„Industrie hält junge Leute in der Region“
Wolgasts Ex-Bürgermeister Jürgen Kanehl hat einen Beratervertrag über ein Jahr beim Unternehmerverband Vorpommern unterzeichnet. ...Schwuppdiwupp, von der Stadtverwaltung in die Wirtschaft!
Dass der Fragende keine Ahnung hat, beweist er mit dieser Frage:
OZ: Kritiker führen ins Feld, dass eine zu starke Industrie Arbeitsplätze im Tourismus zerstört und man durch Ansiedlungen in Lubmin letztlich nicht viel gewinnt.Das haben sogar die Kritiker des Kohlekraftwerkes gesagt. Der Autor schert sie mit seiner Frage über einen Kamm mit allen anderen Kritikern von irgendetwas, tut also indirekt so, als seien Kohlekraftwerkskritiker Leute, die gegen alles sind. Welch eine Frechheit, die sich der der Redakteur erlaubte, mit der er allerdings erneut seine Haltung zu den Kohlekraftwerksgegnern kundtut und die in die Nähe der Volksverblödung einzuordnen ist!
Kanehl: Ich denke, dass Industrie und Tourismus sich sinnvoll ergänzen werden. Andere Regionen beweisen das.
Was die Tätigkeit des Bürgermeisters wirklich beinhaltet, wird in der Mitte des Interviews auch dem Dümmsten klar:
OZ: Konkret zu Ihrem Aufgabenspektrum: Die Lobbyarbeit für das von Dong geplante Steinkohlekraftwerk im Lubminer Industriepark dürfte derzeit im Mittelpunkt stehen, oder?Das ist Volksverblödung. So muss der Mann für ein Gaskraftwerk keine Lobbyarbeit leisten. Sogar die Kohlekraftwerksgegner haben schon vor Monaten klar und deutlich gesagt, dass ein Gaskraftwerk in Kauf genommen wird, weil es entschieden weniger CO2 und Gifte produziert, als ein mit Kohle beheiztes. Das unterschlagen sowohl der sog. Berater als auch der Autor.
Kanehl: Das ist richtig. Für die erste Zeit wird der Fokus klar auf diesem Projekt liegen. Auch wenn natürlich die Ansiedlung der Gaskraftwerke und anderes ebenso auf der Tagesordnung stehen.
Es geht allein um das Dong-Projekt.
Der ehemalige Wolgaster Bürgermeister hat sich schon vor Monaten für die Ansiedlung des Dong-Kraftwerkes eingesetzt, was die OZ in einem ihrer Propagandaartikel für das Kraftwerk veröffentlichte. Er hat sich quasi in die jetzige Funktion hineinpropagiert. Vielleicht ist der Beratervertrag ein Dankeschön des Unternehmerverbandes.
Diese Frage ist bemerkenswert:
OZ: Der Kohlemeiler sorgt in Ihrer Partei, der SPD, für starke Verwerfungen. Der Großteil der Mitglieder ist offenbar dagegen. Ein Grund für Sie, jetzt in Ihrer neuen Tätigkeit, die SPD zu verlassen?Hier täuscht der Autor journalistische Kompetenz vor. Doch selbst die verliert im selben Augenblick.
Kanehl: Nein auf gar keinen Fall. Die SPD ist seit 35 Jahren meine politische Heimat, und sie wird es auch bleiben, selbst wenn die Diskussionen der unterschiedlichen Flügel manchmal schmerzen. Ich sehe es als meine Aufgabe in der Partei, um Verständnis für die Standortpolitik und das Kohlekraftwerk in Lubmin zu werben.
Mir ist es piepgal, ob und in welcher Partei Kanehl ist, dem Parteipersonal nicht, verständlich. Doch den meisten Lesern dürfte es so gleichgültig sein wie mir, ob der Mann weiterhin SPD-Mitglied bleibt, denn er sagt noch einmal, worauf es ihm ankommt: für das Kohlekraftwerk zu werben. Doch wo lese ich die Antwort auf die Frage, zu wem der Berater gehen wird, um für das Werk zu werben? Das ist dem Interviewer einerlei, ist jedoch die entscheidende Frage.
Hier wurde es witzig:
OZ: Im Dezember sind Sie als Chef der SPD-Kreistagsfraktion zurückgetreten. Hing dies mit Ihrer positiven Haltung zum Kohlekraftwerk, die im Gegensatz zur Meinung anderer Fraktionsmitglieder steht, zusammen?Was wäre so schlimm daran gewesen, hätte der Autor entgegnet: "Dafür haben ich und die Leser kein Verständnis. Was glauben Sie, warum ich Sie danach frage? Sagen Sie einfach, warum Sie zurückgetreten sind."
Kanehl: Ich bitte um Verständnis, dass wir die Geschichte erst intern aufarbeiten wollen.
Wenn er nicht den Arsch in der Hose hatte nachzufragen, hätte er wenigstens die Passage weglassen sollen. Ist doch peinlich, sich so abfrühstücken zu lassen!
Dabei ist es doch ganz einfach und hätte in einem Kommentar stehen können:
Es wird gewählt in diesem Jahr und die SPD versucht es mit dem Trick, gegen das Kohlekraftwerk zu sein, nachdem sie per Urknaller kürzlich noch dafür zu sein hatte. Ein Mann, dessen Aufgabe es ist, für das Kraftwerk zu werben, beim wem auch immer, kann nicht die SPD-Kreistagsfraktion führen. (Allen Wählern viel Spaß beim Wählen. Ich gehe nicht hin.)
Und dann erfuhr der Autor doch noch ein Beispiel für die zukünftige Werbetour Kanehls:
OZ: Wie werden Sie in Ihrer neuen Funktion mit den Akteuren der Insel Usedom kooperieren?Warum er dort für das Kraftwerk werben muss, ist mir unklar. Was haben die Touristiker von dem Kraftwerk, außer der Dong'schen Sponsorerei?:
Kanehl: Ich werde mit dem Tourismusverband das Gespräch suchen, ebenso mit Landwirten und Gewerkschaften, um auf die Potenziale Lubmins hinzuweisen.
Zurückgehende Urlauberzahlen,
einen verdreckten, mit Krankheitskeinem angereicherten Bodden,
vergiftete Inselböden (wird auch die Landwirte begeistern),
eine hochbelastete Atmosphäre.
Dafür will der Mann werben.
Heli meint:
AntwortenLöschenToller Job für J.K. Es kann nur ein Dankeschön sein, denn die Messen sind gelesen. Er kann nichts mehr bewirken. Es gibt ein rechtsstaatliches Verfahren, das letzendlich entscheiden wird. Seine Aktivitäten laufen neben dem Prozess und kommen zu spät. Hoffentlich kann er von dem Gnadenbrot leben.
Da ist ja Mitleid im Spiel. Warum denn das angesichts Zehntausender Arbeitsloser in Vorpommern ?
AntwortenLöschenHeli meint:
AntwortenLöschenso kenn ich Dich garnicht Lupe, dass Du Mitleid und Ironie nicht unterscheiden kannst.
Genau das habe ich lesen wollen! Danke!
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