22. Oktober 2008

Vom Umgang mit der Armut

Ich erinnere mich ungern an einen Artikel des Greifswalder Redaktionsleiters, in dem er behauptete, in Greifswald gäbe es keine Armen. Es war, glaube ich, im Jahr 2005. Den Artikel konnte ich nicht wiederfinden.
Er würde es heute sicher nicht mehr behaupten, denn die Mantelredaktion schrieb:
Studien zur Armut

An die Substanz
Armut hat viele Gesichter.
Achja? Wie viele dieser Gesichter kennen die OZ-Leser aus ihrer Tageszeitung, die hier zu Hause ist, im ärmsten Land der Bundesrepublik?
Sie ist jung, hat vielfach mit Arbeitslosigkeit zu tun. Und sie betrifft immer mehr Kinder. Der besorgniserregende Trend, den gestern gleich zwei Studien mit Zahlen untermauerten, ist nicht neu. Alarmierend ist vielmehr, wie selbstverständlich sich Armut in die Gesellschaft hinein frisst. ...
Woher kommt die Selbstverständlichkeit?
Ein Grund ist der Umgang vieler Medien mit dem Thema. Zu oft wurden Arme als faules Pack, das sein Geld fürs Saufen und Rauchen ausgibt, als schmarotzende träge Masse beschrieben. In der OZ werden Arme zu selten beschrieben.

Wie die OZ das Thema so oft wie nur möglich umging (Das ist mein Eindruck. Beweisen Sie mir das Gegenteil.), habe ich in vielen Einträgen geschildert.
Ebenso spielt eine Rolle, wie über Arme geschrieben wird.
Wichtig ist, wie über den Arbeitsmarkt geschrieben wird. Da ist die OZ über das Wiederkäuen von Statistiken nur wenig hinausgekommen.
Schönschriften über die wirtschaftliche Situation haben ihr Scherflein dazu beigetragen, ein falsches Bild von der Situation im Land herzustellen.

Ich vermute, die meisten OZ-Redakteure sind weit entfernt von jenen Armen. So ist es kein Wunder, dass sich Armut wie selbstverständlich in die Gesellschaft hinein frisst. Sie wird zu wenig beobachtet und darüber zu wenig geschrieben.

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