten Mist, was die Stadtverwaltung betrifft, schön zu schreiben.
    1000 Eltern wurden befragt, 95% sind zufrieden.
    Wer nicht genauer liest und nicht selber denkt, muss annehmen, die Einrichtungen sind top.
    Vergleichen wir es mit den Wahlen.
    Wieviele gehen nicht zur Wahl? Sie haben die Faxen dicke.
    Oder die Arbeitslosenstatistiken, die zum Himmel .... usw. usw.
    Oder, ein anderes tolles Zitat:
    Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat. Quelle nenne ich keine, weil auch das mehrere Personen gesagt haben sollen.
    Da hätte ich Mäusschen spielen wollen, wie K. Degrassi und der Greifswalder Rambo oder Hardliner diesen Text zusammen gesponnen haben.
    So ist das eben mit den Statistiken oder: Ich mache sie, so wie sie mir gefällt.
    Da fällt mir etwas ein, die haben bestimmt zu viel Pippi Langstrumpf geguckt. 3 mal 3 sind 6 usw.
    Nun Spass beiseite und danke für die Hinweise zu den Zitaten, bei denen auch nicht alles so stimmt, wie man liest.
    Wobei mir kürzlich bei Wikipedia auch aufgefallen ist, dass selbst dort nicht alles i.O. ist.

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  8. Anonym3.1.11

    Achso, noch etwas, von Ihnen fettgedruckt, Journalistisch wäre..... die Schlussfolgerungen der Stadtverwaltung.
    Die Stadtverwaltung hat immer recht, alles ist schön, auch wenn Selbstlob sti..t.
    Ahrenskrieger soll jede Menge in Greifswald verzapft haben, nur so kommt man weiter auf der dreckigen Kariereleiter, er sitzt jetzt in Schwerin. Wie geht das?

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  9. Edward3.1.11

    @lupe
    "weil keine repräsentative Umfrage möglich ist, wenn nur ein Drittel (Welches?)antwortet"

    Doch, Ulli. Glaub mir. Ich habe bei der Umschulung zum Betriebswirt auch Beschreibende Statistik gehabt. Man darf natürlich nicht einfach die anteiligen Antworten ins Verhältnis zu den Gesamtantworten setzen (dann hättest du natürlich recht), sondern sie als Stichprobe für die Gesamtheit der Eltern und nach den Statistikgesetzen behandeln. Und ich gehe mal davon aus, dass dies die zuständige Sachbearbeiterin kann. Auch wenn das sehr optimistisch ist. Aber so wie du verlangst, von einem gebildeten Leser auszugehen, gehe ich davon aus, dass die Leute in der Verwaltung ihr Handwerk verstehen. Beides ist wahrscheinlich unrealistisch, aber anständig.

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  10. Anonym4.1.11

    Ich habe bei der Umschulung zum Betriebswirt auch Beschreibende Statistik gehabt.
    Soso, nach den Statistikgesetzen behandeln.
    Das sind ja schöne Gesetze für die Statistik.
    Wer hat das Gesetz so geschrieben?
    Wenn das so ist, dann gehört jede Statistik in den Papierkorb oder besser, sie würden gespart, denn auch das kostet Zeit und Zeit ist Geld.
    Wenn etwas Unrealistisches unter die Leute gebracht wird, wie kann es dann anständig sein?
    Nur weil sich ein Hirn so ein Gesetz für statistische Erhebungen ausgedacht hat?
    Egal, ich pfeife eh´auf Statistiken.

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