20. November 2008

Interview zeigt: OZ Greifswald unterstützt Dong

Die Autorin einer Agentur liefert für die Landesseite einen guten Artikel, der zeigt, wie es zur Zeit um die Anhörung zum Projekt Kohlekraftwerk steht.

Und dann lese ich in der Lokalausgabe Greifswald ein Interview mit dem Projektleiter Gedbjerg (jenem guten Menschen aus Dänemark, der wegen seiner anstrengenden Tätigkeit weit weg von Heim und Herd ein Mitleidsporträt in der OZ erhielt), das mich fassungslos macht.
... OZ: Von Umweltschützern ernten Sie heftige Kritik, vor allem weil das Kraftwerk einen relativ niedrigen Wirkungsgrad haben wird.

Gedbjerg: Ich verstehe diese Kritik nicht, denn unser Kraftwerk wird nach modernster Technik gebaut und hat einen Wirkungsgrad von 47%, das ist Standard. Wissen Sie, Biokarotten zu verkaufen ist leicht. Aber bei Strom gibt es immer Ärger, egal was man baut, ob es Windanlagen oder Kraftwerke sind.
Hier unterschlägt der Däne, dass das Kraftwerk des dänischen Investors in Dänemark nicht genehmigt würde - wegen des geringen Wirkungsgrades, der sich aus dem Fehlen der Kraft-Wärme-Kopplung ergibt.

Außerdem pauschalisiert Gedbjerg, dass es einer Lüge gleichkommt: Die Bürgerinitiativen gegen das Kohlekraftwerk haben sich weder gegen Windparks noch gegen die zwei geplanten Gaskraftwerke ausgesprochen (das allerdings nur mit Bauchgrimmen, denn auch dort fallen Kühlwasser und CO2 an, doch der Wirkungsgrad ist deutlich höher und der Giftausstoß wesentlich geringer als der eines Kohlekraftwerkes). Doch das weiß der Interviewer nicht oder es ficht ihn nicht an.

Dann darf Gedbjerg einen Vergleich ziehen, der jeden durchschnittlich geistig Ausgerüsteten stutzen lassen müsste, den Interviewer nicht:
OZ: In Ostvorpommern, Greifswald, auf Rügen, in ganz M-V gibt es Protest gegen das Kraftwerk. Gibt Ihnen das zu denken?

Gedbjerg: Wissen sie, von allen Seiten werde ich gefragt, ob ich mir wegen des wachsenden Protestes Sorgen mache. Doch ich erlebe den Protest nicht als ansteigend. Außerdem gibt es genau so viele Leute in der Region, die für das Kraftwerk sind. Am ersten Verhandlungstag waren 400 Demonstranten in dem Protestzug. Für die 140 Stellen, die wir einrichten, haben wir 380 Bewerber zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Das ist etwa die gleiche Anzahl von Personen.
Er vergleicht die 400 Demonstranten, von denen viele mehr Arbeit als genug haben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, mit den 350 Interessenten für Arbeit im Kraftwerk, von denen die meisten arbeitslos sind. Er vergleicht Unvergleichbares und unterschlägt die 36000 Unterschriften von Gegnern des Kraftwerksbaues, die hier zu Hause sind.

Gedbjerg darf wieder einmal von 140 Stellen schwadronieren und der Interviewer fragt nicht einmal hier nach, wie viele Stellen denn mit Leuten aus der Region besetzt werden. Dabei berichtete die OZ, dass nur 30 Stellen an Einheimische gehen.

Übrigens hat Gedbjerg Recht: Der Protest nimmt nicht zu. Aber warum ist das so? Was würde es denn nützen, nun große Protestaktionen zu organisieren? Zur Zeit laufen die Anhörungen und die Kraftwerksgegner haben natürlich Mühe, die Termine mit möglichst vielen Personen wahrzunehmen, denn sie sitzen dort nicht hauptamtlich wie alle anderen, sondern müssen als Bürger des Landes ihre Arbeit dort leisten, ohne jede Hilfe der Landesregierung und ihrer Behörden. Diese Einsatzbereitschaft kann gar nicht genug gewürdigt werden. (Was schrieb die OZ bisher über diese Leute, die hier zu Hause sind, auch Mitleidporträts?)
OZ: Seitdem der Lubminer Bürgermeister Dong angezeigt hat, gibt es immer wieder Bestechungsgerüchte.
Dass es jemand wagt, diese Lüge zu wiederholen, nachdem die OZ nach Verbreitung dieser Lüge so etwas wie eine Richtigstellung drucken musste, ist unverzeihlich. Bürgermeister Kühnemann hat Dong niemals angezeigt! Wäre ich Kühnemann, verlangte ich jetzt von dem Autor einen Widerruf statt einer Gegendarstellung. Das geht natürlich nur auf dem gerichtlichen Weg.

Achso, beinahe hätte ich vergessen, welche guten Gründe Dong hat, am Bodden ein Kohlekraftwerk zu bauen.
OZ: Herr Gedbjerg, Sie wollen ein Steinkohlekraftwerk bauen. Was spricht für den Standort Lubmin?

Gedbjerg: Wirtschaftliche und technische Gründe. Es gibt dort ein gut ausgebautes Stromnetz, an das wir das Kraftwerk anschließen können. Der Hafen ist ausgebaut und ermöglicht, dass wir die Kohle auf dem Wasserweg nach Lubmin bringen. Da wir Erfahrung mit Kohletransporten auf der Ostsee - nämlich zu unseren dänischen Kraftwerken - haben, ist der Transportweg für uns vertraut.
Wieder keine Nachfrage, oder wollen Sie als OZ-Leser nicht wissen, worin das öffentliche, also Ihr Interesse bestehen soll, dass sie als Bewohner der Region an dem Kraftwerk haben könnten. Es gibt doch die vielen guten Gründe, die das Wirtschaftsministerium dem Investor zuarbeitete, weil dem keine einfielen. Wieder entlarvte sich Gedbjerg, indem er keine dieser guten Gründe nannte und zeigte, worum allein es dem Konzern geht.

Es bliebe unfassbar, was sich die Greifswalder Zeitung traut, hätte sie nicht auch schon früher die Schein- und die Lügenargumente als Nachricht an Sie verkauft (Oder bekommen Sie die OZ geschenkt?) und sich damit auf die Seite der Befürworter gestellt. Da hilft auch nicht, ein gleichlanges Interview mit einem Kraftwerksgegner dagegenzustellen.

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