Wird Klimakiller im Norden gebunkert?
Der BUND warnt vor der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe prüft Standorte dafür. Für MV kommen laut Greenpeace fast 20 Endlager infrage. ...So wird es gemacht, wenn eine Redaktion keine Ahnung hatte, was passiert und so tut, als habe sie Bescheid gewusst:
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover führt seit längerem Standort-Untersuchungen für die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid durch.Achja? Wie lange ist in diesem Fall seit längerem? Und wieso wussten OZ-Leser bisher nichts davon? Hier die Antwort:
Eine Liste mit 408 geologisch möglichen Standorten hat die Umweltorganisation Greenpeace jetzt öffentlich gemacht.Wann ist jetzt? Es war der 13. Februar, und am 14. Februar konnten Sie es in meinem Blog und überall im Internt kostenlos nachlesen. Heute ist der 19. Februar.
Doch wichtiger ist, dass Greenpeace die Karte mit den Standorten nicht einfach öffentlich gemacht hatte, sondern die Unterlagen erst einmal haben musste:
Greenpeace hat die Herausgabe der Unterlagen erzwungen, was auch die OZ hätte tun können; hat sie aber nicht, weil sie agenturabhängig ist, wie in ungezählten weiteren Angelegenheiten:
Greenpeace hatte bereits im Juni 2010 um Auskunft über CO2-Endlager gebeten. Die BGR verweigerte die Herausgabe der Standortinformationen mit unterschiedlichen Begründungen. Nun musste die Behörde die Daten zwar nach dem Umweltinformationsgesetz herausgeben, wollte aber die Veröffentlichung nach dem Urheberschutzgesetz (§ 53) untersagen. Greenpeace gab daraufhin ein Rechtsgutachten in Auftrag. Es kommt zu dem Ergebnis, dass
Und dann:harte Faktengrundsätzlich nicht dem Urheberrechtsschutz unterliegen und eine Tabelle im Excelformat nicht die schöpferische Tiefe erreicht, um urheberrechtlich schützenswert zu sein.
Eine OZ-Umfrage ergab, dass die von der Bundesanstalt erstellte Liste in Mecklenburg-Vorpommern weitgehend unbekannt ist.Donnerwetter, knallharte Recherche!
Woher sollten die Stdt- und Gemeideverwaltungen das auch herwissen. Allein die Grevesmühlener Zeitung hatte frühzeitig geschaltet, journalistisch reagiert.
Greenpeace erklärt die Heimlichtuerei so, die OZ gar nicht:
Systematisch und hinter dem Rücken der Bevölkerung leiten Politik und Industrie das nächste Endlagerproblem in die Wege: die kommerzielle CO2-Endlagerung. Informationen zu den Standorten werden wie Staatsgeheimnisse gehütet, das wahre Ausmaß der CO2-Verpressung wird verheimlicht ...
Der Widerstand gegen eine Veröffentlichung der potentiellen CO2-Lagerstätten mag handfeste Gründe haben. Bisher kam es an jedem möglichen Standort zu massiven Protesten der Bevölkerung. 2009 war ein erstes CCS-Gesetz am Widerstand von Bürgern in Nordfriesland/Schleswig-Holstein gescheitert. ...Neben den im OZ-Artikel ganz kurz genanten Gründen gegen die CO2-Verpressung gibt es einen weiteren, äußerst wichtigen, den OZ-Leser nicht zu kennen brauchen:
Das Klimagas muss über 10.000 Jahre sicher unter der Erde verwahrt bleiben. ...
Beim Klimaschutzdialog Wirtschaft und Politik Anfang Februar hat selbst die Versicherungsbranche die Risiken für ein Wiederaustreten von CO2 für unkalkulierbar und nicht zu versichern erklärt. Hallo, nicht versicherbar! Wissen Sie nun, wer die Kosten im falle eines Falles zu tragen hätte? Genau, wir alle, denn:
Für Bundesumweltminister Norbert Röttgen ein Dilemma. Er plant nun, mögliche Leckagen aus CO2-Endlagern nicht mehr als Freisetzung von CO2 zu werten sondern so umzudefinieren, dass die Industrie von der privatwirtschaftlichen Haftung befreit wird. Smid: "Diese absurden Gedankenspiele lösen nicht die Probleme, sondern gefährden zukünftige Generationen." ...Davon erfahren OZ-Leser nichts. Stattdessen bejammert die Autorin im Kommentar:
Als Müllhalde sollte uns unser Tourismusland aber zu schade sein.Wer die unabsehbaren Gefahren nicht in den Mittelpunkt stellt, sondern wem nur einfällt, zu viel Atommüll und nun womöglich auch noch das Gift CO2 sei dem Tourismus abträglich, hat auch nicht im Ansatz erkannt, was die Einlagerung über 10000 Jahre bedeuten würde.
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