9. April 2011

Die Sache mit dem Fremdfederschmuck

Die OZ hat ja vor einiger Zeit das Täuschen der Leser mittels Spitzmarke mit dem Kürzel OZ als Quellenangebe, auch wenn Agenturmaterial kopiert wurde, ersetzt durch die Täuschung, gar keine Quelle in der Spitzmarke anzugeben. Leser wiesen mich auf neue Fälle hin.

Auf den Blickpunktseiten wurde in zwei Artikeln Material von Agenturmitarbeitern übernommen, von Katrin Schüler und von Birgit Sander. Immerhin hat die OZ die Autorennamen übernommen, verschleierte aber, dass es keine OZ-Redakteure sind.

Dazu schrieb mir ein Leser:

Die drei Zeitungen im Land stehen bei der Berichterstattung über die gestrige Katastrophe (angeblich die größte in der Geschichte unseres Landes, zumindest gemessen an Toten und Verletzten auf einmal) mal wieder ganz schlecht da. Kleiner Unterschied: Der Nordkurier (und analog die SVZ, die denselben Mantel hat) geben es wenigstens zu. Die dortigen anderthalb Seiten zur Katastrophe stammen komplett von dpa und dapd, inklusive aller Bilder. Das steht nämlich dabei. In der OZ ist das anders. Dort steht die DPA nur bei den Bildnachweisen, die Texte sind entweder gar nicht (Titelseite) oder mit Autorennamen gekennzeichnet. ... Auch stimmen ganze Textpassagen mit den Nordkurier-Artikeln überein. ... Sicher weiß ich auch, dass die Unfall-Chronik auf Seite 3 (übrigens journalistisch völlig wertlos), von der dpa stammt, das steht auch nicht dabei. Die OZ folgt also heute wieder ihren beiden Lieblings-Mustern: „Weil wir hier zu Hause sind.“ Und: „Mit dem Leser kann man’s ja machen.“ 
Noch dreister treibt es die OZ mit einem Interview, dass schrottline als Video und in der Textfassung als Eigenleistung der OZ angeboten wird. Obwohl im Video etwa ab 13. Sekunde eingeblendet ist: Dieter Wonka, Leipziger Volkszeitung, (Ich gehe davon aus, dass er als Hauptstadtkorrespondent der LVZ im neuen, chicen Hauptstadtbüro arbeitet.) störte das niemanden in der OZ:
Kauder: „Nichts mehr, wie es war“
Berlin (OZ) - Unions-Fraktionschef Volker Kauder nimmt im ausführlichen Interview Stellung zu wichtigen politischen Fragen.
OSTSEE-ZEITUNG: Einerseits gibt es kein deutsches Steuergeld für eine große schwarz-gelbe Steuerreform, andererseits gibt es Milliarden für den Rettungsschirm. Versteht das vor allem im Inland irgendein Wähler?

Volker Kauder: Da gibt es natürlich schon Fragen und das müssen wir den Menschen erklären. ... Hervorhebungen von mir
Der Hinweisgeber meinte:

die OZ-Online veröffentlicht heute ein wie immer nichts sagendes und verdummendes Interview mit einem der Oberschwafler der CDU, V. Kauder.
Ich habe nicht jedes Wort verglichen, da mir immer die Galle hochkommt, wenn ich diesen Herren sehe oder höre und ich nicht weiß, welche gesundheitlichen Schäden das Lesen seiner Lügen bei mir hervorruft.
So viel zum Wert des Gequakes. 

Hier ist das Interview in der LVZ nachzulesen. Sparen Sie es sich, es ist nach einem ersten Überblick (dem Quark mehr Lebenszeit zu opfern, schaffe ich nicht) wortgleich mit dem in der OZ.

Kein Wunder, dass das Video auch in den Lübecker Nachrichten zu sehen ist.

Kein Wunder ist es, weil alle drei Verlage mehrheitlich zur Madsack-Gruppe gehören, Material untereinander anbieten. Die Leser merken davon nichts, auch nicht von den dadurch möglichen Einsparungen innerhalb der Verlagsgruppe, weil die Leser in der OZ getäuscht werden, indem sich die OZ als Interviewführer ausgab.
Und wenn ich schon einmal dabei bin, noch dies:

Die Themen Reisen und Auto werden für die Ostsee-Zeitung und die anderen Blätter des Konzerns bereits in Hannover bearbeitet.
Und das alles, weil wir hier zu Hause sind. Fragt sich also, wer hier noch zu den Märchenerzählern gehört und deshalb kein Problem hat, Märchen zu verkaufen.

2 Kommentare:

  1. Anonym10.4.11

    Es ist übertrieben, dass Sie der Zeitung vorwerfen, Agenturmaterial zu benutzen. Ich frage mich auch, welchen Mehrwert der Leser davon hat, wenn er erfährt, dass die beiden Autorinnen für die dpa tätig sind. Vielleicht sind sie es gar nicht und haben der Agentur nur als Freie ihre Texte angeboten? Sollte das dann auch da stehen? "Von Sander und Schüler, dpa, eigentlich Freie." Dann wären zumindest alle gnatzigen Besserwisser und Haarspalter befriedigt.

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  2. Ich habe niemandem vorgeworfen, Agenturmaterial zu verwenden, sondern angemerkt, dass Fremdmaterial nicht als solches gekennzeichnet wird. Es ist für Journalisten selbstverständlich, die Quellen zu nennen, was viele Redakteure anderer Zeitungen, jedoch nicht aller, tun. Ob es die Leser interessiert oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

    Die OZ hatte vor der Änderung des Layouts ebenfalls sehr häufig, aber nicht durchgehend, Agenturmaterial gekennzeichnet. Zu vertuschen, woher das Material stammt, bedeutet so zu tun, als seien alle Artikel in der OZ eigene Beiträge. Leser könnten sich und evtl. auch die OZ fragen, warum sie denn so viel Geld fürs Blatt ausgeben müssen, wenn doch so wenig Eigenes und so sehr viel Zugekauftes angeboten wird, das übrigens anderswo zumeist kostenlos nachgelesen werden kann. Sie könnten sich dann fragen, ob es unter solchen Umständen sinnvoll ist, für die OZ Geld auszugeben. Darin besteht übrigens der Mehrwert.

    Und noch etwas: Es ist nunmehr ausgeschlossen zu beforschen, wie denn die Mengenverhältnisse zwischen Agenturmaterial, verbratenen Pressemitteilungen und eigenen Beiträgen ist. Solch eine Studie kann nicht mehr erarbeitet werden:

    Vereinheitlichung statt Vielfalt?
    Eine Studie zum Einfluss von interner Medienkonzentration auf die Berichterstattung

    Herausgefunden wurde, dass etwa die Hälfte aller Beiträge Agenturmaterial war, elf Prozent ohne Angabe erschienen und sechs Prozent der Artikel nicht bestimmbar waren. Nunmehr sind 100 Prozent nicht mehr bestimmbar, es sei denn, die Autorennamen würden mit dem Impressum verglichen.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass genau das vom Verlag erwünscht ist.

    Der Gipfel der Frechheit bleibt, ein von der LVZ übernommenes Interview als eigenes zu kennzeichnen. Das ist Lesertäuschung.

    Das alles hat mit Gnatzigkeit und Besserwisserei nichts zu tun, sondern mit Grundlagen des Journalismus, mit einem Mangel an Ehrlichkeit, der übrigens auch im Umgang mit Berichtigungen ausgeprägt ist.

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