18. November 2011

Offene Fragen

Die OZ erfand schon einmal einen guten Menschen, den aus Dänemark. Dieselbe Redaktion, die Usedomer, hat schon wieder einen guten Menschen erfunden:
... Die Central European Petroleum GmbH (CEP) nimmt auch weiterhin viel Geld in die Hand, um auf Usedom Erdöl fördern zu können. Für knapp eine Million Euro will das Unternehmen bis Frühjahr 2012 den Yachthafen Netzelkow ausbauen. Das kündigte CEP-Geschäftsführer Jacobus F. Bouwman ... an. ...
Mit viel Geld in die Hand nehmen ist wohl viel Geld ausgeben gemeint. Um es ganz einfach zu schreiben: Wer Geld ausgibt, wie es das Unternehmen vorhat, will noch viel mehr Geld einnehmen. Doch das ausgegebene Geld soll laut OZ den Usedomern zugute kommen, womit der Märchenteil vom guten Menschen beginnt:
„Weil wir die Belastung für die Anwohner in der Gemeinde Lütow so gering wie möglich halten wollen, haben wir uns für den Transport gegen die Straße und für das Wasser entschieden“, sagte Bouwman. ...
Warum der Wasserweg gewählt wurde, steht hier:
Das Material für den fertiggestellten Bohrplatz (rund ein Hektar groß) in Lütow wurde im Sommer bereits im Yachtanlieger Netzelkow angelandet. „Wir haben uns eine Pier im Wolgaster Hafen gechartert. Eine Schute nimmt 60 Lkw von der Straße“, rechnet Bouwman vor. Für den Bohrplatzbau in Lütow „wären 1000 Lastwagen nötig gewesen. Die Umleitung über Wolgast bedeutet für uns 2,5 Millionen Euro Mehrkosten“. ...
Ja, schlimm, mir kommen die Tränen.
Stellen Sie sich bitte vor, wie das wohl im Sommer auf den Landweg hätte geschehen können, wenn Sie die alltäglichen Staus bedenken - nachts?

Aber schon im März hatte die OZ den entscheidenden Grund genannt:
Noch, so Stadermann, gebe es jedoch keine Lösung, was den Transportweg zur Bohrstelle angehe. Die Gemeinde wehre sich gegen Lkw-Verkehr durch den Ort...
Mit Nettigkeit und Selbstlosigkeit des guten Menschen hat die Wahl des Wasserweges also nichts zu tun.

Noch eine zu Tränen rührende Aussage:
Im August erlitt CEP (mit der Bohrung Pudagla) einen Rückschlag, nachdem der Bohrer, der sich im 67-Grad-Winkel durch die Erdschicht arbeitete, in rotem Salzton stecken blieb — etwa 330 Meter vor dem Ziel. „Laut Naturschutzbehörde dürfen wir nur von März bis Oktober bohren. Hätten wir auf das neue Gerät gewartet, wären wir aus dem Zeitfenster gekommen“, begründet Schröter den vorübergehenden Rückzug. „Das ist frustrierend und kostet Geld.“ Laut Bouwman investiert CEP in eine Erkundungsbohrung (Aufbau, Entsorgung, Versorgung, Transporte) rund 12 bis 15 Millionen Euro. ...
Wie sind denn die Altbohrungen aus DDR-Zeiten ausgewertet worden? Ist der Salzton in keiner anderen Bohrung angetroffen worden? Das dürfen Sie getrost anzweifeln, wie sie hier am Zechsteinprofil  (Z 4) in M-V ablesen können. Die (geringe) Plastizität dieser Tone ist bekannt. Ob der Ton eine geringe Quellfähigkeit aufweist, kann ich nicht beurteilen.
Mitgefühl mit dem guten Mann ist deshalb nicht angebracht. Eher haben es die Verantwortlichen darauf ankommen lassen (Wird schon gut gehen.).
Keineswegs kann die Naturschutzbehörde für die Verzögerung beschuldigt werden, auch nicht, wie im OZ-Artikel, indirekt.
Dann diese Zwischenzeile:
Schröter: „Wir verwenden keine Chemikalien“
Das ist eine dieser journalistisch verkürzten Verknappungen im Sinnne des Presserates.
Vermutungen wurden laut, dass hinter den „innovativen Methoden“ bei den Bohrungen der Einsatz von Wasser sowie giftigen Chemikalien stecke, die in die Erde gepresst werden, um so das Gestein aufzubrechen und Öl sowie Gas freizusetzen. Schröter: „Wir benutzen keine giftigen Chemikalien. 
Das heißt, dass in der Bohrspülung sehr wohl Chemikalien verwendet werden, wenn auch keine giftigen, denn:
Zur gezielten Steuerung der rheologischen Eigenschaften werden der Suspension auch Hilfsmittel, meist Polymere, zugegeben.
Der Leiter der Bohrung bezieht sich auch nur auf den Bohrprozess, nicht auf die Förderung.
Mit den innovativen Methoden meinen wir die 3-D-Seismik sowie die Horizontalbohrung, die wir erstmals in Deutschland angewendet haben.“
Nachfragen wäre angebracht gewesen. Ich kann dazu leider keine Auskunft geben.

1 Kommentar:

  1. Manfred Peters18.11.11

    Da sind ja ein paar alte Infos dabei:
    OZ/LOKAL/WLG vom 24.05.2011 00:00
    Erdölfirma will Hafen in Netzelkow ausbauen
    http://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/archiv.phtml?param=news&id=3127884

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