Hier und seit Anfang 2005 unablässig hatte ich darauf verwiesen:
Im Jahr 1990 nannte die OZ eine Arbeitslosenrate von 4,1 Prozent ein brennendes soziales Problem. Heute plappern Redakteure völlig unreflektiert nach, wie die Arbeitslosenrate sinkt und die Erwerbslosigkeit zunimmt, wobei letztere noch nicht einmal den Stand von vor zwölfeinhalb Jahren erreicht hat.
Ich hatte zum Thema ausführlich im September eingetragen.
Genau solche Artikelchen, wie die von den mehr Erwerbstätigen und weniger Arbeitslosen, nutzloses und eben gefährliches Nachgeplappere, führen dazu, dass sich Armut wie selbstverständlich in die Gesellschaft frisst, dass Arme gerechterweise als Spreu vom Weizen zu trennen sind.
Deshalb ist für mich die Berichterstattung über den Armutsbericht scheinheilige Spaltenfüllerei. Die OZ hat es über Jahre hinweg vermieden, die Armut im Land mit ihren Auswirkungen zum Dauerthema zu machen. Lieber plapperte sie monatlich die Leser mit Umfrageergebnissen zur Kauflaune voll und ließ die Leser dafür auch noch bezahlen.
Entweder wissen die Redakteure nicht, was in MV wirklich los ist oder sie wollen es nicht wissen. Beides sind keine Voraussetzungen, Journalist zu sein.
Im OZ-Kommentar war zu lesen:
Alarmsignal
... Es ist nicht die erste Studie, die dem Bundesland einen Platz am Hungertisch zuweist. Aber so drastisch hat das noch keine Untersuchung getan. Sie ist ein Alarmzeichen. ...Das ist zutiefst verharmlosend. Alarmzeichen sendet das Statistische Landesamt monatlich seit mindestens 15 Jahren. Sie und viele andere wurden viel zu oft von der OZ negiert. Ich schreibe seit 2005 dagegen an.
Diese Menschen fragen sich, warum ihnen der Staat nicht hilft. Und freuen sich vielleicht, wenn ihnen wenigstens noch der junge Mann von der NPD zuhört. Teile von Vorpommern sind längst soziales Notstandsgebiet. Das schreit nach einem sozialen Rettungsschirm, zu dem auch ABM-Stellen gehören.Warum hören die Vertreter anderer Parteien nicht zu, warum nicht OZ-Redakteure?
Wenn das so ist mit dem sozialen Notstandsgebiet, warum ist es dann nicht längst Dauerthema in der OZ?
Zu den ABM-Stellen: Was glaubt der Redakteur, wie viel ein ABM-er verdient? Viele ABM-Einkomen liegen unter der Armutsgrenze oder nur gering darüber. Was wäre also damit erreicht? Es würde vor allem erreicht, dass noch mehr normale Arbeit durch staatlich geförderte ersetzt wird. Solch ein Schrei brächte so gut wie nichts.
Wie wünschenswert, wenn es noch eine Zeitung gäbe, die auf der Seite der Armen
AntwortenLöschenschreiben und kämpfen würde!!!
Ist es nicht eine grundlegende journalistische Aufgabe, Missstände aufzudecken, statt sie zu beschönigen? Es nervt allerdings auch die Rolle der Regionalpolitiker, die zwar immer wieder detaillierte regionale Untersuchungen über die Armut über Jahre in Auftrag geben, bloß um offensichtlich nicht (sofort) handeln zu müssen. Vielleicht blockieren da Medien und Politik Hand in Hand?
Das mag wünschenswert sein, ist aber nicht nötig. Wenn die OZ ausgewogen berichtete, wäre viel getan.
AntwortenLöschenWelche Aufgabe sich die Redakteure in der OZ stellen, weiß ich nicht. Ich vermute, viele möchten einfach nur die Seiten möglichst schnell füllen.
Für die OZ ist es einfach: Sie braucht nur zu berichten, nicht zu handeln. Wie sie das erledigt, ist ein andere Frage. Das mit Politikern und deren Unfähigkeit zu verbinden, würde ich nicht tun.
Ich hatte mehrfach etwas über den Niedergang der Medien in mein Blog kopiert (morgen wieder). Besonders gut fand ich, dass jemand meinte, die Zeitungsleute müssten einmal darüber nachdenken, was sie zu ihrem Daseins überhaupt noch berechtigt. Nur diese Frage stellen sich Redakteure nicht, siehe oben.