21. Juli 2011

Schaum geschlagen

Geschichten gewaltig aufbauschen, ist eine der einfachsten Aufgaben für die OZ. Das geht so:

Für die Usedomer Lokalausgabe wurde eine überlange Geschichte über ein Mädchen aufgeschrieben, das zwei Stunden lang verschwunden war. Für die Landesseite wurde der Text auf ein erträgliches Maß gekürzt:
... In Swinemünde wurde der polnischen Polizei von Urlaubern ein Kind übergeben. Schnell war klar, dass es die vermisste Leonie war. Sie hatte beim Spielen knapp einen Kilometer hinter sich gebracht. ...
Für die Titelseite wurde daraus eine aufgeschäumte Meldung geschmiedet:
Ahlbeck: 7-Jährige läuft am Strand allein bis Polen
Oha, von Ahlbeck bis nach Polen, welche ein Gewaltmarsch, welch übermenschliche Leistung. Wahrscheinlich ist das Mädchen zuletzt wegen Erschöpfung und wundgelaufener Füße gekrochen.
Glückliches Ende einer Suchaktion: Ein siebenjähriges Mädchen aus Thüringen hat sich am Dienstag auf der Insel Usedom nach Polen verirrt und einen Großeinsatz von Rettungskräften und freiwilligen Helfern ausgelöst. Im Ostseebad Ahlbeck war das Urlauberkind aus Bad Langensalza zuletzt badend im Meer gesehen worden und plötzlich verschwunden. Wegen der nahen Grenze zu Polen wurde auch dort die Polizei über das Verschwinden des Mädchens informiert. Zwei Stunden später übergaben Urlauber polnischen Polizisten das Kind. Swinemünde liegt fünf Kilometer südlich von Ahlbeck.
Donnerwetter, doch kein Gewaltmarsch. Doch wer unbedarft die OZ liest, vermeint zu wissen, dass sich das Mädchen fünf Kilometer weit entfernte. Dabei waren es wohl nur 900 Meter.

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