19. September 2010

Recherchefrei

In MV werden immer mehr Autos gestohlen
... „In allen Bundesländern nahe der polnischen Grenze steigt die Zahl der Fälle“, sagt ADAC-Sicherheitsexperte Hubert Paulus. Das Schweriner Innenministerium will dagegen nicht von einem Anstieg sprechen. Landesweit gingen die Diebstähle seit 2006 sogar zurück, hieß es noch im Juni.
Hier war der Artikel zu Ende. Doch genau hier hätte er fortgesetzt werden müssen, denn einer hat gelogen. Dem Redakteur war egal, dass ADAC und Ministerium einander widersprachen. Der Leser hat das hinzunehmen und dafür auch noch zu bezahlen. Das ist kritischer Hochwertjournalismus nach Art des Hauses, mit dem sich 150000 Abonnenten zufrieden geben.
Mal ganz dumm gefragt: Was haben Sie davon zu wissen, einer sagt es jetzt so und der andere behauptete im Juni das Gegenteil? Was nützt es Ihnen, dafür Geld auszugeben?

Doch das ist nur die eine Seite. Im Kommentar war zu lesen:
Ein weiterer Grund dürfte die Öffnung der Grenzen zu Polen seit 2007 sein. Das Bundeskriminalamt registriert seitdem vermehrte Tätigkeit von Autoknackern — vor allem in Ostdeutschland
Dürfte? Wie wäre es, wenn der Redakteur die Möglichkeit geprüft und daraus eine Gewissheit gemacht hätte? Dann hätte er journalistische Arbeit geleistet.

Natürlich erleichtert der Wegfall der Grenzkontrollen das Stehlen und Verschieben ins Ausland. Um das zu erkennen, brauiche ich keine Zeitung zu  bezahlen. Doch wer vor Öffnung der polnischen Grenze davor warnte, wurde - auch per OZ - zurechtgewiesen. Kafeesatzleser kamen zu Wort, die versuchten, mit Hilfe von Medien, wie der OZ, das Volk zu beruhigen: Die Grenzöffnung hat nur Vorteile; alles wird gut. Ende 2007 war zu lesen:
Seit gestern bewachen die polnischen Grenzbeamten verstärkt die Schengen-Außengrenze im Osten zur Ukraine, zu Russland und Weißrussland. Polen ist auf diese neue Aufgabe gut vorbereitet, sagt Hauptmann Jacek Sonta, der Sprecher der polnischen Grenzwacht ist. ...
Und am 3. Januar 2008, wenige Tage nach Grenzöffnung, hatte eine Nachrichtenagentur nichts anderes zu tun als dies herauszufinden und die OZ nichts anders zu tun als es zu kopieren:
Es habe nach dem 20. Dezember zwar auch Diebstähle mit polnischen Tätern gegeben, die hätten aber nichts mit dem Beitritt Polens zum Schengenabkommen zu tun, erklärten heute Polizeisprecher in Anklam und Pasewalk. „Wir haben eine normale Lage, wie vorher auch“, sagte Axel Falkenberg, Sprecher der Polizeidirektion Anklam. ...
So werden Bürger bildlich in Tiefschlaf versetzt und bezahlen auch noch dafür.

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