18. Februar 2011

"Kastensystem der Armen in Deutschland"

Ulrike Hermann, wie so oft mit klaren, für OZ-Leser ungewöhnlichen Gedanken:

Kastensystem der Armen in Deutschland
Arm, ärmer, Langzeitarbeitsloser
Auch in den untersten sozialen Schichten gibt es eine subtile Hierarchie. Die Hartz-IV-Verhandlungen haben mal wieder gezeigt, wie sehr die Politiker dies ausspielen. ...

Anders als die Hartz-IV-Empfänger (gemeint sind Alg 2-Berechtigte) gehören die Leiharbeiter zu den "würdigen" Armen, die Solidarität einfordern dürfen. Die Unterscheidung zwischen "würdigen" und "unwürdigen" Armen stammt aus dem Mittelalter - und prägt bis heute. Unwürdig ist jeder, der angeblich selbst schuld ist an seinem Schicksal. Also die Bettler und Vaganten, wie sie früher genannt wurden; die Langzeitarbeitslosen, wie sie heute heißen. Würdig hingegen sind alle, die trotz Arbeit arm sind oder nicht arbeiten können: Ausgebeutete, Kranke, Mütter - und Kinder. Nicht umsonst hat Charles Dickens die viktorianische Industriegesellschaft Englands angeprangert, indem er "Oliver Twist" schrieb. Arme Kinder sind ein Skandalon.

Darauf haben Regierung und Opposition erneut identisch reagiert: In den Hartz-IV-Verhandlungen wollten beide Seiten den symbolischen Sieg als oberste Kinder-Kümmerer einfahren. Materiell ging es nur um 790 Millionen, aber es wurde gefeilscht, als seien es Milliarden. Wenn das keine Wertschätzung ist.

1 Kommentar:

  1. Anonym19.2.11

    "Kastensysteme der Armen in Deutschland"
    Bald sind Wahlen und wir spüren schon die Umgarnung einzelner Parteien.
    Zeitgeist nahm einen der Grundsteinleger dieses Kastensystem´s unter die Lupe.
    Joschka Fischer, der (auf) rechte Linke
    Fischer:Im Rückblick ist mir auch aufgefallen, wie viel wir mit ROT-GRÜN angepackt und geleistet haben. Darauf bin ich stolz und auch Gerhard Schröder hat allen Grund dazu. Bloß: Als aufrechter Linker darf man ja alles Mögliche sagen, aber auf keinen Fall, ich war erfolgreich.
    (Joschka Fischer im Interview mit der Frankfurter Rundschau v. 16.02.2011)
    Es geht noch weiter und wird zusammengefasst, worauf Fischer und Schröder so alles stolz sein können und das sind:
    - millionenfache Kinderarmut
    - Entwürdigung von Millionen von Menschen
    - 1-Eurojobs als moderne Zwangsarbeit
    - Hartz4-Empfänger als gläserne Menschen
    - Einführung Rente mit 67
    - stark steigende Altersarmut
    - erstmals seit 1945 hat rot-grün Deutschland in einen Krieg geführt, den Kosovo-Krieg
    - damit nicht genug, weiter mit dem Afghanistankrieg und dem Krieg im Irak mit logistischer und geheimdienstlicher Unterstützung
    - Lockerung des Kündigungsschutzgesetzes
    - grossflächige Ausweitung von Leiharbeit und dem Niedriglohnsektor
    - Steuergeschenke für die Reichen und Vermögenden
    - Zulassung von Hedgefonds, die Lockerung der Spekulations- und Börsenregelungen hatten maßgeblich zur weltweiten Wirtschaftskrise beigetragen

    Fischer und Schröder, Grün und rot, können wahrlich stolz auf ihr Projekt sein. In den sieben Jahren von 1998 - 2005 wurde der Grundstein für alle aktuellen sozialen Grausamkeiten, für verfassungswidriges politisches Handeln sowie für eine, heute als normal geltende, deutsche Kriegsbeteiligung gelegt. Leider werden viele Deutsche sehr vergesslich sein. Die Grünen werden weiterhin für viele als die Bio-,Öko-und Solarpartei angesehen werden. Dabei sind sie längst im Establishment angekommen. Und einmal dort angekommen, will man nicht mehr auf die Privilegien verzichten. Die Grünen machen heute so ziemlich alles mit, um Macht, Pöstchen und Kohle zu behalten.
    Fischer ist so links, wie andere alt-68er, die heute beim Springer-Konzern arbeiten. Fischer und die Grünen sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Macht und Geld die eigenen Ideale und Prinzipien korrumpieren und verraten.
    Filmtip: der letzte König von Schottland.
    Mit Fischers neuem Buch werde ich mir indessen nicht mal den Hintern abwischen.

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