31. Juli 2013

"Wollen die überhaupt Behinderte?"

Das Usedom-Blättle veröffentlicht heute fast eine Seite über Hindernisse, die Rollstuhlfahrer in Ahlbeck überwinden müssen, inkl. der für behinderte Menschen unsäglichen Strandzugänge. Dazu gehören auch unüberwindbare Hindernisse.
Das ist verdienstvoll, kommt nur mindestens 15 Jahre zu spät und schildert nicht den Hintergrund der Zustände: Für behinderte Menschen wird in den sog. Kaiserbädern seit Jahrzehnten nur das Mindeste getan, um nicht gegen Gesetze zu verstoßen. Unvergesslich die Frage eines Rettungsschwimmers am Koserower Strand vor etlichen Jahren: Wollen die denn in Heringsdorf überhaupt Behinderte haben? Das ist der Hintergrund, der nicht einmal gestreift wurde. Da wird die Aufzählung von Hindernissen schnell langweilig.

Es kann auch nicht angehen, dass sich die Autorin von den Verantwortlichen abfrühstücken lässt, als wäre sie Reporterin einer Schülerzeitung. 

Kurdirektor Gutsche verweist auf zwei behindertengerechte Strandzugänge (die irgendwo im Sand enden) und auf fünf geplante Zugänge. Die fünf Strandzugänge hätte sich der Kurdirektor sparen können, denn auf geplanten Zugängen gelangt kein Behinderter an den Strand, nicht einmal der unbehinderte Kurdirektor. Der Mann verteilt eine Beruhigungspille, die Autorin schluckt sie und schon sieht die Welt rosig aus. Kein Wort über Jahrzehnte alte Versäumnisse, die nur dann keine sind, wenn es gewollt war, behinderten Menschen das Leben schwer zu machen und sie so vom Urlaub in der Gemeinde Heringsdorf abzuhalten.

Ebenso frühstückte der Bürgermeister die Autorin ab, indem er zu bedenken gab, dass nicht in alle Vorhaben gleichzeitig investiert werden könne. Also gemach Leute, es wird schon irgendwann werden - oder auch nicht. Nun ist er zwar noch kein Jahr Bürgermeister, jedoch gilt dasselbe, wie für den Kurdirektor, der übrigens schon seit einer gefühlten Ewigkeit Kurdirektor ist.

In Koserow - und nicht nur dort -  ist das alles seit Jahren anders, weil ein Hotelier die Marktlücke Urlaub für Behinderte erkannte und der Gemeinde Beine gemacht hat, etwas zu tun. Gäbe es in der Gemeinde Heringsdorf solche Hoteliers, wäre die Situation auch hier besser, woraus sich erneut die Frage ergibt: Wollen die überhaupt Behinderte?

Und nicht nur nebenbei gefragt: Wie ergeht es Leuten, die Kinderwagen schieben müssen?

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