11. Februar 2011

Welche Fakten zu prüfen wären

Wenn die Greifswalder Redaktion Fakten prüft (sie prüft nicht, sie checkt), ist allergrößte Vorsicht geboten:
OZ-Faktencheck: Greifswalder sind nur flüchtig informiert
Umfrage zeigt, was Hansestädter über den Castor und das Zwischenlager wissen.

... Die OZ hat den Faktenchek gemacht und Passanten in der Greifswalder Innenstadt gefragt, was sie über das Zwischenlager und den Transport wissen.

... In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar rollen fünf Behälter mit Plutonium-Uran-Abfällen nach Lubmin. Und wie viel Platz bleibt dann noch im Zwischenlager? „Damit sind dann 20 Prozent belegt“, vermutet Wende. Fakt ist: 74 von 80 Stellplätzen in der Lagerhalle für hochradioaktive Abfälle sind belegt. ...
... aber erst, wenn in die in der kommenden Woche zu liefernden Castoren aufgestellt sind - das ist Fakt.
Nanu, sind also sechs Plätze frei? Seit wann denn das? Hatten nicht Modernisiererin und Umstrukturierer am 22. November behauptet:
... Mit den für Dezember und das Frühjahr 2011 vorgesehenen Castortransporten würde nach Betreiberangaben der Hochsicherheitstrakt seine Aufnahmegrenze erreichen ...
Eine Leserbriefschreiberin wies auf den Rechenfehler hin und wurde von der Modernisiererin lapidar abgefrühstückt:
Ich möchte Sie auf die heutige OZ-Ausgabe hinweisen. Ihre Frage wird umfassend durch die Berichte auf Seite 1 und 9 im Mantelteil der OSTSEE-ZEITUNG beantwortet.
Umfassend wurde nichts beantwortet, sondern es blieb und bleibt umfassend viel offen.
Ich erhielt damals vom Umstrukturierer eine Mail, in der u.a. zu lesen war:
wurde mir zugetragen, dass Sie meiner geschätzten Kollegin vorwerfen, sie könne nicht rechnen. Vielmehr ist es offenbar so, dass Sie von der Zwischenlagerung atomarer Abfälle relativ wenig verstehen. Deshalb sei Ihnen nochmals gesagt, dass das Zwischenlager bei Lubmin ab dem Frühjahr 2011 bereits mit 74 Castoren ausgelastet sein wird, weil die Höchstgrenze der einzulagernden Kernbrennmenge dann erreicht ist.
Doch das ist nur die Sache mit den 80 offiziellen Stellplätzen, die samt und sonders gefüllt werden, egal, was der Umstrukturierer schreibt.

Weiterhin unklar bleibt, was mit den noch nicht angeschlossenen Stellplätzen geschehen soll:
Es ist der Hochsicherheitstrakt 8, der für Ängste in der Bevölkerung sorgt. Denn insgesamt sind in dieser Halle 120 Stellplätze vorhanden, davon aber 40 ohne einen Anschluss an ein Überwachungssystem. 
 
Sind nicht zusätzlich drei Castor-Stellplätze reserviert worden? Kein Wort davon las ich in der OZ, wäre aber einer Faktenprüfung wert gewesen, es sei denn, jemand will seine Rechenkünste vertuschen.

Unklar bleibt, warum solch ein Verkleidungs- und Messtheater veranstaltet wird, wenn Leute wie die Aufsatzschreiber aus der Greifswalder Redaktion die Castorhalle besuchen, wenn doch andererseits jeglicher Staub ungehindert aus der Halle über die Öffnungen in der Hallendecke ins Freie dringen kann. Die beiden Hallenbesucher haben offensichtlich weder sich noch der Öffentlichkeitsarbeiterin der EWN die Frage gestellt, geschweige den beantworten lassen.

Unklar bleibt weiterhin, wie viel Steuergeld die EWN an DONG gezahlt hat, als Ausgleich für eine entgangene Giftschleuder.

Wenn die Redaktion tatsächlich so etwas wie eine Prüfung der Fakten beginnen wollte, sollte sie nicht Leute auf der Straße belästigen lassen, sondern endlich beginnen die Aussagen zu prüfen, die Redakteure von Unternehmern, Behördenvertretern, Politikern und von dazugehörigen Taschenträgern erhalten. Dann würde endlich so etwas wie kritischer Journalismus entstehen.

1 Kommentar:

  1. Anonym14.2.11

    Sie wissen nicht, was sie schreiben!
    Der Beitrag gehört in die Abteilungen Kammscherereien und sinnlose Spaltenfüllerei. Es wurden insgesamt fünf Passanten befragt. Drei sollten Fragen zum Castor-Transport und zum ZLN beantworten. Die anderen beiden Frauen äusserten sich nur zur Teilnahme an der Demo. Von den insgesamt sechs Fragen gehören daher zwei nicht in die Rubrik Faktencheck. Die anderen Befragten beantworteten die Hälfte richtig.

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