19. Februar 2012

"Feldlager in Kundus wird ausgebaut"

Da zieht sich jemand für die OZ an einem Vorschlag hoch, einen Kriegertag einzuführen:
Debatte um Veteranentag
Irrweg
Der Kommentator begann so:
Den Soldaten, die in Auslandseinsätzen ihr Leben riskieren, sollte durchaus Respekt gezollt werden — auch wenn man die Auffassung nicht teilt, dass Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt wird. Denn sie halten ihren Kopf hin für Aufträge, die in warmen Politikerstuben ersonnen wurden. Dafür gebührt ihnen Anerkennung — zum Beispiel in angemessener Betreuung nach dem Einsatz, besonders, wenn sie dabei Schaden an Leib oder Seele genommen haben. ...
Zollt der Autor auch jenen Respekt, die einen Arbeitsunfall erleiden?
Seit über zehn Jahren führen Besatzungstruppen in Afghanistan Krieg, den übrigens die Mehrheit der Deutschen seit zehn Jahren ablehnt. Wer immer noch nicht mitbekommen hat, dass er als Besatzer das Berufsrisiko eingeht, verwundet oder getötet zu werden und dennoch den Drang verspürt, für doppelten Sold dort sein Leben zu riskieren, kann von mir nicht erwarten, dass ich das toll finde. Wer der Meinung ist, dort sein Leben zu riskieren, um die Freiheit D.s am Hindukusch zu verteidigen, den kann ich nicht respektieren.

Doch all das kommentarische Gequake lenkt hiervon ab:
Feldlager in Kundus wird ausgebaut
Trotz der geplanten Schließung des Feldlagers im nordafghanischen Kundus 2013 will die Bundeswehr noch etliche Millionen Euro in das Camp investieren. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sind Infrastruktur-Maßnahmen in Höhe von fast 20 Millionen Euro bereits beschlossen. Alleine der Bau von sechs neuen Unterkünften durch die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) soll 8,18 Millionen Euro kosten. Ein viertes Stabsgebäude, das ebenfalls die GIZ errichten soll, schlägt mit 2,5 Millionen Euro zu Buche. In die Erweiterung des Rettungszentrums sollen 1,27 Millionen Euro fließen. ...
Wenn Geld schon unbedingt bildlich fließen soll, dann ist aber die Ortsangabe für das Ziel falsch angegeben, denn das Geld wird auf die Konten der Kriegsgewinnler überwiesen. Ich ermute, dass Verteidigungsministerium hatte langfristig Verträge mit Unternehmen geschlossen, und die Unternehmen verlangen nun, das die Verträge erfüllt werden, Abzug hin, Abzug her. Kriegsgewinnler wollen nicht um ihren Kriegsgewinn gebracht werden.
Oder aber das Lager wird ausgebaut, weil es über das Jahr 2013 hinaus betrieben werden soll und damit noch mehr Kriegsgewinn erbringen wird.

Das wäre endlich eine Rechercheaufgabe für die Nachplapperer im chicen Hauptstadtbüro, statt von anderen Nachgeschnüffeltes über den Schnorrer Wulff zu kopieren und besoffen über dessen Nachfolger zu spekulieren, wie es wie OZ-Redakteure tun. Und mir soll keiner damit kommen, wegen des Krieges in Afghanistan seien doch schon Dutzende Milliarden Euro Steuergeld an Kriegsgewinnler überwiesen worden, da käme es auf die paar Millionen Euro nicht mehr an.

4 Kommentare:

  1. Anonym19.2.12

    "Wer der Meinung ist, dort sein Leben zu riskieren, um die Freiheit D.s am Hindukusch zu verteidigen, den kann ich nicht respektieren."

    Das ist eine harte Aussage.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele Eltern gibt, denen es nicht gelingt, ihre Kinder von der Verlogenheit dieses Einsatzes zu überzeugen.

    Die Armeeheinis, die heute mehr einen auf "guten Kumpel" machen, haben ein sehr feines Gespür, wie sie den jungen Bengels den Einsatz schmackhaft machen und bestimmt auch eine hervorragende psychologische Ausbildung (Überredungskunst).
    Schulen, Brunnen bauen und die armen Frauen... diese verlogenen Argumente stehen sehr hoch.
    Die Soldaten werden als sowas wie Retter hochgepuscht und wer wirklich ehrlichen Herzens ist und eine hilfsbereite Natur hat, fällt auf solchen Unfug schnell herein.
    Ausserdem glauben doch viele in dem Alter noch sehr viel von dem, was Politiker erzählen. Da ist noch reines Wasser.

    G. Bieck
    G. Bieck

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  2. Anonym19.2.12

    Kleiner Nachtrag aus der Verlinkung: Der Einsatz kostete bisher 6,1 Milliarden Euro. Für Wideraufbau (was denn? Das, was die Amis zuvor zerbombten?) und Entwicklung des Landes stellte Deutschland weitere 1,7 Milliarden Euro bereit, also 7,8 Milliarden insgesamt.

    6,1 Milliarden..., was die korrekte Aufschlüsselung wohl beinhaltet?
    Bestimmt ist das meisste für tödliches Kriegsgerät verwendet worden.

    G. Bieck

    ich bin da oben nur ein Mal, hab mich etwas verwurschtelt.

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    1. Ja, Frau Bieck, das ist hart, und Sie haben Recht, dass mit Hilfe vieler, Medien wie die OZ eingeschlossen, Reklame gemacht wird, um immer wieder Kanonenfutter anzukaufen.
      Ich kann verstehen, wenn junge Leute das Abenteuer mit der Knarre in der Hand und ein paar Dutzend Patronen suchen. Die sind nicht gemeint. Wer aber immer noch die Freiheit D.s am Hindukusch verteidigen will, für den habe ich keine Verständnis.

      Ich weiß nicht, woher die Zahlen über die Kriegsausgaben stammen, halte sie für stark untertrieben, las von entschieden höheren Summen. Leider wird auch das wahre Ausmaß der Kriegskosten vertuscht, was sich Bürger und natürlich Medien wie die OZ gefallen lassen, trotz chicem Hauptstadtbüro (das ich für überflüssig halte - aber alle Leser mitfinanzieren müssen - weil an fast jedem Ort der Welt aus Presseerklärungen, -meldungen und aus anderen Medien kopiert werden kann).

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  3. Anonym19.2.12

    Insgesamt könnte der Einsatz an die 35 Milliarden kosten.

    Du liebe Güte...

    Und Leute zerbrechen sich den Kopf über etliche Finanzierungen wie für
    - marode Schulen,
    - faire Bezahlung für Lehrer und Erzieher
    - Theater
    - Tierparks
    usw., die Liste liesse sich beliebig weiterführen.

    Egal, damit hat die damalige Regierung die Bevölkerung hinters Licht geführt, sicher auf Drängen oder könnte man auch "auf Befehl" schreiben, der USA. Nicht zu vergessen ist die deutsche Rüstungsindustrie, denn ohne Zank und Streit oder besser Mord und Totschlag, hätte sie ihre Existenz verloren.
    Die Spenden der Rüstungsgiganten haben eben doch ihre Wirkung, nur leider zum Nachteil der deutschen Bevölkerung.

    G. Bieck

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