24. Oktober 2008

Hintergrund: Erwerbstätigkeit

Es bleibt dabei: Hintergrund ist in der OZ Mangelware. Neuestes Beispiel auf der Landesseite:
Mehr Erwerbstätige im verarbeitenden Gewerbe
In MV haben im zweiten Quartal 9000 Menschen mehr gearbeitet als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg um 1,2 Prozent auf 734 800, wie das Statistische Amt in Schwerin nach Berechnungen des Arbeitskreises Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder mitteilte. Zugenommen habe die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wie auch der geringfügig Beschäftigten.
Stop: In welchem Verhältnis nahm deren Zahl zu? Wo sind die absoluten Zahlen, damit sich Leser selbst ein Bild von den Veränderungen machen können?
Die Zahl der Ein-Euro-Jobs sei rückläufig gewesen. ...
Wieder: Um wie viel Prozent verringerte sich deren Zahl?
In MV fiel die Zunahme bei den Erwerbstätigen, zu denen auch Selbstständige gehören, allerdings geringer aus als im Bundesdurchschnitt mit plus 1,4 Prozent.
Das harmoniert überhaupt nicht mit dem Geschwafel des Minipräsidenten Sellering vom fortgesetzten Aufholprozess, der diesen Unsinn in seinem Gedöns vor ein paar Tagen verbreitete, von der OZ als Regierungserklärung bezeichnet, kritikfrei vervielfältigt und an Sie verkauft.
Warum geht die OZ auf solch einen Widerspruch nicht ein und fragt Sellering danach? Regierungsblättchen.

Hier noch etwas, das den Quark von den vielen neuen Arbeitsplätzen bildlich ins rechte Licht rückt, ein Minimum dessen, das die OZ für Sie als zahlende Leser leisten müsste:

Nach dieser Veröffentlichung der Böckler-Stiftung arbeiteten 1995 noch 818000 Erwerbstätige, 2007 waren es 747800 und nun also 734800. Die Angaben aus den Jahren 1995 und 2007 sind aus dem Mikrozensus entnommen und auf das jeweilige Gesamtjahr berechnet.

Es waren im 2. Quartal 2008 also rund zehn Prozent Erwerbstätige weniger als 1995.
Gerade erst wunderte sich ein OZ-Redakteur (immerhin, ihm fiel es wenigstens auf):
Alarmierend ist vielmehr, wie selbstverständlich sich Armut in die Gesellschaft hinein frisst.
Im Jahr 1990 nannte die OZ eine Arbeitslosenrate von 4,1 Prozent ein brennendes soziales Problem. Heute plappern Redakteure völlig unreflektiert nach, wie die Arbeitslosenrate sinkt und die Erwerbslosigkeit zunimmt, wobei letztere noch nicht einmal den Stand von vor zwölfeinhalb Jahren erreicht hat.
Ich hatte zum Thema ausführlich im September eingetragen.

Genau solche Artikelchen, wie die von den mehr Erwerbstätigen und weniger Arbeitslosen, nutzloses und eben gefährliches Nachgeplappere, führen dazu, dass sich Armut wie selbstverständlich in die Gesellschaft frisst, dass Arme gerechterweise als Spreu vom Weizen zu trennen sind.

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