16. Januar 2012

OZ hat dichtgehalten (aktualisiert)

Die OZ berichtete in der Titelgeschichte und auf einer kompletten Blickpunktseite über das Kreuzschiff-Unglück und gab noch einen Kommentar dazu, ohne auch nur mit einem Wort darauf hinzuweisen, dass die Aida-Flotte unter italienischer Flagge fährt und der selben Reederei gehört wie die Costa Concordia. Darauf hatte ich bereits vor anderthalb Jahren hingewiesen, angesichts jahrelanger, nervender Dauerpropaganda für das Unternehmen  und was auch hier nachgelesen werden kann:
Das Unternehmen wurde dabei der italienischen Kreuzfahrtreederei Costa Crociere S.p.A. unterstellt und in AIDA Cruises - German Branch of Costa Crociere umbenannt. Dementsprechend wechselte die Flotte ab November 2004 unter die italienische Flagge. Organisatorisch gehört AIDA Cruises zur Società di Crociere Mercurio S.r.l. mit Sitz in Mailand und firmiert als AIDA Cruises - German Branch of Società di Crociere Mercurio S.r.l.. 
Den Zusammenhang nicht zu erwähnen ist nicht verwerflich, wären da nicht die Auslassungen des Aida-Marketing-Direktors Kunze - und wären da nicht die unentwegte, zu 100 Prozent kritikfreie Schönschreiberei und unsägliche Dienerschaft für das Unternehmen in Rostock und damit für die Costa Crociere.
Aus den rot markierten Auslassungen könnten sich Fragen ergeben, doch nicht in der OZ-Redaktion; Diener nehmen Aufträge entgegen und fragen nicht groß nach, niemals kritisch:
Auf den Costa-Schiffen gibt es weder Notfallpläne, Rettungsübungen, noch Hinweise auf den Kabinen? Auf den Costa-Schiffen gibt es im Bordfernsehen keinen Kanal mit Notfallhinweisen? Die Schiffe der Aida-Flotte sind völlig anders organisiert als die der Costa-Flotte, und das, obwohl beide Unternehmen einer Reederei gehören?

Steht es Unternehmen frei, Notfallübungen mit den Gästen durchzuführen und Notfallpläne zu haben? Natürlich nicht. Die Reederei betonte in einem Blogeintrag, dass das Personal im Zwei-Wochen-Rhythmus geschult werde und die Passagiere innerhalb der ersten 24 Stunden an Bord eine Notfallübung absolvieren, wie auf allen Passagierschiffen. Nur Aida-Kunze meint, Aida Cruises als etwas Besonderes darstellen und die Zugehörigkeit zur selben Reederei verschleiern zu müssen - die OZ hilft treu ergeben mit.

Auch hier wurde unterschlagen, dass Aida-Schiffe seit 2004 zur selben Reederei gehören wie Costa-Schiffe, die wiederum Tochterunternehmen der Carnival Corporation ist:

Ein Leser hat mich auf dieses Video aufmerksam gemacht (Danke!):
Übrigens, die dichte Vorbeifahrt an der Insel war offensichtlich von der Reederei geduldete Praxis, wie man auf diesen Youtube-Video vom August 2011 betrachten kann:
„ Il 'saluto' della Costa Concordia all'Isola del Giglio nel 2011“
Dem Kapitän die alleinige Schuld zu geben, ist ein billiges Ablenkmanöver der Reederei.
Diese plant übrigens nach dem Vorbild der Muttergesellschaft noch größere „Narrenschiffe“ zu bauen!

Er schrieb u.a. dazu:
Technische Fragen nach funktionierenden Längs- und Querschotten wurden überhaupt noch nicht gestellt.
Das Problem sind wohl die immer größeren (Narren)Schiffe, deren Passagierzahlen im Panikfall einfach nicht mehr zu beherrschen sind, sowie der Kostendruck bei der Mannschaft.
Das schreibe ich als noch überzeugter (AIDA)Kreuzfahrer, der aber in den letzten zwei Jahren ein zunehmendes Defizit im Service kritisieren musste.
Oh, da steht er aber im Komplettkontrast zur Auffassung der OZ, die in Jahren nichts außer Lobhudelei über Aida-Schiffe zu berichten hatte, so wie auch heute.

Dazu auch:
Einige dieser großen Passagierschiffe wurden mit einem relativ niedrigen Tiefgang konstruiert, damit sie nahe genug an Land kommen können, um keine Tender zu benötigen. Zur Steigerung der Erträge wurde die Anzahl der Decks erhöht, um zusätzliche Freizeitmöglichkeiten zu schaffen. Dabei schränken zusätzliche Swimmingpools und die dazugehörigen, halbvollen Wassertanks, die Stabilität eines Schiffes durch die Bewegung des Wassers weiter ein.
Es gibt einen zunehmenden Trend, mit den Schiffen exotische Orte wie die Polarmeere oder tropische Gebiete zu befahren. Die Bedingungen in solchen Gewässern sind oftmals sehr schwierig und stellen große Herausforderungen an die Navigation. Darüber hinaus sind sie oft so weit von den großen Schifffahrtswegen sowie Such- und Rettungseinrichtungen entfernt, dass dies im Falle eines Notfalls die Gefahr zusätzlich erhöht.
Einen Mangel an Warnsignalen gab es in den vergangenen Jahren nicht. Hierzu gehörten: die Kollision der Norwegian Dream mit dem Containerschiff Ever Decent; die Strandung der Norwegian Crown; das Feuer an Bord der Star Princess; die Explosion eines Kondensators und der darauffolgende halbstündige Stromausfall auf der Queen Mary II vor der spanischen Küste im September 2010 sowie eine ganze Reihe von Vorfällen, bei denen große Krängungswinkel bei Wenden eine Rolle gespielt haben, wie bei der Crown Princess und der Grand Princess. ...

Während diewichtigsten Kreuzfahrtsunternehmen ernsthaft an der Einstellung qualifizierter Schiffsoffiziere und deren Training interessiert sind, werfen die riesigen neuen Schiffe die Frage auf, inwieweit die Crew überhaupt in der Lage sein kann, nicht nur die Routineaufgaben zu erfüllen, sondern auch Notfallsituationen zu bewältigen. Und während der Kern der Crew, sowohl an Deck als auch im Maschinenraum, aus gut ausgebildeten Offizieren besteht, erhält das Gros derjenigen, die für die Betreuung der Passagiere und das Catering zuständig sind, nur eine minimale Ausbildung. Was das Sicherheitstraining betrifft, enthält diese nur einen Bruchteil dessen, was beim Bordpersonal in Flugzeugen Standard ist.
...
Für die OZ wäre es endlich an der Zeit, Aida-Cruises zu befragen, mit Auskennern zu testen, statt nur Aida-Kunzes PR-Gequatsche wiederzukäuen.

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