29. September 2010

Wenn Krämerseelen schönschreiben

Das Paradebeispiel für Leserverblödung Propaganda liefert die OZ heute gleich zweifach, per sog. Bericht und per Kommentar:
Deutsche shoppen die Krise weg
Versuchen Sie bitte, dafür auch nur ein Indiz in dem Text zu finden, z.B einen höheren Umsatz im Einzelhandel. Oder woran ist zu erkennen, dass die Krise weggekauft wird?
Ob passende Stiefel zum neuen Herbstmantel oder Boxen für die Musikanlage — die Verbraucher scheinen die Krise abgehakt zu haben. 
Genau, es scheint so, doch es ist nicht so. Doch ist das des Meldens wert? Der OZ schon, lässt sich doch eine Schönschrift daraus verfassen:
Vielen fällt der Griff ins Portemonnaie wegen des konjunkturellen Aufschwungs mit sinkenden Arbeitslosenzahlen bei geringer Inflation zunehmend leichter. ...
Achja? Woran ist denn das zu merken? Am Umsatz vielleicht?
Die positive Entwicklung im Handel lässt sich auch an den vorläufigen Zahlen festmachen: „Bei der letzten Umfrage im Frühsommer beurteilten noch 35 Prozent der Unternehmen im Handel die Stimmung als negativ, jetzt sind es nur noch 14 Prozent“, sagt Rothaupt. „Eine positive Entwicklung erwarten 24 Prozent der Unternehmen, nach 15 Prozent im Frühsommer.“
Eine positive Entwicklung ließe sich erkennen, wenn mehr umgesetzt wird, aber doch nicht, wenn irgendwelche Stimmungen sich ändern. Dieses Geschwätz ist doch lächerlich und gefährlich, weil leserverblödend - kritischer Hochwertjournalismus nach Art des Hauses.

Über den Umsatz war dann doch etwas zu lesen:
Die GfK erwartet jetzt für dieses Jahr insgesamt einen Anstieg des privaten Konsums um 0,5 Prozent ...
Sie erwartet es, die Kaffeesatzleserin GfK. Erwartung hat aber nichts mit Wirklichkeit zu tun. Selbst wenn die Erwartung einträfe, könnte mit 0,5 Prozent mehr Umsatz die Krise weggekauft werden? Das glaubt doch nur Klein-Fritzchen am Redakteurstisch.
Für wie dämlich halten OZ-Redakteure ihre Leser, wenn sie ihnen das als Nachricht verkaufen?

Der Kommentar ist die Ode einer Krämerseele, nichts als Aufforderung, Geld auszugeben, wie gewohnt von der OZ:
Prima Konsumklima in Deutschland
Abschied von der Krise
... Jetzt ist der Abschied von der Krise auch bei den Verbrauchern voll angekommen. Sie sind so optimistisch wie seit gut drei Jahren nicht mehr. ...
Schlimm und erinnert an die Zeit, als die OZ noch Organ der Bezirks-SED war.

Natürlich finden Sie zu dem Konsum-Blödsinn Hintergründiges kostenlos im Internet:

Konsumboom?

Fast täglich grüßt das Murmeltier bzw. der deutsche Aufschwung. Heute wird mal wieder der der Gfk-Konsumklimaindex als Beleg zelebriert. ... Dieser Indikator misst nicht die real getätigten Ausgaben der Verbraucher, sondern liefert ausschließlich ein Stimmungsbild auf der Basis der 2000 Befragten! Dies ist ein kleiner aber signifikanter Unterschied. ...

Diese Sichtweise reflektiert nicht bzw. verkennt komplett den existierenden Fragebogen der Gfk, denn aus keiner der gestellten Fragen und deren Beantwortung bei der Erhebung des Konsumklimaindex, ließe sich ableiten: “Bundesbürger…kaufen wieder fleißig ein.” ...

Doch das war der OZ scheißegal, Hauptsache, es kommt dabei ein Schönschriebs heraus.

Dass der Blödsinn mit dem Index und der Umsatz im Einzelhandel nichts miteinander zu tun haben, wissen Sie als Blogleser schon seit Jahren, OZ-Leser werden weiterhin dumm gehalten. Hier ein neues Diagramm, das ebenfalls belegt, für wie blöd OZ-Leser und die vieler anderer Medien gehalten werden.

Fragte die OZ doch wenigstens einmal nach, wer denn der GfK allmonatlich das Geld für die blödsinnige Umfrage überweist. Ich habe da so eine Ahnung.

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