28. Januar 2009

Geständnis

Ich erinnere Sie an OZ-Schönschriften der Art:
Krise in MV? Kann uns nicht passieren und wenn, dann vielviel später. Wir sind ganz anders aufgestellt.

Ein Beispiel vom 7. Januar:
Die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern ... zeigen sich trotz Finanz- und Wirtschaftskrise aber optimistischer als Firmen in den meisten anderen Bundesländern. "Viele Entwicklungen setzen in MV später ein, glücklicherweise auch negative, wie der konjunkturelle Abschwung", sagte der Präsident der Unternehmervereinigung VUMV, Hans-Dieter Bremer ...
Indirekt gestand der Chefredakteur heute ein, dass sich die Zeitung von Unternehmern vorführen ließ (kein Einzelfall, wenn ich z.B. an die Greifswalder Zeitung denke).
Er schrieb zum Artikel:
Riesenleck bei Werften: 180 Millionen fehlen
einen Kommentar:
Werften an der Ostsee in Finanznot
Es geht ums Überleben
"Die neuen Werftbosse versprechen viel Arbeit", titelte die OZ am 23. September. Da war die Übernahme der Werften in Wismar und Warnemünde durch eine russische Investmentfirma perfekt. Vom russischen Markt könnte "demnächst" ein Auftragsvolumen von 2,5 Milliarden Euro eingehen, hieß es aus dem neuen Aufsichtsrat.
Genau das ist es aber, was einen Journalisten ausmacht: Er plappert nicht nach, was ihm vorgesagt wird, sondern er forscht nach, ob das, was ihm jemand eintrichtern wollte, auch stimmt. Das tun OZ-Redakteure viel zu selten. Ob Werft oder Kohlekraftwerk, ein jeder kann den Leuten irgendetwas Hanebüchenes erzählen. Die Aussicht ist gut, dass es ungeprüft in der OZ steht.
Was die Werft betrifft, erinnere ich daran, dass der Nordkurier sehr wohl Zweifel hegte an der Verlässlichkeit des neuen Investors.

Weiter im Kommentar mit dem, was jeder mittelmäßig gebildete Mitteleuropäer auch ohne Chefredakteur weiß:

Die Werften in Wismar und Warnemünde brauchen dringend Hilfe. Wenn diese traditionsreichen Unternehmen den Bach hinunter gehen, dann bekommt die gesamte Ostseeküste ein Problem. Es geht um 2500 Jobs direkt in den beiden Firmen und um rund 7000 bei Zulieferern und Dienstleistern. Es geht um das Schicksal von Familien, um Kaufkraftverlust im Einzelhandel, beim Bäcker und beim Fleischer. Es geht um Leben und Tod des nordostdeutschen Schiffbaus. Es droht die Deindustriealisierung Mecklenburg-Vorpommerns. Denn wenn eine Werft erst einmal tot ist, dann wird sie nicht wiederbelebt.
Dagegen fand der Kommentator zu dieser Berichtspassage nur den verbrämenden Satz vom Leben und vom Tod:
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) signalisierte am Freitag, das Hilfspaket für den deutschen Schiffbau stehe. Einziger Haken: Das EU-Recht verlangt von bedrohten Unternehmen, zehn Prozent aus eigener Kraft aufzubringen – in Wismar und Warnemünde also 18 Millionen Euro.
Genau daran hapert es. Die KfW-Ipex lehnte kürzlich ein finanzielles Engagement ab. Selbst Wadans Hausbank soll nach OZ-Informationen ein Darlehen verweigert haben.
Was heißt denn das, wenn nicht einmal die Hausbank einen Kredit gibt? Für mich heißt das, wenn jetzt kein Wunder passiert, ist das Unternehmen pleite. Wie wäre es mit solch einfachen, klaren Wörtern?

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