2. August 2011

Schaumschläger vom Dienst, gefährlicher als ihre Bombe

Schon mehrfach wurde ich per Kommentar bezichtigt, Schaum vor dem Mund zu haben. Was mögen jene vor dem Mund gehabt haben, die diesen quellenden Quark für die Titelgeschichte verzapften?
Mordversuch auf Usedom: Bombe hing an Ferienhaus-Tür
Gefährlicher Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg bedrohte 40 Urlauber. Polizeisprecher zeigt sich erschüttert. Hat die Tat politischen Hintergrund?
Auf jeden Fall sollten die bildlichen Alarmglocken klingen, wenn Polizeisprecher Falkenberg etwas äußert. Er neigt, spätestens seit dem G 8-Gipfel von Heiligendamm, zu maßloser Übertreibung, kann aber auch abwiegeln, wenn es der Polizei guttut. Doch das hat die OZ noch nie gehindert, seine Schaumschlägereien und Abwiegeleien ungeprüft an Sie zu verkaufen - eine spezielle Art von Behördengläubigkeit. Getarnt richtigstellen kann die OZ dann ja immer noch. Hauptsache, erst einmal aufbauschen.

Einige Kostproben aus dem Unsinn:
... „Hätte jemand die Klinke betätigt, wäre die Bombe explodiert“, sagte ein Mitarbeiter des rasch herbeigerufenen Munitionsbergungsdienstes. „Die Tür wäre auf jeden Fall hochgegangen und mit ihm derjenige, der davorgestanden hätte.“ ...
Hätte sich noch ein Urlauber im Haus befunden und wäre er herausgekommen, wäre er aller Voraussicht nach getötet worden. Die ein Kilogramm schwere deutsche Kleinbombe hatte mit 100 Gramm Sprengstoff etwa die Kraft einer Granate und eine Splitterwirkung von 20 bis 30 Metern. ...
Gegen 16 Uhr konnte der Sprengsatz durch den Munitionsbergungsdienst entschärft und geborgen werden.
Geborgen ja, entschärft nicht, denn es gab nichts zu entschärfen.
Die Polizei prüft jetzt, ob es sich bei der Tat um versuchten Mord handelt. ...
Das dürfte sich erledigt haben.
Für Claus-Christoph Ziegler steht indes fest: „Das war ein Mordanschlag und hat eindeutig mit der Gemeindearbeit zu tun.“ Er zeigte sich erschüttert — genau wie Axel Falkenberg, der erfahrene Sprecher der Polizeiinspektion Anklam: „Mir ist es eiskalt den Rücken heruntergelaufen. Eine solche kriminelle Energie sprengt meine Vorstellungskraft.“ ...
Meine Vorstellungskraft reicht nicht aus nachzufühlen, was im Gehirn des Polizeisprechers vorging; viel nicht, was auch für die Autoren und den Schlagzeilenschmied zutreffen dürfte.

Die OZ schlägt Schaum der gefährlichen Art, weil das Blatt vortäuscht, auf der Insel Usedom herrsche Mord und Sprengindieluft, so ein bisschen Afghanistan. Ich hoffe, die Touristiker beschweren sich heftig wegen des Mordversuch-Schaumstoffs, der mich an diesen Mist erinnert.

Denn heute steht schrottline zu lesen:
Polizei jagt Bombenleger von Usedom
Jagt? Dass ich nicht lache über so viel Räuber-und-Gendarm-Gedöns. Außerdem ist die Bombe eine Attrappe, macht aber nichts, denn laut OZ wird der Bombenleger gejagt, der ja wohl ein Attrappenleger ist.
Der an der Haupteingangstür am Gutshaus Neuendorf auf der Insel Usedom installierte Sprengkörper hat sich entgegen ersten Befürchtungen als eine nicht scharfe Übungskonstruktion erwiesen, sagte ein Polizeisprecher.
Und damit sich die Geschichte nicht in nichts auflöst, muss natürlich OZ-mäßig spekuliert werden; das haben die Leser verdient:
Der Inhaber der Ferienanlage hatte nach Polizeiangaben erst vor wenigen Tagen Anzeige wegen Betrugverdachts in Zusammenhang mit einem Straßenbauvorhaben gegen mehrere Anwohner erstattet.
Hier die Erklärung für den blödsinnigen OZ-Rummel:
In der Bombe habe sich lediglich „Übungsmasse und ein Übungszünder“ befunden. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Lebensgefahr bestanden.
 Gute Nacht, OZ. Besser konnte das Blatt den eigenen Niedergang nicht beschreiben.

