26. Juni 2009

Themen über Themen mit einer Meldung abgetan

Nicht online zu erreichen war diese Meldung der Usedom-Peene-Zeitung über die Vorstellung des sog. Ortszentrums.
Was die OZ-Leser aus der Gemeinde daraus ersehen könnten, die nicht die Theatervorstellung besuchten, ist mir nicht klar - Journalismus sechs minus.

Der Einblick wirkte plastisch, war es aber nicht. Vor allem vermieden die Vorsteller, die hässlichen Seiten des Projektes zu zeigen. Sie zeigten sie nicht einmal zweidimensional. Z. B. wurde nicht die Schlucht gezeigt, die zwischen dem zukünftigen Hotel und dem benachbarten Kurhotel-Turm entstehen würde. In der 30 Meter hohen Schlucht werden nicht nur der Ost- und der Westwind kräftig pfeifen. Sie wird auch so eng sein, dass die Gäste im jeweiligen Nachbargebäude sehen können, ob ihr Gegenüber rasiert und frisiert ist. Allerdings könnte so etwas das von der OZ so gern beschworene Wir-Gefühl beflügeln.

Es wurde nicht nur die Höhe (30 Meter; die OZ verschweigt weiter mit konstanter Boshaftigkeit die tatsächliche Gebäudehöhe, die sie mit 26 Metern angab) des Gebäudes kritisiert, sondern auch seine Länge von 75 Metern. Es wurde vor allem darauf hingewiesen, dass der Komplex insgesamt unangemessen groß wird und für die Umgebung unangemessen viel Verkehr hervorrufen wird.
Alles Weitere wissen Sie schon seit gestern.
Das angebliche Ziel, die Pläne zu verdeutlichen, wurde nicht erreicht, weil mit Tricksereien die unangenehmen Seiten des Projektes nicht gezeigt wurden. Es ging nicht darum, etwas zu verdeutlichen, sondern darum, den Heringsdorfern das Projekt quasi schmackhaft zu machen.

Die OZ-Meldung hat einen Informationswert gegen null.

Ich erhielt einige Meinungen zum Vorhaben:

- Der Architekt sollte sich vielleicht einen anderen Beruf suchen, oder sich auf kleine Häuser konzentrieren, wo das Zählen leichter fällt (bezieht sich darauf, dass die Geschosszahl erst ermittelt werden musste; der Architekt kannte sie nicht, wie er auch Höhen, Längen und Breiten nicht kannte.) Ich hoffe auch, dass die neue Gemeindevertretung etwas ändern kann, soweit es möglich ist. Ich denke der Bürgermeister hatte nur Glück, dass seine Amtsperiode auf einen so langen Zeitraum beschlossen wurde.

Was die Ostseezeitung schreibt ist ja wohl ein Witz, finde sie in letzter Zeit sowieso sehr…., nunja verschönend und in meinen Augen ist das schon parteiisch.

- Hier geht es mal wieder um intensiven Kommerz. Damit wird das Zentrum in Heringsdorf total verbaut und der Autoverkehr mehr oder weniger bis an den Promenadenbereich geplant. Ich kann mich noch an eine Gemeinderatssitzung erinnern, in der ein Planungsbüro den Verkehr eher aus den Badeorten herausnehmen und die Tagestouristen mit Shuttlebussen transportieren wollte. Das wäre ein tolles Aushängeschild für die Kaiserbäder gewesen !

Nun, offensichtlich ist der sanfte Tourismus hier nicht gewollt und die Historie schon lange nicht mehr. Das ist ein Armutszeugnis für die Gemeinde; aber offensichtlich haben die Betonklötze nach wie vor das Sagen....

Die Quittung wird sicher irgendwann kommen: Langweilige Einkaufscenter gibt es überall und wurden gerne subventioniert; denn das soll ja Gewerbesteuer-Einnahmen bringen. Nur hoffentlich macht die Gemeinde da keinen Fehler, wie es sonst auch überall passiert ist. Um die Steuereinnahmen jährlich zu erhalten, muss dann auch der entsprechende Umsatz erfolgen, und da habe ich so meine großen Zweifel.

- Wie beim Grand Hotel Bansin, ist ja das Drama, verständlich zu machen und verstanden zu werde, wie es aussieht und was passiert? Ich war vor 4 Wochen in Westerland Sylt. Mit gleicher Argumentation, Wachstum, Qualitätsverbesserung, Wellness und Infrastruktur wurde in den 70 er Jahren das Seebad zubetoniert. Das war in den 70-ern hochmodern. Möglicherweise wird die heutige moderne Architektur später ebenso bewertet.

Gleiches passiert momentan in den Kaiserbädern. Jetzige Investoren nutzen den noch guten Ruf der Kaiserbäder, um noch weiter Eigentums- Miet und Tourismusflächen hineinzubauen. Die Frage stellt sich nicht mehr ob, sondern wann es umkippt und der Urlauberrummel nicht mehr das Urlausideal ist. Was passiert, wenn das Geld ausbleibt? Beispiele abgehalfteter Tourismushochburgen gibt es genug. Die Finanzkrise sollte zu denken geben, wie die Banken sich verzockten, gleiches droht bei falscher Immobilienentwicklung.

Wohin entwickelt die Insel?

Meiner Ansicht nach sind Kommune und Bauamt mit dem Problem völlig überfordert und dafür auch nicht ausgebildet. Die Mitarbeiter tun mir Leid. Einzelne müssen sich mit schwergewichtigen Problemen auseinandersetzten, die andererorts durch Teams mit qualifizierten Fachleuten bewältigt werden.

Welche Mechanismen sind anzuwenden, um den Kulturwert einer Wachstumsregion zu gewährleisten ?
Welche Mechanismen braucht die Insel? Die Kommune hat Autorität, sie zu erlassen.
Die Anfangs der 90-er erstellten Gestaltungssatzungen, sowie auch das energische Auftreten Bürgermeister Mohrs waren richtige Ansätze. Qualifizierte Festsetzungen und Bebauungspläne sowie Kapazitätsgrenzen und Bebauungsdichten wären das Mittel zur Sicherung der Wertstabilität gewesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google