22. Juli 2009

Selbstverständliches mit Werbung verfeinert

Wie das Berichten von Banalem mit Werbung verfeinert wird, zeigt die Greifswalder Zeitung anschaulich:
Betreutes Wohnen in der Bohr-Straße
Gerald Braun und Jana Ebert aus Kemnitz wollen in ihrem Leben noch einmal etwas ganz Neues wagen. Deshalb haben sie sich von der Stadt ein Grundstück im neuen Wohngebiet an der Nils-Bohr-Straße auf dem ehemaligen Gelände des Kraftverkehrs gekauft und lassen dort seit wenigen Tagen ein dreigeschossiges Gebäude errichten. "Ich werde einen Pflegedienst eröffnen, der in diesem Haus ansässig sein wird. Außerdem vermieten wir elf Zweiraumwohnungen, allesamt im betreuten Wohnen", berichtet Jana Ebert.
Nunja.
Die 35-Jährige arbeitet bereits jetzt in einer Pflegeeinrichtung in Greifswald und kennt sich mit den Anforderungen bestens aus. ...
Woher weiß die Autorin das? Fast jeder, der irgendwo arbeitet, kennt sich dort mit den Anforderungen aus. Ob er sie auch erfüllt, kann deshalb noch lange nicht vorausgesetzt werden.
Das Gebäude wird über einen Fahrstuhl verfügen und alle elf Wohnungen sind barrierefrei konzipiert.
Das ist selbstverständlich, nicht des Aufschreibens wert, es sei denn für einen Werbetext.
Das Paar investiert im großen Stil. ...
Was heißt investieren im großen Stil? Was ist für die Autorin großer Stil? Die Leser erfahren es nicht.
"Wir arbeiten beide gern mit Menschen zusammen. Und die Nachfrage nach betreutem Wohnen wächst ständig. Zudem ist Greifswald groß genug, damit ein weiterer Pflegedienst hier Arbeit findet", schätzt Jana Ebert ein.
Eine Aneinanderreihung von Selbstverständlichkeiten.

Der Sachverhalt hätte eine Kurzmeldung werden können, damit die Leute, die an der Baustelle vorbeikommen, erfahren, was dort entstehen soll. Ansonsten erkenne ich nichts, was hier anders sein soll, als in allen anderen Einrichtungen für betreutes Wohnen.

Zum Schluss die Krönung:
Interessenten können sich melden unter 0152/09 44 XX XX.
Telefonnumer von mir unkenntlich gemacht

Der Artikel, besonders die Angabe der Telefonnummer, erinnert mich an diesen Fall, der der OZ eine öffentliche Rüge des Presserates einbrachte.

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