6 Kommentare:

  1. Edward2.8.11

    Was ist denn das fürn Quark?! Das einzig Kritikwürdige sehe ich in der Fehlentscheidung, die (schon gestern dünne) Story als Titelgeschichte zu nehmen (Motto: Skandale um jeden Preis; als wenn man Auflagen erhöhen könnte, wenn man BILD nachmacht, deren Auflage auch sinkt).
    Die beiden jungen Kolleginnen haben doch lediglich Meinungen von Fachleuten zuammengetragen, eben berichtet. Wie es Journalisten eben tun. Aber das hast du offensichtlich schon vergessen. Durch die journalistische Form "Bericht" können (und müssen) sich die Leser ein eigenes Bild über Munitionsbergungsdienst und Polizeisprecher machen. Für mich ist der eigentliche Skandal die Fehleinschätzung durch den Munitionsbergungsdienst. Als wenn man eine rostige Bombe einfach so transportieren würde.
    Und die Spekulation über den "politischen Hintergrund", die du den Kolleginnen ankreidest, war eine Spekulation vom Gutshaus-Besitzer, die nur widergegeben wurde.
    Es bleibt dabei,: weil du zuviel Schaum vorm Mund hast, wenn du die Kollegen persönlich angehst, schießt du deutlich am Ziel vorbei. Das hast du einfach nicht nötig.

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  2. Was ich bemerkt habe, steht im Eintrag. Davon ist nichts zurückzunehmen.

    Seit Heiligendamm warne ich vor den Märchen des Pressesprechers. Wer aber skepsisfrei abfragt und Märchen von einem notorischen Übertreiber zu hören bekommt, kann auch nur Märchen verkaufen.
    Schaumschlägerei um jeden Preis, auch um den der Blamage.

    Solch ein sog. Bericht ist nichts als eine Blamage für die OZ, für den Muni-Bergungsdienst und für den Polizeisprecher. Dafür müssten sich alle Beteiligten schämen.

    Die Leser konnten sich aus der 1. Geschichte ein Bild machen, ein solches, als wenn sie etwas von den Brüdern Grimm gelesen hätten.

    Die beiden Aufschreiberinnen kenne ich überhaupt nicht. Es ist mir auch egal, wer es geschrieben hat.
    Für mich sind sie auch keine Kolleginnen, da ich schon lange eine andere Tätigkeit ausübe.

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  3. Anonym2.8.11

    Man Edward, lass sein!
    Das merkt ein Blinder, dass Edward nur Sticheln will. Wirds nicht schon selber peinlich?

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  4. Edward2.8.11

    @Anonym
    Peinlich sind solche Kommentare. Jeder mit Grips müsste eigentlich mitkriegen, dass ich nicht stänkern will, sondern lupe mahne, sich zu mäßigen, wenn er Redakteure oder wie in diesem Fall Volontärinnen persönlich angeht. Der Grundaussage, dass sich die OZ mit dieser story blamiert hat, stimme ich ja zu. Aber nicht der Behauptung, dass die Autoren Unsinn geschrieben hätten. Unsinn war das, was der Munitionsbegrungsdienst und in der Folge der Polizeisprecher von sich gegeben haben.

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  5. Anonym2.8.11

    Liebe Journalisten,-

    der eigentliche Skandal ist, dass es zu dieser Aktion kam, scharf oder nicht scharfe Bombe spielt überhaupt keine Rolle. Ich würde mir viel mehr über die Aktion und Ihren Hintergrund Gedanken machen.

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  6. Anonym3.8.11

    Selbst einen Blog einrichten und besser machen, Edward, das wäre glaubwürdig.

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